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  • #1

Langjährige Wochenendbeziehung und ungleiche Verteilung

Hallo Forengemeinde,
nachdem ich hier schon den ein oder anderen hilfreichen Beitrag gelesen habe wäre ich sehr dankbar, wenn ihr euch auch meine Situation einmal genauer angucken würdet.

Zu mir (24) und meiner Freundin (25) ein paar Eckdaten. Wir sind seit über 6 Jahren ein Paar und führen eigentlich auch schon genauso lange eine Wochenendbeziehung. Unsere Heimatorte liegen nur ca. 15 km voneinander entfernt, wir kommen dementsprechend auch aus der selben Region.
Ich bin, wie viele andere für mein Studium in eine andere Stadt (100 km Entfernung) gezogen und wohne dementsprechend schon eine ganze Weile nicht mehr zuhause. Meine Freundin ist erst vor knapp einem Jahr für ihr Referendariat ausgezogen, davor hat sie mit ihrer alleinerziehenden Mutter und ihrem jüngeren Bruder zuhause gewohnt.
Nun ist es so, dass dieses 3 ein sehr inniges Verhältnis zueinander haben und besonders die Mutter-Tochter-Beziehung sehr stark ist. Ich dagegen habe zwar auch ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter, aber das äußert sich vor Allem durch lange Telefonate (> 1h) so alle 2 Wochen mal. Nun kann meine Freundin einfach nicht nachvollziehen, dass meine Familienbeziehungen so locker sind. Ich glaube sie denkt einfach, dass mir die Familie nicht wichtig ist, was absoluter Schwachsinn ist.

Nun zum eigentlichen Problem:
Jedes Wochenende fährt meine Freundin mit ihrem Auto nach Hause, also in unsere alte Heimat und versucht möglichst viel Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Sie verlangt nur von mir, dass ich mich auch jedes Wochenende in den Zug setze und zu meiner Familie fahre, damit wir uns am Wochenende Abends sehen können. Tagsüber ist sie mit Familienaktivitäten und anderem beschäftigt.
Dazu sei gesagt, dass ich die letzten 4,5 Jahre wirklich 3 von 4 Wochenenden im Monat zu ihr gependelt bin um möglichst viel Zeit trotz Wochenendbeziehung mit ihr zu verbringen. Sie hat mich wenn es hochkommt pro Semester einmal besucht. Zusätzlich muss ich an den Wochenenden die ich in der Heimat verbringe auch für meine Mobilität sorgen, da ich ja nicht bei ihr sondern bei meinen Eltern übernachte.

Mittlerweile geht mir die ungleiche Verteilung des Fahraufwandes immens auf die Nerven und ich bin nicht gewillt ihn zu 90% alleine zu stemmen. Das Thema Fahrerei und Wochenenden sind schon ein paar mal intensiv diskutiert worden, und ich habe nicht nur einmal meinen Unmut dahingegen vorgetragen.

Ich wollte nie alles 50:50 einfordern, weil ich ein ewiges aufgerechne einfach für wahnsinnig kontraproduktiv halte. Was macht man aber wenn der Partner ohne wirkliches ansprechen der Situation keinen Finger rührt? Muss ich so etwas dauerhaft bemängeln oder kann ich erwarten, dass mein Partner von sich aus die Initiative ergreift?

Für Einschätzungen, ähnliche Erfahrungen und Tipps wäre ich sehr dankbar.

liebe Grüße
 
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  • #2
Lieber FS,

dieses Problem scheint weiter verbreitet zu sein, als ich dachte. Leider muss ich dir aus Erfahrung sagen, dass du nicht mit einer Verbesserung als Folge der Eigeninitiative deiner Freundin rechnen darfst. Ganz im Gegenteil: Du hast das jahrelang mitgemacht und dich nicht dagegen gewehrt. Also ist es in ihren Augen selbstverständlich, dass du den höheren Fahrtaufwand in Kauf nimmst. Sie hat sich längst an die bequeme Situation gewöhnt und wird sich nicht ändern, nur weil du jetzt unzufrieden bist.

Dabei spielt es keine Rolle, was du machst. Wenn du ihr ordentlich die Meinung geigst, wird sie dich als stressige Nervensäge abstempeln. Wenn du nichts sagst und weitermachst wie bisher, wirst du immer unglücklicher. Du hast nur zwei Möglichkeiten: Entweder es läuft alles wie gehabt weiter oder du trennst dich von ihr.

Ich weiß, wovon ich rede. Hatte auch schon 2 Fernbeziehungen, die aber nicht von so langer Dauer waren wie deine Partnerschaft. Beide Männer verdienten mehr Geld, hatten kürzere Arbeitszeiten und Fahrstrecken zum Job als ich. Trotzdem musste fast immer ich übers WE zu ihnen fahren. Keiner dieser Männer hatte ein sehr enges Verhältnis zur Familie wie deine Freundin, sie waren einfach zu bequem für die Fahrerei. Anfangs kamen die tollsten Ausreden, die ich jedoch nicht als solche erkannt hatte. Es wird schon gefährlich, wenn du 2-3x hintereinander den Aufwand in Kauf nimmst. Du musst echt aufpassen was von der Gegenseite zurückkommt, wenn du die ersten Male etwas für eine Person machst. Auch ich rechne nicht auf und sehe vieles locker, aber genau deshalb bin ich auch schon mehrmals enttäuscht worden.

Nach so langer Zeit wie bei euch hast du keine Chance mehr, deine Freundin vom Gegenteil zu überzeugen, sorry...
 
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  • #3
Ich kenne das aus meiner letzten Beziehung, ich war viel öfter bei ihr als sie bei mir. Der offizielle Grund dafür waren ihre Kinder, was zwar nicht falsch ist, allerdings gibt es immer eine Möglichkeit. Sie hätte wenn nötig einen Babysitter nehmen können bzw. sind ihre Kinder alt genug und können auch mal einen Tag ohne Mama.

