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  • #1

Mein Mann ist pflegebedürftig, soll ich auf alles verzichten?

Liebe Community,
ich bin inzwischen am Ende. Mein Mann hatte vor drei Jahren einen Schlaganfall, außerdem ist den Ärzten im KH ein großer Fehler unterlaufen, seitdem ist mein Mann pflegebedürftig. Er lebt zu Hause und wird mehrmals täglich von einem ambulanten Pflegedienst betreut. Ich bin auch sehr eingespannt, obwohl ich einen Vollzeit-Job habe.
Und die ganze Situation macht mich fertig. Ich habe kein wirkliches Leben mehr und mir kommen die Tränen, wenn ich mitbekomme, dass Freunde und Kollegen mit ihrem Partner Urlaub machen und Ausflüge und einfach das Leben genießen. Ich muss dazu auch sagen, dass die Ehe schon vor dem Schlaganfall nicht mehr gut lief und ich schon mehrmals über Trennung nachgedacht habe. Aber ich wollte das nicht durchziehen, als die jüngste unserer drei Töchter noch bei uns im Haus gelebt hat.
Jetzt habe ich das Gefühl, meinen Mann nicht mehr allein lassen zu können und ich zerbreche dabei.
Natürlich habe ich auch Bedürfnisse nach Zärtlichkeit und Sexualität. Auch das kann er mir nicht mehr geben. Ich werde oft als attraktive Frau bezeichnet und habe wirklich Sehnsucht nach einem Mann. Aber wenn ich fremdgehen würde, hätte ich so starke Schuldgefühle, das könnte ich nicht.
Ich bin übrigens 53 und mein Mann 64.
Was kann ich tun, um mit der Situation besser umgehen zu können?
 
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  • #2
Liebe FS, ich denke in deinem Fall wäre eine Therapie für dich hilfreich. Da kannst du dann im Gespräch die Entscheidung finden- Scheidung ohne an Schuldgefühlen zu zerbrechen oder Trennung ohne an Schuldgefühlen zu zerbrechen oder weiter mit ihm leben - aber ggf. mit reduziertem Kontakt.
So raten kann dir das Forum eigentlich nicht, weil niemand von uns in der Situaation steckt. Dir alles Gute und ich hoffe, du findest einen Weg W, 55
 
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  • #3
Wenn du deinen Mann liebst, so bleibe bei ihm und mache alles menschenmöglich solange er noch lebt, ansonsten wirst du später große Probleme bekommen und viel bereuen, was du unterlassen hast. Das Zärtlichkeits- und Sexbedürfnis kann man runterschrauben, bin in einer ähnlichen Situation. Stell dir vor, der Fall ist umgekehrt und du würdest erfahren, wenn dein Mann hier so schreibt? Sei für ihn da!
 
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  • #4
Ich kann dich gut verstehen. Es ist schwierig, vor allem, nachdem die Ehe sowieso nicht mehr gut war. Nun hast du eine Verpflichtung, die du nicht einfach durch eine Scheidung abgeben kannst. Du steckst in der Zwickmühle, egal was du machst, es tut dir weh.

Nun kommt es sehr darauf an, wie viel dein Mann noch kann und wieviel er mitbekommt. Kannst du mit ihm noch reden, reagiert er, kann er irgendwie kommunizieren? Dann kannst du ihn fragen, was er sagen würde, wenn du für ihne eine Fremdpflege organisierst um selbst mal auszugehen und in Urlaub zu fahren. Wenn nicht, dann mach es trotzdem.
Es ist DEIN Leben und du hast ebenso wie dein Mann ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben.

Ich habe eine Bekannte, deren Mann auch pflegebedürftig ist und sehr, sehr krank ist. Sie fährt 2 x im Jahr alleine in Urlaub und er unterstützt sie darin. Er sagt ihr, sie muss Kraft tanken und mal auf andere Gedanken kommen. Ich finde das toll.

Wenn es bei deinem Mann keine Chance mehr auf Besserung gibt, dann musst du auch den Gedanken auf eine neue Beziehung nicht völlig aufgeben. Wenn du geschieden wärst, wärst du auch frei. Du bleibst bei deinem Mann um ihn zu pflegen, das ist doch auch schon viel an Liebe. Mehr kannst und musst du nicht geben.
 
