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  • #1

Ist Streiten auf einer Augenhöhe möglich?

Mein Partner (44) und ich (45) führen eine sehr gute Beziehung. Wir leben unseren Alltag auf einer Augenhöhe. Wir können über alles reden und lieben uns sehr.
Wenn es aber zum Streit kommt, dann ist die Augenhöhe weg. Wir wissen das in diesem Moment und versuchen immer wieder, während des Streits auf diese Augenhöhe zu kommen, bekommen es aber nicht hin. Da wir sehr harmoniebedürftig sind, macht uns das sehr zu schaffen.
Gibt es Paare unter Euch, die konstruktiv auf einer Augenhöhe zu streiten?
Bin gespannt auf Eure Antworten.
 
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  • #2
Viermal das Wort "Augenhöhe", das sowieso einer der schlimmsten und nichtssagendsten Allgemeinplätze ist - und was um Himmels Willen meinst du in diesem Fall damit?

Vielleicht verstehen andere, was du meinst; ich kann deine Frage ohne genauere Erklärung nicht beantworten.
 
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  • #3
naja was meinst du denn mit auf Augenhöhe oder eben nicht während des Streits? Ein paar Details wären wohl nötig, da dir wohl sonst niemand was raten kann....
 
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  • #4
Ja, indem man einfach nachgibt und aufhört über Dinge zu streiten, die eigentlich relativ unrelevant fürs Leben sind!

Statt den Besserwisser raushängen zu lassen, lieber einen konstruktiven Lösungsvorschlag bringen.

Im Falle des Falles lieber Rückzug und für sich selbst nachdenken, als aufeinander einhauen.

Streit darf niemals in Beleidigungen enden, ansonsten würde ich mittlerweile sofort drüber nachdenken, den Partner zu wechseln!

Statt Vorwürfe zu machen: "DU hast das wieder nicht erledigt" lieber ein: "ICH bin enttäuscht..."

Es gibt sehr gute Bücher über partnerschaftliche Kommunikation.
 
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  • #5
Ja. Meine Freundin (44) und ich (47).
Wenn wir eine Meinungsverschiedenheit haben, lassen wir uns gegenseitig ausreden, versuchen die Meinung des anderen zu verstehen und zu interpretieren. Wir sind beide von natur aus ruhigere Vertreter und respektieren uns in jeder Form und Situation.

Ich selbst habe an Seminaren für Moderation und Rhetorik teilgenommen. Dort trainierte ich u.a. Deeskalation.
Wenn man auf "Augenhöhe" streitet, ist es wichtig, den Partner nicht zu beleidigen, nicht selbst arrogant zu erscheinen, die Ruhe zu bewahren, beherrscht zu bleiben, sich nicht provozieren zu lassen und auch den anderen nicht zu provozieren. Den anderen genügend Zeitraum lassen seine Meinung zu äußern. Darauf eingehen und prüfen ob sich die Meinung nicht mit der eigenen in einigen Punkten deckt um Missverständnisse zu vermeiden. Dann auch Verständnis einräumen und nicht alles besser wissen wollen.
Die eigene Meinung klar und verständlich zum Ausdruck bringen. Keine Vorwürfe machen und auch nicht vom Thema abschweifen (Polemik).
Emotionen sind ein Teil von uns, sollten aber aus jedem Streit herausgelassen werden.
Das ist der Knackpunkt. Es ist nicht einfach, die Gefühle bei einem Streit zu unterdrücken.
Rational zu streiten ist sehr schwierig. Emotionen lassen sich nicht immer komplett abschalten.

Wenn aber alle oben genannten Punkte beherzigt werden, sollte das leichter fallen.
Das kann man trainieren. ;o)

Sollte es dennoch zu einer Eskalation kommen:

Den Streit beenden und einige Zeit vergehen lassen bis sich die Gemüter wieder
beruhigt haben. Danach sieht die Welt schon wieder besser aus und man kann ruhig von vorn beginnen.

m (47)
 
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  • #6
Ich hab niemals erlebt das ein Partner sich wirklich mit meinen Argumenten auseinandergesetzt hat und wenn ich nicht einfach auf stur geschaltet hab hatte ich stets das Nachsehen.
Oder anders ausgedrückt: Meiner Erfahrung nach streiten man meist erst dann auf dem gleichen Niveau wenn man an dessen Boden angekommen ist.
Ich hoffe ihr schafft es auch anders aber dafür müssen beide bereit sein einfach mal Gedanklich einen Schritt zurück zu machen, das eigene Problem beiseite zu legen und sich ehrlich auf die Sichtweise des anderen einzulassen. Denke ich.

