• #31
Die verfeuerte Kiste ist nicht das Problem, das Problem ist dein Ex, der dir die Gewalt angetan hat, in dem er dir dein Eigentum zerstört hat. Du fühlst dich als Opfer und glaubst, wenn die Kiste da wäre, hättest du deine Macht zurück.
Genau das denke ich auch. Du würdest in die Kiste nicht reinschauen, sondern sie nur haben wollen, genau aus dem oben genannten Grund. Schließe ab, versuche zu verzeihen. 40 Jahre, welche Zeit!
ErwinM, 52
 
  • #32
Die verfeuerte Kiste ist nicht das Problem, das Problem ist dein Ex, der dir die Gewalt angetan hat, in dem er dir dein Eigentum zerstört hat. Du fühlst dich als Opfer und glaubst, wenn die Kiste da wäre, hättest du deine Macht zurück.
Ich lehene mich jetzt extrem weit aus dem Fenster und behaupte jetzt mal, dass die Situation mit deiner Tochter dich noch mal in eine Ohnmachtsposition versetzt hat und die Liebesbriefe sind eine Art Anker, ein Gedanke "was wäre wenn", vielleicht eine Art Flucht in die Zeit, wo die Welt noch in Ordnung war.
Schätzelein, du bist gerade aus dem Fenster gefallen. Ich habe so einige Exen, ich bin ja keine Klosterschwester, und der Ofenbesitzer hat mir, da ich nun nur ein paar Monate da wohnte und weil er ein Lämmlein ist, ganz sicher keine Gewalt angetan. Was heutzutage schon als Gewalt gelten soll, ist schon spaßig. Ich erinnere mich gerne an alte Geschichten, und da sind so manche, ich stalke auch alte lover im Internet bzw informiere mich, wie sie jetzt aussehen und was aus ihnen geworden ist man muss nicht jeden gleich heiraten mit dem man lustig war. Deine Interpretation ist unpassend. Ich glaube aber, dass jeder so interpretiert wie er das selber empfinden würde, aber da du mich ja nicht kennst nehme ich dir das nicht übel.
 
  • #33
Genau das denke ich auch. Du würdest in die Kiste nicht reinschauen, sondern sie nur haben wollen, genau aus dem oben genannten Grund. Schließe ab, versuche zu verzeihen. 40 Jahre, welche Zeit!
ErwinM, 52
Das war eine meiner vielfältigen Anekdoten. Alte Liebesbriefe sind doch was feines! Heute gibt's WhatsApp oder SMS, das ist so kurzlebig. Die liest du eines Tages im Altersheim nicht mehr durch, das garantiere ich dir. Gottchen, was soll Ich verzeihen , wir waren doch fast noch Kinder. Und klar will ich sie haben, wird aber schwierig ohne Feuerzauber rückwärts.
 
  • #34
Ich habe auch immer alles weggeschmissen. Also die Liebesbriefe. Die Mails habe ich auch immer gelöscht. Ansonsten hätte man sich ja nicht trennen müssen.

*Kopfschüttel*
Was ist das denn schon wieder für eine Begründung? Hast du dich immer mit Riesenkrach getrennt?! Man kann doch auf die gemeinsame Zeit zurückblicken und sich an schöne Dinge erinnern, ohne deshalb zusammensein zu wollen.

Ich habe nur einen Expartner, aber da der zufällig auch der Vater meiner Kinder ist, werde ich den Teufel tun, irgendwas wegzuwerfen. Und ich will ihn garantiert nicht zurück, wir haben alle paar Wochen bis Monate mal kurz was miteinander zu tun.
 