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  • #5
Liebe FS,

ich kann mich nur ansatzweise in deine Situation hineinfühlen. Ich habe zwei mal bei der Großmutter miterlebt, wie sie die Urgroßmutter und den Großvater zuhause gepflegt hat. Wir als Familie haben unterstützt wo es nur ging und als Großfamilie war das mit Hilfe der Hausärztin und Pflegedienst zu schaffen. Obwohl es uns allen, aber der Großmutter natürlich ganz besonders, sehr viel Kraft gekostet hat. Das hört sich jetzt etwas hart an - aber bei beiden war der Tod absehbar, da sie an unheilbarem Krebs litten.

Von 2012 bis 2013 haben wir als Familie, d.h. meine Eltern und ich, unseren anderen Großvater gepflegt. Ohne Pflegedienst, praktisch Rundumbetreuung mit ständigen Krankenhaus und Kurzzeitpflegeaufenthalten. Ich kann von daher zumindest halbwegs nachvollziehen, wie diese Pflegetätigkeit an den Nerven zerrt. Meine Eltern sind während der Zeit auch einmal für eine Woche in den Urlaub gefolgen und es war das Beste, was sie machen konnten. Leicht gefallen ist das natürlich nicht, es hat aber abgelenkt und neue Kraft gegeben. Und Du musst auch an Dich denken, denn wenn Du zusammenbrichst, hat dein Mann gar nichts davon. Es ist sehr hart, mit anzusehen, wie ein Mensch von dem ursprünglich starken Mann, den du vor langer Zeit geliebt hast, zu einem sehr hilfsbedürftigen Menschen wird. Damit muss man auch erstmal lernen umzugehen - und wie du schreibst vermisst Du ja den Mann an deiner Seite sehr.

Hol dir Unterstützung, wo es nur geht. Nimm dir Auszeiten. Und wenn es gar nicht mehr zu schaffen ist, musst Du auch darüber nachdenken, deinen Mann in einem Pflegeheim betreuen zu lassen. Das hat nichts mit Abschieben zu tun und muss auch nichts daran ändern, dass ihr als Familie für ihn da seid. Auch wenn er durch den Schlaganfall jetzt eingeschränkt ist, spürt er doch alle Spannungen in der Familie. Hier ist zum Beispiel die Kurzzeitpflege eine schöne Hilfe, damit Du dir mal eine Auszeit nehmen kannst um Nachzudenken.

Ich wünsche Dir viel Kraft!
 
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  • #6
Sicher keine einfache Situation, zum einen den eigenen moralischen Ansprüchen und denen der Gesellschaft gerecht zu werden, zum anderen auch selbst noch glücklich sein zu wollen.

Ich sehe im Grunde nur einen Ausweg, sei für deinen Mann da, emotional/durch Pflege, gib ihm Halt, so wie Du es Dir andersherum wünschen würdest, aber (und dafür werden mich hier einige schelten) vergiss deine Bedürfnisse nicht vollends. Wieso solltest Du dich nicht abends/tagsüber wenn die Pflegerin da ist mit einem anderen Mann treffen können, bei dem vollkommen klar ist, dass es rein um körperliche Nähe/Sex/eine Affäre geht. Das würde Dir wahrscheinlich auch Stärke und Kraft für deine Aufgabe geben.

In dieser Ausnahmesituation meiner Meinung nach legitim. Ich würde nicht von meinem Partner erwarten, dass er emotional/sexuell neben mir verhungert während er mich pflegt und ich ihm das nicht mehr geben kann. Sehr wohl würde ich aber erwarten, dass er mich nach all den Jahren nicht alleine lässt.

Besondere Situationen erfordern manchmal besondere Wege um für alle einen erträglichen Weg zu finden.

Viel Glück
(W, 23)
 
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  • #7
Liebe FS,

bedenke bitte auch, dass du nur dieses eine Leben hast. Du kannst genauso bereits morgen einen Schlaganfall erleiden.

Du schreibst, du hattest schon vor seiner Krankheit über eine Trennung nachgedacht, es aber wegen der Tochter nicht gemacht.

