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  • #1

Ist Schamgefühl heutzutage "Mangelware"?

Hallo,

mich beschäftigt schon lange eine Sache, wie seht ihr das?

Ich weiss , dass es ein Phänomen unserer heutigen sexualisierten, ach so "freien" Welt ist,
mich stören aber massiv Videos, Filme oder Kunst, in denen ja vornehmlich Frauen zur Schau gestellt werden, sich selber zur Schau stellen und zu Objekten gemacht werden bzw. sich machen.
Aktuell sind das z.B. die Femen, das neue Video von Justin Timberlake (Tunnel Vision) oder Tracy Emin, z.B.
Ich mache allerdings Unterschiede zu schöner alter Aktmalerei oder Fotografie, die einfach natürlich rüberkommt, diese Kunstform finde ich gut, im Gegensatz zu (m.E. dümmlichen) Aktionen von Femen oder Kunstformen, in denen offensichtlich aus nackten Frauenkörpern Profit geschlagen wird).
Mir wird von allen Seiten vorgeworfen, ich sei prüde, was weder meine ehemaligen Partner sagen können, noch haben meine erwachsenen Töchter irgendwelche "Schäden" dieser Art.
Ist es wirklich so unnormal, heutzutage irgendwie peinlich berührt oder auch manchmal wütend zu sein, wenn man bestimmten Intimitäten in der Öffentlichkeit ausgesetzt wird, wenn sich z.B. ein Paar auf der Strasse so dermaßen abknutscht, dass man ihre Zungen sehen kann?
Oder wenn man, so wie mir vor ein paar Tagen geschehen, im Restaurant sitzt und dort auf zwei sehr grossen Fernsehern gleichzeitig, oben beschriebenes Video läuft und man mitbekommt, dass ein junger Mann dort regelrecht hinstarrt und offensichtlich sehr angeregt wird von den nackten Frauen im Video?
Ist das nun Prüderie oder einfach ein Verhalten, dass den meisten Menschen heutzutage abhanden gekommen ist, wie seht ihr das?
 
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  • #2
Nein, das ist ganz sicher nicht unbedingt Prüderie. Ob Femen, Videos oder gleich Werbung, es geht um's verkaufen. Und weil die Inhalte immer steriler und dürftiger werden (s. Musikindustrie!) wird statt (aufwändig!) das Gefühl (einfach) die Geilheit angeregt. Daran stört, dass es eine niedrige Art Überwältigung ist, eine Art grobe Gewalt. m39
 
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  • #3
Ist es wirklich so unnormal, heutzutage irgendwie peinlich berührt oder auch manchmal wütend zu sein, wenn man bestimmten Intimitäten in der Öffentlichkeit ausgesetzt wird, wenn sich z.B. ein Paar auf der Strasse so dermaßen abknutscht, dass man ihre Zungen sehen kann?
Oder wenn man, so wie mir vor ein paar Tagen geschehen, im Restaurant sitzt und dort auf zwei sehr grossen Fernsehern gleichzeitig, oben beschriebenes Video läuft und man mitbekommt, dass ein junger Mann dort regelrecht hinstarrt und offensichtlich sehr angeregt wird von den nackten Frauen im Video?
Ist das nun Prüderie oder einfach ein Verhalten, dass den meisten Menschen heutzutage abhanden gekommen ist, wie seht ihr das?

Letzteres im Restaurant sehe ich als Prüderie, weil der junge Mann Dich nichts angeht und Du Dich irgendwie gezwungen fühlst, Dich mit der Sexualität anderer zu befassen, obwohl sie Dich nicht betrifft. Kann Dir doch egal sein, dass er hinstarrt, warum interessiert Dich die Sexualität anderer?

Ersteres mit dem Küssen sehe ich als normale Genervtheit im menschlichen Miteinander, besonders wenn noch Geräusche damit verbunden sind. Man möchte halt nicht alles von anderen sehen und hören, ob nun Küssen oder lautes Reden, manchmal nerven die Mitmenschen einfach, das finde ich normal.

Das Einmischen in die Sexualität anderer nicht.
 
