• #1

Kann jeder alles?

Ich richte diese Frage nun an euch, weil sie mich schon seit Längerem beschäftigt und für hitzige Diskussionen in meiner Familie und meinem Bekanntenkreis gesorgt hat. In einem Psychologie Seminar das ich belege, wurde uns eingebläut, dass theoretisch jeder alles lernen und erreichen kann. "Wir sind nicht unsere Stärken und Schwächen, wir sind die Entscheidungen, die wir treffen.", hat die Vortragende erklärt. Glaubt ihr, dass es für jeden möglich ist, alles zu lernen? Sie behauptet, ja. Sie ist Ärztin und sie sagt, sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat (wenn es ihre verbleibende Lebenszeit zuließe, denn sie ist bereits über 60). Meine Mutter bestreitet es aber. Sie sagt, sie könnte zB keine Buchhalterin sein, denn sie kann nicht gut mit Zahlen. Ich meinte, sie könnte es lernen, mit Zahlen zu jonglieren, sie verneinte es. Was meint ihr? Mich hat diese Information auf jeden Fall erleichtert und auch dazu motiviert, mich beruflich in eine neue Richtung umzuorientieren.
 
  • #2
Wir können auf jeden Fall das lernen, wohin unser Herz uns steuert, was es wirklich will. Aber nicht alles was es gibt, will unser Herz, unsere Intuition.
 
  • #3
Wenn "jeder alles könnte", dann würde das implizieren, dass man JEDEN Menschen auf der Welt kennt. Das geht nicht. Das sind Verallgemeinerungen, wo man tunlichst weghören sollte, weil sie schlichtweg nicht stimmen!

Man sagt auch, jeder könne das Abitur machen. Nein, ich habe das Abitur zum Beispiel nicht geschafft. Ich war wohl zu doof oder unfähig dafür.

Dass man ein erfolgreicher Mensch in seiner Thematik werden kann, ist nicht abzustreiten. Und eine Opernsängern täglicher Job ist nun mal das Singen. Wenn ich 15 Stunden am Tag Zeit fürs Singen hätte und das gerne machen würde, dann wäre ich in 10 Jahren auch eine Meistersängerin darin.

Buchhalter ist kein schwerer Job, aber super trocken und die Menschen dazu sind oft genauso einfältig. Ein kreativer Geist würde in dem Job umkommen und seine Arbeit nicht gut machen und dann kündigen.

Ich bin mit einem Buchhalter zusammen, da muss man akkurat wiedergeben können, was der andere Wort für Wort spricht und für Zahlen verwendet. Ich bin dagegen ein kreativer Freigeist und erfinde Dinge ständig neu. In so einem Job würde ich eingehen wie eine Primel und ich wäre tatsächlich nicht befähigt dazu.
 
  • #4
Bei mir ist das definitiv nicht so. Ich kann nicht gut mit Zahlen und es hat mich von klein auf nur beschämt, wenn mir jemand weis machen wollte oder darauf bestanden hat, dass es nur an fehlendem Willen läge. Es fehlen mir definitiv Synapsen dafür. Ich bin ein recht ehrgeiziger Mensch, es steckt keine Bequemlichkeit und auch keine Vermeidungshaltung dahinter. Seit ich nicht mehr mit Zahlen arbeiten muss, geht es mir wesentlich besser.
Für Menschen, die es auf allen Gebieten intellektuell relativ leicht haben, ist es denke ich auch schwer nachzuvollziehen. Es gibt die These, dass intelligente Menschen andere auch eher für gleich schlau halten, einfach weil sie sich gar nicht vorstellen können, dass jemand die Dinge weniger gut versteht.
 
  • #5
Ich habe einen Kollegen. Ein jetzt deutscher Ungar aus Rumänien.

Er hat BWL mit Mathe-Schwepunkt studiert und ist in diesem Bereich wirklich gut.

Vorher hat er die Konditor-Gesellen- und -Meister-Ausbildung abgeschlossen. Er backt entsprechend gut und ist außerdem ein Superkoch.

Nebenbei ist er ehrenamtlicher Organist in seiner Kirchengemeinde und spielt diverse Instrumente sehr gut.

Außerdem spricht er fließend Englisch, Deutsch, Ungarisch, Rumänisch und Französisch. Seine Rechtschreibung ist besser als meine.

Es scheint so, dass er wirklich alles kann. Aber er ist ein ängstlicher Mensch der sich nicht gut verkaufen kann.

Ich kann vieles von dem was er kann überhaupt nicht oder nur schlechter. Aber ich kann mich und das was ich mache besser verkaufen.
"Wir sind nicht unsere Stärken und Schwächen, wir sind die Entscheidungen, die wir treffen.", hat die Vortragende erklärt. Glaubt ihr, dass es für jeden möglich ist, alles zu lernen?
Darauf kommt es nicht an wenn man in der Pyramide aufsteigen will. Wesentlich für einen hohen Aufstieg ist Skrupellosigkeit und die Fähigkeit zu blenden.
Sie ist Ärztin und sie sagt, sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat
Hier geht es um handwerkliche Fähigkeiten. Klar kann jeder Sänger oder Tischler werden. Die Frage ist bloss wird man unbegabt ein guter und glücklicher Sänger oder Tischler?

