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  • #1

Ist es die Pflicht der Kinder, sich um alte Eltern zu kümmern?

Wir hatten kürzlich im Freundeskreise eine heftige Diskussion zu diesem Thema. Für einige (Südländer) ist es selbstverständlich sich im Alter um kranke oder pflegebedürftige Eltern zu kümmern. Sie finden es schrecklich, dass wir in Mitteleuropa unsere Eltern ins Altenheim "abschieben". Aber was ist, wenn man selber Familie hat um die man sich auch kümmern muss, noch dazu einen Vollzeit Job? Wie geht das alles zusammen? Meine Eltern haben schon früh gesagt, dass sie keine Pflege von Kindern wollen, sie möchten dass diese ihr Leben leben. Wir haben einen sehr innigen Kontakt, heute sind meine Eltern noch recht jung und es ist noch kein Thema. Trotzdem haben mich gewisse Aussagen nachdenklich gemacht. So meinte ein Freund m35, dass er von seinen Kindern erwartet, dass sie ihn im Alter pflegen. Das hat mich schockiert. Ich habe gefragt, was er machen würde wenn sein Kind ins Ausland geht um zu studieren und dort bleibt. Er sagte sowas würde er nie akzeptieren. Wie sehr ihr das?
 
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  • #2
Wenn er es nicht akzeptiert, ist es sein Problem. Die Zeit der Leibeigenschaft ist vorbei, und sein Leben in einem anderen Land aufzugeben, nur um in Graudunkeldeutschland Papa zu pflegen - das ist keine Option! Was er akzeptiert oder nicht ist VÖLLIG WUMPE, und wenn er sich so verhält, braucht er sich nicht zu wundern, wenn dann am Ende niemand da ist, der ihn haben will... Bestell ihm das mal von einer 50jährigen! Dann muss er eben zu seinen Kindern ins Ausland ziehen, er kann aber nicht erwarten, dass sie nach seiner Pfeife tanzen. Altersheime finde ich auch schauderhaft, würde aber nie von meinen Kindern Pflege erwarten. Ich würde dann betreutes Wohnen nehmen oder mit ein paar Freunden die Senioren-WG "Renitente RentnerInnen" gründen. :) Bevor ich restlos gebrechlich werde, setze ich mich lieber auf 'ne Parkbank im Winter zum freiwilligen Erfrieren, aber von meinen Kindern möchte ich nicht gepflegt werden, auf keinen Fall! Das Leben wird vorwärts gelebt - und nicht rückwärts. So lange alles gut ist, ist es okay. Ich habe auch nicht vor, gebrechlich zu werden, wenn man es nicht will, dann wird man es auch nicht. Sport und gesunde Ernährung können sehr hilfreich sein, mein Vater ist ü80 und hält sich fit mit Jogging (nimmt an Marathon-Läufen teil) und Muskeltraining. Viele Alte tragen an ihren Gebrechen selbst Verantwortung, niemand muss stark übergewichtig sein, niemand muß faul und träge bleiben...!
 
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  • #3
Ja, es wäre für mich normal und natürlich, mich um meine Eltern zu kümmern, für sie zu sorgen, wenn sie das brauchen. Das ist Wesen und Inhalt von Familie!

Hier ist durchaus auch die Familie meines Mannes mit einbezogen.

Es ist in der Tat grausam, alte Menschen abzuschieben unter lauter andere alte Menschen, mit Krankheit und Tod um sich herum. Das muss ja jedem den Lebensmut nehmen.

Ich schließe mich Deinem 'Freund' (ich nehme an, es ist Dein Partner) an, was für eine gefühlskalte Gesellschaft wäre das, in der es ausnahmslos so gehandhabt wäre.
 
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  • #4
Wie so oft liegt die Wahrheit in der Mitte.

Meine Meinung ist, dass viele junge Erwachsene im Bezug auf Unterstützung der Eltern im Alter zu egoistisch sind. Wie viele alte Leute sitzen im Altenheim und es kommt NIE jemand vorbei? Das ist schon ganz schön.

Eine Vollzeitpflege darf aber auch nicht unterschätzt werden. Wer kann das leisten, das eigene Leben steht hier völlig hinten an, und das macht auf Dauer krank.

