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  • #1

Kann es ein Problem darstellen, wenn eine Deutsche einen Juden kennenlernt?

In unserer Clique hat eine Frau einen Juden kennengelernt. Sie mögen sich sehr. Aber sie hat Angst, dass er über die "politische" Vergangenheit ihrer Familie etwas herausfindet. Kann das heute noch Probleme verursachen?
 
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  • #2
ich wünsche diesem Paar alles Gute. Ob es zu Komplikationen zwischen beiden kommt, hängt von seiner Herkunft ab und ob seine Familie unter dieser unsäglichen Zeit zu leiden hatte. Ich kenne auch einige Männer jüdischen Glaubens, habe selbst durch meine Großmutter jüdische Wurzeln und ich denke, dass der Wille des Aufeinander-zu-Gehens, der Versöhnung sowie der Liebe größer ist, als sich Salz auf die Wunden zu streuen, die seit 60 bis 70 Jahren existieren. Es kann natürlich bei einer Auseinandersetzung vorkommen, dass Worte fallen, die auf beiden Seiten unerwünscht sind - doch diese Worte fallen bei Katholiken, Christen, Moslems, Buddhisten und Religions-Losen. Was kann die junge Frau ihrem Freund erzählen? Von der Generation ihrer Urgroßeltern und Großeltern, die Täter waren. Auch Mitläufer oder Wegseher waren Täter. Also: Lebt eure Liebe, vergesst die Vergangenheit nicht und sprecht nie ein böses Wort zueinander. 7E1FB12A
 
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  • #3
Man sollte nie Menschen beurteilen, die in einer anderen Zeit gelebt haben als man selbst.
Man weiß nicht, wie man selbst gehandelt hätte. Denn auch heute gäbe es genug Möglichkeiten Freiheitskämpfer zu sein.
 
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  • #4
Natürlich KANN das Probleme verursachen, aber Probleme können genauso verursacht werden, wenn ihre Verdauung nachts nicht funktioniert, wenn er aus dem Mund riecht oder die Vorstellungen vom Sonntagsfrühstück bei beiden nicht übereinstimmen.

Im konkreten Fall wird er sie hoffentlich nicht für etwas verantwortlich machen, was vor ca. 70 Jahren geschehen ist (egal in welcher Form da im konkreten Fall ein älteres Familienmitglied beteiligt war).
Daß das damals passierte, ist traurig und großes Unrecht. Allerdings muß mit der bis heute andauernden Schuld (bzw. den Schuldgefühlen) auch mal irgendwann Schluß sein (deswegen wird ja das damalige Unrecht nicht legitimiert, aber selbst die meisten heutigen Rentner waren damals kleine Kinder oder Säuglinge, d.h. wir reden wohl über unsere Groß-, wenn nicht sogar Urgroßeltern-Generation als diejenige, die für die damaligen Taten am ehesten zur Verantwortung zu ziehen ist und das ist ja nun mal wirklich langsam "Geschichte". Zum Glück.

Anders: wenn das bis heute für ihn ein Problem ist, muß er sich vielleicht auch mal überlegen, ob er da richtige Vorstellungen hat. Und damit möchte ich nochmal ganz klar sagen, daß ich mich definitiv von den damaligen Taten distanziere, nur kann und will und werde und würde ich niemals die Verantwortung oder Schuld für etwas übernehmen, was rund 30 Jahre vor meiner Geburt glücklicherweise ein Ende fand.
 
  • #5
Rein politisch wird noch Ewigkeiten von dem Holocaust die Rede sein und damit das Verhältnis belasten -- entgegen aller Beteuerungen. Ob dies im Privatbereich passiert, hängt nur von den beiden Betroffenen und deren Familien ab.