  • #35
Gottchen, was soll Ich verzeihen , wir waren doch fast noch Kinder. Und klar will ich sie haben, wird aber schwierig ohne Feuerzauber rückwärts.
Es las sich wie ein traumatisches Ereignis.
Wie auch immer, ich habe einige spaßige Unterlagen und Fotos aus der Schulzeit von 14-19, weiß genau, in welcher Mappe die sind, habe sie aber seit 30 Jahren nicht mehr angesehen. Komischerweise will ich das nicht wegschmeißen, obwohl ich auch im Altersheim nicht mehr reinschauen werde*. Naja, stelle ich mir also einfach vor, alles hier brennt ab - was bleibt? Die Erinnerung im Kopf. Also doch besser gleich weg damit!?
Übrigens keine schlechte Übung, sich vorzustellen, dass aller Besitz vernichtet wird - was bleibt?

*Ok, vielleicht gibt es mal ein Klassentreffen, dann kann ich das präsentieren, es betrifft also auch andere Menschen. Vielleicht bewahre ich es deshalb auf. Die Briefe der Exen betrafen ja nur mich selber ganz persönlich, deshalb tat ich mich beim entsorgen leichter. Bin generell ein ziemlicher Kümmerer, vielleicht kanns ja noch mal wer brauchen...

ErwinM, 52
 
  • #36
Es las sich wie ein traumatisches Ereignis.
Wie auch immer, ich habe einige spaßige Unterlagen und Fotos aus der Schulzeit von 14-19, weiß genau, in welcher Mappe die sind, habe sie aber seit 30 Jahren nicht mehr angesehen. Komischerweise will ich das nicht wegschmeißen, obwohl ich auch im Altersheim nicht mehr reinschauen werde*. Naja, stelle ich mir also einfach vor, alles hier brennt ab - was bleibt? Die Erinnerung im Kopf. Also doch besser gleich weg damit!?
Übrigens keine schlechte Übung, sich vorzustellen, dass aller Besitz vernichtet wird - was bleibt?

*Ok, vielleicht gibt es mal ein Klassentreffen, dann kann ich das präsentieren, es betrifft also auch andere Menschen. Vielleicht bewahre ich es deshalb auf. Die Briefe der Exen betrafen ja nur mich selber ganz persönlich, deshalb tat ich mich beim entsorgen leichter. Bin generell ein ziemlicher Kümmerer, vielleicht kanns ja noch mal wer brauchen...

ErwinM, 52
Wenn alles vernichtet wird bleibt nichts, nur das in deinem Kopf. Deshalb aber gleich alles weg zu werfen wäre so ähnlich wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Nicht ganz so sinnvoll.
 
  • #37
Ich hebe nicht alles auf. Ich habe auch nicht so viele Liebesbriefe bekommen. Wahrscheinlich wurde ich nicht so oft geliebt ?….Unheimlich viele Sachen habe ich weggeschmissen aber hier und da habe ich ein schönes Gedicht oder eine Karte behalten ?.

An deiner Stelle würde ich die Briefe alle in ein Schuhkarton tun und im Keller aufbewahren. Am Anfang schaut man ab und zu rein und nach und nach vergisst man einfach die Briefe und schaut nicht mehr zurück.
 
  • #38
An all die Löscher und Wegwerfer : das ist eure Vergangenheit, die mit dem heute die Zukunft ergeben. Man kann seine Vergangenheit nicht löschen, man kann sich mit ihr versöhnen, sie relaxt sehen. In 25 Jahren ist man eventuell entspannter, dann liest sich vieles anders. Just my 5 cents.
Sehe ich ganz genauso. Selbst wenn eine Beziehung unglaublich dramatisch und böse auseinandergegangen ist, denkt man da 25 Jahre später auch anders drüber.
 
  • #39
An deiner Stelle würde ich die Briefe alle in ein Schuhkarton tun und im Keller aufbewahren.
Die Liebesbriefe, die ich bekommen habe, und die wichtigsten Fotos sind alle in zwei wunderschönen Schachteln, die neben den wichtigsten Unterlagen schnell erreichbar in einem Schrank sind. Die rette ich als erstes.

Immer wenn ich sie in die Hand nehme und lese muss ich weinen, das gehört einfach zu mir und meinem Leben.
 