Ideal wäre es, wenn es z.B. mehrere Geschwister gibt, von denen jeder Mal was übernimmt oder sich anderweitig unterestützen. Ich kenne jemand, da übernimmt die eine Schwester die Pflege und die andere bezahlt ihr eine Haushaltshilfe und kommt außerdem einmal die Woche und die andere hat sozusagen frei.

Oder man nimmt eine Tagespflege in Anspruch, oder nimmt die Eltern am Wochenende zu sich oder wenn das alles nicht geht sollte man sie wenigstens oft besuchen.

Es kommt natürlich immer darauf an, welche eigenen Verpflichtungen man gerade hat. Dies darf aber niemals vorgeschoben werden, es sind schließlich die Eltern, die auch einst auf vieles verzichtet haben.
 
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  • #5
Und was würde dein Freund dann machen, wenn es tatsächlich so käme und seine Kinder im Ausland wären oder sich nicht bereit finden würden, ihren Vollzeitjob an den Nagel zu hängen etc., um ihren alten Vater zu pflegen? Erschießt oder enterbt er sie dann?! Kinder sind nicht Eigentum ihrer Eltern. Auf derartige Erwartungen meiner Eltern würde ich höchst allergisch reagieren. Ich würde mich nach Leibeskräften bemühen, meine Eltern im Alter zu unterstützen, wo ich nur kann. Aber mein eigenes Leben quasi aufgeben, um sie zu pflegen? Keinesfalls! Das würde wohl auch kaum das Eltern-Kind-Verhältnis verbessern...
 
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  • #6
So etwas kann man nicht erwarten ! Es ist dreist und fordernd. Was ist wenn die Kinder auswandern ? Ich lebe 1000 km von meiner Mutter entfernt, mit meinem Vater habe ich keinen Kontakt. Ich würde sie nicht pflegen und könnte es nicht, da ich berufstätig bin.

Ich würde ihr aber auf andere Weise helfen in einer Notlage, Organisieren von Pflegedienst, regelmäßigen Besuchen, sich darum kümmern ob alles in Ordnung ist etc.

Glücklicherweise ist meine Mutter nicht so ein egoistischer Mensch, sie lebt ihr Leben, sie reist viel und genießt ihr Leben in der Rente, sie soll lieber das Leben noch genießen als mir etwas vererben. Es wäre mir das Allerwichtigste, wenn ich später einmal sagen kann, sie hat ihr Leben genossen. Nur würde ich mein Leben nicht aufgeben für sie und sie ist auch dieser Meinung, dass man so etwas nicht verlangen kann.

w,40
 
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  • #7
Es kommt auf die Umstände an. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern und hatte eine fantastische Kindheit/Jugend - kurz: Meinen Eltern viel zu verdanken.
Ideal wäre es, wenn ich mich bei Bedarf um sie kümmern könnte. Geht aber nicht, da ich im Ausland arbeite und lebe. Werde aber - falls der Fall eintritt - Pflegerinnen organisieren und meine Eltern, sooft es geht, besuchen. Sie leben in einem großen Haus, sodass die Pflegerinnen dort wohnen könnten. Das wäre für mich die beste Option.
Oft werden Eltern in ein Pflegeheim "abgeschoben", weil das z. B. Verhältnis zu den Eltern schlecht ist. Das ist natürlich auch irgendwie verständlich.
Eine "Pflicht", sich um die Eltern zu kümmern, gibt es natürlich nicht. Muss jeder für sich selbst entscheiden. Vom Arbeitgeber kann man sich wegen Pflege Angehöriger freistellen lassen.
 
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  • #8
Natürlich müssen sich Kinder um ihre Eltern kümmern, das ist das natürlichste der Welt. Das heißt gedoch keineswegs, dass sie ihren Lebensweg deshalb aufgeben müssen und sich den Wünschen der Eltern fügen müssen. Sich kümmern kann auch sein, ein gutes Heim zu finden und oft zu Besuch zu kommen, den Schriftkram erledigen, eine Haushaltshilfe finden usw. Die Kinder sind in erster Linie für ihre Kinder zuständig, an die geben sie weiter, was sie von ihren Eltern bekommen haben. Wenn die eigenen Eltern nicht mehr in der Lage sind, sich um sich selbst zu kümmern, ist es jedoch Aufgabe der Kinder, Maßnahmen zu ergreifen. Wenn ein Elterteil völlig renitent ist, kann das auch heißen, dass die Kinder ein Amt einschalten, mit der Bitte, einen Pfleger zu bestellen usw. Auch das ist Kümmern, selbst wenn die Eltern das ganz anders sehen.