Herzlichst
M/30
 
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  • #7
Was bedeutet für dich Augenhöhe beim Streit? Dass keiner am Ende Recht haben darf? Oder dass mal einer, mal der andere den Kompromiss mitträgt? Wenn nur einer immer Recht hat, der andere nie, egal um was es geht, ist das sicherlich keine Augenhöhe. Auch neigen Männer dazu, genau dann im Machogehabe zu zeigen, dass der Streit (die Frau ist schuld und hat zurückzustecken) sie in ihrer männlichen Ehre kränkt. Dann wird es schwierig. w/42
 
  • #8
ist es , solange ich mich dazu nicht auf den Boden legen muss um auf "Augenhöhe" zu kommen geht alles.. will meinen es ist wohl an der Sache des vermeintlich "schwächeren" so viel gas zu geben das er den vermeintlich Stärkeren einholt oder sogar überholt... Kopf an Kopf rennen quasi..

und bitte keine Floskeleien wie "ICH bin entäuscht".. lieber

"Küche, heute morgen 6:30, 24 Teller, immer noch sauigst, und das obwohl du gesagt hattest du machst das noch Gestern 19:30.-.. noch Fragen?" und das ganze mit einem Lächeln.. =)
 
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  • #9
@4 - sorry, aber wenn beide deine Vorschläge praktizieren, dann ist dies kein privater Streit, sondern eine emotionslos geführte Diskussion mit Austausch von Standpunkten, die ggf. in einem Kompromiss endet. Fehlt nur noch die staatliche Genehmigungsstelle. w/42
 
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  • #10
@4 ich kann mich da nur Nr. 8 anschließen.

Deeskalation kann unmöglich heißen Gefühle abzuschalten und rational zu reden. Sorry, sinnentleert für mich.

Effektiv und fair streiten heißt für mich, mit seinen Gefühlen UMGEHEN in einer Situation, wo sie drohen auszubrechen und nicht zu Menschen zu werden, die wir gar nicht sind.
Was ist so schwierig daran gängige Gesprächsregeln einzuhalten??? Wir sind doch erwachsen.

Außerdem finde ich es überhaupt niicht schlimm, wenn Gefühle ausbrechen, sofern man sein Gegenüber kurz vorbereitet und dabei verbal nicht entgleist: Ich bin echt wütend. Ich bin traurig etc. Dann ist mein Gegenüber eingestimmt und ist toleranter, kann die Situation besser einschätzen.

Gleiches gilt es, Gefühle des Anderen wahrzunehmen und zu erfragen: Du bist wütend, oder?
Und schon hat man Gefühle relativ im Griff.

Ziel ist es mit Gefühlen umzugehen, diese zu artikulieren. Ziel ist es nicht, sie vollends zu beherrschen. das ist ein Unterschied.
Wir lehren das die Kinder/ unsere Schüler in der Schule mit 11 Jahren!

Viel Erfolg.
 
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  • #11
Seltsam, ich komme mit der Art von #4 bestens klar. Ich verlerne meine Gefühle ja nicht. Die Kernaussage dahinter ist nämlich, dass die meisten Streitgründe im kleinen Kreis wie in der großen Welt nichtig sind und genau zur Eskalation führen, weil alle mal emotional die Sau rauslassen.
Ich weiss nicht, was #9 lehrt, aber bestimmt nicht Geschichte. Da wüsste man, dass leider viel zu viele Kriege auf emotional eskalierten Kleinigkeiten basieren.

Ein Negativ Beispiel für mich ist auch die USA, dort ist die Lehrmethode, Gefühlen und Wutausbrüchen auch im Streitfall freien Lauf zu lassen, sehr beliebt, Stichworte Raging und let it out. Ich kenne genug heute erwachsene US Bürger, die es auch noch so handhaben und davon überhaupt nicht profitieren.

Oftmals stecken hinter emotionalen Eskalation Frust über die eigene drohende rhetorische und argumentative Niederlage. Wieso das erstrebenswert sein soll, wird mir nie jemand vermitteln können.
 
  • #12
Die FS scheint wirklich begabt zu sein darin, Probleme nicht auf den Punkt zu bringen. Statt dessen verbreitet sie Nebel - "dann ist die Augenhöhe weg" - was soll das um Himmels Willen bedeuten?

Er dominiert nur noch? Sie? Sie schreien sich nur noch an? Sie schweigen sich nur noch an?