  • #40
Also meine Eltern haben viel aufgehoben und auch meine Oma von ihren zwei Männern. Wenn immer jeder alles wegwerfen würde, wäre es historisch ganz schön öde… und selbst ich finde es spannend, in den alten Briefen von damals zu lesen. Für die Familiengeschichte und „wer war meine Oma eigentlich?“ furchtbar und romantisch, wenn man rausfindet, dass sie in ihren Oberschullehrer verliebt war, der dann Suizid beging..
Meine Eltern freuen sich auch, wenn sie Sachen aus ihrer Jugend nun mit 80 doch noch haben und anschauen und lesen. Das bringt die Situation eben anders zurück als reine Erinnerungen, die mit der Zeit immer mehr verfälschen. Daher würde man sich vielleicht im Alter doch ärgern, alles weggehauen zu haben. Für demente Menschen übrigens sehr hilfreich, noch Dinge zu haben, die beim erinnern helfen.. daher bin ich da eher bei @HollyGolightly
 
  • #41
Die Liebesbriefe, die ich bekommen habe, und die wichtigsten Fotos sind alle in zwei wunderschönen Schachteln, die neben den wichtigsten Unterlagen schnell erreichbar in einem Schrank sind. Die rette ich als erstes.

Immer wenn ich sie in die Hand nehme und lese muss ich weinen, das gehört einfach zu mir und meinem Leben.
Das ist schön und so muss es auch sein. Bei der FS geht es jedoch um eine problematische Beziehung, die auch vorbei ist und ihm auch seelisch belastet hat.
 
  • #42
Wenn alle Menschen immer alte Briefe weggeworfen hätten, wäre die Welt um etliche literarische Werke ärmer. Wie schade.
 
  • #43
Wenn alle Menschen immer alte Briefe weggeworfen hätten, wäre die Welt um etliche literarische Werke ärmer. Wie schade.
Es, geht nicht um alte Briefe wegschmeißen, sondern um Briefe von Menschen, die keine Rolle mehr im Leben spielen.
Was die literarische Werke angeht, nichts gegen sie, aber es geht in solchen Werken oft um menschliches Leid - Verlust, Betrug, unerwiederte Liebe, Missbrauch. Es ist eine Sache, wenn Zeitzeugen das Geschehen beschreiben und andere Sachen, wie z. B. ein Liebesbrief von Oma an Lehrer, der Suizid begonnen hat. Was war mit dem Opa? Würde der geliebt?
Ich finde ausserdem, wenn die Menschen sich nicht so stark an die Vergangenheit klammern würden und sie in irgendeiner Form kultivieren, wäre unsere Welt wesentlich besser, da man sich eben auf hier und jetzt konzentriert und dafür sorgt, dass neue Erinnerungen entstehen, mit Menschen, die jetzt eine Rolle spielen. Wer nichts hat, der sorgt dafür, dass er was bekommt, stattdessen lebt man in illusorischer Realität aus der Vergangenheit und kommt nicht vorwärts. Nicht nur das, man behindert teilweise auch die Umgebung im Vorwärrtskommen.
 
  • #44
Ich finde ausserdem, wenn die Menschen sich nicht so stark an die Vergangenheit klammern würden und sie in irgendeiner Form kultivieren, wäre unsere Welt wesentlich besser, da man sich eben auf hier und jetzt konzentriert und dafür sorgt, dass neue Erinnerungen entstehen, mit Menschen, die jetzt eine Rolle spielen.
Wie überall geht es um Ausgewogenheit, für den einzelnen, für die Gesellschaft, für die ganze Welt.

"Lernen sie Geschichte!" (Bekanntes Politiker-Zitat)
"Auf den Schultern von Riesen." (Auf der Startseite von Google Scholar)
"Anhaften ist der Urgrund allen Leidens." (Buddhismus)
Nur drei Zitate zu dem Thema. Tja...