Die Idee eines 35-Jährigen, seine Kinder seien persönlich für seine Pflege zuständig, ist absurd. Der ist wohl auf dem Ego-Tripp und setzt sein persönliches Wohl über das der Kinder....das macht kein guter Vater.

Selbst bin ich in einem 3-Generationen-Haushalt aufgewachsen und habe das Sterben meiner Mutter und Großmutter (daheim) begleitet. Ich hätte mir nie vorstellen können eine von beiden in ein Heim zu geben. Dagegen hätte ich meinen Schwiegervater never ever in die gemeinsame Wohnung nehmen wollen - der Mann war aggressiv, besserwisserisch und provokativ - das habe ich meinem Mann vor der Eheschließung gesagt.... Selbst habe ich 3 Kinder, von denen ich erwarte, dass sie sich kümmern, wenn ich nicht mehr kann, d.h. wie oben beschrieben, geeignete Hilfe organisieren. Ich käme nie auf die Idee, dass sie ihr Leben meinetwegen aufgeben..... es würde mich glücklich machen, wenn ich nahe bei ihnen alt werden könnte und irgendwie teilhaben kann, jedoch das zu erwarten, darauf hin zu arbeiten oder sie gar moralisch unter Druck zu setzen fällt mir im Traum nicht ein.

w
 
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  • #9
Eine grausige Vorstellung, sich um meine Eltern kümmern zu müssen. Das Gute ist, ich muss es nicht, ich sehe da keine Verpflichtung als Tochter, auch keine moralische. Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. Es gibt Einrichtungen für Alte und Gebrechliche, manche sind gut, manche sind schlechter.
Ich lebe mein Leben, bin in einer glücklichen Partnerschaft, habe kaum Kontakt zu meinen Eltern, sie haben mir wenig bis gar keine Liebe gegeben, es gab nur Kritik, Druck, Drohungen, Vorwürfe, auch Schläge, nichts war gut, was ich gemacht habe, sogar mein Aussehen wurde und wird bemängelt. Alles in Allem eine missratene, keine besonders attraktive Tochter - wen wundert's dann dass ich unverheiratet und kinderlos bin und das trotz der guten Gene. Ich bin eine echte Enttäuschung meiner Eltern, bis heute. Sie haben mich bis ins Erwachsenenalter zu einem schlechten Menschen gemacht. Ich habe nie ein Selbstwertgefühl entwickeln können. Erst vor einigen Jahren habe ich erkannt (auch mit Hilfe meines Partners), dass mir das nur eingeredet wurde. Ich bin ein liebenswerter Mensch - trotz der Meinung meiner Eltern.
Also wozu sollte ich mir heute Gedanken über sie machen. Ich bin nicht verbittert,es hat mich sogar stark gemacht und ich weiß die bedingungslose Liebe meines Lebensgefährten erst zu schätzen. Ich akzeptiere meine Eltern so wie sie sind und schaue nach vorne. Aber sie müssen mit der Konsequenz leben, dass ich nichts für sie empfinde, nicht mal Hass. Wenn meine Eltern heute sterben würden, es wäre mit egal. Für das Thema Elternpflege habe ich somit nur ein müdes Lächeln übrig.

Eines habe ich aber gelernt und danach lebe ich: Was man sät, das erntet man.
 