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  • #4
Nach dem sogar unser Pastor seine Frau auf offener Straße abknutscht (was ihn für mich zum Menschen machte), betrachte ich die Einstellung der FS schon als Prüderie.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass es sowieso eine Tendenz
rückwärts in alte Zeiten gibt (nicht so in den Medien). Aber vor zwanzig Jahren liefen am Strand wenigstens 70 % aller Frauen noch oben ohne herum; heute sind es m.E. höchstens noch 10 %, die dann natürlich besonders auffallen.


m53
 
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  • #5
Sex sells, weil Menschen einfach gerne schöne nackte Körper ansehen. Das zu tabuisieren ist Relikt einer vergangenen Zeit, in der die Kirche alles Sexuelle als animalisch und unchristlich abgelehnt hat.

Ich halte es in grobem Maß für unnatürlich, hier moralapostolisch gegen die böse Gesellschaft zu schimpfen. Sex ist ein notwendiger Vorgang bei den meisten Wirbeltieren und nimmt bei praktisch jeder Tierart die wichtigste Stellung ein (vielleicht ist Nahrungsaufnahme noch wichtiger, aber das auch nur, um am Leben zu bleiben und sich fortzupflanzen). Sobald Religionen nicht mehr die Macht haben, Sex zu unterdrücken, wird es sofort zum Top-Thema jeder Gesellschaft.
 
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  • #6
Naja, das könnte vielleicht unter Erregung öffentlichen Ärgernisses fallen oder exhibitionistische Handlungen. Verfolgt wird das aber wohl nicht.
Mich stört auch Stillen in der Öffentlichkeit, finde ich unappetitlich.
Oder Werbung, bei der die Kamera dicht an den Mund fährt, wenn es darum geht, ein Lebensmittel anzupreisen. Wenn ich ein Eis oder eine Pizza von der Firma X essen soll, dann soll man mir nur die Pizza zeigen. Der Mund von anderen Leuten ist in dem Zusammenhang doch eher eklig. Das alles betrifft auch das Schamgefühl.
Kann man aber wohl in unserer Informationsmüll-Gesellschaft nicht ändern.
 
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  • #7
Ist es wirklich so unnormal, heutzutage irgendwie peinlich berührt oder auch manchmal wütend zu sein, wenn man bestimmten Intimitäten in der Öffentlichkeit ausgesetzt wird, wenn sich z.B. ein Paar auf der Strasse so dermaßen abknutscht, dass man ihre Zungen sehen kann?

Liebe FS,
ich finde es nicht unnormal, es geht mir genauso. Das ist der komplette Verlust des Begriffs Intimität. Mittlerweile ist es die Masse der Menschen, die ihr gesamtes Leben in die Öffentlichkeit zerren muss, weil sie sich sonst nicht sicher sind, ob man sie überhaupt noch zur Kenntnis nimmt. Wegen der Reizüberflutung, müssen diese Leute es dann noch toller treiben, sonst fallen sie ja nicht mehr auf. Ich denke auch, viele sind so voller Minderwertigkeitskomplexe, dass sie in der Öffentlichkeit zeigen müssen "guckt, ich habe auch jemanden abbekommen"

Die geschilderte Szene habe ich regelmäßig bei einer jungen Verwandten auf allen Familienfeiern gesehen. Sie zelebrierte ihre Verbundenheit in der Öffentlichkeit (knapp vorm Petting), dass die meisten Zuschauer sich abgestoßen fühlten. Naja, war wohl mehr Show, als echte Verbundenheit - nach 5 Jahren Scheidung.

Ich denke so manches mal morgens auf dem Weg zur Arbeit "wollt Ihr jetzt in der Öffentlichkeit erledigen, was ihr heute nacht nicht geschafft habt?" Es ist lästig bis abstoßend.

Oder wenn man, so wie mir vor ein paar Tagen geschehen, im Restaurant sitzt und dort auf zwei sehr grossen Fernsehern gleichzeitig, oben beschriebenes Video läuft und man mitbekommt, dass ein junger Mann dort regelrecht hinstarrt und offensichtlich sehr angeregt wird von den nackten Frauen im Video?
Ist das nun Prüderie oder einfach ein Verhalten, dass den meisten Menschen heutzutage abhanden gekommen ist, wie seht ihr das?

Ich hätte das Restaurant verlassen, egal, ob ich was bestellt habe oder nicht, weil ich solche Videos unpassend finde und sie beim Essen nicht sehen möchte. Allerdings ist das fiktiv, weil ich niemals in Restaurants mit Fernseher gehe, selbst nicht, wenn sie ein anderes Programm zeigen würden.