Viel wichtiger als die Vergangenheit ist aber die gelebte Gegenwart und da habe ich schon oft von Problemen gehört. Die Frage ist einfach, wie koscher lebt die jüdische Familie, muss sie konvertieren, müsste ein Kind beschnitten werden und so weiter. Für mich persönlich wäre weder eine streng katholische noch eine streng jüdische Familie (bzw. Partner) denkbar. Religion und Tradition kann einem sehr im Wege stehen. Hier müsste das Mädchen also sehr klug und vorsichtig vorgehen, um zu erkunden, wie der potentielle Partner zu solchen Dingen steht.
 
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Signor Rossi

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  • #6
Es soll auch Deutsche geben, die Juden sind.
 
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  • #7
siri
#2
oh, es gab welche, die sich dafür gehalten haben. Einige von ihnen wurden im vergangenen Jahr aus dem Gefängnis entlassen.

Dein Vergleich hinkt nicht nur, er ist beinamputiert.
 
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Fieser Friese

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  • #8
Dies ist ein Moment, der mich tatsächlich traurig macht. Das deutsche Volk hat in der Vergangeheit manches Gräuel begangen und wir haben mit Sicherheit die Pflicht, dieses nicht wieder geschehen zu lassen. Nun aber Fragen zu lesen, ob diese zurückliegenden Gräuel einen Einfluss auf die Beziehung zweier Menschen im Diesseit haben könnten, stimmt mich unglaublich Traurig. Ich bin ein Mensch, der niemals nach der Religion oder dem Volk urteilt. Bei mir hängt meine Meinung über einen Menschen nur von seinem eigenen Handeln ab. Liebt Deine Freundin den Mann oder liebt sie sein Volk? Liebt er als Mann oder liebt er als Jude? Hat sie persönlich einen Juden ermordet oder haben es ihre/unsere Vorfahren zu verantworten?
Er weiß als Jude um die Geschichte des deutschen Volkes und wird diese Möglichkeit mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit einkalkuliert haben.
Hier hört selbst für mich der Humor auf, der ist mir für Heute vergangen.

MfG
Der Fiese Friese
 
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  • #9
#5 Hallo Signor Rossi, sehen deutsche Juden das Verhältnis zu anderen Deutschen heute noch als kritisch an?
 
S

Signor Rossi

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  • #10
@8 Das will ich nicht hoffen.

Was ich meinte, ist dass mich die Unterscheidung zwischen Deutsche und Juden befremdet hat, als ob ein Jude kein Deutscher sei. Das hatten wir ja schon mal.

Und zur der Fragestellung: Die wenigsten Familien haben diesbezüglich eine glorreiche Vergangenheit, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Juden in Deutschland diesbezüglich bei der Partnerwahl Illusionen machen.
Aber es gibt in Deutschland noch immer Antisemitismus. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass Juden viel mehr die aktuelle Situation in einer Familie interessiert und weniger die Vergangenheit. Aber natürlich lässt sich auch die Gegenwart nicht von der Vergangenheit trennen.

@4
Aus der Fragestellung geht doch offensichtlich hervor, dass "damit" nicht Schluss ist. Ich für meinen Teil hoffe, dass mit dem "Irgendwann muss doch mal Schluss sein" irgendwann mal Schluss ist. Vielleicht ist dann wirklich Schluss. Vorher bestimmt nicht.
Und, nicht ER hat ein Problem, sondern SIE.
 
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  • #11
Was wurde denn bitteschön mit den Aborigines gemacht?Den Indianern???Ich bin dieses Thema sooo leid..was passiert immer noch in Irland seit zig Jahren?In Südafrika(ich habe dort Verwandte) dort darf der schwarze Gärtner nicht das Haus betreten,nicht die Kinder berühren und hat eine separate Toilette,es gibt Supermärkte welche nach "Rassen"-ich hasse dieses Wort-getrennt sind!!!

Allein schon die Fragestellung regt mich auf!!!!Wenn ein normal intelligenter,geistig gesunder Mensch sich heute noch überlegt ob gewisse Religionen,Hautfarben,Staatsangehörigkeiten bla bla etc usw.aufgrund einer Vorgeschichte zusammenpassen könnten dann stimmt meiner Meinung nach etwas nicht!!
 