Nun willst du es wegen ihm nicht ... verständlich, dass du Schuldgefühle hast.

Aber wenn du ganz tief in dich gehst: frage dich, was willst DUUU wirklich ? Oder "traust" du dich nur nicht, das zu tun, was du möchtest, weil du denkst, dass es nicht "politisch korrekt" ist ? Oder schiebst du es nur als Grund vor, weil du Angst vor Reaktionen der Familie, Nachbarn und Bekannten hast ?

Ich würde dir raten, das zu tun, was du aus tiefsten Herzen und voller Überzeugung willst und zunächst herauszufinden, was das überhaupt ist.

Wenn du ihn pflegen willst, weil du es möchtest, weil du ihn liebst und es deiner Überzeugung entspricht, dann mach das.

Wenn dem aber nicht so ist, dann denke ich, dann finde doch eine Lösung, die zumindest einen guten Kompromiss darstellt, auch wenn sie vielleicht nicht ganz politisch korrekt ist, dich aber glücklicher und zufriedener macht. Eine Lösung, hinter der du stehen kannst, bei der du dir selbst noch im Spiegel in die Augen blicken kannst.

Was die Nachbarn reden... lasse reden....
 
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  • #8
Echte Liebe fängt mit Selbstliebe an!

Du scheinst mittlerweile total fertig zu sein. Wie willst du deinem Mann und deiner Familie etwas Gutes tun, wenn du selbst total mit dir im Unreinen und frustriert bist? Tu etwas für dich!

Was die Beziehung betrifft und ob es unabhängig von der jetzigen Pflegesituation einen Grund zur Trennung gäbe, darüber rede am besten mit einem vertrauenswürdigen Therapeuten.

Und natürlich hast du Bedürfnisse nach Liebe und Sex. Warum sollst du das zurückschrauben? Bitte zwing dich nicht, darauf zu verzichten! Es ist so, wie schon ein anderer Gast geschrieben hat: Du lebst nur einmal. Such dir einen lieben Mann, der diskret und vielleicht in einer ähnlichen Situation ist. Du wirst viel Kraft daraus schöpfen! Und das Umfeld muss das nicht wissen, du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Aber ist ist deine allererste Pflicht, dich selbst glücklich zu machen. Erst dann kannst du für andere funktionieren ohne zu zerbrechen.

Alles Gute für dich!
 
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  • #9
Kopf hoch! Wie man hier schon geschrieben hat, Du hast nur dieses eine Leben!
Hast Du Dir Gedanken über Pflegeeinichtungen gemacht? Hast Du Dir gute Pflegeeinrichtungen in der Nähe angeschaut? Es gibt auch Frauen, die Dir helfen würden. Hast Du das Geld, eine Frau anzustellen, die sich täglich um Deinen Mann kümmern kann? Sollte das gehen, kannst Du ja trotzdem in Urlaub fahren, dann muss er halt für diese Zeit in eine Pflegeeinrichtung.
Das klingt immer alles wie abschieben, aber abschieben ist ihn ganz allein zu lassen. Du bist ja noch weiterhin für ihn da, holst Dir aber Hilfe. Eine gute Hilfe, die Du Dir genau anschaust!
Das wird schon klappen! Ich wünsch Dir alles, alles Gute!
 
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  • #10
Liebe FS,

ich meine, auch eine längere Ehe verpflichtet nicht zu jahrelanger Selbstaufgabe, wenn der Partner pflegebedürftig wird! Schliesslich ist eine Ehe kein Handel - ich kaufe Sicherheit um den Preis der Selbstaufgabe!

Gönne dir einen Urlaub und bringe deinen Mann für diese Zeit in ein Pflegeheim oder organisiere Pflege zuhause, schaffe dir deine Auszeiten, Sport, Kino, Essen gehen, während andere die Pflege übernehmen. Und findet sich ein anderer Mann, gönne dir auch das nebenher - wer weiss, wie lang du noch in dieser Zwickmühle steckst!

AUch eine Ehe verpflichtet nicht zu jahrelanger Selbstkasteiung - und wenn du es nicht mehr schaffst, ist auch ein Pflegeheim eine Option!
 