Außerdem behaupten narzisstische Typen IMMER, dass sie alles können und z.T. können sie das auch ihrer Umgebung suggerieren. Ihre Begabung ist halt blenden und manipulieren. Die tatsächlich Arbeit machen dann andere für sie.
 
  • #6
In einem Psychologie Seminar das ich belege, wurde uns eingebläut, dass theoretisch jeder alles lernen und erreichen kann.

Wurde euch diese These als allgemeingültig in deinem Seminar "eingebläut"?
Kommt mir doch etwas fragwürdig vor.
Wenn ich mich recht entsinne sind das Thesen die aus dem Behaviorismus kommen. Solche Aussagen können nur unter Ausblendung des kompletten Innenlebens eines Menschen gemacht werden, wenn man Lernen auf einen Reiz-Reaktions-Mechanismus reduziert.
Solche Aussagen sind meines Kenntnisstandes schon lange überholt und es wundert mich, dass eine solche (plakative) Aussage als Stand der Wissenschaft präsentiert wird.
Mich würden da in der Tat die Studien interessieren, die das belegen sollen - und ob sie nach 1970 getätigt wurden ;-)
 
  • #7
Meine Mutter bestreitet es aber. Sie sagt, sie könnte zB keine Buchhalterin sein, denn sie kann nicht gut mit Zahlen. Ich meinte, sie könnte es lernen, mit Zahlen zu jonglieren, sie verneinte es
Arbeite auch in der Buchhaltung aber rechne auch nicht so viel rum, man hat ein System, da ist vieles voreingestellt, klar man sollte wissen was man wohin bucht und warum, wie sich das auswirkt, welche Konten, welche Steuerschlüssel. Bei manchen Azubis merkt man, dass es denen eher nicht so liegt, da fehlt oft das Verständnis für bestimmte Buchungen, manche sind sehr flott unterwegs, verstehen schnell.
Ich bin gelernte Industriekauffrau und habe viele Bereiche kennen gelernt, Logistik fand ich auch immer gut, den Einkauf oder Stammdaten fand ich nicht so spannend.

Kann schon sein, dass man alles erlernen kann es jedoch individuell schwer sein wird etwas bestimmtes zu erlernen, manche brauchen mehr Zeit und manchen fällt etwas vielleicht einfacher, die müssen da nicht viel Zeit investieren um diese Fähigkeit zu erlernen.

Ich denke man kann vieles erlernen, sollte sich jedoch mit dem beschäftigen was einem liegt, denn ist es nicht meistens so, das was einem gut liegt macht auch automatisch mehr Spaß?

W 28
 
  • #8
Hm. Ich könnte zum Beispiel keine Vertriebsmitarbeiterin werden, obwohl ich sowas lange gemacht habe. Ich habe einfach kein Talent zu verkaufen.
Ich spiele seit meiner Jugend Gitarre, war in etlichen Bands. Musikalität kann man nicht lernen, meiner Ansicht nach, es gibt Leute, die sind „tone deaf“, die werden niemals einen richtigen Ton treffen oder merken, dass sie grade schief spielen. Egal wieviel sie üben. Wenn diese Anlagen aber da sind, kann mit Üben viel erreicht werden, aber nur bis zu einer bestimmten Grenze.
Auch in meinem (pädagogischen) Beruf: ich sehe es oft im Alltag. Es gibt Leute, die können die Theorie lernen, wie man bspw. mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen umgeht, wenn sie aber keinen Draht zu den Leuten finden, nicht herzlich sind, nicht flexibel auf Situationen eingehen können oder sich in die Lebenswelt der Adressat*innen einfühlen können, dann wird das nichts und niemandem ist geholfen.
Ich habe zwei linke Hände und kann niemals Handwerkerin, egal welcher Coleur werden.
Naja, soweit erstmal mein Senf.
 
  • #9
In einem Psychologie Seminar das ich belege, wurde uns eingebläut, dass theoretisch jeder alles lernen und erreichen kann.
War das wirklich ein Psychologie Seminar, oder doch eher so eine selfmade Coaching Veranstaltung?

Nein, ein Mensch kann nicht alles erreichen, was er sich in den Kopf setzt. Ich halte so ein Denken auch für sehr fatal, weil sich die Leute am Ende unnötigerweise wie Versager vorkommen, wenn ihnen irgendwas nicht so gut gelingt, wie z.B. anderen Menschen (mit anderen Voraussetzungen).


Sie ist Ärztin und sie sagt, sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat (wenn es ihre verbleibende Lebenszeit zuließe, denn sie ist bereits über 60).
Wenn sie nicht die nötige Veranlagung mitbringt, wird sie niemals so gut werden, wie jemand, der günstige Voraussetzungen besitzt. Ihr sind natürliche Grenzen gesetzt.

Du musst zwischen Leistung und Potenzial unterscheiden.

Leistung lässt sich durch Übung verbessern/beeinflussen.

Potenzial entscheidet darüber, wie hoch dein grundsätzliches Leistungslevel ausfällt. Also wie weit du es durch Übung theoretisch bringen kannst.

Mich hat diese Information auf jeden Fall erleichtert und auch dazu motiviert, mich beruflich in eine neue Richtung umzuorientieren.
Ich würde dir empfehlen eine Potenzialanalyse bei einem ausgebildeten Personalentwickler durchführen zu lassen.