Es muss sowieso jeder seinen passenden Weg finden.
ErwinM, 52
 
  • #45
Bei einer Beziehung, die so belastend auseinanderging wie meine letzte, haue ich alles in den Müll. Ich möchte sie am liebsten aus meinem Gedächtnis löschen, würde sie ungeschehen machen - warum soll ich da Erinnerungsstücke aufheben? Und natürlich schmerzt die Erinnerung an das, was gut war (vom Schlechten hat man keine Fotos).
 
  • #46
Ich entsorge regelmäßig alles, was ich 2 Jahre nicht angefasst habe. Das hat den Vorteil, dass man beim Umzug nicht soviel ein- und auspacken muss, was man ohnehin nicht braucht.

Da ich des öfteren umgezogen bin, ist bis auf wenige digitalisierte Fotos so ziemlich alles was mein Vorleben angeht entsorgt: Bilder, Briefe, Tagebücher. Die letzte große berreinigungsaktion war bei meiner Schedung.
Ich lebe im hier und jetzt sowie zukunftsorientiert, bin niht der typ der in alten Erinnerungen kramt. Was soll ich da mit dem alten Kram?
Genauso lösche ich regelmäßig alle Mails, Chatverläufe usw.
Die Vergangenheit hat mich geprägt, Details sind aber irrelevant im hier und jetzt.

Naja, stelle ich mir also einfach vor, alles hier brennt ab - was bleibt? Die Erinnerung im Kopf. Also doch besser gleich weg damit!?
Genau so sehe ich das. Alles was wichtig war, ist in meinen Erinnerungen. Darum brauche ich den alten Plunder nicht mehr und kann ihn vernichten.

Das letzte was ich der Vernichtung preisgegeben habe waren meine alten toll illustrierten Kinderbuchklassiker, die früher meine Nichten und Neffen bei ihren Besuchen bei uns gelesen haben. Das hat mir wirklich wehgetan, weil mir als Kind die Bücher viel bedeuteten und wesentlich zu meiner Wertebildung beigetragen haben.

Es gab eine bedeutende Rechtschreibreform und darum gibt man Kindern nicht mehr die Bücher mit falscher Schreibweise - keine Irritation, sondern alles in der aktuellen Fassung (mit richtiger Rechtschreibung) neu kaufen -ändert den Inhalt (auf den es ankommt) ja nicht. So ist mein Umgang mit alten Dingen.
 
  • #47
Ich habe sogar Mails und Chatverläufe von vier Personen vergangener Zeiten ausgedruckt und in einem Ordner abgeheftet, der in meinem Schrank steht. ?
 
  • #48
Ob Liebesbriefe vergänglich (= Papierkorb) sind oder ewig bleiben, ist wohl sehr unterschiedlich und nur die wenigsten werden in die Geschichte eingehen, wie z.B. die Korrespondenz von Goethe und seiner Lotte. Also: aufheben lohnt nicht unbedingt.

Ich selber habe sog. »Liebesbriefe« aus vergänglichen Lieben anschließend entsorgt, aber die Briefe meiner großen Liebe liegen noch immer gebündelt in einem hübschen kleinen Karton. Vielleicht, weil es die einzig »wichtigen« für mich sind bzw. waren, vielleicht weil es handgeschriebene auf Papier (und keine elektronischen) sind? Vielleicht, weil ich mir nur immer vornehme, endlich mal gründlich aufzuräumen und das vor mir herschiebe? Wer weiß?
 
  • #49
Eines Tages sitzt ihr im Altersheim, alle von euch gegangen, und könnt euch nicht mehr daran erinnern, einst geliebt worden zu sein. Alles weggeworfen. Wie traurig.
 