Natürlich können Menschen, die wirklich Niveau und Standing haben, auch eine Auseinandersetzung so führen, dass Argumente und Gefühle gleichermaßen ihren Platz haben und es beide weiter bringt. Das ist aber verd.... selten, so mancher "reife" Mann stand schon nach einem heftigen Streit als lächerliches HB-Männchen oder Argumentations-Totalausfall da.

Wartet bis zum ersten ernsthaften Streit und überlegt Euch dann, ob die Beziehung eine Zukunft haben könnte...
 
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  • #13
FS:
Vielen Dank erst einmal für Eure Ausführungen.
Schon das viele Nachfragen von einigen hat mich lernen lassen, dass ich dem Thema vielleicht zu viel Gewicht gebe.
@11: Ich werde mir Deine Sichtweise sehr zu Herzen nehmen.
 
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  • #14
Es würde hier zu weit führen das Thema erschöpfend zu behandeln.
Hier nur ein paar Anregungen:
Zum Streiten gehören die Gefühle der Kategorie Wut. Ärger gehört auch dazu.
Hinter Ärger und Wut stecken Gefühle der Machtlosigkeit.

Diese Gefühle stammen aus der Kindheit.

Viele meinen, weil ja jeder mal wütend oder verärgert ist auf einen anderen, dass das ein erwachsenes Verhalten ist.

Jeder erzeugt seine Gefühle selbst, da kann ein anderer nichts dafür.

Meistens steckt hinter Wut und Verärgerung die Unterstellung der andere hätte irgendwas getan oder nicht getan, mit der Absicht zu Ärgern.

Faule Kompromisse führen oft zu Frust und Überreaktion.

Zu einem gesunden menschlichen Leben gehört alle Gefühle zu fühlen aber nicht auf einen anderen zu projizieren, sondern bei Angst, Wut, Ärger, Scham, Trauer die dahinterliegende Verletzung aus der Kindheit zu heilen.

Wenn man sich das Verhalten der Menschen mit ihren Aggressionen auf der Welt anschaut, dann hat man das Gefühl einem großen Kindergarten zuzuschauen.

Ich weiß, dass sich jetzt 99 von 100 klein fühlen entsprechend reagieren, aber einem wird vielleicht ein Licht aufgehen.

Bin mal gespannt.:)
 
  • #15
<Mod. Chat entfernt.>

Liebe FS, das Thema "Streit" spielt (leider?) wohl in vielen Beziehungen eine große Rolle. Bitte schildere doch noch einmal genauer die bei Euch auftretenden Probleme- ich bin sicher, dass Du hilfreiche Tipps erhalten könntest. Alles Gute!
 
  • #16
Liebe FS, das Thema "Streit" spielt (leider?) wohl in vielen Beziehungen eine große Rolle. Bitte schildere doch noch einmal genauer die bei Euch auftretenden Probleme- ich bin sicher, dass Du hilfreiche Tipps erhalten könntest. Alles Gute!

Ich kann nicht nachvollziehen, was in der Altersklasse Ü40 'Streit" eigentlich noch meinen sollte. Laut werden und fies werden habe ich seit vielen Jahren hinter mir.
Sollte die FS das meinen - nein, geht nicht. Geschrei und Tellerwerfen geht nur zieleshalber auf Augenhöhe. Oder Ohrenhöhe. Man verzeihe mir die Ironie.

Ich bin 45 und und ein veritabler 'Streit' kam bei mir die letzten zehn Jahre nicht vor. Brauch ich nicht, Lässt sich auch vermeiden durch schlichtes Ansprechen und Aussprechen von - was immer es sein mag.

Bin selber sehr temperamentvoll und meine Partner waren es auch immer. Daher meine Meinung: 'Streiten' lässt es sich nicht auf Augenhöhe. Wohl aber auseinandersetzen, dazu muss aber bei beiden das Mütchen ein wenig gekühlt sein und ein Wille zum Konsens und nicht zur reinen Aufmischung da sein. Lässt ein "Kombattand" (und ich möchte das wirklich in Anführungszeichen sehen) einfach nur seinen Launen freien Lauf - dann hat sich das mit dem Meinungsaustausch auf Augenhöhe erledigt.

Ü40 ein Streit mit Rumplärren und Beleidigungen - sollte sich erledigt haben, geht deutlich besser, lässt sich SOFORT stoppen und dann muss die Frage der Augenhöhe auch nicht weiter gestellt werden. :)
 
  • #17
Ehrlich gesagt ergibt diese Fragestellung keinen wirklichen Sinn.