Dass der junge Mann seine Hormone nicht im Griff hat, kann man ihm nicht vorwerfen. Das ist bei ihn genauso eine körperliche Reaktion, wie Dein Ekelgefühl. Der Restaurantbetreiber ist verantwortlich für das Unterhaltungsangebot.
 
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  • #8
Typische Szene in der Straßenbahn: Eine junge Frau Anfang 20 (keine Unterschicht) erzählt laut, daß ihrer Ansicht nach offene Beziehungen nachgefragter seien - die Gründe dafür habe ich mir nicht mehr angetan und das weite gesucht.

Leider leider korreliert ein fehlendes Schamgefühl auch mit einer fehlenden Lautstärkeregulierung, d.h. primitive sind lauter als kultivierte und werden eher gehört.

Mich stört es absolut nicht, wenn sich Verliebte und Liebende küssen, wenn Mütter ihre Kinder stillen oder wenn Menschen sich anderweitig ihre Zuneigung zeigen. Mich stört es auch nicht, wenn unbekleidete Menschen durch die Straßen laufen und/oder in der Öffentlichkeit kopulieren - das habe ich in Deutschland alles schon erlebt.

Negativ fällt mir auf, daß Pornographisierung (in Werbung, im Alltagsleben und so weiter) immer aggressiver und aufdringlicher wird, die Bereitschaft zu oberflächlichem Sex zunimmt und Liebe völlig von Intimitäten abgetrennt wird; oder aber Sexualität ist nichts intimes mehr hierzulande, sondern eine konsumierbare und bezahlbare Sache.

Liebe ist mittlerweile zur absoluten Mangelware geworden. Sex und das kommerzielle Gerede über die seltsamsten Spielarten langweilt mich nur noch.

M
 
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  • #9
Jeder Mensch hat ein anderes Empfinden. Wenn dies Dein Empfinden ist, ist es völlig okay. Man ist ja nicht gezwungen, sich unangenehme Videos anzusehen, die Aktionen von Femen zu verfolgen oder sich in reizüberflutete Restaurants zu setzen. Mein Fernseher ist sehr selten an und ich besuche ausschließlich Restaurants, in denen ich mich wohl fühle.

Wenn ich ein knutschendes Pärchen sehe, freue ich mich für die Zwei und schau einfach nicht weiter hin. Ich finde, es kommt auch immer auf die Entfernung zu der Situation oder dem gezeigten Bild an. Wenn es Dir unangenehm ist, achte auf Dich und entferne Dich.

Jeder Mensch hat jedoch das Recht, frei seine Gefühle zu zeigen. Ich persönlich habe gern Sex an unterschiedlichen Orten, im Sommer auch oft im Freien. Und das wird vorerst auch so bleiben..

w (32)
 
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  • #10
Liebe w,

Werbung finde ich nicht so schlimm, schau doch einfach weg. Aber was macht man oder frau
wenn der andere keinerlei Schamgefühl zu haben scheint und dich prüde schimpft ? Dann hast du echt ein Problem, denn bei jedem meint "offen sein" was anderes.
[mod]
 
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  • #11
Scham und Intimität wandeln sich, sie gehen nicht verloren. Prüde ist jeder mal. Das sollten wir aushalten, wenn uns andere mal so nennen. Finde ich nicht so schlimm.
Ich glaube nicht, dass es darum geht, dass sich Scham oder Intimität in Luft auflösen. Die Grenzen ändern sich und werden auch individueller. Dies in den letzten 60 Jahren stark. Auch hin und her, wie bereits ein Vorschreiber betont hat. Es gibt auch eine wachsende Prüderie, gerade im Zusammenhang mit der Political Correctness Bewegung seit mehr als 20 Jahren.
Entweder bewahren wir uns Neugierde für Änderungen (wir müssen sie ja nicht mitmachen, aber einfach konstatieren und sehen, dass es über unsere persönlichen Grenzen geht) oder wir verfallen in abwertende Kommentierungen: "schamlos" oder "prüde". Ich für meinen Teil werde lieber älter und behalte mir eine Offenheit, die Änderungen, bei denen ich nicht mehr mitmachen will, nicht generell abwertet.
Scham und Intimität haben relativ wenig mit effektiv gelebter Liebe oder tief empfundener Sexualität zu tun. Es hilft wenig, Menschen, die andere Schamgrenzen leben (mehr oder weniger ist dabei egal), als emotionslos abzutun. w 46
 
  • #12
Jeder Mensch hat jedoch das Recht, frei seine Gefühle zu zeigen. Ich persönlich habe gern Sex an unterschiedlichen Orten, im Sommer auch oft im Freien. Und das wird vorerst auch so bleiben..

w (32)

Nein, dieses Recht hat er nicht!