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  • #11
Wer noch nicht in dieser Situation gesteckt hat, die durchaus auch noch Jahrzehnte andauern kann, kann nicht ermessen wie psychisch und körperlich belastend das alles von morgens bis abends ist. Man kann nicht erwarten das der Pflegebedürftige dankbar lächelnd und problemlos in der Ecke sitzt oder liegt und alles mit dem Pflegedienst erledigt ist. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber das wirklich fast alle Leute die damit nicht konfrontiert sind, oder bei ihren Eltern die Augen fest verschließen, überhaupt nichts verstehen. Es hat auch nicht jeder noch eben ca. 2500 Euro im Monat über um das Pflegeheim zu bezahlen. Haus, Vermögen und Eigentumswohnung, etc., sind da schnell weg. Es gibt nur den Betrag für die Pflegestufe (z. B. I, 1037 Euro maximal), der Betrag ist verbraucht und nur für die Pflege, was ja durchaus schon eine gute Entlastung ist, aber die anderen 2500 zahlst du selber. Liebe FS du hast einen Anspruch auf Kurzzeitpflege wenn du in Urlaub fährst, Nutze diese unbedingt. Guck dir die Situation zuhause genau an, ob du nach der Arbeit nicht auch noch mal zum Sport kannst. Hinzu kommt das viele nach einem Schlaganfall nicht mehr dieselben sind. Da gehen unter Umständen negative Veränderungen mit einher, das weggefallenen Kurzzeitgedächtnis, 10 x dasselbe hintereinander zu fragen, ist die harmloseste. Negative Charakterzüge können sich da durchaus noch mal verschärfen. Mein Vater sitzt auf diese Art nun schon 14 Jahre nach einem Schlaganfall blind, inzwischen auch beidseitig beinamputiert in der Ecke. Ein Pflegeheim/Kurzzeitpflege verschlechtert seine Situation drastisch (psychisch und dann ganz schnell auch körperlich). Aber es muss einfach sein, das ist wichtig. Schaffe dir also unbedingt deine Ruhezonen, vielleicht kann auch öfter eine Tagespflege infrage kommen. Schöpfe alles was möglich ist aus. Das Freunde öfter und einen halben Tag vorbeikommen und mal deinen Mann besuchen ist nicht sonderlich wahrscheinlich, entweder sind die selber langsam alt, oder haben Sorge das könnte sie runterziehen und sie erinnern das jeder krank werden kann. Falls aber doch, halte zu denen unbedingt den Kontakt, das macht auch viel Lebensqualität aus. w47
 
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  • #12
Scheinbar haben nur Frauen diese Art, ihren Partner so dermaßen bis zur totalen Selbstaufopferung und Zerstörung pflegen zu können. Denk doch mal andersrum, jeder andere Mann wäre schon längst weg, wenn dir so etwas passiert wäre! Zudem lief eure Ehe davor ohnehin nicht mehr gut. Was hält dich an deinem Mann? Ich finde, du musst auch ein bisschen loslassen. Was bringt es euch beide, wenn du jetzt psychisch/körperlich auch noch krank wirst? Es würde euch beide ruinieren und du könntest nicht mehr arbeiten. Wer pflegt dich mal später? Bitte verlass dich nicht auf deine Tochter, die hat auch ihr eigenes Leben und kann sich besseres vorstellen, als später mal an deinem Krankenbett zu sitzen.

Ich würde mir wünschen, Frauen täten nicht immer so sehr an ihrem Partner hängen, wo doch schon längst keine Liebe, sondern nur noch Frust und Leid ist! Dein Partner kann dir kein Partner sein, eher wird er dich auch noch zerstören. Du musst arbeiten. Warum ist dein Partner nicht in einem Pflegeheim, wo er professionell betreut wird, frage ich mich?

Nebenbei weiss ich wovon ich spreche, ich habe schon 2 Personen über Jahre 24 Stunden am Tag betreut, musste meinen Job aufgebe, meinen ganzen Bekanntenkreis. Ich sage dir, nach einigen Jahren ist die Power raus, du kannst nicht mehr arbeiten, nicht mehr leben, du belastest den Rest deiner Familie. Freunde wirst du auch bald keine mehr haben. Ist es das wirklich wert?