  • #50
Eines Tages sitzt ihr im Altersheim, alle von euch gegangen, und könnt euch nicht mehr daran erinnern, einst geliebt worden zu sein. Alles weggeworfen. Wie traurig.
Wenn ich in Altersheim dement sitzen sollte, dann werden auch die alten Liebesbriefe mir nichts nützen, da es Briefe von mir fremder Person wären. An alles, was ich mich erinnern kann werde ich mich erinnern, und alles andere wäre auch nichts anders, als nur irgendeine Geschichte.
Wie gesagt, der aktuelle Partner, der gestorben ist, ist was anderes, weil es vielleicht das einzige wäre , was von ihm übrig bliebe, ansonsten Erinnerungen von irgendwelchen Personen, die keine Rolle mehr spielen, was soll ich damit.
Und ja, ich halte mich auch nicht für wichtig genug, um für die Geschichte was zu hinterlassen.
Für Kinder aus dem Heim oder deren Eltern früh gestorben sind, sind Briefe oder Errinnerungsstücke die einzige Verbindung, ein Stück Heimat, das ist für deren Identität sicherlich wichtig.
Und mir geht es nicht darum, aus den Augen aus dem Sinn, sondern darum, dass viel zu viele Menschen sich an die Vergangenheit klammern und zu wenig der Gegenwart die Aufmerksamkeit schenken bzw. in alten Mustern leben. Hat man nichts, baut man was Neues auf, ansonsten ist das die Krücke, obwohl man schon längst laufen kann.
 
  • #51
Ich habe einen Liebesbrief. Von einer Urgroßtante an ihren Verlobten.
Ein "Ballonbrief", kam per Ballon aus dem besetzten Paris Weihnachten 1870 ins Elsass. Auf Deutsch witzigerweise.

M, 56
 
  • #52
Dieser thread hat mich doch tatsächlich animiert, mich an eine Kiste zu wagen, die sich bis vor 2 Stunden tief im Kleiderschrank versteckt befand. Seit Jahren oder besser Jahrzehnten nicht mehr angerührt, nur noch in Umzugsfällen. Es fanden sich Schriftstücke, deren Existenz ich total verdrängt hatte, es fehlten Briefe, von denen ich sicher war, dass es sie hätte geben müssen.
Ob mich diese Kiste im Altersheim unbedingt glücklicher machen würde? Ich glaube es nicht @HollyGolightly . Da würde ich doch noch lieber mit Dir über Aktien quatschen.
Auf jeden Fall hat mein Sofa unter der dicken Staublast gelitten.
Und kurz vorm nächsten Umzug wird die Chose entsorgt. Mit Sicherheit.
W 56
 
  • #53
Es fanden sich Schriftstücke, deren Existenz ich total verdrängt hatte, es fehlten Briefe, von denen ich sicher war, dass es sie hätte geben müssen.
Ob mich diese Kiste im Altersheim unbedingt glücklicher machen würde? Ich glaube es nicht @HollyGolightly . Da würde ich doch noch lieber mit Dir über Aktien quatschen.
Auf jeden Fall hat mein Sofa unter der dicken Staublast gelitten.
Und kurz vorm nächsten Umzug wird die Chose entsorgt. Mit Sicherheit.
Ich finde es irgendwie traurig, dieses Wegwerfen und die Kommentare dazu, bin da auch total bei @HollyGolightly: Es ist doch schön, einmal geliebt worden zu sein, egal was später daraus geworden ist. Aber ich gebe zu, ich habe anscheinend nicht die traumatischen Dinge erlebt, die hier einige mit diesen Briefen verknüpfen, ich kann mir das kaum vorstellen, was ist es denn, dass es Jahre später noch so schlimm ist? Schlimme Taten, nachträgliche Wut? Oder Bedauern und Kummer, dass die Beziehung vorbei ist? Aber war sie nicht eine zeitlang sehr schön, wenn man einen Liebesbrief hat? Diese schöne Zeit hat doch trotzdem existiert, auch wenn danach sonst was passiert sein mag, kann man nicht irgendwie trotzdem dankbar dafür sein und lächeln, wenn man dann einen Brief von damals liest, auch wenn man nur sich selbst und die damaligen Träume belächelt? Ich rede nicht von sehnsüchtigem Schwelgen und Leben in der Vergangenheit, sondern von kurzem Angucken alle paar Jahre oder Jahrzehnte.
Ich habe aus gegebenem Anlass gerade mal einen zufälligen Brief aus meiner Kiste genommen und gelesen:

"Jede Stunde ohne dich wird mir die Nichtigkeit meiner Existenz bewusst. Ohne dich bin ich unvollkommen. Du bist der einzige Grund, warum ich auf diesem Planeten bin. Ich kann nicht ohne dich. Ich liebe dich."

