Ich glaube aber schon, dass Weihnachten für Kinder überhaupt das Schönste im Jahr sein kann. Sehr gern erinnere ich mich an die Weihnachtszeit aus meiner Kindheit - damals noch mit echter Weihnachtsstimmung.
Ich habe ja schon oft von meiner trost- und freudlosen Kindheit erzählt, darf ich einen typischen Heiligabend schildern ?
Vorab: Irgendwas Adventliches wie Deko oder Tee mit Zimt oder Plätzchenbacken gab es nicht.
An Heiligabend ging mein Vater morgens los und besorgte einen Baum und die Geschenke (einmal war ich dabei und erlebte, wie er bei Wertkauf innerhalb einer halben Stunde alle Geschenke in den Einkaufswagen schaufelte).
Eingepackt wurden die in gebrauchtes Papier und wir waren dabei ! Beim Einpacken !
In allen anderen Jahren habe ich mich sehr gelangweilt und sah immer 'Michel aus Lönneberga' im Fernsehen.
Mein Vater stellte den Baum auf, hängte drei hässliche Kugeln und steckte fünf Kerzen dran und mein Bruder füllte einen Eimer mit Wasser und stellte den bereit.
Wir waren dabei und glotzen fern.
Nix mit Aufregung und Spannung und Vorfreude.
Meine bigotten Eltern schleppten uns in alle drei Gottesdienste, weil er die Orgel spielte und/oder im Chor sang und sie 'und es begab sich aber zu der Zeit, dass...' die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vortrug und später die Kollekte zählte.
Wir waren von 15 bis 20 Uhr in der Kirche, würg.
Dann nach Hause.
Klavier mit Gesang, Mindestanforderung: 3 Lieder.
Bescherung = die Päckchen, die er am Mittag vor unseren Augen eingepackt hatte (und ich einmal sogar bei der Beschaffung zugegen war), auspacken.
Danke sagen, Hand geben.
(Weihnachen war einer der drei Anlässe im Jahr, meinen Vater zu berühren, die anderen waren sein und mein Geburtstag.)
Dann jedes Jahr Fondue, mit Brühe, weil Fett zu viele Kalorien hat.
Fleisch, sauere Gurken, Silberzwiebeln, Baguette, fünf verschiedene Soßen, das war's.
Hat mir nicht geschmeckt und es dauerte mindestens zwei Stunden, die wir durchzuhalten hatten.
Dann gingen wir ins Bett und ich las die Bücher, die ich eben bekommen hatte.
Bis heute ist Weihnachten bei uns ähnlich, nur dass ich mich seit ca. 10 Jahren weigere, mit in die Kirche zu gehen, dass ich koche oder dieses Jahr meine Tochter und dass ich nicht mehr in tiefer Langeweile 'Michel aus Lönneberga' gucke.
Übrigens verbrachten mein Bruder und ich den 25. bei unserer leiblichen Mutter, die mit einem Muslim verheiratet war, weshalb es außer einem Geschenk kein Weihnachten gab.
Und am 26. gingen wir zu meinen Großeltern, die die Gutsherrennummer abzogen, wieder nix mit Emotionen, nur mit gerade Sitzen und gefälligst Zungenbraten Essen ohne zu würgen.
Ich denke, ich konnte erläutern, woher meine Emotionslosigkeit zum Thema Weihnachten rührt.
w 50