Wozu gibt es denn Pflegeheime? Du musst arbeiten und was für deine Rente tun und auch bisschen an dein eigenes Leben denken, du kannst sicher nicht daheim bleiben, und deinem Partner das Händchen heben. Den körperlichen Zerfall eines anderen mit anzusehen und hilflos zu sein, ist eine ganz bitterliche Erfahrung, die einen selber zerstört.

Sei also bitte etwas vernünftig, und nimm Hilfe an.
 
  • #13
Hallo FS

Was ist denn wenn Du zusammenklappst weil DU zu kurz kommst? Hilft das irgend jemandem?

Eben, egal was andere von Dir erwarten musst Du auf Dich selbst acht geben!

Auch wenn jetzt der Aufschrei kommt: Ein GUTES Pflegeheim kann die Betreuung besser als jeder Privathaushalt. Die haben das nicht umsonst gelernt und sind auch komplett darauf eingerichtet. Die Hilfe kommt dann wenn Sie benötigt wird und nicht nach dem Tourenplan des ambulanten Dienstes. Dir und Deiner Familie räumt es die zeit ein die IHR für Euch selbst braucht und ermöglicht es die Zeit die Ihr mit Ihm verbringt zur echten Gesprächszeit zu machen.

Die meisten Heime sind sehr viel besser als Ihr Ruf, die Schlechtrederei ist eine Beleidigung für die vielen Pfleger dort die einen tollen Job dort machen.

Klar, die Kosten sind enorm, aber Du hast nur dieses EINE Leben. Selbst wenn Ihr es versäumt habt für solches vorzusorgen (was ich jedem empfehlen würde) gibt's Möglichkeiten wenn Euch das finanziell überfordern würde. Aber alleine eine normale Rente sollte schon einen guten Teil der Extrakosten abdecken.

Bei Euch ist ja auch noch der Ärtztefehler- kann also gut sein dass die Versicherung dieser Ärtze dafür aufkommt- falls noch nicht geschehen einen Anwalt zu Rate ziehen.

Ob Du dann die Scheidung einreichst ist dann Deine Entscheidung (die finanzielle Verpflichtung hast Du dennoch). Wenn aber die Ehe eh nicht so dolle war finde ich nicht dass der Schlaganfall Dich daran hindern sollte DEIN Leben selbst zu Leben.
 
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  • #14
Liebe FS
Hier ist eine Direktbetroffene. Ich habe schon ein paar Mal hier in diesem Forum meine Geschichte geschrieben. Auch immer ordentlich Schelte gekriegt. Schlussendlich kann man aber nur über jemanden urteilen, wenn man "in seinen Schuhen" steckt. Und ich bin in deinen Schuhen gesteckt.

Als mein Exmann einen Schlaganfall erlitt war er 51 Jahre alt und ich 41. Unser Sohn war 9 Jahre alt. Mein Exmann ist linksseitig gelähmt und hat sich im Charakter verändert. Wir mussten unser Haus verkaufen, da dies auf 3 Stockwerken war, und haben ein anderes behindertengerechtes gekauft.

Da war ich nun mit einem Mann, der pflegebedürftig ist, und einem 9 Jahre alten Kind, das seine Bedürfnisse auch hatte. Ich habe gemacht, getan, gekämpft, geweint, war verzweifelt, wütend, enttäuscht, vom Leben verlassen habe ich mich gefühlt. Meine Freunde in der Blüte des Lebens unterwegs und am Geniessen und ich nur am Geben. Mit hat alles gefehlt, Gespräche mit einem Partner, Liebe, Zuneigung, Zärtlichkeit, Geborgenheit .... einfach alles. Das sexuelle Bedürfnis kann man in dem Alter nicht einfach wegdenken, oder runterschrauben. Eine Affäre wollte ich aber nicht, ich merkte, dass mir dies nicht reicht. Es ist ja nicht nur der körperliche Aspekt beim Sex, der einem fehlt. Die Vertrautheit etc. fehlen auch.

