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  • #1

Korreliert Intelligenz mit Warmherzigkeit?

Mich ziehen hochintelligente, in sich gekehrte Männer unheimlich an. Vor einiger Zeit habe ich mich in einen Wissenschaftler verliebt und bin eine Beziehung mit ihm eingegangen. Seine Begabung und Intellekt fand ich faszinierend. Erst mit der Zeit merkte ich, dass er sehr speziell ist, was das Zwischenmenschliche angeht. Er braucht wenig Nähe, fühlt sich am wohlsten, wenn er alleine ist. Er ist sehr labil und zweifelt an allem. Er leidet gerne, sagte er einmal zu mir. Leider hat er irgendwann angefangen, an seiner Liebe zu mir zu zweifeln. Die Beziehung ist vor einigen Monaten daran zerbrochen, ich habe die Trennung ausgesprochen, weil ich an seiner Ambivalenz und mangelnder Empathie beinahe kaputt gegangen bin. Lieben tue ich ihn immer noch. Ich frage mich jetzt, ob die hohe kognitive Intelligenz der emotionalen im Wege steht.
 
  • #2
Du verwechselst hier Intelligenz mit Introvertiertheit, mit Frank Schätzing wäre dir das sicher nicht passiert. Als Introvertierter kann ich dir sagen, dass ein schneller Lackmustest für Introvertierheit ist, ihn zu fragen, wie es ihm jetzt geht. Ein Introvertierter, sofern er dich nicht abwimmelt wird erst überlegen bevor er antwortet, weil er es nicht sofort weiß und weil er die Antwort erst filtert.
 
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  • #3
Ich glaube immer noch, dass Herzensbildung individuell ist und weniger mit Herkunft, Bildungsgrad oder Intelligenz zu tun hat, als vielmehr damit, wie der/diejenige selber aufgewachsen ist.
Was jemand vorgelebt bekommen hat, kann er auch wiedergeben.

Ich persönlich habe damit meine Probleme, weil ich aus einer guten, stabilen, gesunden Familie mit viel Herzensbildung in Eltern- und Großelterngeneration stamme und immer noch hoffe, irgendwann einmal ein Äquivalent zu treffen.

Allerdings glaube ich auch, dass - je älter und reflektierter man ist - man auch das wiedergeben kann, was man sich als Idealvorstellung gewünscht hätte, wenn es in der Familie nicht so gewesen wäre. Denn man erkennt in so einem Fall ja, was einem selber gefehlt hätte und wie man es gerne anders gehabt hätte. Also könnte man dem entgegensteuern.

Das kann ich hier ja jetzt mal ganz anonym schreiben ;-)
 
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  • #4
nochmal 2: Jetzt lese ich gerade #1 - das ist ein guter Vorschlag! Introvertiertheit ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, sorry!
 
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  • #5
Eine gewisse Korrelation koennte ich mir durchaus vorstellen. Bei sehr hoher Intelligenz spielt haeufiger zu einem gewissen Grad Authismus mit rein und wie es um die Zwischenmenschlichkeit solcher Menschen bestellt ist, ist bekannt. Mit Pauschalurteilen wuerde ich mich aber zurueckhalten.
 
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  • #6
Eche hohe Intelligenz bedeutet besonders menschlich/ kultiviert/ zivilisiert/ humanistisch zu sein, sodass damit Warmherzigkeit ohnehin einhergeht.
Ich glaube, den Mann, den du da hattest ist einfach ein Fachidi**. Das hat mir wahrer Intelligenz nichts zu tun.
 
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  • #7
Es ist in der Tat so, daß intelligente, introvertierte Menschen gerne einmal einige Stunden für sich allein sind und mit jemandem, der den Gedankenfluß immer wieder unterbricht, weil er seine eigenen Gedanken mit dem Partner teilen will, auf Dauer nicht zurechtkommen. Schade, daß das in Eurem Fall zum Zerbrechen der Partnerschaft führte, ich kann es aber nachvollziehen.

Gönne ihm, wonach er begehrt, laß ihn seine Gedanken vor Dir ausbreiten, und Du wirst einen liebevollen Partner haben. Rücke ihm aus Deinem eigenen Nähebedürfnis heraus zu eng auf den Pelz, und Du wirst ihn verlieren. Es ist Deine Entscheidung.
 
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  • #8
Ich möchte einmal den Aspekt Kompexität erwähnen.

Sehr intelligente Menschen reflektieren sich und Andere sehr intensiv, sind oft sehr kopfgesteuert und berücksichtigen ununterbrochen neue Aspekte, Gedanken, Einflüsse in ihrem Alltag, ihren Beziehungen und ihrem Selbstbild.