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  • #10
Niemand ist verpflichtet, seine Eltern zu pflegen, schon garnicht, wenn die Eltern sich nicht adäquat um die Kinder gekümmert haben. Aber auch wenn das Verhältnis gut ist, Pflege kann die Intimsphäre von Eltern und Kindern verletzen. Dafür gibt es Profis, die professionelle Distanz und nach der Arbeit Feierabend haben. Meinem Vater geht es aufgrund von Eigeninitiative (Sport, gesunde Ernährung....) gesundheitlich mit 87 Jahren noch gut, aber bestimmte Hilfen braucht er: Putzhilfe, Maniküre, Pediküre, mehrmals in der Woche außerhalb frühstücken, im Krankheitsfall ein Pflegedienst.
Wenn ich komme (wohne 400 km entfernt und bin Vollzeit in Führungsposition tätig), dann haben wir nur Quality Time, reden, spazieren gehen, zusammen einfach nur im Garten sitzen und ihm Gesellschaft leisten. In seinem Alter gibt es keine Freunde mehr. Wenn er allein nicht mehr Leben kann, für den Fall hat er sich bereits eine Senioreneinrichtung ausgesucht, in die er einmal in der Woche zum offenen Frühstück geht. Er ist nicht der Typ für ein Leben in einer reglementierenden Einrichtung und ich hoffe, das es für ihn nicht dazu kommt.
Ich kann ihn in meiner Lebenssituation nicht pflegen und werde das nicht tun, würde ja selber zum Sozialfall werden. Wenn ich dann in 10 Jahren selber in den Ruhestand gehe, sorry, aber dann will ich nach über 40 Berufsjahren auch mal leben, wie ich mir das vorstelle und nicht Pflegekraft sein.
 
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  • #11
Kein Mensch kann vorhersagen, ob er im Alter gebrechlich wird oder nicht und nicht jeder ist Schuld daran, wenn er krank wird.Schlaganfälle kann man nicht völlig vorbeugen, Herzinfakte auch nicht. Es gibt Krankheiten, daran kann der Mensch nichts und nicht jeder 80jährige ist fit und läuft den Marathon! Eine Beleidigung für jeden alten kranken Menschen, der nicht Schuld an seiner Gebrechlichkeit ist, weil er sich vollgefressen hat! Unglaublich!

Es hängt davon ab. Ich bin selbst Ausländerin und ja, bei uns schiebt man die Eltern nicht ab. Bei uns sagt man: In jungen Jahren kümmern sich die Eltern um die Kinder, im Alter kümmern sich die Kinder um die Eltern. Wenn die Eltern z. B. 4 Kinder haben, dann sehe ich das schon so, dass die Kinder sich die Pflege aufteilen können. Ein Einzelkind kann z. B. 2 gebrechliche Eltern nicht aufnehmen und auch dann nicht, wenn es volltags arbeitet und selber eine Familie hat. Wenn die Wohnung groß genug ist und die Eltern noch einigermaßen fit sind können sie auch bei den Kindern im Haushalt leben, der sogenannte Generationenhaushalt. Warum nicht?

Es wäre eine unzumutbare Zumutung, würden die Eltern erwarten, dass das Kind alles alleine stemmt. Keine Eltern, die ihre Kinder lieben, würden erwarten, dass das Kind seinen Job aufgibt, seine Ehe, sein Leben, nur für ihre Eltern zu leben. Auch die Kinder habenein Leben! Es hängt immer von den jeweiligen Umständen ab. Ist man Einzelkind oder gibt es mehrere Geschwister, auf die sich die Last gleichermaßen verteilen lässt, ist die Wohnung groß genug, damit Mutter oder Vater ein eigenes Zimmer haben, sind die Eltern sehr gebrechlich oder nur alt aber selbstständig? Von diesen Punkten hängt es ab, wie weiter verfahren wird. Pauschal zu sagen, nein, das geht nicht, es hängt von vielen Faktoren ab!

Es ist auch eine Mentalitätsfrage. Die Bindungen zwischen Eltern und Kindern sind bei Ausländern deutlich intensiver als bei Deutschen. Ich pflege meine Eltern so gut ich kann aber ich würde selbst niemals mein eigenes Leben aufgeben und meine Eltern würden das auch nicht wollen.
Gute Eltern sehen auch ein, dass z. B. nur das einige Kind nicht allese handeln kann.
Einsichtige Eltern würden niemals zulassen, dass sie das Leben ihres Kindes zerstören, was wären das dann für Eltern???

w
 
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  • #12
Der familiäre Zusammenhalt ist südlich von Deutschland einfach größer, Großfamilien häufiger. Hier gilt es als vorbildlich, mit 18 möglichst weit weg von zu Hause zu wohnen. Das schlägt natürlich später zurück.
 