Meine Mutter bestreitet es aber. Sie sagt, sie könnte zB keine Buchhalterin sein, denn sie kann nicht gut mit Zahlen.
stimmt…
Wir sind nicht unsere Stärken und Schwächen, wir sind die Entscheidungen, die wir treffen."
sie möchte durch solchen Aussagen die Selbstwirksamkeit ihrer Teilnehmer stärken. Aber das ist quasi Fast Food. Schmeckt gut, ist aber nicht besonders nachhaltig, weil es nicht lange satt macht.

Selbstbewusstsein = sich seiner Selbst bewusst zu sein = seine Stärken und Schwächen kennen.

Erst dann kannst du dich realistisch einschätzen und wirst an Selbstvertrauen gewinnen, was nicht gleich wieder wie ein Kartenhaus einstürzen wird, sobald du mit der Realität konfrontiert wirst.

Ein zu überhöhtes oder zu negatives Selbstbild ist Gift für ein stabiles Selbstbewusstsein. Weil die Menschen dann entweder unter ihren Möglichkeiten bleiben, oder sich Ziele setzen, die ihre Fähigkeiten zu sehr übersteigen (bisschen drüber sollte man schon sein).

Kennst du das Ikigai-Modell?

https://emanuelhacker.com/ikigai-den-sinn-des-lebens-finden-in-7-schritten/
 
  • #10
Ich finde es viel wichtiger in seine Stärken zu investieren als in seine Schwächen . Bei schwächeren Gebieten reicht mir unteres Mittelmaß. Ich bin schlecht in Naturwissenschaften und Sport . Ich bin kein sehr pragmatischer Mensch . Ich bemühe mich im Bereich Haushalt, Finanzen , Organsiation, damit ich es mir selber nicht so schwer mache . Ich habe herausragende Fähigkeiten im Bereich Sprache und Musik . Im neuen Jahr kaufe ich ein richtig gutes Klavier und spiele das ganze Jahr Chopin . Ich möchte wirklich üben und mich verbessern . Ich möchte entweder eine neue Sprache lernen oder eine alte Sprache auffrischen zum Beispiel Arabisch.
 
  • #11
In einem Psychologie Seminar das ich belege, wurde uns eingebläut, dass theoretisch jeder alles lernen und erreichen kann. "Wir sind nicht unsere Stärken und Schwächen, wir sind die Entscheidungen, die wir treffen.", hat die Vortragende erklärt. Glaubt ihr, dass es für jeden möglich ist, alles zu lernen? Sie behauptet, ja.
100% Zustimmung, ich habe tausende lebende Beispiele begleitet, die kompatibel sind mit dieser Aussage, auch ich bin ein Beispiel dafür, habe viele Dinge gelernt und ausgeübt und bin immer noch dabei!
Sie ist Ärztin und sie sagt, sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat (wenn es ihre verbleibende Lebenszeit zuließe, denn sie ist bereits über 60).
Es gibt nichts mehr hinzuzufügen, genau meine Einstellung!
Meine Mutter bestreitet es aber. Sie sagt, sie könnte zB keine Buchhalterin sein, denn sie kann nicht gut mit Zahlen. Ich meinte, sie könnte es lernen, mit Zahlen zu jonglieren, sie verneinte es. Was meint ihr? Mich hat diese Information auf jeden Fall erleichtert und auch dazu motiviert, mich beruflich in eine neue Richtung umzuorientieren.
Wer dafür die nötige Geisteshaltung nicht hat, die Grundeinstellung fehlt, bei dem geht es nicht, so einfach ist das!
 
  • #12
Mich hat diese Information auf jeden Fall erleichtert und auch dazu motiviert, mich beruflich in eine neue Richtung umzuorientieren.
Dann achte darauf, dass es nicht ins Gegenteil umschwenkt, nämlich zur Überforderung, zur Frustration oder zur kompletten Motivationsaufgabe.
Künstlerisch und sportlich halte ich die Aussage für kompletten Blödsinn. Musikalität bzw. ein gutes Gehör lassen sich nicht erlernen. Jede Sportlerkaderschmiede weiß, dass ein Wille zur Spitzensportlerkarriere unersetzlich ist, Begabung aber ebenso.

Auch wenn der Sohn einer Putzfrau Bundeskanzler wurde, hängen dennoch Tausende von Söhnen und Töchtern von Putzfrauen in prekären Jobs. Geld, Talent, Bildung, IQ, Aussehen und Gesundheit sind ungleich verteilt, übrigens zumeist zugunsten derjenigen, die die Theorien Deiner Professorin postulieren. Kann man traurig finden, ist aber nunmal eine Tatsache.