Das macht es oft spannend- aber leider auch unbeständig. Dem Bauchgefühl einfach vertrauen und sich angekommen fühlen ist oft nicht gut möglich- die Menschen quälen sich selbst und Andere gerne mit ihren immer wieder aufkommenden Zweifeln und Hinterfragungen.

Mich würde das aufreiben. Ich bin selbst kompliziert genug, mein Partner muss in der Lage sein, mich instinktgesteuert zu lieben. Wenn diese Basis nicht da ist, ziehe ich mich reflexartig zurück- auf einem wackeligen Gedankenkonstrukt kann ich nicht leben und lieben.
 
  • #9
@7: Wunderschön beschrieben! Ich bin auch so einer, der gerne den Advocat des Teufels spielt, und ich quäle mich schon ziemlich heftig. Sonderlich intelligent finde ich das übrigens nicht, aber sicher eine Folge einer Mischung aus Introvertiertheit und Neigung zum Modelldenken.
Das kann jedenfalls ein Kernproblem sein. Aus meiner Perspektive nehme ich umgekehrt Instinktgesteuerte häufig -nicht immer- als sehr wechselhaft wahr. Da passen, aus meiner Perspektive, Worte oft nicht mit Taten zusammen, und dann werde ich offensichtlich überkritisch, was wiederum natürlich eine Abwehrhaltung provoziert. Was hatte ich schon für Wortgefechte um das Thema Ehrlichkeit, seufz.
Ich wünsche euch einen Partner, der zu euch passt!
 
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  • #10
@ 7: Und wenn diese Menschen, die du da beschrieben hast, das nicht tun, entwickeln sie sich nicht weiter und werden langweilig. Dann heisst es wieder: "Du reflektierst dich nicht."
Könnt ihr euch selber mal darüber klar werden, was ihr von einer partnerschaftlichen Beziehung erwartet? Oder wollt ihr nur Affären (da wäre es ja dann egal, für eine gewisse Zeit ist das ja auszuhalten). Und für 8 sehe ich auch nur die Möglichkeit, sich zu überlegen, was genau er will - als ehrliche Lösung.
 
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  • #11
Nr. 7 und 4 haben es zutreffend beschrieben - ich habe selbst mit meiner mittel ausgeprägten Authismusveranlagung zu kämpfen. Die Emotionen anderer Menschen sind für mich schwer nachvollziehbar und ich empfinde diese häufig als unnötig und hinderlich.

Soweit du es geschafft hast eine zärtliche Bindung aufzubauen, bist du bereits weit gekommen. Mein Rat wäre, sehr klar zu kommunizieren was du dir wünschst / erhoffst und ihn vor eine klare Wahl zu stellen. Die Entscheidung die er dann trifft wird dir zwar nicht transparent sein, jedoch, soweit die Rahmenbedingungen gleich bleiben, dauerhaft sein.

@5 "menschlich/ kultiviert/ zivilisiert/ humanistisch" hat rein gar nichts mit Intelligenz zu tun.
 
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  • #12
Liebe FS, hier vielleicht zwei Buchtipps, die Dir vielleicht weiterhelfen können:

1. Andrea Brackmann, Jenseits der Norm - Hochbegabt und hochsensibel?
2. Dies., Ganz normal hochbegabt. Leben als hochbegabter Erwachsener

Beide Bücher sind mir selbst sehr wertvoll, ich lese immer mal wieder darin.

Alles Gute - und für den Fall: Gute Lektüre!
 
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  • #13
FS an @6: das, was Du beschreibst, erinnert mich eher an die Konstellation Patient-Therapeut aber doch nicht an eine Liebesbeziehung. Die eigenen Bedürfnisse nach Nähe und Geborgenheit komplett zurückstecken und hoffen, der gute Mann geht irgendwann, so einmal im Monat, zur Abwechslung auf Dich zu? Ist das die Basis für eine glückliche Beziehung? Ich glaube nicht, dass Du aus eigener Erfahrung sprichst. Sonst hättest Du gewusst, wie schmerzhaft es ist, sich dem Mann annähern und ihn küssen zu wollen, um stattdessen totale Kälte und fast Eckel in seinen Augen abzulesen. Dabei hat er mich durchaus geliebt, auf seine spezielle Art. Na wenn jemand sowas freiwillig mitmachen will, nur zu. Ich konnte das auf Dauer nicht. So ein Mensch braucht eine bodenständige, stressresistente Frau, die gerne den stärkeren Part übernimmt und seine Gefühlsschwankungen und Zweifel gar nicht ernst nimmt. So bin ich nicht. Schade, denn der Mann ist eine Bereicherung in allen anderen Lebensbereichen. Danke Nr. 7, die Zeilen könnten von mir stammen. Ich hoffe, ich könnte mich in ferner Zukunft in einen alltagstauglichen, auch wenn weniger spannenden Mann verlieben.
 
  • #14
Nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
 
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