Lieben Dank für Eure Antworten.
An Frederika:
Erstmal danke für Deine schonungslose Ehrlichkeit. Es ist mir natürlich wichtig, die aufrichtige Meinung zu diesem Thema herauszubekommen. Deine Antwort hat mich dann aber doch ganz schön, sagen wir es mal vorsichtig, runter gezogen.
Du kannst mir aber schon mal glauben, dass ich nicht gerne mit diesem Status herumlaufe und ich permanent ein schlechtes Gewissen habe. Ich strebe es an, wieder in irgendeiner Form Beschäftigung zu finden. Ich weiß noch nicht, wie. Ich habe nebenbei noch ein jugendliches Kind zuhause, das mich noch fordert.
Es ist nämlich schon so, wie im Beitrag von #6 beschrieben, dass die Rente keine Sozialhilfe sondern ein Anspruch ist, den ich mir erarbeitet habe. Es ist für mich nicht einfach, das einzusehen oder anzunehmen. Ich habe eine seltene, seit Geburt bestehende, Sehbehinderung. Ich sehe permanent Doppelbilder und wenn ich mit einem Auge etwas fixieren will, fängt das andere an zu zittern. Ich kann zwar alles machen und ich habe mir im Laufe meines Lebens, unbewusst, meine Tricks erarbeitet, mit denen ich ganz gut zurecht komme, aber der Sehvorgang ist sehr anstrengend. Ich bin viel schneller müde, nicht so belastbar, brauche mehr Pausen, bekomme schnell mal Kopf- oder Augenschmerzen. Für Arbeiten in der Nähe brauche ich eine Lesebrille. Wenn ich z.B. im Verkauf wäre, müsste ich dauernd die Brille wechseln, weil ich manche Preisschilder oder Kleingedrucktes sonst nicht lesen könnte. Mit einer Gleitsichtbrille komme ich gar nicht klar, weil ich dann immer ein scharfes und ein unscharfes Bild sehe. Ich bin also nicht so belastbar und brauche länger. Das will oder kann sich kein Arbeitgeber leisten.
Ich habe mich bis zu meinem 42. Lebensjahr wie eine Gesunde gegeben und schon alles Mögliche beruflich probiert. Dazwischen gab es immer wieder Zeiten mit Arbeitslosigkeit oder Kindererziehung. Mir war nie klar, wie ich mich gesundheitlich einordnen soll. Ich bekam von meinen Augenärzten keine Unterstützung oder Beratung. Wenn ich von Kindheit an einen Sehbehinderten-Weg gegangen wäre, hätte ich sicher schon lange einen Job, dem ich gewachsen wäre. Aber damals, in den 70ern, hat man das alles noch nicht so eng gesehen.
Ich sehe eigentlich ganz gut und gesund aus, bin schlank und wendig. Man sieht mir mein Handicap nicht an und ich kann mir vorstellen, dass viele neidisch oder wütend sind und sich fragen: Warum ist denn die zuhause?
Als ich heute Mittag diese Seite aufgerufen habe, war ich dann doch erleichtert, dass es Leute gibt, die das Thema ein bisschen entspannter und positiver sehen.
Ganz lieben Dank an die Mutmacher.
Ich war in meiner Erwerbsunfähigkeits-Zeit nicht immer brav zuhause gesessen. Ich war bis vor fünf Jahren ehrenamtlich in der Kirche tätig (Familiengottesdienst und Musik).
Interessen habe ich wirklich sehr viele, die über das Basteln hinausgehen.