Ich lebe dann doch lieber nach den Maximen" weniger ist mehr" und auch "langsamer ist schneller." Das führt zu keinem Perfektionismus, zu keinem Burnout und zu keiner Depression. Hoffe ich jedenfalls.
An dem Spruch " der Wille kann Berge versetzen " ist etwas dran, aber nur im Rahmen der Möglichkeiten des Einzelnen.

sagt, sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat (wenn es ihre verbleibende Lebenszeit zuließe, denn sie ist bereits über
Zum Glück bleibt sie in der Theorie, der praktische Beweis bleibt der Zuhörerschaft somit erspart.
W,57
 
  • #13
Naja, das ist sehr verkürzt und reißerisch formuliert, natürlich kann nicht jeder alles erreichen, erst recht wenn es darum geht, im fortgeschrittenen Alter (z.B. nach dem Schulabschluss) Kompetenzen zu erwerben oder Ziele zu erreichen, denn für vieles wurden Grundlagen ja schon in sehr jungem Alter gelegt (oder eben nicht) und dann gibt es auch so was wie Talent (oder "natürliche", angeborene Vorteile) und Zufall (oder Wechselwirkungen und Bedingungen), die Persönlichkeit und Lebenslauf beeinflussen. Je nachdem, wie und wo man lebt und wen man kennt, kann man bestimmte Fähigkeiten ja gar nicht entwickeln oder gar kennenlernen.

Der Spruch ist motivierend gemeint und eine nette Botschaft, aber hält einer genaueren Überprüfung sicherlich nicht stand. Bestimmt kann man es in einem Gebiet weit bringen, wenn man motiviert und diszipliniert ist und einem Thema viel Aufmerksamkeit und Zeit widmet, sich bemüht. Ich bin davon überzeugt, dass ich viele Fächer studieren und viele Berufe oder Aktivitäten gut ausüben könnte, aber würde ich es überall an die Spitze schaffen? Bestimmt nicht, es müssten sehr viele andere Voraussetzungen gegeben sein.

Wenn du als Kind bestimmte kognitive und motorische Fähigkeiten nicht richtig erlernst, geht vieles schon mal nicht. Wenn du keine Schule besuchst und nicht lesen kannst, geht vieles schon mal nicht. Natürlich kannst du es lernen und dann vieles erreichen, aber nicht "alles", die Lebenszeit ist ja auch begrenzt und manche Zeitfenster schließen sich für immer.

Ich habe mir viele Sachen von null beigebracht, zum Beispiel konnte ich früher nicht Kraul schwimmen, wollte und will aber gut darin sein, also trainiere ich wöchentlich und habe mich seitdem extrem verbessert, was mich sehr freut, aber ich brauche dafür Geld, um den Schwimmbad-Eintritt zu bezahlen, und habe einen netten Freund, der mir Privatunterricht bei einem Schwimmcoach geschenkt hat, wodurch ich mich sehr verbessern kann. Ich kann innerhalb meiner Möglichkeiten ganz gut werden (was mir völlig reicht), aber kann ich Olympia-Siegerin im Schwimmen werden? Sicherlich auch dann niemals, wenn ich das Geld und die Zeit hätte, ab jetzt sehr viel in professionelles Training zu investieren und nur noch das zu machen. Ich habe ja viel zu spät damit angefangen, bin zu alt und auf dem Niveau spielen auch individuelle körperliche Voraussetzungen eine Rolle, jeder Körper ist anders. Mein Freund hätte mit bestimmten Vorerkrankungen oder Behinderungen oder zu wenig Geld nicht Pilot werden können. Und so weiter, da spielen sehr, sehr viele Faktoren eine Rolle.

Trotzdem können Fleiß und Leidenschaft einen weit bringen, selbst wenn die Umstände widrig sind. Ich empfehle zu dem Thema eines meiner früheren Lieblingsbücher: "Martin Eden" von Jack London. Und den Film "Gattaca" mit Jude Law.
w28
 
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  • #14
In einem Psychologie Seminar das ich belege, wurde uns eingebläut, dass theoretisch jeder alles lernen und erreichen kann. "Wir sind nicht unsere Stärken und Schwächen, wir sind die Entscheidungen, die wir treffen.", hat die Vortragende erklärt.
Eine ziemlich allgemeine Floskel, die, so denke ich, niemanden weiter bringt. Aber ich vermute, es soll euch ermutigen.
Glaubt ihr, dass es für jeden möglich ist, alles zu lernen?
Nein, natürlich nicht. Menschen sind sehr unterschiedlich begabt, oder eben nicht begabt. Der eine kann seht gut zeichnen, ein anderer hat ein musikalisches Talent, ein dritter ist ein Mathe Genie. Beispiele von extremen Talenten kennen wir doch alle und diese gehen in die Geschichte ein. Ich selbst bin in meinem Leben schon extrem talentierten Menschen begegnet. Ja, Fleiß und Arbeit gehören immer dazu, aber nicht jeder ist gleich gesegnet.
Sie behauptet, ja. Sie ist Ärztin und sie sagt, sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat
Das ist ein erdenklich schlechtes Beispiel! Nein, sie kann selbstverständlich an ihrer Stimme und Musikalität feilen und was Neues zu lernen ist auch gut und gesund für unser Gehirn, aber eine hervorragende Opernsängerin wird sie nicht, wenn sie absolut untalentiert ist. Im Übrigen konnte Pavarotti keine Noten lesen, aber hat wunderschön gesungen! So ein Talent ist rar!
Meine Mutter bestreitet es aber. Sie sagt, sie könnte zB keine Buchhalterin sein, denn sie kann nicht gut mit Zahlen.
Deine Mutter hat Recht.
Ich meinte, sie könnte es lernen, mit Zahlen zu jonglieren, sie verneinte es.
Na ja, was sie nicht kann, kann sie nicht. Bzw. sie kann sich sehr anstrengen, aber es wird ihr kein Spaß machen und sehr gut wird sie darin auch nicht werden.
Mich hat diese Information auf jeden Fall erleichtert und auch dazu motiviert, mich beruflich in eine neue Richtung umzuorientieren.
Dann viel Glück bei der Neuorientierung. Aber schau darauf, was du gut kannst und was dich gleichzeitig in der nächsten Zeit in Lohn und Brot bringt. Es kommen bald die Umbruchzeiten und einige Berufe werden in der Form, wie sie jetzt ausgeführt werden, nicht mehr existieren.