  • #13
Ich hätte meine Oma gern zu mir genommen, als sie sich ins betreute Wohnen einmietete. Aber sie zog es vor, in ihrer Geburtsstadt zu bleiben, und unser Kontakt, der immer sehr gut war, bezog sich weiter in erster Linie auf´s Telefonieren. Das dafür jeweils ganz lang :)
Die Eingebundenheit in die vertraute Umgebung, und das kann eben auch die Stadt meinen, wird bei dieser Diskussion oft vergessen. Die Jüngeren leben nicht mehr unbedingt dort, wo sie aufgewachsen sind.

Völlig unverständlich ist mir die Ansage des m35 aus der Fragestellung, dass er seinen Kindern nicht zugestehen würde, nach dem Studium dort Fuß zu fassen, wo es für sie am günstigsten wäre. Nicht nur der Arbeitsmarkt, sondern auch das individuelle Recht, sich zu verwirklichen, führen oft zu einer räumlichen Trennung. Seine Einstellung empfinde ich als Egoismus pur. Welch massive, lebenslange Beschränkung für seine Kinder!

Wer Hilfe braucht, darf nicht noch die Randbedingungen diktieren. Zum Glück gibt es in unserer hiesigen Gesellschaft andere Traditionen, solche Lebens- Diktate wirken exotisch.
 
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  • #14
Liebe(r) FS

nach dem SGB hält sich das Sozialamt aber zunächst an die leiblichen Angehörigen um den Griff in die staatliche Kassen zu begrenzen. Also stell dich lieber mal darauf ein, dass du mit eventuell vorhandenen Geschwistern für deine Eltern zahlen und sorgen musst.

Ich finde das auch ganz okay, schliesslich haben sich deine Eltern ja um dich gekümmert als du die Windeln tragen musstest, oder ? Ich sehe den rasanten Ausbau von Pflegeheimen kritisch, denn zuerst sollte die Familienlösung kommen, in die natürlich auch die Männer einbezogen werden müssen. Es sind ja auch ihre Eltern. Keiner kann von einer Ehefrau per Gesetz verlangen dass sie sich zugleich um seine und ihre Eltern kümmert und dabei auf ihren Job und ihre Altersvorsorge verzichtet. Leider dreht der demographische Wandel in Deutschland die emanzipatorische Gleichstellung der Frau in Beruf und Gesellschaft ein Stück zurück weil die meisten Männer diese Art Selbstaufopferung doch gern den Frauen zuschieben.

Das Argument dass man sich um die eigene Kleinfamilie kümmern muss und so keine Zeit mehr habe sich um die Belange der alten verwirrten Eltern zu sorgen höre ich derzeit von drei Brüdern. Es ist nichts als eine faule Ausrede. Sobald der Erbfall eintritt sind sie alle da.
 
  • #15
Ich finde das auch ganz okay, schliesslich haben sich deine Eltern ja um dich gekümmert als du die Windeln tragen musstest, oder ? Ich sehe den rasanten Ausbau von Pflegeheimen kritisch, denn zuerst sollte die Familienlösung kommen, in die natürlich auch die Männer einbezogen werden müssen.

Die Überlegung von dir finde ich ja ganz gut. Keine Frage, aber leider ist es manchmal nicht möglich einer Arbeit nachzugehen und seine Eltern zu pflegen. Es kommt auf die Pflege an.
Wenn meine Eltern z.B. Alzheimer hätten, hätte ich bei der Arbeit keine ruhige Minute, wenn ich weiß sie wären bei mir zu Hause. Da könnte alles mögliche Passieren. Sie vergessen zu trinken, essen, den Herd auszuschalten, Haus brennt ab, oder sie gehen spazieren, im Winter ohne Mantel, weil sie den vergessen haben und finden nicht mehr nach Hause. In so einem Fall ist die Pflege ein 24h Job, den kann man nicht neben einem regulärem Job machen. Das muss man sich auch leisten können. Ein Pflegeheim ist auch nicht kostenlos oder gar billig, aber manchmal eine gute Lösung.

