@ # 8 und Fragesteller:
Ja, Worte wie "Marktwert" usw. klingen in der Tat hart. Aber ich denke, es hat keinen Sinn, daran vorbeisehen zu wollen, daß es diese Worte in Bezug auf die Partnersuche gibt, weil sie dort einfach ihre Berechtigung haben.
Nehmen wir mal "Marktwert": natürlich ist der Mensch kein Produkt. Dennoch kann man nicht wirklich leugnen, daß einige Menschen auf dem "Partnerschaftsmarkt" höher gehandelt werden als andere. Stell Dir eben einfach mal ne hübsche Frau vor, die normal groß und schlank ist, langes, dichtes, glänzendes Haar, große, funkelnde, schöne Augen, eine schön geformte Nase, volle, geschwungene Lippen, weiße, gerade Zähne, eine reine Haut hat und und und... Und jetzt stell Dir von alldem das Gegenteil vor. Zu welcher Frau fühlen sich Männer mehr hingezogen? Das bestimmt den Marktwert, so einfach ist das. Schon Säuglinge schauen die Fotos von hübschen Menschen länger an als von häßlichen. Auf Schönheit anzuspringen, ist in uns einfach angelegt, weil es für Gesundheit und Zeugungs- bzw. Fruchtbarkeit spricht. Das ist unser evolutionäres Erbe, das auf Fortpflanzung bedacht ist. Und auch diejenigen Menschen, die gar keine Kinder in die Welt setzen wollen, springen auf dieselben Muster an. Da können wir uns mit unserem modernen Gehirn gegen auflehnen oder es auch bleiben lassen, weil sowas nun mal nicht durch political correctness wegzudiskutieren ist.
Das Wort "Beuteschema" hat - zumindest für mich - einen eher humorvollen Touch mit Augenzwinkern. Aber es ist nun mal so, daß Menschen verschiedene Ansprüche, Träume, Wünsche und Sehnsüchte haben und sich das, was sie als attraktiv empfinden, in einzelnen Punkten sehr unterscheiden kann. Das ist nichts anderes als der Spruch: Auf jeden Topf paßt ein Deckel. oder: Über Geschmack kann man nicht streiten.
Auch das Wort "Streicheleinheit" hat für mich was augenzwinkerndes und nichts kühles. Vielleicht geht einigen das Wort "Streicheleinheit" auch einfach besser über die Lippen als "Kuscheln", "Zärtlichkeit" o.ä. Gemeint ist dennoch dasselbe damit, finde ich.
"No Go" und "Must be" klingen erst mal hart und extrem unsensibel, das stimmt schon. Aber das kann ja auch nicht darüber hinwegtäuschen, daß jeder Mensch solche Dinge im Kopf hat. Ich kenne absolut niemanden, der in diesem Bezug völlig frei von "no gos" und "must bes" wäre. Natürlich bezeichnen das viele Leute anders aber das ändert nichts an dem Sachverhalt.
Ich z.B. habe als "no go": ein Mann darf nicht kleiner als ich sein und sollte auch nicht gleich groß, sondern wesentlich größer sein. Ist das hart? Vielleicht. Schließlich gebe ich kleinen Männern damit so gut wie keine Chance. Aber es hilft ja nichts. Durch langjährige Beobachtung habe ich festgestellt, daß ich große Männer attraktiv finde, kleine hingegen nicht. Ein kleiner Mann würde an meiner Seite einfach nicht glücklich werden, weil er irgendwann merken würde, daß mir etwas fehlt und ich ihn nicht so attraktiv finde wie man einen Partner finden sollte. Wenn ich von diesem Suchfaktor weggehen würde, würde ich mir selbst und dem anderen keinen Gefallen tun. Das ist also nicht nur egoistisch. Denn die kleinen Männer verdienen natürlich auch eine Frau, die sie aufrichtig liebt und attraktiv findet. Und ich kenne einige Frauen, die zum einen kleiner sind als ich und die zum anderen die Größe des Mannes nicht so wichtig finden wie ich.
Ein weiteres "no go" ist, daß ein Mann geschieden bzw. getrennt ist und aus der früheren Verbindung ein Kind hat. Ich möchte das einfach nicht. Ich möchte einen Mann finden, der noch kein Kind hat und der mit mir eine Familie gründen möchte. Ich stelle mir das schlimm vor, wenn ich schwanger wäre und mir mein Mann dauernd erzählen würde: "Also, bei meiner Ex war das damals so und so..." Ich möchte, daß wir das zusammen zum ersten Mal erleben, weil das dann etwas wirklich besonderes zwischen uns beiden ist.
Durch ein Kind ist ein Mann ja auch auf ewig mit seiner Ex verbunden. Ich hingegen möchte mit seiner Ex bzw. seinen Exen so wenig wie möglich zu tun haben. Außerdem wäre es bestimmt problematisch, daß ich mich um ein Kind kümmern müßte, dem ich aber eigentlich gar nichts sagen darf, weil ich nicht die Mutter bin usw. Ich will zwar nicht kategorisch ausschließen, daß ich, wenn der Mann echt toll ist, das alles nicht doch akzeptieren würde. Aber in einem Singleportal schließe ich diese Männer erst mal aus - einfach, weil ich weiß, daß ich mit der Situation nicht gut zurechtkommen würde und sie einfach nicht haben will. Je älter man wird, desto weniger Männer gibt es aber natürlich, die noch keine Kinder haben. Allein deshalb bin ich vielleicht irgendwann schon gezwungen, das zu akzeptieren.
Diese ganzen Sachen wie "no go" und "must be" klingen zwar im ersten Moment hart aber sie spiegeln doch letzten Endes nur die legitimen Wünsche und Sehnsüchte eines jeden Menschen wider. Ich kann daran nichts Schlimmes entdecken.
Hat man erst mal jemanden gefunden, dann ist man in aller Regel sowieso kompromißbereiter und nachsichtiger. Aber man kann nun mal nicht auf den ersten Blick in jeden Menschen reinschauen. Wir treffen ständig eine Wahl. Wenn ich mich beim Shoppen für ein bestimmtes Kleidungsstück entscheide, bin ich dann hart, weil ich die anderen Kleidungsstücke nicht kaufe? Nein, ich suche nur etwas, das mir paßt, das mir gefällt, in dem ich möglichst vorteilhaft aussehe.
Eine andere Sache ist es natürlich, daß man hier nicht mit vollkommen überzogenen Erwartungen und Ansprüchen ins "Rennen" gehen sollte. Und daß man Leute, die einem nicht gefallen, nicht abfällig, sondern mit Respekt und Höftlichkeit behandeln sollte - einfach, weil das jeder so verdient. Man sollte auch seine eigenen Ansprüche des öfteren einem Realitätscheck unterziehen. Sind die Kriterien, von den ich glaube, daß sie wichtig wären, tatsächlich wichtig? Oder übernehme ich damit nur ein Muster, das die meisten anderen haben? Kann ich so einen Mann - wie ich ihn mir wünsche - überhaupt finden? Und dann kommt auch wieder der eigene Marktwert ins Spiel. Insofern hat der Begriff durchaus seine Berechtigung. Enorm hohe Ansprüche kann sich nur leisten, wer selbst enorm viel zu bieten hat. Wie jemand mal hier schrieb: Wenn ich einen Mann wie Brad Pitt suche, muß ich selbst aussehen wie Angelina Jolie. Jemand, der das nicht einsehen kann, wird nicht den passenden Partner finden.