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  • #1

Mein Lebensgefährte will sterben

Und zwar leidet er an einer Erkrankung bei der alle Muskeln nach und nach in ihrer Funktion versagen. Die Diagnose kam vor einem Jahr und seitdem treten immer mehr körperlich Einschränkungen ein. Er kann fast kaum gehen, ist also auf einen Rollstuhl angewiesen, ein Arm funktioniert nicht mehr, es treten Schwierigkeiten auf beim sprechen.
Ärzte machen da keine Hoffnung und sagen das es nur eine Frage der Zeit ist. Kurz um: er wird sterben.
Nun sagte mir mein Liebster vor paar Tagen das er Kontakt mit Dignitas aufgenommen hatte und deren Hilfe in Anspruch nehmen will. Er klang sehr entschlossen.
Und er hat mich gefragt ob ich ihn, an dem Tag wo es soweit sein wird, begleite.
Wahrscheinlich bin ich zu feige aber ich werde es nicht können. DAS KANN ICH NICHT. Auch wenn ich ihn unendlich liebe, das kann ich nicht.
Was soll ich machen?
Ich danke euch im voraus.
w, 40
 
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  • #2
Puh - in Deiner Haut möchte ich nicht stecken.

Ich kann Deinen Freund verstehen. Er möchte sich noch ein kleines bisschen Würde behalten und seinem Leiden (totale Hilflosigkeit ist bestimmt schrecklich, wenn der Verstand funktioniert) deshalb ein Ende bereiten. Der Liebesbeweis, den er von Dir möchte ist gewaltig. Und dieser Weg wäre bestimmt der schwerste Deines Lebens. Aber könntest Du mit ihm abschließen, wenn Du es ihm verwehren würdest, in diesem Moment an seiner Seite zu sein?

Er würde in Gegenwart des Menschen sterben, den er am meisten liebt.

w
 
  • #3
Liebe FS,

bitte tu es, für ihn. Es gibt selten Dinge, die wirklich wichtig sind. Diese Bitte dieses Mannes gehört dazu.

Nimm Dir danach die Zeit zu trauern. Du weißt dann aber, dass Du wirklich Alles für ihn getan hast und dass er so gehen konnte, wie er sich das wünschte.
 
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  • #4
1) Wenn er sterben will, mußt es respektieren. Stelle nicht seinen Willen über Deinen. Du kannst es eh nicht verhindern, daß er stirbt.

2) Willst Streß mit ihm - oder willst Harmonie bis zu seinem Tod ?

3) Liebe heißt, loslassen zu können. Loslassen mußt Du ihn, entweder zu einem Zeitpunkt, den er bestimmt oder irgendwann doch später. Besser ein sauberer und harmonischer Abschied von ihm in Frieden bei dem alles geklärt ist als ein Abschied, bei dem vieles nicht mehr gesagt oder besprochen werden kann.
 
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  • #5
Liebe FS,
es ist sein Wunsch und Du kannst es nicht, also mchst Du es auch nicht. Daraus folgt, diesen Weg muss er allein gehen. Ich kann seinen Wunsch sehr gut verstehen und würde ihn auch allein gehen, als ein Leben in Abhängigkeit leben zu müssen, das ich nicht will.

Glücklicherweise sind mein Partner und ich uns klar, dass wir uns dabei gegenseitig zur Seite stehen werden und haben uns entsprechende Vollmachten gegeben. Als Arzt kann er es sogar ohne Dignitas tun, hat ads Wisen und die Mittel. Ich hoffe zu erleben, dass in unserer Gesellschaft das Tabu der Sterbehilfe fällt und man unbefangener damit umgehen kann. Man denkt anders darüber, wenn man sich frühzeitig und umfassend damit auseinandersetzt. Wir haben uns ohne Akutsituation dem Thema genähert.
 
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  • #6
Und wenn es mir das Herz brechen würde, ich würde ihn begleiten. Ohne wenn und aber.
 