Wer dabei erwischt wird, muss mit einer Anzeige rechnen. Dagegen haben Andere das "Recht", vor dem Anblick solcher, allzu intimer Handlungen geschützt zu werden. Ein gewisses Maß an Schamgefühl zu schützen ist offensichtlich im Interesse der meisten Menschen.
 
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  • #13
Wer dabei erwischt wird, muss mit einer Anzeige rechnen. Dagegen haben Andere das "Recht", vor dem Anblick solcher, allzu intimer Handlungen geschützt zu werden. Ein gewisses Maß an Schamgefühl zu schützen ist offensichtlich im Interesse der meisten Menschen.

Die Anzeige fürht nur dann zu etwas, wenn die Leute absichtlich an einem Ort Sex haben, wo sie beobachtet werden. Wenn sie sich ein stilles Plätzchen aussuchen und es kommt zufällig jemand vorbei, ist daran nichts verboten.

Ich fühle mich dadurch im übrigen nicht belästigt, und ob es im Interesse der meisten Menschen liegt, darüber könnte höchstens eine Abstimmung entscheiden. Ich glaube, die meisten Menschen sind da doch eher locker.
 
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  • #14
Oh mein Gott, bist du verklemmt. Aber zum Glück geht entsprechende Verklemmtheit auch immer mit einer gewissen Optik einher, so dass man diese Leute in der Realität gut meiden kann.

Ich schaue mir gern küssende Menschen an, denn ich liebe Leidenschaft. Tracey Emin malt nackte Strichmännchen. Ich lach mich kaputt.
Wenn man damit ein Problem hat, weggucken? Und andere so sein lassen, wie sie sind. Dein Problem ist nicht deine Prüderie, sondern dass du intolerant gegenüber Dingen bist, die du nicht verstehst oder nicht sehen willst. So eine sch... Einstellung lernt man schon im Elternhaus von seinen morbiden Eltern. Andere Menschen stellen sich gerne zur Schau, na und? Du bist gerne prüde, na und? Dafür interessiert sich ja auch niemand. Und es sagt dir auch niemand, dass du dich ändern sollst, weil Prüderie ist dermaßen anstregend.

Ich mache immer häufiger die Feststellung, dass besonders langweilige Leute (Frauen) immer tierisch über Sachen aufregen, die sie im Prinzip gar nichts angehen, anstatt mal an sich selber zu arbeiten. Ich würde an dir arbeiten, weil du hast ein Problem und das Problem wird irgendwann auch deinen Partner zu Kopf steigen.

w
 
  • #15
mich stören aber massiv Videos, Filme oder Kunst, in denen ja vornehmlich Frauen zur Schau gestellt werden, sich selber zur Schau stellen und zu Objekten gemacht werden bzw. sich machen.

Grins- musst ja nicht hinschauen! Zwingt Dich keiner. Ich schau auch nicht hin und wenn mir jemand was über weibliche Reize verkaufen will werd ich skeptisch.

Aber da Kunst provozieren will hat Sie in Deinem Fall Ihr Ziel erreicht....

Im übrigen freu ich mich jedesmal wenn ich knutschende Pärchen sehe. Das nenne ich zum Partner stehen....
 
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  • #16
Wenn ich ein knutschendes Pärchen sehe, freue ich mich für die Zwei und schau einfach nicht weiter hin..... Wenn es Dir unangenehm ist, achte auf Dich und entferne Dich.

Jeder Mensch hat jedoch das Recht, frei seine Gefühle zu zeigen. Ich persönlich habe gern Sex an unterschiedlichen Orten, im Sommer auch oft im Freien. Und das wird vorerst auch so bleiben..

w (32)

Wenn Sie sich den entlegensten Winkel des Stadtparks aussuchen, um zu kopulieren, wird das kaum jemanden echauvieren. Auf der Hauptpromenade möchte ich mit so einem Anblick aber nicht konfrontiert werden! Es ist nicht Sache der Wohlerzogenen, in der Öffentlichkeit nur mehr auf ihre eigenen Füße zu starren oder sich zu entfernen, sondern Sache der Primitiven, sich zurückzunehmen!