Gruß w37
 
  • #15
Nein, ein Mensch kann nicht alles erreichen, was er sich in den Kopf setzt. Ich halte so ein Denken auch für sehr fatal, weil sich die Leute am Ende unnötigerweise wie Versager vorkommen, wenn ihnen irgendwas nicht so gut gelingt, wie z.B. anderen Menschen (mit anderen Voraussetzungen
Der Gedanke kam mir genauso, dieser flapsig dahin gesprochene Satz
. "Wir sind nicht unsere Stärken und Schwächen, wir sind die Entscheidungen, die wir treffen
Klingt wie viele " Weisheiten" sehr reizvoll, hat seinen wahren Kern und wird einem gern dann von diversen Caches aller Provinienz um die Ohren gehaut, diese Vermutung
liegt nahe.
Mit diesem Satz macht man den Menschen auf sehr einfachem Weg zu einem "Schuldigen", nicht nur zum Versager, weil er, wenn es im Leben nicht läuft, einfach die falsche Entscheidung traf, nur Leben ist nicht so banal, man trifft Entscheidungen immer nur zu diesem Zeitpunkt und mit diesem Kenntnisstand, hinterher ist man immer klüger, und es gibt so viele Einflussfaktoren auf das Leben, und den Lebensweg, dass es auch da wiederum zu schlicht ist.
@Silly #12 hat diese Plattitüde mMn auch treffend ergänzt,, da schließe ich mich an.
Für mich konzentriere ich mich auf mich, überlege, was will ich, tut mir das gut, passt es zu mir, meinem Leben, betrifft es andere, wie z. B. Partner, Kinder, etc., habe ich das Potential, ggf. ist es ausbaufähig, und so entstehen meine Ziele, mein Weg, aber das ist deutlich komplexer als so ein einfacher Satz.
Auch aus mir wäre mit Sicherheit keine Spitzensportlerin geworden, keine namhafte Musikerin oder Künstlerin, egal wie viel Willen ich aufgebracht hätte, und wozu dann.
Zum Sich annehmen gehört es, zu fühlen, wo die eigenen Potentiale stecken und sich nicht an Unrealisierbarem abzuarbeiten.
 
  • #16
sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat
Das könnte sie nur dann, wenn mit ihrer Stimme alles in Ordnung ist. Hätte sie von Geburt an verkümmerte Stimmbänder z.B., dann könnte sie auch keine Opernsängerin werden.
Demnach ist diese Aussage falsch, dass JEDER ALLES kann.
Zudem benötigt ihre Stimme einen gewissen Wohlklang.
Sonst will es eben niemand hören.

Hat jemand z.B. Fehlstellungen kann er z.B. nicht unbedingt Profifussballer werden. Zudem wird Zielwasser benötigt, das nun mal nicht jeder hat, ganz egal wie lange er Zielen übt.

Zudem benötigt man ein gewisses Talent/Begabung. Will also jemand Künstler in Malerei werden, der absolut kein Talent besitzt, keinen Sinn für Form und Farbgebung, kein räumliches Vorstellungsvermögen usw., wird das ein höchst Steiniger Weg, der letztlich in eine Sackgasse führen kann, statt zum Erfolg.

Somit hat eben jeder Stärken und Schwächen, die ihm in die Wiege gelegt wurden. Man kann diese natürlich ignorieren. Sinnvoll ist das jedoch nicht.
Genauso könnte man seine ureigenen Interessen ignorieren und irgendwas machen, dass einem überhaupt keinen Spass macht. Auch nicht sinnvoll.

Man kann jedoch Stärken erst später entdecken. Zum Beispiel die "Zahlen-Jonglier-Stärke". Etwas bei dem man dachte, dass man gar kein Talent besitzen würde, wird plötzlich zur Obsession und man stellt fest, dass es genau das Richtige ist. Man kam nur nicht entsprechend mit dem Thema in Berührung.

Mich hat diese Information auf jeden Fall erleichtert und auch dazu motiviert, mich beruflich in eine neue Richtung umzuorientieren.
Kann man nichts dazu sagen. Es gibt sicherlich mehrere Berufszweige, die du einschlagen kannst und erlernen kannst.
Das hat aber nichts mit dieser verabsolutierten Vorstellung von "Jeder kann Alles" zu tun.
 