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  • #7
Nun sagte mir mein Liebster vor paar Tagen das er Kontakt mit Dignitas aufgenommen hatte und deren Hilfe in Anspruch nehmen will. Er klang sehr entschlossen.
Und er hat mich gefragt ob ich ihn, an dem Tag wo es soweit sein wird, begleite.
Wahrscheinlich bin ich zu feige aber ich werde es nicht können. DAS KANN ICH NICHT. Auch wenn ich ihn unendlich liebe, das kann ich nicht.

Liebe FS,

da kann ich ihn gut verstehen, aber auch Deine Probleme damit nachvollziehen. Letztlich musst Du für Dich entscheiden, ob Du ihn auf diesem letzten Weg begleiten kannst/möchtest und ihm damit diesen auch für ihn sehr schweren Weg etwas erleichterst. Vielleicht bietet Dignitas da Hilfestellung an? Vielleicht fragst Du erfahrene Seelsorger oder auch einen Psychologen, wie Du damit am besten umgehen kannst?

Alles Gute

m, 46

Viel
 
  • #8
Dieser Mann sollte sich darüber informieren, mit welchen Mitteln und Praxis Dignitas sowas durchführt.
Und sich umfassend über Dignitas im Internet informieren.
Ich bin kein Gegner, sondern er soll sich informieren, was auf ihn zukäme.

Ich kann verstehen, wenn Menschen aus dem Leben scheiden wollen, wenn sie z.B. ihre Krankheit nicht mehr länger ertragen können.

Hier wollte ein junges Paar heiraten. Kurz vor der Hochzeit stellte man beim Mann multiple Sklerose fest.
Das Paar heiratete trotzdem. Obwohl die sehr hübsche Braut auch gute Chancen bei anderen Männern hätte.
Sie haben keine Kinder, und die Familien bauten für sie ein rollstuhlgerechtes Haus.

Jetzt sind sie seit ca. 20 Jahren zusammen. Obwohl der Mann im Rollstuhl ist, und inzwischen auch sprachlich etwas eingeschränkt.

Ich kann gut verstehen, wenn die FS diesen Gedanken an quasi Selbstmord-mit Hilfe ihres Mannes nicht ertragen kann.
Und schwer zu ertragen, ihn auch noch dabei zu begleiten. Da fühlt man sich wie als Begleiterin zu einer Hinrichtung ?

Andererseits sollten die FS und ihr Partner sich darüber gründlich ärztlich informieren, wie sein Krankheitsverlauf weiter gehen könnte. Und dafür Perspektiven entwickeln.
Zumal wenn der Krankheitsverlauf so schnell ist ?

Ich habe ein Ehepaar im Pflegeheim gesehen.
Ihr Ehemann bekam einen Schlaganfall, kann nicht mehr sprechen, sowie erblindete dabei.
Trotzdem besucht seine Ehefrau ihn jeden Tag soweit ihr möglich, und reicht ihm das Essen.
Ihr scheint es ein Bedürfnis, trotzdem bei ihrem Mann zu sein.

Die FS sollte ihrem Mann ehrlich und genau sagen, für was sie bereit ist.
Wie weit sie ihn begleiten könne, z.B. auf seinem gewählten Weg-in-den-Tod.
Oder alternativ bis zu seinem natürlichen Tod.

Aber er muß auch damit rechnen, daß die FS es nicht mehr ertragen kann, und während der Vorbereitung oder Durchführung der einzelnen Schritte das Zimmer verlässt.

(m,53)
 
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  • #9
Naja, Du hast Dir diese Frage ja selbst schon beantwortet, Du KANNST es nicht... was soll man Dir da noch schreiben oder raten? Du hast ja schon für Dich entschieden, da Du meinst, dass Du es nicht kannst.

Ich habe meinen Mann und ALLE meine Lieben (quasi meine gesamte Familie) beim Sterben begleitet, das war nicht immer schön, aber um nichts auf der Welt möchte ich jemals diese letzten gemeinsamen Augenblicke missen... w ü40
 
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  • #10
Schau Dir mal die Biographie von Stephen Hawking an:

Stephen Hawking A Personal Journey PBS

Der kann auch kaum noch was bewegen. Bevor er einen Computer bekam, konnte er, nachdem er die Stimme verlor, nur noch mit den Augen kommunizieren. Die Ärzte hatten ihm nach der Diagnose nur eine sehr kurze restliche Lebenszeit gegeben, trotzdem lebt er Jahrzente später immer noch und macht und forscht immer noch weiter.
Klar hat ers einfacher, weil er so intelligent ist und dadurch viel Geld verdient hat, aber trotzdem inspiriert sein Leben sehr und macht viel Mut.

