Oh, dann hab ich das ganz falsch eingeschätzt.
Eine Fernbeziehung, die ich auch schon hatte, erfordert noch mal ein anderes Vertrauen, finde ich. Jeder kann ja machen, was er will, ohne dass er befürchten muss, entdeckt zu werden. Ich denke, es ist eine Charakterfrage, ob einer dann lügt und die Situation ausnutzt. Ich hab bei meinem Ex gemerkt, wenn was ist. Als es zu Ende ging, war es wie eine unsichtbare Wand zwischen uns. Als hätte man sich gefühlsmäßig schon entfernt und nur noch die Hülle aufrecht erhalten. Ich weiß bis heute nicht genau, ob er sich anderweitig verliebt hatte. Gesucht hat er jedenfalls nicht, er sagte, es gäbe niemanden und er wollte nach kurzer Zeit die Beziehung wiederbeleben.
Ich weiß nicht, ob man alle diese ausweichenden Charaktere wirklich erkennen kann. Ich hatte vor kurzem arbeitsmäßig mit einer Frau zu tun, die ihre Lügen selber immer geglaubt hat. Wenn sie dann vor mir stand, kam das alles mit einer Überzeugung, dass ich ein paar Mal umgefallen bin und ihr wieder geglaubt habe. Was sie allerdings machte, war dauernd ausweichen, wenn es brenzlig wurde. An ihrer Nervosität hab ich dann gemerkt, dass das gerade nicht sein kann.
Ich verstehe, denke ich, was Du meinst mit dem Willen. Wenn man will, sind die Umstände egal und der Partner hält zu einem? Das ist so eine Sache, manche Menschen können das anscheinend nicht. Insofern denke ich, Liebe allein reicht nicht. Es müssen auch die Umstände stimmen.
Lügen sind für mich auch das schlimmste, weil man keine Chance hat. Auch der Erhalt der Idylle, indem man schweigt, obwohl der andere ja schon was spürt, ist schrecklich, denn das bringt einen davon ab, sich selbst zu trauen.
Ich glaube aber, man kann sich da nur auf sein Gefühl verlassen und lernen, wie sich die Menschen so verraten. Ich glaube zwar nicht, dass man dann alle erkennen kann, aber bei der Analyse entdeckt man ja im Nachhinein Anzeichen. Z.B. wenn die Aktivitäten des anderen abnehmen.