  • #17
Nein, das ist falsch.
Als ich vor etwa 15 Jahren den Spaß am Golfen ?️‍♂️ gefunden hatte, nahm ich mir vor so gut wie Tiger Woods zu spielen und damit eine Milliarde Dollar zu verdienen. Ich wurde echt gut, aber zu Tiger waren es Universen.
Als junger Junge wollte ich Fußball spielen wie Piere Littbarski. Ich trainierte wie verrückt, aber ich hatte nicht dieses Talent, obwohl ich es so sehr wollte.
Ich wollte als Teenager tief eintauchen in die Erforschung der Astronomie, weil es mich bis heute brennend interessiert.
Meine Intelligenz ist nicht annähernd so ausgestattet, als das ich die Materie mehr als im Ansatz verstehen könnte.

Intelligenz und Talent sind individuell für jeden Menschen begrenzt.
M52
 
  • #19
Ich glaube auch nicht daran, dass jeder alles erreichen kann.

Vielmehr denke ich, dass jeder sich ständig weiterentwickeln kann, neue Wege einschlagen, und damit mehr für sich selbst erreichen kann. Man muss nicht ständig in sein persönliches kaltes Wasser springen, aber mehrmals im Leben kann und sollte man große Schritte machen. Umzug, Jobwechsel, verlassen ungünstiger Partnerschaften... die Liste ist beliebig erweiterbar.

Ich denke schon, dass wer nie aus seiner Stadt oder noch kleiner, seinem Dorf herausfinden konnte, schnell(er) denkt "alles" schon ausprobiert zu haben. Naja, wenn 20 Quadratkilometer "alles" sind, die hat man schnell durch.

Ich persönlich, hab früher rumprobiert bis ich meinen Beruf gefunden habe. Und in diesem dann fortgebildet. Manch Wechsel war unfreiwillig, letztendlich aber gut so. Heute geht es mir prima. "Alles" will ich gar nicht mehr werden.
 
  • #20
In etwas abgeschwächter Form, glaub ich schon dran...der Punkt ist wohl, dass man es wirklich wollen muss.
Ich zb kann überhaupt nicht singen und habe niedrige mathematische Fähigkeiten.
Aus meinen, Stimmbändern ist nicht viel rauszuholen..zu lange, knötchen und schließen nicht gut.
Kleine Frau, mit dunkler eher rauen Stimme und schnell heiser.
Sängerin fällt schon mal organisch aus... Aber vielleicht wenn es mein Traum von klein auf gewesen wäre,.hätte ich das mit viel Training und OPs verbessern können. Keine Ahnung... Zumindest war es wohl nie mein ehrgeiziger Traum.
Aber es hätte nie für mehr gereicht, mal ein zwei Lieder durchzuhalten.

Zur Mathematik, hatte ich allerdings mal ein passendes Gespräch. Ich kann Formeln nicht lesen, integral fatal...mangelhaft.
Bei Geometrie, Sinus Cosinus...schrieb ich zwei Einser.
Dazu sagte mir mal ein Psychologe, dass es an meiner tiefgehenden Einstellung läge, dass eine für sinnvoll und wichtig gesehen zu haben = deshalb wollte ich das können und das Andere nicht.
Ich sagte damals, es gibt nachweislich Menschen mit natürlichem niedrigerem IQ, die können auch nicht alles lernen.
Das Gegenargument war, dass diese Menschen auch nicht auf die Idee kommen, das zu wollen.

So liege ich bei der Aussage in der Mitte.
Wenn man etwas wirklich will, hat man innerlich auch irgendwo das Talent, auch wenn es nicht groß ist.
Es gehört aber viel Ehrgeiz, üben etc dazu das aus sich heraus zu holen.
Aber es gibt dennoch schon körperliche/ geistige Einschränkungen,die das mal nicht zu lassen.
 
  • #21
Ich sehe es eher so: Wirkliches Glück und Gelingen ist, zu erkennen welche Talente man mitbekommen hat, Mut und Willenskraft zu schöpfen, diese zu entwickleln, und dann mit diesen Gaben den genau richtigen Platz in seinem Leben und der Gesellschaft zu finden.
 
  • #22
Ich finde das Thema richtig spannend! Erst einmal möchte ich sagen, dass ich jemanden kannte (ist verstorben), der erst mit 36 Jahren anfing, reiten zu lernen, aber dann baden-württembergischer Meister in der Vielseitigkeit wurde und an deutschen Meisterschaften teilnahm. Außerdem kenne ich einen Olympiasieger in der Vielseitigkeit und da weiß ich, dass er sein Leben lang nichts anderes als reiten gemacht hat und dementsprechend früh anfing (in der Schule war er natürlich). Es heißt ja, dass man etwas 10000 Stunden lang gemacht haben muss, um es als Meister zu beherrschen. Das mit den vielen Stunden trifft in jedem Fall auf ihn zu, aber es trifft zusätzlich noch auf ihn zu, dass er die perfekte Statur fürs Reiten hat (Beine länger als Oberkörper, nicht schwer, relativ klein). Ich kenne auch andere Leute, die von Kindheit an quasi nichts anderes gemacht haben, auch Berufsreiter wurden und doch nicht Olympiasieger geworden sind. Mein Beispiel von oben, der erwachsene Reitanfänger, hatte noch das zusätzliche Hindernis, dass er fürs Reiten, also fürs Pferd, kleiner und leichter hätte sein müssen-eigentlich.
Vom Tanzen her kenne ich einen Weltmeisterschaftsvierten, der sein Leben lang getanzt hat. Ich würde also sagen, an der 10000 Stunden-Theorie ist was dran.
Ich glaube aber auch, dass man sich bei vielen Sachen, die man nicht kann, mental im Weg steht. Ich beispielsweise stand mir bei Mathe selbst im Weg. Ich habe Mathe-Abi mündlich gemacht, das ging damals, dass man zwischen schriftlich und mündlich wählen konnte, wenn die Kombination insgesamt gestimmt hat. Ich war mit einer unterirdischen Punktzahl angemeldet (entsprechend der Note 4,7), habe mich für die Prüfung sehr diszipliniert vorbereitet (jeden Tag 6-8 Stunden) und hatte mir einen "Erklärbären" organisiert. Bei der Prüfung habe ich meine Punktzahl verdreifacht (entsprechend der Note 2,7) und der Fremdprüfer meinte, dass ich noch zwei Punkte mehr bekommen hätte, wenn ich an der einen Stelle besser geantwortet hätte.

