Lieber FS, hier ist nochmal die #4:
Deine Idee des Zurückziehens im Bezug auf Sex finde ich prinzipiell einen gangbaren Weg, der auch Deine Partnerin entlasten könnte. Du beschreibst sehr gut, dass sie sich "selbst Druck macht", weil sie ja Deine Bedürfnisse kennt und das Gefühl hat, Dir etwas vorzuenthalten.
Das kenne ich sehr gut von mir selbst. Natürlich hat man als der/diejenige, der weniger häufig Sex möchte, das ungute Gefühl, dem geliebten Partner etwas Schlechtes zu tun, etwas zu "verweigern", das er gerne hätte. Dann denkt man "ich müsste mal wieder... " oder "jetzt durfte er schon so lange nicht, er tut mir leid..." und unter diesem Druck wird das eigene Verlangen dann eher noch geringer.
Die Vorstellung, den der wenig Sex möchte durch "sexuelles Aushungern" zu mehr Sex zu bewegen, trifft m.E. nicht zu. So empfinden Menschen mit starkem Sexualtrieb, der durch Aushungern irgendwann übermässig wird. Ich denke nicht, dass das bei Menschen mit eher schwachem Trieb funktioniert. Die Lust auf Sex wächst bei denen nicht durch den zeitlichen Abstand zum letzten Sex , sondern ist von anderen Umständen abhängig.
Ich würde Dir daher eher vorschlagen, das was Du hier geschrieben hast, nämlich Deine Überlegung, aus LIEBE zu ihr Deine Bedürfnisse zurückzustellen, Deiner Partnerin eine riesige psychische Entlastung brächte. Du solltest es ihr auch ganz offen sagen, im Grundton, dass Dir Deine Liebe zu ihr wichtiger ist, als das körperliche Bedürfnis nach Sex. Schränke das aber auf keinen Fall ein nach dem Motto "ich mach das vorübergehend, vielleicht kriegst Du ja dadurch mehr Lust!", denn damit ist der Druck für sie wieder da. Auch wenn Du selbst den Zeitraum, den Du mit wenig Sex durchhalten kannst, vielleicht kennst, würde ich das auf keinen Fall sagen, sondern "unbegrenzte Gültigkeit" postulieren.
Zeitgleich solltest Du aber eines tun: Kuscheln, Kuscheln, Kuscheln, aber ohne irgendwelche Erwartungen auf folgenden Sex. Nimm sie in den Arm, streichle sie ohne sie erregen zu wollen, wirklich ohne jede Erwartungshaltung. Dadurch kann sich ein Grundvertrauen, dass körperliche Berührung nicht automatisch "ich will jetzt Sex" bedeutet, bei ihr aufbauen. Oft geht man als der/diejenige, der wenig Sex will, bereits normaler körperlicher Berührung aus dem Weg, damit der Partner sich keine falschen Hoffnungen macht.
Den Rat von #3, es bei eigener Unlust dem Partner halt mit Hand oder Mund zu besorgen, halte ich nicht für sinnig. Wenn man keine Lust auf Sex hat, heißt das meist nicht nur, man will keinen Geschlechtsverkehr, sondern man will halt gerade überhaupt keinen Sex. In dieser Situation dem anderen einen runterzuholen, damit "die liebe Seele ihre Ruh hat" ist für beide zutiefst kränkend. Das kann man vielleicht ganz selten mal aus grosser Liebe tun, aber nicht als Dauerzustand oder Lösung des Problems unterschiedlicher Häufigkeitswünsche.