• #1

Können Gefühle wiederkommen?

Hallo zusammen,

Ich stelle heute hier zum ersten Mal eine Frage und hoffe auf ein paar gute Ratschläge.
Die Situation ist folgende:
Im Sommer letzten Jahres habe ich (38) meinen Freund(44) kennengelernt, es hat sofort bei beiden gefunkt, wir waren total ineinander verliebt. Weil wir ca. 500 km voneinander entfernt wohnten, konnten wir uns meist nur an den Wochenenden sehen. Wir haben viel unternommen, es war immer sehr schön und ich hatte wirklich das Gefühl, dass es perfekt passt mit uns und er wirklich der richtige ist. Er war immer sehr lieb, aufmerksam und es gab viele Zärtlichkeiten.
Nach 3 Monaten Fernbeziehung beschlossen wir dann zusammenzuziehen, da die Liebe sehr groß war und wir es kaum ohne den anderen aushalten konnten. Ich hab in seinem Wohnort einen Job gefunden und bin zu ihm gezogen. Klar, das war alles viel zu schnell. Das war vor 2 Monaten und von großer Liebe ist nicht mehr viel übrig. Seit ich zu ihm gezogen bin, fing sein Verhalten mir gegenüber an, sich zu ändern. Wenig Zärlichkeiten, was er zuerst einfach mit "Alltag" begründete. Ich hatte gleich das Gefühl, dass etwas anderes dahintersteckt. Nach einem unserer Streits wegen Kleinigkeiten, die in letzter Zeit auch immer mehr wurden, sagte er mir dann, dass er kaum noch Gefühle für mich hat. Genau das hatte ich schon die ganze Zeit vermutet. Sich einfach von mir trennen will er auch nicht, er sagt ermöchte es trotzdem noch versuchen und hofft, dass seine Gefühle wiederkommen. Aber hat das überhaupt noch einen Sinn? Können Gefühle wirklich wiederkommen? Ich glaube das irgendwie nicht. Und denke ständig darüber nach, ob ich nicht einfach gehen sollte. Er gibt sich zwar Mühe, es ist aber nicht mehr dasselbe. Es fühlt sich gespielt und falsch an. Ich sehe da einfach keine Zukunft. Was denkt ihr?
 
  • #2
Nach 3 Monaten Fernbeziehung beschlossen wir dann zusammenzuziehen, da die Liebe sehr groß war und wir es kaum ohne den anderen aushalten konnten.

Seit ich zu ihm gezogen bin, fing sein Verhalten mir gegenüber an, sich zu ändern. Wenig Zärlichkeiten, was er zuerst einfach mit "Alltag" begründete.
Diese Aussagen passen ja eigentlich gar nicht zusammen. Entweder war seine Liebe zu dir nie so groß wie deine zu ihm - oder er hat einfach nicht genügend nachgedacht, dass ein Zusammenziehen doch gravierende Veränderungen mit sich bringt.

Dein Bauchgefühl zeigt dir klar auf, dass es wohl nicht mehr so werden kann, wie es mal war. Auf engem Raum mit jemandem zusammenzuleben, der kaum noch Gefühle für dich hat (die gingen ja recht schnell bei ihm vorbei. Da vermute ich immer, dass es mit der Liebe auch vorher nicht so dolle war), kann zur Qual werden.
Bevor es unerträglich wird, geh lieber.
 
  • #3
Das klingt nach sehr viel Leidenschaft und sexueller Anziehung zu Beginn bei euch. Natürlich ist das ein wichtiger Punkt in einer Beziehung. Aber nun mal nur einer.

Meiner Ansicht nach konntet ihr euch nicht richtig kennenlernen in den wenigen wenigen Monaten und bei dieser Entfernung. Ihr wart in der Verliebtheitsphase mit rosaroter Brille. Der Alltag hat ihm nun gezeigt, dass er nicht die Gefühle für dich aufbringen kann, die er sich erhofft hat. Anfangs dachte er wahrscheinlich wirklich es liegt am Alltag und braucht noch ein wenig Zeit. Für mich klingt es, als wäre er ziemlich klar.

Ich persönlich glaube nicht, dass sich seine Gefühle wieder ändern werden. Aus eigener Erfahrung in einer ähnlichen Situation (schnell zusammen gekommen und anfangs sehr verliebt, allerdings kein Zusammenziehen) kann ich nur sagen, dass ich auch eine Weile dachte, es würde sich wieder verändern/verbessern und letztendlich war es nur ein Herauszögern des Endes. Ich war dabei diejenige, die nicht genug Gefühle hatte.

Für dich war es natürlich ein Wahnsinnsschritt, ein Umzug von 500 km mit Jobwechsel und allem. Risiko war dabei, aber auch viel Mut.

