So, jetzt wird es Zeit, dass mal eine Journalistin spricht. Studiert (Politik, Anglistik, Geschichte), nicht promoviert, vielseitig aber nicht in allen Dingen tiefgründig gebildet, immer dazulernend und begeistert von Menschen, die mich dazulernen lassen...
1. Akademikerin zu sein heißt nicht gleichzeitig, unbedingt Karriere machen zu wollen und für nichts anderes im Leben mehr Sinn zu haben. In meinem Freundeskreis ist es verbreitet, dass viele Kinder haben UND arbeiten - im Marketing, als Ärztin, Tierärztin, Informatikerin... Viele von den Frauen sind ziemlich tough, zum Teil alleinerziehend mit eigener Praxis o.ä. Das scheint manche Männer abzuschrecken, obwohl diese Frauen für ihre Kinder, ihren Beruf, ihre Beziehung alles geben. Dabei fordert das auch vom Mann einfach nur ein bisschen Flexibilität. Aber ich glaube, darin sind viele nicht gut...
2. Ich will mich als Frau auch nicht auf einen Nicht-Akademiker einlassen. Mein Eindruck ist nicht, dass es die Männer stört. Aber ich selbst kann damit nicht umgehen, und dazu stehe ich. Während des Studiums hatte ich eine lange Beziehung mit einem Lagerarbeiter. Der war schulisch besser gebildet als ich und bestimmt nicht blöd, aber wir haben uns auseinanderentwickelt - weil in meinem Leben irgendwann andere Fragen aufgetaucht sind. Bestimmte Studiengänge bringen es schon mit sich, dass man vieles tiefer hinterfragt, breiter durchdenkt (da denke ich nicht unbedingt an die Ärzte). Irgendwann hat er zu mir aufgeschaut - und das wird für mich als Frau immer schwierig zu ertragen sein.
3. Trotzdem habe ich ein paar Freunde, die keine Akademiker sind und die mir trotzdem sehr, sehr wichtig sind. Ich suche mir die Menschen in meinem Umfeld nicht danach aus. Dennoch: Die größte Tiefe - die Fähigkeit, sich in das Leben, die Aufgaben, die Probleme des anderen hineinzudenken - habe ich bislang immer bei Akademikern erlebt. Diese Erfahrungen taugen nicht für repräsentative Schlüsse, aber sie vermitteln einen Eindruck.
Für mich könnte ich sagen (und vielleicht ist es in Teilen übertragbar): Ich wünsche mir als Akademikerin einen Partner, der diese Tiefe zu erreichen vermag, der sich auch inhaltlich mit dem befassen möchte, was ich tue (lese, lerne, interpretiere, analysiere, kommentiere), und der trotzdem seinen eigenen Weg nicht aus den Augen verliert. Wahrscheinlich geht es vielen Akademikern ähnlich - und vielleicht ist das unser Problem. Die Suche nach der Tiefe wird uns oft als Arroganz ausgelegt. Daran bin ich manchmal gescheitert - nicht daran, dass ich zuviel arbeite (was ich tue, weil gerade kein Mensch da ist, der einen pünktlichen Feierabend rechtfertigt, und weil mir mein Beruf einfach Spaß macht) odermich nicht auf Familie einlassen wollte (aber dann will ich bitte auch einen gewissen Standard - ich möchte meinem Kind keine Kalssenfahrt vorenthalten müssen, weil das Geld nicht reicht). Ich kann genauso gut freiberuflich arbeiten - ein paar Stunden die Woche. Aber dann muss man(n) auch für den Rest sorgen können. Sonst muss ich es selbst tun. Und dann wird's schwierig.
Wer das weiterdiskutieren möchte: 7E17EA76.