Ich würde also sagen, mit Disziplin, Fleiß, der richtigen Anleitung und der richtigen Einstellung geht vieles. Auch bei meinen Schülern habe ich individuelle große Fortschritte beobachten können. Aber ich würde auch sagen, dass, wenn gewisse Sachen in der Kindheit nicht angelegt waren oder worden sind, dann kann es sich bei Verbesserungen nur um individuelle handeln. Der Abstand zum Könner bliebe meist dennoch bestehen.
 
  • #23
Ich sagte damals, es gibt nachweislich Menschen mit natürlichem niedrigerem IQ, die können auch nicht alles lernen.
Das Gegenargument war, dass diese Menschen auch nicht auf die Idee kommen, das zu wollen.

Es gibt sicher einen Zusammenhang zwischen Motivation und Begabung. Habe ich eine Begabung in einem Themenbereich so fällt mir der Einstieg in das Thema erst mal leicht, man entwickelt evtl. schonmal eine gewisse Grundbegeisterung für Integrale ;-) bevor man auf die ersten Hürden stößt. Mit ein bisschen Begeisterung lassen sich dann auch irgendwann auftretende Hürden leichter überwinden und man gelangt wieder zu Erfolgserlebnissen.
Deswegen wird sich wohl der Mensch mit der schlechten Stimme nicht für eine Karriere als Opernsängerin entscheiden, weil bis zum ersten Erfolg eine sehr lange Straße von Misserfolgen vor einem liegt.

Aber die Aussage "jeder kann alles werden mit ausreichend viel Zeit" halte ich für weit überholt (wenn man die Zeitspanne eines Menschenlebens als so limitiert ansieht wie sie nun mal ist und es kein reines Gedankenkonstrukt ist à la "hätte ich dafür 100 Jahre Zeit").
Daher nochmal meine Frage: wenn es sich um ein fundiertes Psychologie Seminar handelt, wo sind die Quellen zu dieser Aussage?
Für mich klingt so eine Aussage nach reinem Motivationscoaching - und dann auch noch nach einem hinreichend schlechtem, denn:
Nein, ein Mensch kann nicht alles erreichen, was er sich in den Kopf setzt. Ich halte so ein Denken auch für sehr fatal, weil sich die Leute am Ende unnötigerweise wie Versager vorkommen, wenn ihnen irgendwas nicht so gut gelingt, wie z.B. anderen Menschen (mit anderen Voraussetzungen).
 
  • #24
Meine Mutter bestreitet es aber. Sie sagt, sie könnte zB keine Buchhalterin sein, denn sie kann nicht gut mit Zahlen. Ich meinte, sie könnte es lernen, mit Zahlen zu jonglieren, sie verneinte es
Ich glaube nicht, dass man unbedingt alles kann, aber ich glaube, man könnte viel mehr, würde man sich nicht mit seinen eigenen Glaubenssätzen so einschränken.

Und diese Glaubenssätze werden oftmals in der Kindheit gelegt, indem man jemanden erzählt nur weil es einmal versagt hat, dass zB. Mathe nichts für Mädchen ist oder die Mutter sagte, dass sie dieses Talent nicht hat und es dann auch bei der Tochter nicht vorhanden sein kann. Als Kind ist man ständig mit solchen Sprüchen umgeben und glaubt es und schränkt sich damit lebenslang selbst ein, wenn man nicht irgendwann mal diese Glaubenssätze auflöst.

Ich denke dass gewisse Talente und Begabungen einem das Leben leichter machen können, aber man deswegen nicht automatisch in diesem Bereich erfolgreich ist, wenn man nichts dafür tut. Nur ein musikalisches Talent und gutes musisches Gehör wird nicht dazu führen dass man ein Pianist wird, wenn man nicht fleißig übt.
 