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  • #12
#10
Der Unterschied zwischen dem Dritten Reich und anderen Verbrechen war, dass noch nie so "maschinell und industriell" organisiert Menschen massenhaft auf grausame Weise umgebracht wurden.
Der Mord an den Juden wurde in einer Weise geplant, den es vorher in der Weltgeschichte noch nicht gab.

Die Kinder der Indianer wurden auch nicht lebend ins Feuer geworfen.
Jüdische Kinder wurden lebend ins Feuer geworfen.
Um nur ein Beispiel zu nennen.
 
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  • #13
Da geht nur eins: Offenheit. Direkt drüber reden, Punkt. Und ja nicht versuchen, irgendwas zu vertuschen. Das wäre das Blödeste, was man tun kann. Schließlich trifft man irgendwann auf den alten Rest der Verwandtschaft und hat vielleicht sogar das Pech, dass einer der Oldies dann noch begeistert von seinen Kriegskameraden erzählt.

Ich war nach meinem Abitur Au-Pair bei einer jüdischen Familie in Frankreich, die Verwandte auf dem ganzen Erdball verteilt hatten. Einige hatten viele, viele Familienmitglieder im Holocaust verloren. Verständlicherweise hatten sie durchaus mulmige Gefühle. Sie erleben natürlich die heutige Jugend anders, trotzdem bleibt das flaue Gefühl in der Magengegend.
 
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  • #14
@ #6 Siri
Das ist kein Vergleich. Bitte richtig lesen!
Man sollte nur vorsichtig sein, andere zu verurteilen.
Natürlich war es falsch, was im Nazi-Deutschland passiert ist.
Aber wir wissen nicht, wie wir gehandelt hätten.
Fast jeder führt sich heute auf, als wäre er ein großer Freiheitskämpfer geworden, wenn er im Dritten Reich gelebt hätte.
Genau diese Aussage glaube ich nicht!
Wer für Freiheit sich einsetzen möchte, könnte dies auch noch heute in Afrika oder Südamerkika tun.
Aber keiner ist doch bereit sein Leben für andere Menschen in Gefahr zu bringen.
 
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  • #15
Angie
Wenn in es in ihrer Familie tatsächlich "Täter" gegeben haben sollte, werden die beiden massive Probleme miteinander bekommen, sobald seine Familie davon erfährt. Das hat mit Religion überhaupt nichts zu tun.
Ich war 11 Jahre lang mit einem deutschen Juden zusammen und habe teilweise auch mit ihm in Israel gelebt. Interessanterweise hatte ich den Eindruck, dass dort die Kombi "Deutsche-Jude" weniger aufstieß als hier in Deutschland. Seine keinesfalls besonders religiöse Familie hat mich sehr lieb in ihren Kreis aufgenommen. Es war allerdings immer klar, dass ich bei einer Eheschließung hätte konvertieren müssen, sozusagen der Form halber, damit künftige Kinder jüdische Kinder sind. Da ließ niemand mit sich reden, und mit dieser Forderung werden sich die meisten auseinadersetzen müssen, die einen Juden / eine Jüdin heiraten möchten. Prominentestes Beispiel hierfür ist das Paar Friedman/Schäfer.
 
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  • #16
Was ist mit der politischen Vergangenheit der Familie? Waren die in der SED? :) Ich würde der Dame empfehlen, einfach ehrlich zu sein, das Thema unter vier Augen anzusprechen und auszuloten, ob es da eventuell Probleme geben könnte. Der Mann hat ja schließlich auch Familie, der man dieses Thema beibringen muss. Und da ist es besser, wenn es vor der Hochzeit geschieht als danach. Eines ist jedenfalls sicher: Wenn die Familie des Mannes hört, dass seine (zukünftige) Frau eine Deutsche ist, werden sie nachhaken und auch nach dem Namen recherchieren. Der Eklat wäre, wenn sie der Hochzeit fernblieben, weil ein Nazi-Opa daran teilnimmt.
 
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