Es gibt auch ältere Leute, die ganz gerne in ein Pflegeheim gehen, denn da treffen sie automatisch Leute in ihrem Alter, und den selben Gebrechen. Diese müssen sie nicht lange erklären, oder auf Verständnis hoffen. Da weiß man von sich selber, dass nur weil der andere nickt, heißt das noch lange nicht, dass der mich auch gehört hat.
 
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  • #16
Als Pflicht empfinde ich es nicht, habe mich aber trotz stressigen Berufs täglich mehrmals um meine alten Eltern gekümmert und gelegentlich Hilfe besorgt. Es hat mir selbst auch gut getan. Wer das nicht schafft, ist deshalb kein schlechter Mensch. Es ist ohnehin schöner, in reiferem Alter einen Partner oder eine Partnerin zu haben und füreinander da zu sein. Mies finde ich nur die Kinder, die den neuen Partner oder die neue Partnerin "wegbeißen", weil sie Angst um einen Teil ihres Erbes haben und dann den Vater oder die Mutter ihrem Schicksal überlassen - schon öfter aus der Ferne beobachtet.
 
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  • #17
Eine ganz schwere Frage. Ich stehe vor dem Problem, dass meine Mutter fast pflegebedürftig ist und 200 km entfernt wohnt. Ich habe 2 Kinder und einen Mann, einen Job und ein Haus hier.
Die Mutter will nicht aus ihrem Haus ausziehen, weil da der Rest der Verwandtschaft wohnt. Ein Umzug unsererseits ist durch Schule/ Freundschaften der Kinder und Job kaum möglich.
Bin ich jetzt herzlos, weil ich das nicht tue? Soll ich für die Pflege meiner Mutter eine ganze Familie bestrafen?
 
  • #18
Es ist gar nicht möglich, die alten Eltern in ein Heim "abzuschieben".

Sie entscheiden selbst, wo sie ihren Lebensabend verbringen! Kein Heim nimmt einen alten Menschen ohne dessen Einwilligung auf.

Nun zur Frage:
Selbstverständlich müssen sich die Kinder um ihre alten Eltern "kümmern"! Benötigen sie anfangs ab und zu Hilfe, wird sie ihnen hoffentlich auch angeboten:

- Behördengänge, Finanzielles, einkaufen, Arztbesuche, usw.


So lange sich diese Hilfe im Rahmen hält, ist diese von den Kindern auch neben der Berufstätigkeit zu schaffen. Benötigt der alte Mensch jedoch Rundumpflege, bezieht sich das "Kümmern" auf die Organisation professioneller Hilfe. Irgendwann schafft Keiner allein, was an Arbeit auf einen Zukommt:

- Füttern, Körperpflege, zur Toilette bringen oder evtl. Windeln wechseln, kleine Spaziergänge machen, usw.

Dafür haben die Wenigsten Laien die seelische und körperliche Kraft - und auch nicht die Zeit, wenn sie berufstätig sind. Je nach Pflegestufe können Vater oder Mutter sehr lange in ihrem eigenen Zuhause bleiben, wenn für diese Dinge ein Pflegedienst beauftragt wird.
 
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  • #19
Da ich Südländerin bin gibt es bei keine Diskussion, ob die Eltern gepflegt werden oder nicht. Es ist eine moralische Plicht.

Ich habe meine Eltern fast 10 Jahre gepflegt, beide hatten einen Schlaganfall (der nicht durch Überfressen zustandegekommen ist, wie Gast 1 so schön bemerkte). Beide halbseitig gelähmt und brauchten Hilfe bei den kleinsten Dingen des Lebens. Mein Partner und ich haben sie in unser Haus genommen, haben uns eingeschränkt, um ihnen einen schönen Lebensabend zu bereiten.

Ich bin mit vielen Generationen aufgewachsen. Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten und mittendrin selbstverständlich die Kinder der Familie. Bei uns wurde/wird Familienleben groß geschrieben.