Alles Gute für dich
W47
 
  • #4
Würde sagen, das war das berühmte Strohfeuer!
Ich würde gehen.
Falls sich doch noch etwas entwickelt, habt ihr beide ja alle Möglichkeiten.
Ob es zu schnell war, kann man so nicht sagen, weil es ja immer wieder Liebesgeschichten gibt, bei denen es so schnell sehr gut funktioniert hat. Ich kenne ein Paar, die dachten beide, sie hätten jetzt einen One-Night-Stand und sind ab dieser Nacht nie wieder getrennt gewesen und haben geheiratet.
Ich würde schon alleine deswegen gehen, weil ich zu stolz wäre, wie eine Klette an seinem Hals auszuharren, ob er wieder Gefühle für mich entwickelt und weil ich wissen wollte, ob er mich vermisst, wenn ich erst mal weg bin. :)
 
  • #5
Die Situation würde ich keine Sekunde lang aushalten. Wenn mir jemand sagt, dass er mich nicht mehr liebt, keine Beziehung möchte, eine andere hat ... egal ..., dann ist das doch eine recht klare Ansage, dann bin ich ganz schnell weg.

Das war wirklich ganz schön mutig, von Fern- und Wochenendbeziehung auf Zusammenwohnen zu schalten, puuuuh.

Was genau hält dich noch? Die Hoffnung auf ein Wunder? ;-)
 
  • #6
Oj je, das alles tut mir wirklich leid für Dich. Ist ja der reinste Horror. Wahrscheinlich war bei ihm der Wunsch der Vater des Gedankens. Er hat mit 44 Jahren gehofft, dass er sie endlich gefunden hat, seine Traumfrau. Ein wahres Strohfeuer. Ist mir mal umgekehrt vor vielen Jahren passiert. Wir lernten uns am Nordkap kennen und ich war absolut Feuer und Flamme. Als wir wieder in Deutschland waren, verging das Ganze bei mir wieder ebenso schnell. Er konnte das auch nicht verstehen, ich auch nicht. Aber seitdem kann ich sowas nachvollziehen. Nein, liebe Tulpe (tot bist Du ja noch nicht), das wird nichts mehr. Gefühle können nicht mehr von den Toten auferstehen. Wenn mir einer sagen würde, dass er keine Gefühle mehr für mich hätte, wäre ich ganz schnell weg.
W, 53
 
  • #7
Strohfeuer, wie hier schon beschrieben. Das Verliebtsein hat den Alltag nicht überlebt; vielleicht wurde es vorher auch durch die Entfernung angefacht. Das tut mir sehr leid für dich.
Auch ich würde mich trennen. Die Chance, dass ein Gefühl der Liebe zurückkommt, was es von seiner Seite wohl nie gab (eben nur Verliebtheit), ist minimal und auch ich wäre mittlerweile zu stolz, nachdem ich die Erfahrung so ähnlich auch schon gemacht habe.
Dennoch finde ich es nicht falsch, dass du zu ihm gezogen bist, das war mutig und bei manchen klappt es ja auch. So musst du dich nicht fragen, was geweden wäre, wenn, und man weiß nie, was es einem im Leben dann überraschender Weise bringt. Vielleicht triffst du einen tollen Mann in der neuen Stadt, den du sonst nie kennengelernt hättest.
W, 35
 
G

geloeschter Nutzer

Gast
  • #8
Aber hat das überhaupt noch einen Sinn? Können Gefühle wirklich wiederkommen? Ich glaube das irgendwie nicht. ... Ich sehe da einfach keine Zukunft. Was denkt ihr?

Sorry, tut mir leid für Dich, aber ich auch nicht. Nach den ersten paar Monaten verfliegen die rosaroten Wolken und es zeigt sich, ob eine Beziehung tragfähig ist oder nicht. Da warst Du schon umgezogen. Dazu noch aufgrund der Erkenntnisse einer Fernbeziehung, die mit Alltag nichts zu tun hat. Vermutlich habt ihr beide gemerkt, dass manches, das am Anfang vielversprechend aussah, sich dann doch nicht richtig erfüllt hat. Ich würde die Konsequenzen ziehen.
 
  • #9
Mahlzeit,
nein, die Liebe war nicht sehr groß, eher war die Hormondosis sehr hoch konzentriert.
Bedenke: ihr habt in drei Monaten lediglich am WE gesehen. Das fühlt sich natürlich immer wieder aufs Neue spannend und schön an nach einer Woche Sehnsucht.
Aber eine tief verwurzelte Liebe kann dabei nicht entstehen.
Und wieder bestätigt sich die Regel:
Man lernt erst einander wirklich kennen wenn man Tisch und Bett teilt.