Und genau so sehe ich das bei dir auch. Klar gibt es ein paar Gründe, Familie und so, aber wenn du ihr wichtiger wärst, würde sie ab und zu auch zu dir kommen statt du immer in ihre Richtung.


Du kannst noch lange so weiter machen oder du geigst ihr ganz klar die Meinung (hättest du längst tun sollen, aber das ist wohl deine Lernaufgabe dabei).

Letztendlich ist es eine Frage der Priorität, da musst du der Wahrheit ins Auge blicken!
 
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  • #4
Für mich ist nicht so ganz verständlich, ob Deine Freundin ein Referendariat in der "alten Heimat" macht oder in Deiner Wohnstadt oder sonstwo.
Wenn sie sonstwo ist, wäre verständlich, sich wie seit Jahren "eingeschliffen" zu Hause zu treffen. Wenn sie in Deiner Umgebung arbeitet, weniger. Dazu müsste ja Dein Studium dann auch bald durch sein, wie sind denn dann eure Pläne?
 
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  • #5
Vielleicht und wie spiessig das aussehen mag, könnte es helfen, gemeinsam eine ganz objektive Liste zu erstellen bspw. über die letzten 3-4 Monate, um das Ungleichgewicht sichtbar zu machen. Oft merken Menschen nicht, wie ichbezogen sie handeln und wie viel der Partner trägt im Vergleich zu ihnen selbst.
 
  • #6
Eine grobe 50:50-Verteilung ist angemessen.
 
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  • #7
Hallo FS,

Nachdem das so klingt, als wäre das Problem schon oft von dir angesprochen worden, würde ich das Diskutieren sein lassen. Scheint ja fruchtlos und nur für noch mehr Ärger zu sorgen.
Jetzt musst du eher handeln: Verplane 1 Wochende pro Monat mit Freunden/ deinem Hobbies. Kümmer dich um dich.. 1 Wochende bleibst du zusätzlich in deiner Studienstadt. An den anderen 2 kannst du sie ja besuchen. Nicht diskutieren, einfach machen. Nicht beleidigt spielen, sei weiterhin liebevoll zu ihr, ganz wichtig! Du bist nicht beleidigt, du hast eben auch ein eigenes Leben.
Wenn ihr etwas an Dir liegt, wird sie auf deine Verhaltensänderung entsprechend reagieren. Wenn nicht, weißt Du um deinen Stellenwert bei ihr.
Du hast nur ein Leben, und das solltest du nicht damit zubringen, stets auf deine Partnerin zu warten. Rücksichtnahme ist wichtig und OK, aber zu viel davon ist Gift für Dich und auch die Beziehung.

M31, Fernbeziehung
 
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  • #8
Lieber m,

ich kenne das ähnlich. Ich hatte es bloss doppelt dämlich, da ich einerseits zu meiner Mutter fuhr nach dem ich da für den ersten Job ausgezogen war und zweitens kam mit der Zeit das Pendeln zum Freund hinzu. Fazit: ich war auch am WE nur unterwegs und hatte nie Zeit für mich. Dauernd wollte ich es allen recht machen. Auch du gibst du sehr nach. Sie hat sich in den Kopf gesetzt sie muss da immer hin. Aber dich dahin befehlen kann sie nicht. Sag ihr im Guten dass die gemeinsamen Wochenenden ab sofort alle 14 Tage bei dir stattfinden.
 
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  • #9
Ist ja nicht so toll, wenn ihr euch dann immer im Heimatort trefft und da jeder bei den Eltern ist. Schlag ihr konkret vor, 2 Wochenenden bei dir, 2 bei ihr bzw. in ihrem Heimatort, vielleicht kannst du ja dann wenigstens auch bei ihren Eltern übernachten, sonst seht ihr euch ja da auch kaum. Oder ihr trefft euch seltener, nur alle 2 Wochen. Ich glaube, gut kommunizieren ist das A und O für jede Beziehung und besonders für jede Fernbeziehung, also rede mit ihr offen, denn wenn ihr das nicht schafft, könnt ihr die Fernbeziehung nicht auf Dauer leben.
 
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  • #10
Hier nochmal der FS,

danke an alle die geantwortet haben. Um vielleicht noch ein paar offen gebliebene Fragen zu erläutern. Meine Freundin ist fürs Referendariat in eine Stadt gezogen, die sogar näher an meiner Studienstadt liegt (ca.60 km). Sie hat sich ein eigenes Auto angeschafft, nutzt dieses aber ausschließlich für die Wochenend fahrten.
Ich bin in den letzten beiden Semestern meines Ingenieur-Masters, arbeite nebenbei aber schon mit viel Verantwortung in einem Ingenieurbüro. Wie man sieht ist ein Ende der Wochenendbeziehung abzusehen.
Leider beginnt da auch direkt das nächste Problem, dass sich durch die unterschiedliche Beziehung zur Familie ergibt. Meine Freundin hat beschlossen auf alle Fälle in die Nähe Ihrer Mutter zu ziehen. Ich möchte auf Dauer einfach nicht mit meiner Schwiegermutter und meinem Schwager konkurieren müssen. DIe Entwicklung sollte doch eigentlich anders sein oder nicht? Muss ich mir einen Platz in den Familienverhältnissen meiner Freundin erarbeiten? Oder sollte man nicht eher zusammen mit seiner Partnerin eine neue eigene Familie aufbauen?
Auf kurz oder lang wird es wahrscheinlich auf eine Trennung hinaus laufen, was ich nach so einer langen Zeit und den vielen positiven Aspekten unserer Beziehung für sehr schadde halte.
 
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