Schade, daß es in Deutschland nicht so ist. Wie viele alte Leute sitzen abgeschoben in Heimen, weil den Kindern der eigene A... näher ist, als alles andere. Sie keine Lust haben ihre Eltern zu pflegen, fadenscheinige Ausreden, daß sie keine Zeit und eigene Familie haben. Ich finde ganz furchtbar.

Ich bin mir auch 100% sicher, daß sich meine Kinder mit den anderen Familienmitgliedern um uns kümmern werden, wenn wir einmal auf Hilfe angewiesen sind. Wir haben es ihnen vorgelebt. Zur Zeit sind meine Schwiegereltern teilweise auf Hilfe angewiesen und auch das machen wir gern.

Ich stecke gern mal zurück, meine Eltern haben das für mich auch gemacht und einen Teil der Liebe kann ich so wieder zurückgeben.

Ich persönlich würde mich in Grund und Boden schämen, wenn ich meine Eltern nicht gepflegt hätte.
 
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  • #20
Ich habe es getan, ca. 11 Jahre lang, habe mich nach dem plötzlichen Tod meines Vaters um meine schon immer kranke und dann zunehmend pflegebedürftige Mutter gekümmert. Von früh bis spät. Später sogar mit Nachtglocke, wenn nachts was vorgefallen war. Einkäufe erledigt, Essen vorbereitet, Toilettenstuhl entleert, ggf. auch das ganze Bett saubergemacht, Wäsche gewaschen, Haushalt geführt, ca. 15 Tabletten täglich vorbereitet, Arzt- Facharzt- u. Kliniktermine koordiniert und begleitet, Medikamente rechtzeitig aus der Apotheke bzw. Rezept vom Arzt besorgt, Hilfsmittel besorgt, zeitweise Rollstuhl geschoben, beim Anziehen u. Ausziehen geholfen, ...

Ich wünsche es keinem und könnte es auch keinem raten das zu tun. Muss jeder mit sich selbst ausmachen. Im Nachhinein kann man es nicht glauben, wie das überhaupt gegangen ist, neben einer fordernden Vollzeitberufstätigkeit.

Eine Partnersuche habe ich während dieser Zeit sowieso ausgeschlossen, das hätte ich keiner Frau antun könnnen und in dieser Situation hätte mich ja auch keine genommen. Tja, und jetzt will mich wahrscheinlich auch keine mehr ...

m/Ü40
 
  • #21
Und wiedereinmal eine Frage wo mich allein das Stellen der selbigen an der Menschheit/ an unserer Gesellschaft zweifeln und die meisten Antworten darauf schlicht verzweifeln lässt.
Was zur Hölle ist das denn für ne Frage? Natürlich pflege ich meine Eltern wenn sie es brauchen. Wie viele Jahre haben die mich umsorgt, großgezogen? Das ist doch wohl das absolute Minimum was ich tun kann. Und nein, das hat nichts mit Südländer oder nicht zu tun, sondern wie schon in manch anderem Thread hier in den letzten Tagen ob man auch nur einen Funken Anstand im Leibe hat oder nicht.
Als nächstes kommt hier noch die Frage "Meine Tochter (16) ist jetzt schon dreimal von zu Hause ausgerissen und ruft mich vom anderen Ende Deutschlands aus an, dass sie nach Hause will. Soll ich sie abholen?"
Schöne neue Welt, die solche Bürger trägt.
 
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  • #22
Liebe FS

dann besichtige doch mal die Heime in die du deine Eltern später stecken wirst. Vielleicht schläfst du da mal ein paar Nächte. Zur Probe wie es so ist. Berichte dann dem Forum ob du da freiwillig hin gehen würdest wenn du noch andere Optionen hättest.
 
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  • #23
Wozu sind Kinder denn sonst da? Damit man später alleine im Altersheim sitzt?
Da kann man sich ja lieber ein Haustier anschaffen, bevor man sich den Stress mit Kindern 15 Jahre lang antut. Wer seine Kinder immer gut behandelt hat, kann wohl erwarten, dass die sich später um die Eltern kümmern. Anders sieht es natürlich bei "Rabeneltern" aus.
 
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  • #24
Meine Eltern haben mich sehr schlecht behandelt und mich nie unterstützt. Anfang 20 habe ich den Kontakt abgebrochen. Das ist über 20 Jahre her.