Es dürfte auch kaum jemanden stören, wenn zwei Verliebte Händchen halten und hie und da einen Kuss tauschen. Wenn die Umstehenden aber nach so einer Aktion wissen, welche Farbe der Zugenbelag der beiden hat, dann ist es nicht Sache des unfreiwilligen Publikums, den Platz zu räumen, sondern Sache des "verliebten" Pärchens, sich einen Ort zu suchen, wo dieser ekelhafte Anblick niemandem den Appetit verdirbt.

Ich würde in diesem Zusammenhang auch nicht von Schamgefühl, sondern von ästhetischem Empfinden sprechen.

Zunge und Speichel fremder Menschen, stillende Brüste nebst schmatzendem Säugling und kopulierende Durchschnittskörper sind kein schöner Anblick. Gut erzogene Menschen nehmen deshalb Rücksicht auf ihr Umfeld und muten ihm so einen Anblick einfach nicht zu.
 
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  • #17
Ich bin echt krass schockiert, wie frigide die Menschheit geworden ist. [mod] Zungenkuss unästhetisch? Eine stillende Mutter unappetitlich? Mann-o-mann, da fällt mir nichts mehr ein. Am Besten noch angezogen duschen gehen. Man könnte sich ja selber nackt sehen....
 
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  • #18
Mich stört es auch extrem, wenn ich bei einer Lesebühne bin und ein Pärchen vor mir nichts anders zu tun hat, als sich gegenseitig die Zungen in den Hals zu stecken.... Aber wenn ich in mich gehe, stört es mich hautpsächlich deshalb, weil ich niemanden dafür habe ;-) Ich denke dann immer: "Oh je, sucht euch doch ein Zimmer" aber im Grunde genommen ist es nur Neid
 
  • #19
Ich würde in diesem Zusammenhang auch nicht von Schamgefühl, sondern von ästhetischem Empfinden sprechen.

Zunge und Speichel fremder Menschen, stillende Brüste nebst schmatzendem Säugling und kopulierende Durchschnittskörper sind kein schöner Anblick. Gut erzogene Menschen nehmen deshalb Rücksicht auf ihr Umfeld und muten ihm so einen Anblick einfach nicht zu.

Im Grunde sehe ich es auch so - nur Eines nicht:

"Stillende Mütter" sollte man nicht in einen Topf werfen mit "kopulierenden" Paaren. Letztere können ihre Bedürfnisse problemlos auf später verschieben, ein hungriges Baby jedoch nicht.

Dem Kind die Brust zu geben ist der natürlichste Vorgang der Welt! Beim Anblick einer stillenden Mutter käme ich im Leben nicht auf die Idee, eventuelle fehlende "Ästhetik" zu bemängeln.
 
  • #20
und kopulierende Durchschnittskörper sind kein schöner Anblick.

Ähem.... also entweder bin ich blind oder in der falschen Stadt unterwegs. Also immer nur dann wenn gerade Anstandswochen sind.

Also ich hab in den ganze 50 Jahren die ich nun hier auf diesem Planeten weile noch kein kopulierendes Pärchen gesehen. Das ist übrigens immer noch strafbar (Erregung öffentlichen Ärgernisses).

Der FS gings um öffentliches Knutschen und Werbung nach dem Sex-sells Prinzip. Da zwingt Sie doch keiner das mitzumachen! Muss ich das nackig angepriesene Zeugs kaufen? Nee, muss ich nicht wenns mich so stört. Die Models die dafür fotographiert werden bekommen gutes Geld dafür, von ausbeuten kann also keine Rede sein. Machen die höchst freiwillig.

Lasst doch die Kirche mal im Dorf.
 
  • #21
Ich blende alles was mir diesbezüglich auf die Nerven geht, soweit es möglich ist, einfach aus.

Das millionste Produkt, dass nur über optische Reize angepriesen werden kann?
Interessiert mich nicht, ich schau nicht hin.

Ich habe keinen Fernseher, lese keine Zeitungen (ist eh alles nur die neoliberale Sicht der Dinge) und interessiere mich ansolut nicht für das, was gerade IN ist.

Empfinde ich Musik, Kunst und Literatur nicht als Authentisch, langweilt sie mich.
Ebenso solche Menschen.

Von Werbeplakate und Werbung generell die nur mit schrillen und sexualisierten Bildern auf sich aufmerksam machen will, wende ich den Blick ab.

