Hier die #63
Der heutige Bordellbesucher ist nicht der verdruckst-verschämte Verlierertyp, sondern der mutige Widerständler gegen die öffentliche Indoktrinierung mit dem Bild der unterdrückten Prostituierten [...]
Ich fürchte, dass ich schlampig formuliert habe, sonst wäre dieses Missverständnis nicht entstanden.
Ich bin der Ansicht, dass unter den heutigen Gegebenheiten ein Bordellbesuch eine politische Komponente bekommt. Deswegen muss sich jetzt nicht jeder Freier in den Fußstapfen Che Guevaras wähnen. Den meisten dürfte es doch wohl eher um profanere Dinge (das F-Wort) gehen. Hier von mutigen Widerständlern zu sprechen ist lächerlich.
Aber, und das ist der Grund für meinen vorherigen Beitrag: Wenn es einer kleinen Zeitschrift mit der Auflagenstärke eines besseren Einkaufsmagazins (Emma) gelingt, schlagartig die politische Agenda beider großer "Volks"parteien zu bestimmen, ohne dass darüber eine breite gesellschaftliche Debatte stattgefunden hätte (bzw. das hat sie - damals unter Rot-Grün, nur eben mit anderem Ergebnis), dann ist der Begriff Staatsfeminismus nicht so weit hergeholt und der Bordellbesuch ist damit auch etwas politisches.
Feministin brauche ich auch nicht zu sein, um einen Mann extremst fragwürdig zu finden, der Intimität und Sex, sowie die dies ausübende Frau, als Ware betrachtet, die er bezahlen und dann konsumieren kann wie ein Wiener Schnitzel.
Frauenbild hin, Männerbild her - das wird uns nicht weiterbringen. Die interessantere Frage finde ich, welches Bild von Demokratie wir haben, wenn wir uns die Entscheidung über dieses Thema abnehmen lassen und nur noch Meinungen akzeptiert werden, die der momentan akzeptierten political correctness entsprechen.
Übrigens finde ich, dass die Unterscheidung zwischen Ware und Dienstleistung in diesem Zusammenhang eine feine, aber nicht unwesentliche ist. Prostituierte sind keine Ware, sondern sie bieten eine Dienstleistung an. Der Unterschied ist, dass die Dienstleisterin dies freiwillig tut und auch ablehnen kann, während die Ware nicht entscheiden kann, ob sie gekauft wird, oder nicht. Um es platt auszudrücken: Es ist ein Unterschied, ob ich zum Frisör gehe, oder in den Supermarkt. Prostituierte sind nur dann Ware, wenn es sich um Zwangsprostituierte handelt, ansonsten sind sie Dienstleisterinnen. Wir müssen also nicht Prostitution bekämpfen, sondern die Zwangsprostitution. Hier den Weg über Kriminalisierung der Freier zu gehen, halte ich für den falschen Weg, da es auf den Bürger überträgt, was eigentlich Sache des Staates ist (Aufklärung und Bekämpfung von Kriminalität): Woher soll den ein Freier wissen, ob es sich um eine Zwangsprostituierte handelt, oder eine normale Prostituierte.