m29
 
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  • #11
Wenn Du ihn liebst, dann solltest Du ihm sein Vorhaben ausreden! Kein Mensch darf über andere und über sein eigenes Leben richten! Die Palliativmedizin kein Schmerzen lindern und Hospitzstationen auch ein würdiges Sterben ermöglichen. Sterbehilfe und Suizid kann ich nicht für gut heißen.

m.
 
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  • #12
Liebe FS,
such dir ein Forum wo Betroffene ähnliche Probleme haben, vielleicht auch im Krebskompass. Du kannst nicht erwarten, dass wir hier zu deiner Meinungsblildung beitragen.
Du bist gerade erst mit dem Problem konfrontiert worden, es hat dich verständlicherweise erschreckt.
Mit deinem vorläufigen kategorischen nein, sollte es dabei bleiben, wirst dü aber auch weiterleben müssen. Denk auch an das Nachher und nicht nur an das Jetzt. Für eine Entscheidung, wie du dich verhalten willst brauchst du Zeit. Dein spontanes nein, ist verständlich. Höre dich doch mal in betroffenen Foren um.
w 50+, der diese Thematik bekannt ist, die hier aber in keine Diskussion über Sterbebegleitung eintreten möchte. Dies ist der falsche Ort.
 
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  • #13
sag ihm, wenn er sterben will, nimmt er dir die gelegenheit, ihm deine liebe zu schenken.
liebe kann sterben nicht wollen, sondern will, dass der andere da ist.
sag´s ihm immer wieder!
sag ihm, dass du seine nähe schätzst. dass du er für dich wichtig ist. weil ihr miteinander reden könnt. sag ihm, dass du ihn lieber lebendig als tot hast.
ich denke, er wird wieder einen sinn in seinem leben finden, trotz dieser schweren beeinträchtigung.
suche dir menschen, die es gelernt haben, ihr leben trotz schwerer einschränkungen gerne zu leben und zu meistern.
liebe können wir immer.
sag´ ihm, dass du auf seine liebe wert legst. und sie so lange erleben willst, wie es geht.
das wird ihm kraft geben, sein leben zu tragen und zu meistern.
wenn er noch in der ersten entmutigung nach der schlimmen diagnose steckt, ist er in einer schweren krise. er kann hindurchgehen. er muss jetzt nicht sterben!
ich denke fest an dich und ihn!
 
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  • #14
Liebe FS,

Du bist in einer schrecklichen Situation, noch mehr Dein Partner. Seine Entscheidung kann ich absolut nachvollziehen, finde es auch gut, dass es die Möglichkeit gibt, freiwillig zu gehen.

Bis es zu seinem Tod kommt, wird doch noch einige Zeit vergehen. Ihr werdet viele intensive Gespräche führen, sprich mit ihm, erzähl ihm Deine Ängste, Bedenken, Abwehr ... er wird das bestimmt verstehen, es ist so verdammt menschlich und normal.

Und ich bin mir fast sicher, dass Du doch dabei sein wirst, weil Du Dich nun langsam darauf vorbereiten kannst. Wenn er will, dass Du dabei bist und Du ihn liebst, wirst Du ihm diesen Wunsch erfüllen.

Es ist das schlimmste was einem passieren kann, wenn ein Mensch, den man liebt, gehen muss und man dabei zusehen muss und nichts tun kann.

Aber Du kannst ihm in der Zeit, die ihr noch habt Deine Liebe geben. Das ist so viel wert, das ist das wertvollste, das es gibt auf der Welt.

Ich wünsche Dir viel Kraft für diesen Weg!
 
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  • #15
Begleite ihn, es geht um ihn. Alles gute für Eich beide aus tiefstem Herzen.
 
  • #17
Ich vermute, dass du ihn auf diesem Weg begleiten kannst, wenn es dann so weit ist.