Für mich wäre es der größte Horror, auf einmal ein Schreiben von einem Pflegeheim oder einer Behörde im Briefkasten zu haben, dass ich für sie zahlen soll.

Ich gebe gerne und bin hilfsbereit, aber Eltern sollten das ernten, was sie gesäht haben.

m
 
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  • #25
"Ich finde das auch ganz okay, schliesslich haben sich deine Eltern ja um dich gekümmert als du die Windeln tragen musstest, oder ?"

Das ist ein Denkfehler - das Kind hat sich seine Existenz nicht ausgesucht, wer Kinder in die Welt setzt, muss sich auch darum kümmern, das ist eigentlich Naturgesetz und eine Selbstverständlichkeit, dass man sich um das Kind kümmert, welches Windeln trägt - man hat es ja schließlich auch gezeugt und bekommen!
 
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  • #26
Ja, richtig, die Kinder haben es sich nicht ausgesucht, auf die Welt zu kommen ABER wer ein Gewissen hat und nur einen Funken Anstand, vorausgesetzt, die Eltern waren immer für sie da, wird seine Eltern nicht ins Heim abschieben, außer wenn es gar nicht mehr geht. Kindererziehung ist keine einfache Sache, kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen. Auch Eltern können ihr Kind ins Heim "abschieben", wenn es ihnen "lästig" wird, es geht, doch wenn sich die Eltern durchbeißen und gute Eltern waren, gehört es sich meiner Meinung nach ohne viel Grübelei, dass die Kinder auch in der Not für die Eltern da sind, so wie sie es lange Zeit auch waren, weit über die 20 Jahre hinaus!

w
 
  • #27
Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie Eltern ihren Kindern auch nur zumuten können, für viele Jahre ihr eigenes Leben hinten anzustellen.

Ich selbst habe jetzt schon meinen Kindern verboten, dass sie wegen meiner späteren Pflegebedürftigkeit jemals auf ihren Beruf verzichten, oder gar wegen mir ihr eigenes Familienleben vernachlässigen.
 
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  • #28

Wozu Kinder da sind???
Die Frage ist doch wohl nicht ernst gemeint!
Auf jeden Fall zuallererst, um ein zufriedenes Leben zu führen. Dies ist die Aufgabe der Eltern. Wer Kinder kriegt, damit sie im Alter für einen sorgen, der lebt noch in einer Zeit, bevor es Sozialsysteme gab.
Was natürlich nicht bedeutet, dass Kinder diese Aufgabe, sofern sie die Möglichkeit dazu haben, nicht übernehmen sollten.
 
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  • #29
Schöne, neue Welt, in der die Pflege von Babys so schnell wie möglich ausgesourct wird, diese werden das natürlich umgekehrt mit ihren Eltern genauso halten, wenn diese mal Unterstützung brauchen.

So haben wir alle nichts mehr mit familiären Verpflichtungen am Hut und können uns voll und ganz der Arbeit widmen.

Bleibt eigebtlich nur noch der überflüssige Zeitfresser Partner, wieso schen hier so viele einen? Kostet doch auch nur Zeit und Geld und hält von der Arbeit ab!
 
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  • #30
"Ich finde das auch ganz okay, schliesslich haben sich deine Eltern ja um dich gekümmert als du die Windeln tragen musstest, oder ?"

Das ist ein Denkfehler - das Kind hat sich seine Existenz nicht ausgesucht, wer Kinder in die Welt setzt, muss sich auch darum kümmern, das ist eigentlich Naturgesetz und eine Selbstverständlichkeit, dass man sich um das Kind kümmert, welches Windeln trägt - man hat es ja schließlich auch gezeugt und bekommen!
Das ist auch ein Denkfehler, denn die Kinder werden sich ja wohl nicht beschweren wollen, auf der Welt zu sein. Wenn es gute Eltern sind, hat man sich um sie zu kümmern.
Und mir soll keiner erzählen, er habe Kinder aus reiner Selbstlosigkeit. Natürlich verspricht man sich davon irgendetwas und sei es eben, dass man im Alter nicht allein ist.
 
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