Angie
Vielleicht sind sie im Laufe ihres Daseins deshalb so putzig geworden, weil sie tagtäglich mit einem Haufen Kinder bzw. Jugendlicher konfrontiert werden, deren Eltern weder Zeit noch Lust haben, sich mit ihnen auseinanderzusetzen noch ihnen irgendeine Art von Erziehung angedeien zu lassen und auf der anderen Seite eine Anspruchshaltung an die Institution Schule und deren Pflichten und Funktion haben, die in den Himmel wächst? Die meisten Lehrer fangen voller Elan und guten Willens an und sind Feuer und Flamme für ihren Job, bis sie irgendwann einmal zermürbt aufgeben, weil nichts so richtig greift.
Ich persönlich kann mich nicht beklagen, da ich hauptsächlich in der Oberstufe arbeite und dort in der Regel mit bildungsinteressierten Kids zu tun habe.Es ist ein absolutes Gerücht, dass Lehrerinnen grundsätzlich ökomäßig gekleidet sind. Wir Frauen in der Oberstufe tragen alle Hosenanzüge bzw. Rock/ Blazer usw. und viele von uns sehen durchaus gut aus. Für sonderlich familienfreundlich halte ich Job allerdings nicht, von den Ferien mal abgesehen (es sei denn, ich bin Mutti, brauche ein bisschen Kohle und mache einen auf halbe Stelle. Diese Kolleginnen sind bei uns besonders beliebt, weil sie jede dritte Woche entweder wegen ihrer kranken Kinder ausfallen oder weil sie plötzlich feststellen, dass diese Art von Tätigkeit doch etwas mehr verlangt als die blanke Anwesenheit vor der Klasse mit einem Buch in der Hand!). Mein Exfreund hat sich mächtig beklagt, dass ich am Wochenende dauernd mit irgendwelchen Klausuren zugange war und häufiger keine Zeit für Unternehmungen hatte, und der arbeitete in der freien Wirtschaft. Er fand das dagegen richtig cool,wenn ich Ferien hatte und damit mehr Zeit für ihn. Ein weiteres Klischee ist die Vorstellung, dass alle Lehrerinnen grundsätzlich um 14.00 den Griffel fallen lassen und "völlig losgelöst" nach Haus schlendern. Gilt vermutlich für die Grundschullehrerinnen, nicht aber für Studienräte. Bis auf den Freitag bin ich an keinem Tag der Woche vor 16.00 zu Hause. Heutzutage sind die meisten Oberschulen Ganztagsschulen und entsprechend sind die Stundenpläne.
Ich will mich hier nicht beklagen, mir gefällt, was ich mache, und dem Feedback der Schüler nach zu urteilen, mache ich meine Sache auch gut, weil ich witzig, unterhaltsam und gleichzeitig anspruchsvoll bin und mich durchsetzen kann. Außerdem bin ich sehr attraktiv und kleide mich trendy. Peng! Passe also nicht so ganz in das gängige Klischee... und eine ganze Reihe weiterer Frauen, mit denen ich zusammen arbeite, übrigens auch nicht.