Ich finde es interessant, dass einige Poster sofort unterstellen, Menschen, die sich vom Selbstverdienten auch mal etwas Luxus gönnen, gerne in einer schönen Wohnumgebung leben oder Wert auf ein hochwertigeres (und damit komfortableres u. insbesondere sichereres) Auto legen, seien oberflächlich und würden ihre Persönlichkeit nur über Statussymbole definieren.
Das ist eine sehr einseitige Beurteilung, die nichts mit der Realität zu tun hat. Es mag einige (wenige) Leute geben, die sich tatsächlich nur "etwas wert" fühlen, wenn sie vor anderen mit Status rumprotzen. Die meisten anderen -und das scheint für (ohne wirklichen Zwang) sehr Sparsame schlecht verständlich- wollen einfach sich selbst etwas Gutes tun. Sich belohnen für ihren Einsatz im Job, schaffen sich ein Ambiente, in dem sie sich in ihrer Freizeit maximal gut erholen können und wohlfühlen.
Was hat es mit oberflächlich oder Angeberei zu tun, wenn ich mir (und gerne auch meinen Gästen) mal einen Serrano-Schinken gönne, statt des Billig-Vorderschinkens von Aldi? Wenn ich mir ein teures Schaumbad kaufe, statt des Billigshampoos? Markenhandtücher oder -bettwäsche, die auch nach 50x waschen wie neu aussehen (statt der IKEA-Fetzen, deren Farben nach 10 Wäschen schon verblasst sind)? Wie toll sitze ich auch nach 20 Jahren noch auf meinem Rolf-Benz-Sofa mit Federkern und Daunenkissen, während der Schaumgummi oder Billig-Federkern im IKEA-Sofa schon völlig zusammengesackt ist? Wie entspannend ist bei 30 Grad im Schatten die Fahrt in meinem Mittelklassewagen mit Klimaanlage und superbequemen Sitzen? ICH bin mir das wert, mir solche Dinge zu gönnen und mich daran richtig zu freuen!
Wenn der FS das alles nicht braucht oder ihm die Mehrkosten nicht wert ist, sei ihm das unbenommen. Allerdings ließ seine Fragestellung vermuten, dass er sich auch deshalb nur das Billigste kaufen mag, weil er bei teureren Dingen "einfach ein extrem schlechtes Gefühl" bekommt. Das finde ich für ihn wirklich traurig und hat für mich nichts mehr mit Vernunft oder gesunder Sparsamkeit zu tun, sondern mit Zwängen und einer (vermutlich durch Erziehung) gestörten Persönlichkeit. Und DAS bemerken seine Dating-Kandidatinnen vermutlich als sehr negativ.
Meiner Erfahrung nach sparen Menschen, die sich nichts gönnen WOLLEN auch sehr an echter Freude und aufrichtigen Emotionen, haben dazu eine pessimistische Lebenseinstellung. Und sie fühlen sich genötigt, andere Menschen, die auch mal sich selbst verwöhnen, mit negativen Charakterzuschreibungen herabzusetzen, um sich ihr eigenes Verhalten schönzureden. Bevor ich begann, mir etwas zu gönnen und mich selbst zu lieben, hätte ich übrigens genauso argumentiert, wie die Konsumgegner hier.
w, 51 (auch #25)