Irgendwie hat das doch was, denke ich mir, so was kriegt man ja nicht alle Tage geschrieben, ich hebe das gerne auf, sind doch sehr nette Worte. Wir hatten damals eine gute Zeit zusammen und jetzt sind wir getrennt und das ist in Ordnung und gut so, uns ging es damals gut, uns geht es jetzt gut, wir haben halt eine gewisse Zeit miteinander verbracht und es war eine schöne, prägende Episode, warum nicht gelegentlich daran zurückdenken? Gar nicht mal mit der bewussten Intention, sich dadurch glücklicher zu machen, ich gucke mir so was eher so an, wie ich mir auch alte Kinderfotos und Bilder von Freunden manchmal angucke, einfach als Teil meiner Vergangenheit, ohne Schmerz oder übermäßige Freude, eher neutral-neugierig mit Lächeln im Gesicht.

Man kann die Sachen doch auch erstmal wegpacken und dann in zehn Jahren immer noch überlegen, was man damit macht. Ich würde die Sachen nicht sofort alle vernichten.
w26
 
  • #54
. Aber ich gebe zu, ich habe anscheinend nicht die traumatischen Dinge erlebt, die hier einige mit diesen Briefen verknüpfen, ich kann mir das kaum vorstellen, was ist es denn, dass es Jahre später noch so schlimm ist?
Also traumatisch war da bei mir zumindest gestern gar nichts, eher indifferent.
Es liegt ja auch wieder alles im Kleiderschrank. Aber vererben will ich das Ganze auch nicht.
Bis dahin sind es hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte.
W,56
 
  • #55
Jede Stunde ohne dich wird mir die Nichtigkeit meiner Existenz bewusst. Ohne dich bin ich unvollkommen. Du bist der einzige Grund, warum ich auf diesem Planeten bin. Ich kann nicht ohne dich. Ich liebe dich."
Ich musste gerade lachen. Nein, bitte nicht falsch verstehen. Das ist natürlich schön so einen schönen Brief zu bekommen und ich kann dich auch verstehen, dass du diesen Brief nicht wegwerfen möchtest aber du bist auch noch sehr jung, während viele andere im Forum viel älter sind. Manches wird im Laufe der Jahre anders wahrgenommen. Auch du wirst spätestens mit 40 eine oder andere bittere Erfahrung gemacht haben und so entpuppt sich manch schmachtend Liebender am Ende als Sprücheklopfer und Dauerbetrüger und Frauenhasser und deshalb bin ich mittlerweile peinlich berührt, wenn ich solche Sätze wie o. g. Zitat höre.
Ich hatte nicht solche Briefe bekommen und auch niemals solche Briefe geschrieben. Ich habe aber Gedichte bekommen. Diese habe ich noch und werde die auch niemals wegwerfen. Selber habe ich auch viele Briefe geschrieben, die ich nicht abgeschickt habe und zwei Jahre später habe sie wieder gelesen und dachte mir omg ?. Gott sei Dank, dass diese Briefe niemals verschickt wurden ? und alle sind dann in den Mülleimer gelandet.
Einmal habe ich einen Kreuzworträtsel gemacht mit Abkürzung wie zum Beispiel IHDL und Ähnliches. Das fand ich sehr originell und das habe ich noch. Auch Schriftsteller behalten nicht alles was sie geschrieben haben. Neunzig Prozent landet dann doch in den Müll.
 