Männer, die mir ungefragt ihre sexuellen Präferenzen um die Ohren hauen, werde ich ganz sicher nicht zum Kaffee treffen.

Überall Menschen und vermeintliche Promis, die die Öffentlichkeit mit ihren Vorlieben und Gelüsten meinen behelligen zu müssen, sei es via grossen Medien oder bei Facebook.
Da schaut und hört man gerne weg.

Pornografisierte und einseitige Darstellungen finden ebenfalls meine Nichtbeachtung.

Wer das alles mitmacht ist selber schuld. Wer die dort vermittelten Bilder als Allgemeingültig hinnimmt, sich ihnen sogar unterwirft, dem mangelt es wohl an Persönlichkeit.

Alles was leicht verfügbar, beliebig und billig wirkt, ist für mich nicht von Interesse.

Ich lehne das ab, lebe meine eigenen Werte und Vorstellungen und fertig.

Wild in der öffentlichkeit kopulierende Menschen habe ich jedoch noch nie gesehen :)

Stillende Mütter stören mich nicht, dann schon eher Elternteile, die es vor lauter Handydaddelei nicht schaffen, ihr herzzereissend weinendes Kind in den Arm zu nehmen.
Da werde ich sauer und zwar so sehr, dass ich diesen Leuten sage, dass wenn die sich jetzt nicht sofort um ihr Kind kümmern, ich das Handy zum Fenster rausschmeisse (im Bus).
Was tun mir solche Kinder leid.

Küssende Menschen, liebevolle Berührungen und dergleichen, sieht man (finde ich) viel zu wenig.

Ich bin der Meinung, dass auf unseren Strassen DEFINITIV viel zu wenig geküsst und geherzt wird, es muss ja nicht gleich in wilder Kopulation ausarten :)
 
  • #22
Küssende Paare gab es auch schon in den Achtzigern. Geschmatze hinter mir im Zug würde mich vielleicht schon nerven, aber ansonsten ist mir das egal.
Es stimmt schon, die Videos sind viel "freizügiger". Wenn da heute niemand nackt ist, denkt man, es verkaufe sich nicht, ist mein Eindruck. Aber ich seh das nicht im Sinne von Schamgefühl. Wegen des menschlichen Körpers sollte sich keiner schämen. Ich seh das viel mehr im Hinblick auf Geschlechterrollen und Sexismus. Was, wenn Männer so dargestellt werden, wie sonst Frauen...
Das Video "Blurred Lines" von Thicke ist parodiert worden in feministischer Art. Das gab wohl einen Riesenshitstorm, dass Männer so gedemütigt dargestellt werden usw.. Auch die eine Sendung von "Die Anstalt" mit Karolin Kebekus als Frau, die Karriere machen will, hat viel Getöse gebracht. Mancher Mann kämpft um seine Vormachtstellung und seine Sichtweise auf die Frau, und das sind nicht mal wenige Männer. Hat mich überrascht, dass die dann so emotional werden.

Das Zugabteil in sein Badezimmer zu verwandeln und sich die Fingernägel zu säubern oder dort fremde Leute mit Telefongesprächen zutexten, seine Musik im den Kopfhörer so laut zu haben, dass man dem Menschen neben einem die Zugfahrt verdirbt und noch viel mehr, das alles fällt bei mir unter mangelndes Benehmen und Rücksichtslosigkeit. DAS hat sehr zugenommen, glaube ich. Kann man auch mit "Schamlosigkeit" betiteln, aber ich mag es nicht, wenn sich jemand schämen soll. Er sollte drüber nachdenken, warum er sich anderen Leuten so mit seiner Anwesenheit aufdrückt und ob er das schön fänd, wenn man mit ihm rücksichtslos umgehen würde, wenn seine Eltern ihm das nicht vermittelt haben. Durch eigenes rücksichtsvolles und respektvolles Verhalten, nicht durch Demütigungen, "Schäm dich" und Strafen.

Also mein Fazit: Durch die Nacktheit in Videos und überall kommt endlich die Sexismusdebatte auf den Tisch. Die heutige Gesellschaft ist rücksichtsloser. Pärchen, die halb auf Parkbänken korpulieren, gab es schon immer. Kratzt mich nicht, ich hab selbst mal sowas gemacht, allerdings so, dass ein Beobachter nichts gesehen hätte.
 
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