Noch sind einige Funktionen intakt, wenn du ihn jedoch immer mehr leiden siehst, dann fühlst du die Schwäche, die Hilflosigkeit, seine Verzweiflung über den Verlust seiner Persönlichkeit.

Ich wünsche dir viel Kraft!
 
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  • #18
Liebe FS,

ich glaube, wir reden hier über die Amyotrophe Lateralsklerose, wie sie Hawking hat, oder Immendorf sie hatte, oder?

Leider sind 99,9999% der Bevölkerung kein Hawking (@#9) und können sich nicht so wie er darauf zurückziehen, dass man eine "Denkfabrik" ist. Zufällig habe ich ihn kennengelernt und wenn der Preis dafür, dass er seine "Vereinigungstheorie" (Einstein/Heisenberg/etc.) schlüssig zustande bringt, wäre, dass man sein Gehirn, vollkommen abgetrennt von seinem Körper, in einem Reagenz weiterleben lässt ...dann würde er sich dafür entscheiden!

Aber wir sind nicht Hawking! Wir sind viel "körperlicher" und ein Leben wir er ist i.d.R. keine Option...

Meine Frau starb an einer Krankheit, zu der in einer der Medizinbibeln steht "Wenn es mehr als 2 Jahre überlebt wird, spricht das nicht für die Qualität der Behandlung, sonder gegen die Diagnose"

Ich bedaure sehr, dass der katholische Glaube ihrer Famile es ihr unmöglich gemacht hat, diese Idee, die sie genau wie Dein Lebensgefährte hatte, wirklich ernsthaft zu verfolgen!

Mach Du nicht den Fehler, den die Familie meiner Frau machte! Manchmal leiden Menschen nur, damit die Überlebenden ihr Seelenheil haben...

Sein Wunsch sollte das Maß der Dinge sein ...nicht deiner!

m44

PS: @Bernd50 encephalomyelitis disseminata (MS) ist großer Mist, aber es gibt heute eine höherprozentige Wahrscheinlichkeit für einen leichten oder mittleren Verlauf als für einen schweren Verlauf (wenn es vor 20 Jahren schon Interferrone und/oder Glaterameracatat gegeben hätte, wüßtest Du es vom Mann des Paares in Deienm Dorf vielleicht gar nicht) Auch ist die Lebenserwartung kaum eingeschränkt. Die Fragestellung wäre nicht mit der bei ALS, 4er Gliomen, Pankreaskarzinom, etc. vergleichbar!
 
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  • #19
Von Dignitas wird stark abgeraten! Es gibt sehr viele schwarze Schafe, die dir im Hinterhof ein falsches Mittel zum Spaß geben, abhauen und dich stundenlang unter höllischen Schmerzen elendig krepieren lassen. Das kam schon so oft in den Medien!!!

Es werden häufig Todesdiagnosen vom Arzt gestellt, die sich letztendlich nicht bewahrheitet haben. Habe selbst so einen Fall in der Familie, deswegen traue ich keinem Arzt mehr. Die Person lebt heute noch nach 10 Jahren und wurde wieder als gesund dignostiziert! Man sollte die Hoffnung niemals aufgeben, sich lieber den Rest seiner Zeit schön machen. Immerhin können wir alle morgen sterben. Und sterben müssen wir früher oder später sowieso alle. Aber scheinbar sind da Männer viel kompromisloser, kampfloser und feiger, wenn es um ihr Leben geht. Ich habe dafür leider kein Verständnis. Zumal er dich ja zurück lässt. Man lebt nur einmal und darum sollte man kämpfen. Du kannst es deinem Lebensgefährte noch möglichst schön machen. Ein natürlicher Tod immer die angenehmste Sache, als von außen etwas zuzutun. Bei deinem Mann werden die Muskeln und Organe auf natürlichem Wege immer schwächer und er hätte gute Chancen, dass er ruhig und friedlich einschläft, ohne große Qualen.
 