Wenn es sich bei dem Streit nicht um ein Streitgespräch handelt sondern um ein "seinen Ärger Luft machen" dann ist da jegliche Augenhöhe vollkommen irrelevant, dabei könnte man so etwas ja nicht mal wahrnehmen und es hätte auch nicht den geringsten Einfluss auf den Verlauf.

Wenn es sich um ein Streitgespräch handelt ist man genau dann auf einer Augenhöhe wenn beide gleichermaßen im Recht und/oder Unrecht sind oder derjenige der weniger im Recht ist besser diskutieren kann.
Ersteres ergibt sich aus den Umständen automatisch und es wäre reichlich sinnfrei wenn dann einer von beiden sich noch irgendeine Schuld auflädt um genauso im Unrecht zu sein wie der andere und bei letzterem empfinde ich es nicht unbedingt als erstrebenswert das derjenige der weniger im Recht ist durch seine rhetorischen Fähigkeiten einen faulen Kompromiss zu seinen Gunsten erwirken kann.
 
  • #18
Probleme löst man, indem man nachdenkt. Wenn Du nachdenken würdest, würdest Du nicht in einem Siebenzeiler viermal diesen unsäglichen Modebegriff "Augenhöhe" verwenden, ohne inhaltlich überhaupt etwas auszusagen. Also ist für mich der Fall klar: Es hapert bei Dir beim Nachdenken!
 
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  • #19
Streit auf "Augenhöhe" (ich liebe dieses Wort) - wie soll das funktionieren?

"Du Schatz, moment, wir verlieren momentan die Augenhöhe"?

w
 
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  • #20
@3:

Das klingt in der Theorie prima und richtig, nur ist das in der Umsetzung nicht immer einfach- zumindest bei uns nicht.

Wenn ich bei meinem Partner etwas ansprechen möchte, oder aber er nachhakt; so kann es sein, dass er sich sofort angegriffen fühlt- selbst wenn man man alle Regeln einer guten Streitkultur einhält: Ich- Botschaften, ruhig und möglichst sachlich bleiben. Selbst dann kann es sein, dass er gleich an die Decke geht...

Zu einer guten Partnerschaft gehört in gewisser Hinsicht auch eine gute und gesunde Streitkultur, denn Beziehungen entwickeln sich ja stets weiter und müssen dies ja auch. Und es kann nun einmal nicht alles "harmonisch" geklärt werden. Wichtig ist nur, dass man bei einer Diskussion gewisse Regeln einhält, wie z. B. nicht angreifend, laut, aggressiv, anklagend etc. zu werden!
 
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  • #21
Hier FS:
Es ist wirklich interessant, wie Ihr darüber denkt.
Jemand schrieb, ich solle erst einmal nachdenken.
Ich bin ein Mensch, der sehr viel nachdenkt und ich weiß auch, was mit "Streitkultur" gemeint ist.
Ich habe in meiner langjährigen, geschiedenen Ehe NIE gestritten, sondern immer mit Kompromissen gelebt.
Es war alles sehr harmonisch und ich habe nicht merken wollen, dass diese Ehe am Ende war.
Nach dieser Erfahrung (die also nicht in der Kindheit liegt) ist es so, dass ich lieber meine Gedanken mitteile, meine Sorgen, meine Probleme.
Ist vielleicht auch manchmal Kauderwelsch. Damit meine ich, dass ich, wenn ich mich mitteile, gleichzeitig meine Gedanken sortiere.
Es kann sein, dass ich meinen Partner immer wieder mit den gleichen Dingen belaste, ihn überfordere und weil ich mich aufrege, wird auch mal meine Stimme aufgebrachter (ohne schreien und beleidigen).
Er reagiert meistens mit Mauern, sagt einfach gar nichts dazu. Das bringt mich auf die Palme.
Theoretisch ist das richtig, denn mit etwas Abstand könnte man dann wieder normal miteinander reden. Aber in dem Moment will ich das nicht und dann verlieren wir die "Augenhöhe".
Ich werfe ihm Ignoranz vor und er reagiert nicht oder wirft mir irgendetwas vor.
Die Emotionen sind einfach stärker als die Vernunft.
Wir haben beide Kommunikationsseminare besucht, aber in dem Moment ist das Wissen aus diesen Seminaren plötzlich egal.
Und wir sind durchaus sehr vernünftige, gebildete Menschen.
Danke für Eure vielen Denkanstöße.
Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich, weil ich viele Jahre gar nicht gestritten habe, richtiges Streiten erst einmal lernen muß.
Auf jeden Fall werde ich an meiner Gelassenheit arbeiten müssen.
 
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