Ich (m,43) habe IN EINER BEZIEHUNG jahrelang keinen bzw. so gut wie keinen Sex gehabt. Ums mal zu quantifizieren: dreieinhalb mal in 4 Jahren und davon die letzten 17 Monate null mal. Ich denke, das kann man durchaus noch im Sinne der Fragestellung gelten lassen.
Es war hart, aber trotzdem wahrlich keine Heldentat. Weder klopfe ich mir auf die Schulter dafür, noch klage ich meine Ex-partnerin an. Ich selbst habe mich einfach viel zu sehr zurückgenommen und zuletzt keine Lust und keine Kraft mehr gehabt, mir die nächste Zurückweisung abzuholen.
Ich hab viel zu lange auf Besserung gehofft, es auch mit Reden, Büchern, Paartherapie, Vorschlag zu gemeinsamer Sexualtherapie, etc. versucht, aber erfolglos. Trotzdem bin ich bei ihr geblieben, OHNE sie zu betrügen. Sex ist schließlich nicht alles und ich wollte auch nicht dem typischen Männer-Klischee entsprechen ("Kerle wollen eh immer nur das eine"). Sonst hat einfach sehr vieles gut gepasst zwischen uns und ich wollte das nicht alles wegwerfen, "nur" weil ich körperlich/sexuell und letztlich auch emotional immer mehr verhungert bin. Was für eine bescheuerte Selbstverleugnung! Egal, ich hab das lange so durchgehalten, bis ich mich schließlich trennte, weil ich so nicht weiterleben konnte und wollte.
Käufliche Liebe war dabei nie eine Option für mich. Ich war in meiner Single Zeit (Ende 20) ein paar Mal aus Neugier und aus Sehnsucht nach körperlichen Berührungen im Bordell. Durchaus interessante Erfahrungen (für die ich mich übrigens nicht schäme). Ihre Quintessenz war, dass ich dort nicht bekommen kann, wonach ich mich bei einer Frau wirklich sehne. Eine Affäre kam für mich übrigens genauso wenig in Betracht. Ich hatte noch nie eine, aber ich verbinde mit dem Begriff Affäre das schlechteste aus beiden Welten. (Beziehung, Paysex) Und nein, das schlechteste am paysex ist für mich NICHT das dafür Bezahlen-müssen.
So sehr mir der Sex in meiner Beziehung fehlte, so niedrig ist seine Priorität momentan für mich als Single, solange keine Liebe dabei im Spiel ist (klingt vielleicht paradox, ist es aber gar nicht). Ich weiß auch, dass ich mich niemals wieder auf so eine körperlich-lieblose Beziehung einlassen werde. Aber ich habe damals halt sehr lange dran festgehalten - aus emotionaler Abhängigkeit, falscher Rücksichtnahme, Konfliktscheue und gut gemeinter, aber idiotischer Selbstverleugnung.
Gehen tut’s also. Gesund für die Seele dürfte es aber selten sein.