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  • #20
Was soll ich machen? Du hast genau das Richtige getan, ein Gespräch in einen anonymen Forum
gesucht. Du brauchst das Gespräch mit Menschen. Ich überlege mir, wo du sonst noch insGespräch
kömmen könntest
- andere Foren hier im Internet bei denen keine Registrierung erforderlich ist. Gibt es - ausgehend von dem Begriff seiner Krankheit oder vom Begriff infauste Diagnose eines Angehörigen ein Gesprächsforum?
- ihm helfen, eine Patientenverfügung aufzusetzen, indem er sich Wiederbelebung / dein Einsatz von Apparatemedizin verbietet, sollte er einen Unfall haben. ( Ja, ist eine Sache am Rande, aber eine Möglichkeit)
- die Telefonseelsorge anrufen und in eine wirkliches anonymes Gespräch gehen
- Ich glaube Ingrid Matthäus-Meier ist die Schirmherrin / Vorsitzende einer Gesellschaft in Deutschland die sich mit dem Thema Suizid / Freitod - beschäftigt. Die Gesellschaft ist pro Zulassung aus Ethischen Motiven und soweit ich das "ahne" kompetent. Nicht die banale Schwarz-Weiss Hackerei.
- der Autor von "Tschick" hatte einen bösartigen, schnell wachsenden Hirntumor und als er die Diagnose bekam hat er sich eine Pistole besorgt und sich im letzten Moment umgebracht - Aber er hat dieses Jahr oder so aufgeschrieben. Wäre vielleicht ein Buch zum lesen - du und dein Liebster
- An dem Gespräch deines Liebsten mit dem Sterbehelfer teilnehmen. Vielleicht kann der Sterbehelfer etwas sagen.
- Aufschreiben, was dir durch den Kopf geht.
- Mit deinem Liebsten reden - nicht ihm was ausreden / einreden sondern reden. Und ihm sagen, dass er dein Liebster ist. Sag ihm, was du schon lange sagen wolltest.Es scheint auf einen Abschied hinauszulaufen.
- gemeinsames Schweigen mit deinem Liebsten - Schweigen für dich.
Ich - eines der anonymen Forummitglieder schreibe hier, obwohl ich das Gefühl habe ich kann nichts hilfreiches sagen. Gibt es noch einen Wunsch den du ihm erfüllen kannst - Besuch im Zirkus, eine Currywurst essen - einenFilm anschauen ?
- wenn du alleine bsit wütend sein - auf ihn, auf die Krankheit, auf die Gesellschaft.
w 55
 
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  • #21
Hallo FS, ich kann es leider für mich nicht nachvollziehen, wie man ein geliebtes Wesen auf seinem letzten Gang alleine lassen kann. Daher kann ich dir auch nichts raten. Ich würde es auch entsetzlich finden und wäre eine Weile danach völlig fertig, aber ich würde es mir selbst niemals verzeihen, wenn ich es unterlassen würde. Also sei dir wirklich sicher in deiner Entscheidung. Egal was du tust. Ich persönlich kann es wie gesagt nicht verstehen, wie man jemanden da einfach alleine lassen kann, nur weil man es für sich als zu schlimm empfindet.
w
 
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  • #22
Liebe FS,

ich würde noch einmal richtig nachfragen, ob das Fakt ist, dass er sterben möchte. Ganz konkret ihn konfrontieren, dass er dann wirklich tot ist, nicht mehr hier, wie er sich den Tod vorstellt oder ob es nur Verzweiflung von seiner Seite her ist.
Wenn es klar ist, würde ich ihn begleiten.

Habe schon von vielen Patienten gehört, dass sie tot sein möchten, aber im Endeffekt dann doch nicht.
Ist es ihm wirklich ernst damit? Kann er sich selber richtig einschätzen? Möchte er wirklich sterben? Wäre in einem Monat oder in mehreren es anders?
Wie gesagt, wenn er das wirklich möchte, dann begleite ihn. Sonst aber nicht.
 