Ich kenne das sehr gut.
Es war zwar keine Fernbeziehung, aber mit meinem Ex war ich vier Jahre zusammen, als wir zusammenzogen. Nach einem weiteren halben Jahr zusammen wohnen mussten wir aber feststellen, dass wir doch nicht so dufte zusammen passen.

Dein Freund hat nicht unrecht damit, dass der Alltag alles verändert hat. Ich denke nicht, dass die "Gefühle" (oder eher der Hormonrausch) wieder zurückkehren werden.
 
  • #10
Liebe Fragestellerin,

ich kenne Deine Situation nur zu gut. Vor einigen Jahren ist mir genau das Gleiche wie Dir passiert. Ich war damals 40 und er 41, als wir uns kennenlernten. Wir führten über drei Monate eine Fernbeziehung, als der Entschluss getroffen wurde zusammenzuziehen. Er war damals Feuer und Flamme und kaufte fest entschlossen ein Haus für uns. Ein paar Monate später zog ich mit meiner Tochter zu ihm und seiner Tochter in das Haus. Auch ich hatte ein gut funktionierendes Leben mit schönem Haus und Vollzeitjob für ihn aufgegeben. Schon am Einzugstag verpürte ich eine eisige Kälte bei ihm. Er schien fast genervt von mir zu sein. Ein liebevolles Miteinander wurde immer seltener. Er ging immer mehr auf Distanz. Ich habe überhaupt nicht verstanden, was auf einmal los war. Er war wie ausgewechselt und dabei war er doch vorher die treibende Kraft. Ich hatte die ganze Zeit so ein beklemmendes Gefühl. Er sagte auch nicht mehr, dass er mich liebte. Ich vermutete immer mehr eine andere Frau dahinter. So war es aber nicht. Es wurde von Monat zu Monat unerträglicher. Er tat alles dafür, mich auf Distanz zu halten. Zettelte grundlos heftige Streits an und sprach oftmals bis zu drei Wochen nicht mehr mit mir. Je mehr ich mich um ihn und die Beziehung bemühte, desto gefühlskälter und abweisender, gehässiger und gemeiner wurde er. Irgendwann kam dann auch körperliche Gewalt dazu. Nach einem Polizeieinsatz bei uns daheim entschied ich mich dann endlich zur Trennung. Während unseres letzten Gespräches teilte er mir mit, dass er ein Problem mit Nähe habe, an dem auch die vorherigen Beziehungen bei ihm alle scheiterten. Ich beschäftigte mich noch Jahre später intensiv mit der Thematik Bindungsphobie anhand von Literatur und Betroffenenforen, weil nach dieser Beziehung nichts mehr so war wie früher. Aus der einst selbstbewussten, starken Frau wurde ein zerbrechliches Persönchen, dass ganz langsam und behutsam erst wieder lernen musste mit Zuversicht und neuer Kraft in die Zukunft zu blicken.
Ich kann nur hoffen, dass Du nicht durch eine ähnliche Hölle wie ich gehen musst. Und für alle da draußen, die jetzt zur kopfschüttelnd diesen Text lesen, weil man nicht verstehen kann, dass eine gestandene Frau eine solche Situation über zwei Jahren erduldet hat, sei gesagt, dass ich genauso wie Ihr vor dieser Beziehung gedacht habe. Aber es ist ein schleichender Prozess, fast wie eine Gehirnwäsche. Heute würde mir so etwas mit Sicherheit nicht mehr passieren, da ich die frühen Anzeichen eines Bindungsphobikers klar zu deuten weiß.

Ich wünsche Dir viel Kraft und alles Gute!
 
  • #11
Aus der einst selbstbewussten, starken Frau wurde ein zerbrechliches Persönchen, dass ganz langsam und behutsam erst wieder lernen musste mit Zuversicht und neuer Kraft in die Zukunft zu blicken.
Und für alle da draußen, die jetzt zur kopfschüttelnd diesen Text lesen, weil man nicht verstehen kann, dass eine gestandene Frau eine solche Situation über zwei Jahren erduldet hat, sei gesagt, dass ich genauso wie Ihr vor dieser Beziehung gedacht habe.
Ich schüttel da mit Sicherheit nicht den Kopf. Das kommt vor, wenn man so verliebt ist und einfach nicht wahrhaben möchte, dass die Gefühle nicht erwidert werden. Im nichtverliebten Zustand hätte man sich so vieles nicht gefallen lassen. Die Gefühle schalten irgendwie den Verstand aus. Nach Jahren denkt man dann ganz nüchtern: Wie konnte es nur so weit kommen? Dann merkt man erst, wie absurd doch vieles war.
 
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