  • #57
Das klingt wunderschön, so einen Brief würde ich wohl auch einrahmen.
Dabei fällt mir ein, dass ich eine Liebespostkarte meines Großvaters an seine damalige Verlobte (meine spätere Großmutter) aus dem Ersten Weltkrieg im hintersten Schreibtischfach aufgehoben habe: sie ist herrlich kitschig, wie aus Tausend-und-einer-Nacht und kam aus »Konstantinopel« (Istanbul), wo mein Großvater als Bordmechaniker in einem Doppeldecker Dienst tat. Sein Flieger stürzte ab, er landete in einem Baum und brach sich die Nase (als Kinder bewunderten wir ihn maßlos dafür und befingerten diese Nase bei jeder Gelegenheit). Er schickte dann eine Genesung- und Liebeskarte vom Boden dieses fernen Landes nach Hause. Sütterlin-Schrift aber bis heute gut lesbar.
 
  • #58
Jede Stunde ohne dich wird mir die Nichtigkeit meiner Existenz bewusst. Ohne dich bin ich unvollkommen. Du bist der einzige Grund, warum ich auf diesem Planeten bin. Ich kann nicht ohne dich. Ich liebe dich."

Eine schöne Erinnerung.

Schade, dass bei so vielen Menschen das Ja, aber kommt.
Es war ein guter Moment.
Schlechte gibt es genug.
Warum gute Erinnerungen madig machen, nur weil es nicht hielt.
Nichts ist für die Ewigkeit.

Ein Leben ist in der Bilanz die Summe gemachter Erfahrungen. Erinnerungen. Positiv, negativ.
Es trägt anders, wenn man die Positiven pflegt.

Das Gefühl, immer wieder geliebt worden zu sein, ist positiv. Ich wurde geliebt, werde geliebt. Habe geliebt, liebe. Das stärkt.
Der negativ destruktive Mensch sagt, ich bin immer wieder verlassen worden.

Beide Sichten richtig, beide Sichten prägen gegensätzlich. Ersteres bringt Gelassenheit. Letzteres Verbitterung. Verunmöglicht zu lieben.

M, 56
 
  • #59
Große Worte, vielleicht ernst gemeint im Moment, aber letztlich nicht durch Taten untermauert. Also irgendwie falsch
Verstehe ich nicht. Wenn ich meinem ersten Freund damals gesagt habe, dass ich ihn über alles liebe, dann ist das doch wahr gewesen und dass eine Beziehung auseinandergeht später hat nichts damit zu tun, dass es für diesen Zeitraum stimmte? Man kann sich auch von der großen Liebe trennen müssen, weil es nicht mehr passt oder die Gefühle sich nach Jahren doch ändern. Mein erster Freund hat mir ja fast nie geschrieben, aber die wenigen Briefe habe ich und weiß, dass er das damals genauso meinte. Da muss er auch nichts untermauern, denn Zeit ändert Dinge eben. Wie gesagt, meine Eltern mit 80 freuen sich über sowas noch; sie sind weder böse darüber noch sehnsüchtig, sondern es ist ein Teil ihrer Jugend und hilft ihnen, sich an die gesamte Zeit zu erinnern. Ich verstehe @Inanna* . Das handhabt eben jeder anders.
 
  • #60
Und genau der Grund, warum ich das weggeworfen habe. Große Worte, vielleicht ernst gemeint im Moment, aber letztlich nicht durch Taten untermauert. Also irgendwie falsch. Das mag ich nicht, also weg. Hab´ gut entschieden!
ErwinM, 52
Nope, da bin ich komplett anderer Ansicht als. Wie schön ist es doch, jemals solche Worte empfangen zu haben. So müssen sie nicht für die Ewigkeit sein, doch den Moment begleiten und verschönern. Und damals sogar durch Taten untermauert. Nicht für die Ewigkeit? Na und? Das ist doch vollkommen egal.
 
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