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  • #23
Das Gefühl kenne ich sehr gut. Zwar nicht sterben zu wollen, aber eben sterben zu müssen.
Wenn man, so wie ich, dem eigen Tod schon so oft in die Augen blicken musste. Das Problem ist die Scham, versagt zu haben, nicht mehr richtig zu funktionieren. Nicht mehr alles machen zu können. Im Gegensatz zu den anderen Frauen hier würde ich ihn nicht begleiten, sondern ihn von seinem Weg abbringen wollen. Auch im Rollstuhl kann man(n) noch aktiv werden. Das Ganze ist noch recht frisch. So schnell wirft man keine Leben weg. Kämpfe um Deinen Partner und kämpfe MIT deinem Partner. Euch alles Gute!

w48
 
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  • #24
Und er hat mich gefragt ob ich ihn, an dem Tag wo es soweit sein wird, begleite.Wahrscheinlich bin ich zu feige aber ich werde es nicht können. DAS KANN ICH NICHT. Auch wenn ich ihn unendlich liebe, das kann ich nicht. Was soll ich machen? Ich danke euch im voraus.w, 40
Doch das kannst du. Du wirst sicher schon selber gemerkt haben das die Weigerung ihn auf seinem letzten selbstgewählten Weg zu begleiten nicht mit "unendlich lieben" zusammenpasst. Man kann immer mehr als man meint. Vergeude nicht diese Gelegenheit falls er wirklich ernst macht. Denn wahrscheinlich ist das was du nicht können wirst. Den Moment nicht zurückholen können und deinen Freund im Stich gelassen zu haben. Sicher es ist viel verlangt und erst mal eine Zumutung. Da ist diese Krankheit und die Diagnose zu ertragen aber noch mehr. Wir sterben ausnahmslos alle mal. Die Frage ist doch nur wann und wie. Wie wäre es mit dir, wenn es umgekehrt wäre? Würdest du dir wünschen alleine zu sterben? Was machst du, wenn sich dein Partner, der Arzt oder wer auch immer abwendet und sagt ICH KANN DAS NICHT! Der Buddhismus stellt sehr sinnig fest, dass das Leben die vier unvermeidlichen "Grundleiden" enthält, die niemand vermeiden kann. Geburt, Krankheit, Alter und Tod. Es ist sinnlos dies verdrängen zu wollen. Auf die wichtige Aufgabe zu sterben sind Menschen heute einfach nicht vorbereitet. Alles wir geplant. Nur das wichtigste Schlussereignis wird irgendwie dem Zufall überlassen. Dein Freund scheint da einen Schritt weiter zu sein. Von den Menschen die andere noch am Ende begleiten konnten weiß ich das diese Chance unendlich wichtig und einzigartig und auch sehr hilfreich ist. Verpasse sie nicht. Das ist das mindeste was man von dir verlangen kann, wenn du deinen Partner "unendlich liebst". Das Leben ist in der Tat unendlich. Es hat keinen Anfang und kein Ende. Vielleicht wirst du es ja erfahren, wenn es mit ihm soweit ist, das dies stimmt. Wenn du ihn allerdings davon abbringen kannst wäre das Natürlich besser. Jeder Tag mehr zu leben ist wertvoller als Gold. Wirklich einfacher wird es allerdings nicht. Und wer behauptet das Schmerzlinderung oder gar Schmerzfreiheit, in der Palliativmedizin und Geriatrie generell immer möglich sind hat offensichtlich das Gegenteil noch nicht gesehen. Ich hab noch nicht gesehen das da noch was greift, wenn es wirklich extrem wird.Egal was für Hämmer gegeben wurden. Das soll aber kein Grund sein nicht weitermachen zu wollen, Auch waren die Bekannten von denen ich gehört habe, dass sie ins Hospiz gegangen sind sehr froh und zufrieden über diese Möglichkeit. w47
 
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  • #25
Ich denke, dass es für das Paar wichtig ist, sich voneinander zu verabschieden und ich würde da professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ich persönlich würde nicht gerne alleine sterben müssen.
 
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  • #26
Frage Dich, ob Du für den Rest Deines Lebens mit dem Gedanken leben kannst, ihn auf seinem letzten Weg gegen seinen Wunsch alleine gelassen zu haben. Oder ob es schlimmer für Dich ist, Dich dazu zu zwingen und mit den Bildern davon zu leben.

Du bleibst zurück, Du schaffst Dir Deine Erinnerungen daran nun selbst. Ich wünsche Dir eine weise Entscheidung.
 