  • #25
Meine Mutter bestreitet es aber. Sie sagt, sie könnte zB keine Buchhalterin sein, denn sie kann nicht gut mit Zahlen. Ich meinte, sie könnte es lernen, mit Zahlen zu jonglieren, sie verneinte es. Was meint ihr?
Ich bin der Meinung, dass deine Mutter richtig liegt. Bei mir und meinem Bruder ist es z.B. so, dass er immer hervorragend mit Zahlen konnte, ich hingegen konnte immer gut mit Sprachen. Ich denke das ist einfach in einem angelegt. Auch das Zeug zum/zur Opernsänger/in hat bei Weitem nicht jeder, genauso wenig hat nicht jeder das Zeug ein Instrument in Perfektion spielen zu lernen. Das würde Musikalität voraussetzen und die ist da, oder eben nicht.
Für mich ist es Scharlatanerie Menschen so etwas einzureden und sie auf irgendwelche Irrwege zu führen.
 
  • #26
Ich sehe es eher so: Wirkliches Glück und Gelingen ist, zu erkennen welche Talente man mitbekommen hat, Mut und Willenskraft zu schöpfen, diese zu entwickleln, und dann mit diesen Gaben den genau richtigen Platz in seinem Leben und der Gesellschaft zu finden.
Das ist eine tolle Zusammenfassung, gefällt mir persönlich sehr gut, auch die Komponente Glück, denn das gehört auch dazu.
 
  • #28
Ich finde es keine psychologisch gefährliche Aussage...
Man kann alles schaffen, wenn man wirklich will, ggf braucht man Umwege.

Je nach Diagnose wird ein Gelähmter sicherlich nicht mehr selbst laufen können. Aber vieles schaffen was ihm wichtig war, nur anders. Basketball spielen etc

So kommt es beim Psychologen doch drauf an, was zu dem Patienten passt.
Einem gelähmten wird dann nicht gesagt, Du kannst Hürdenläufer werden...aber zu sagen: ich kann nie mehr Sport machen, da kann man motivierent sagen: klar kannst Du
 
  • #29
In einem Psychologie Seminar das ich belege, wurde uns eingebläut, dass theoretisch jeder alles lernen und erreichen kann.
Ja, ja, die flachen Hobbyseminare und die Weisheiten, die da verbreitet werden - ist mir zu wenig komplex gedacht.
Ich bin klein und habe einen Hang zum Untergewicht, eine Skoliose und eine leichte Hüftgelenksdeformation.
Egal wie viel ich trainiere: allein meine Physis steht dagegen, dass ich 200 kg Gewicht hochbekomme. Von schadensfrei ist dann noch keine Rede.
Mit meinem Asperger werde ich sicherlich auch kein Verkaufstalent oder Entertainer für die breite Masse.

Also Dummtüch diese Aussage in dieser Plattheit.

"Wir sind nicht unsere Stärken und Schwächen, wir sind die Entscheidungen, die wir treffen.", hat die Vortragende erklärt.
Geistloses Blabla sage ich dazu, mit hoher Bereitschaft zum Opferblaming. Das spricht weder für Kompetenz noch Empathie der Referentin.

Sicherlich setzen sich viele Menschen selber zu enge Grenzen, weil sie sich garnicht bemühen wollen, auch nicht bemühen herauszufinden, was sie können und was nicht.
Von vornherein "nein" sagen ist dieser Art Mensch bequemer und davon gibt es sehr viele.

Darüber hinaus: oft sind Lebenswege in weiten Teilen vorgezeichnet, weil man selber garnicht entscheiden konnte, sondern andere entschieden und gemacht haben.
Frag mal die Kinder drogenabhängiger Eltern, die aufgrunddessen mit Handicaps geboren werden, frag misshandelte/missbrauchte Kinder, Kinder die in lebensfeindlichem Umfeld aufgewachsen sind und seelische Langzeitschäden haben, die sie an vielem lange Zeit hindern etc.

sie sagt, sie könnte theoretisch das Ziel Opernsängerin zu werden anvisieren und so lange an ihrer Stimme und ihrer Musikalität feilen, bis sie das Ziel erreicht hat
Klarer Fall von Selbstüberschätzung, gepaart mit großer Ahnungslosigkeit was den Ausbildungsweg angeht.
Viel feilen kann nämlich auch wichtigen Substanzverlust zu Folge haben, wenn man nicht weiß, wo welche Feile wie anzusetzen ist.

Und wo keine Substanz ist (von Hause aus quäkige Stimme), da ist nichts zu feilen bis zur Bühnenreife als Opernsängerin.
 
  • #30
Ich meinte, sie könnte es lernen, mit Zahlen zu jonglieren, sie verneinte es. Was meint ihr?
Du hast in diesem Fall Recht, "nicht können" ist was anderes als "zu bequem" sein und darum "nicht wollen".

In der Buchhaltung muss man nicht mit Zahlen jonglieren, man musss sie nur richtig wegsortieren. Das verlangt mehr Ordnungssinn als mathematische Fähigkeiten und es fordert Genauigkeit, denn vergessene Stellen haben große Auswirkungen.
Die benötigten mathematischen Grundlagen für Buchhaltung hast Du spätestens am Ende der 8. Klasse einer Realschule erworben. Also wer eine Schule bis dahin erfolgreich absolviert hat, kann das lernen - so er will.

Klug beraten ist, wer die Dinge engagiert angeht, für die er Neigung und die Grundfähigkeiten hat, statt seine Energie an inneren Widerständen und unerreichbaren Zielen ungenutzt verpuffen zu lassen. Das wäre der Weg in die Burnoutfalle - selbstgemachtes Elend.
 
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