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  • #27
Liebe FS,

wenn ich deine Worte richtig interpretiere geht es um ALS.
Ich kann dich gut verstehen, dass der Wunsch deines Partners ein großes Problem für dich darstellt. Ich hatte eine gute Freundin (wir waren kein Paar) die auch an ALS erkrankte und ich durfte sie auf ihrem schweren Weg begleiten. Es war wiklich schrecklich den schnellen Zerfall (es dauerte keine 1,5 Jahre von der Diagnose bis zu ihrem Tod) mitzuerleben und auch ihr Verzweifeln. Es ging jeden Tag bergab. Es gibt zwar die sogenannte juveline Form des ALS (siehe Hawkinks), aber bei den meisten verläuft es eben anders. Ich weiss nicht wie ich reagiert hätte, wenn meine Freundin damals den Wunsch wie dein Partner gehabt hätte, aber ich kann dir versichern, dass es im Fall von ALS eine schreckliche Krankheit ist. Wenn ich dein Partner wäre, dann wäre ich dir unendlich dankbar wenn du mich bei meinem Wunsch begleiten würdest.

Ich wünsche Dir viel Kraft!
 
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  • #28
Liebe FS,
diesen Weg solltet ihr nicht alleine gehen und ihr braucht unbedingt gute Beratung. Die Organisationen für den letzten Weg wären dann Dignitas, Exit, etc. Doch hier würde ich dir auch mal einen Besuch im Hospiz ans Herz legen. Es gibt auch Ärzte, die sich auf Sterbebegleitung spezialisiert haben. Du scheinst für dich schon entschieden zu haben, dass du diesen harten Weg nicht schaffst und auch nicht gehen möchtest...wäre es denn ein Unterschied für dich wenn du diese Diagnose bekommen hättest. Was würdest du dir dann von deinem Mann wünschen?
Übrigens ich könnte mir auch kein Leben im Rollstuhl vorstellen, wo mein Partner mir noch womöglich die Windeln wechseln müsste und mich füttern sollte. w
 
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  • #29
Übrigens ich könnte mir auch kein Leben im Rollstuhl vorstellen, wo mein Partner mir noch womöglich die Windeln wechseln müsste und mich füttern sollte.

Du glaubst es kaum, aber so werden 98% aller Menschen im Altersheim behandelt. Die jungen Leute, die ihre eigenen Eltern und Großeltern selbst nicht pflegen, werden das wohl nie erfahren. Aber so geht es nun mal vor sich! Finde daran jetzt auch nichts schlimm, habe selbst schon Menschen im Familienkreis gewickelt. Es ist der fast natürliche Vorgang, wenn man sich nun mal nicht mehr bewegen kann und alt wird. Ich hoffe, dir bleibt es erspart, aber die meisten scheiden so nun mal dahin.
 
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  • #30
Du solltest Dich keinesfalls hier von voreiligen Empfehlungen im Sinne "muss man respektieren" und "mache es für ihn" leiten lassen! Lass Dir nichts einreden, auch kein schlechtes Gewissen. Man muss auch hier nichts, was man nicht kann oder z. B. aus religiöser Sicht anders denkt.
Ich weiß nicht, welche Krankheit Dein Mann konkret hat. Schau Dir dennoch positive Beispiele an, mit welchem Mut und innerer Kraft ein großes Genie unserer Zeit sein Schicksal trägt: Steven W. Hawkins, der unter ALS leidet und ohne ihm nahestehende, fürsorgliche Menschen sicherlich schon lange nicht mehr leben würde.

Was ihr beiden da durchmacht, kann hier niemand im Detail kennen. Ebenso kennt hier niemand Deine "innere Struktur" sowie Deine geistige und ggf. religöse Ausrichtung.
Das ist ein äußerst zweischneidiges Schwert. Darüber hinaus geht man in der Schweiz schon per Gesetz anders damit um als beispielsweise in Deutschland. Dementsprechend unterschiedlich werdet ihr auch dort die Ansichten erfahren.

Der einzig sinnvolle Rat ist: geht zu Profis und öffnet euch dort. Sprecht mit Menschen, die Ahnung davon haben und euch in allen Facetten solche Entscheidungen nahebringen können.
Dafür gibt es kein Zurück, eine solche Entscheidung ist endgültig.
 
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