Und ja, ich habe trotz aller Liebe, welche ich einmal für ihn empfunden habe, mich nach 3 Jahre entschlossen, meinen Weg alleine weiterzugehen. Um mich zu retten und auch ich habe ein Anrecht auf "mein" Leben.
Um es vorweg zu nehmen, ich habe eine Therapie gemacht, um besser mit den Schuldgefühlen umgehen zu können. Ab und an kommen sie immer noch hoch und manchmal fehlen mir die alten Zeiten.

Trotzdem bin ich heute froh, dass ich diesen sehr schweren Weg gegangen bin. Heute (8 Jahre später) habe ich einen neuen Partner, mein Sohn lebt bei mir mit uns. Alle haben sich mit der Situation arrangiert und es ist Ruhe eingekehrt.
Mein Exmann lebt mit externe Betreuung so gut es geht immer noch in unserem alten Haus. Meiner Meinung hätte er eine andere Wohnform suchen sollen. Dies wollte er nicht. So habe ich ihn halt machen lassen, was er will.
Wir haben manchmal Kontakt, aber nicht allzu gross. Er ist sicher traurig über seine Situation, aber einmal hat er mir gesagt, er wisse nicht, ob er in meiner Situation nicht auch so gehandelt hätte.

Es ist ein schweres Schicksal, schwer zu tragen und schwer mitzutragen.

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute, du bist in meinen Gedanken.
 
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  • #15

Er auch nicht. Würdest Du mit ihm tauschen wollen? Nein? Worüber beklagst Du Dich dann? Hast Du etwa nicht geschworen "in guten wie in bösen Tagen, bis der Tod uns scheidet?" Jetzt hast Du die Gelegenheit zu beweisen, daß Du die Worte nicht nur gesprochen hast, weil es sich halt so schön romantisch anhört vor versammelter Familie und Gemeinde.
 
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  • #16
Ja nu? Der Mann hat ja auch "kein Leben mehr". Jetzt liegt es an der Fs zu beweisen, ob mit "in guten wie in schlechten Zeiten" auch was dahintersteckt. Ist ja leicht daher gesagt!
 
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  • #17
Er ist sicher traurig über seine Situation, aber einmal hat er mir gesagt, er wisse nicht, ob er in meiner Situation nicht auch so gehandelt hätte.

Man kann sich nicht selbst von einem gegebenen Versprechen entbinden, aber der Partner kann es natürlich. Und so mancher tut es auch, um dem geliebten Partner nicht, obwohl selber kerngesund, das unerfüllte Leben eines schwer Pflegebedürftigen aufzuzwingen.

Voraussetzung ist natürlich, daß der Kranke zumindest seelisch-geistig noch der Mensch ist, an den man sich einst gebunden hat. Mithin also jemand ist, der einen von dem Versprechen auch wieder entbinden kann. Wenn er es nicht mehr ist, sieht die Gewissensfrage auch wieder etwas anders aus.
 
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  • #18
Als ich die Überschrift gelesen habe, habe ich zuerst nach dem Alter im Text gesucht!

Es sind 11 Jahre! Es ist genau die Situation, aus welchem Grund hier im Forum viele Frauen keinen deutlich älteren Partner haben wollen.

Natürlich kann so ein Schicksal in jedem Alter passieren aber im Alter ist es wahrscheinlicher.

FS hier kann Dir keiner einen Rat geben.

Wie würden Deine Kinder auf die Trennung reagieren? Würden sie es verstehen oder verurteilen!

Du bist etwas jünger als meine Mutter, mein Vater ist nur ein Jahr älter als sie. Du wirst sicher noch gut 30 -40 Jahre leben, 15 -20 Jahre wahrscheinlich noch recht fit sein.

Ein Mensch kann nach einem Schlaganfall, auch wenn er sich aus dem nicht ganz erholt, auch sicher gute 15 -20 Jahre leben und die Pflege wird dabei immer intensiver.

Du befindest Dich im Herbst Deines Lebens, die Kinder sind erwachsen und aus dem Haus. Du hättest im normal Fall jetzt viel Zeit was für Dich zu machen, reisen, ausgehen u.s.w.

Was Du jetzt machen sollst oder wie Du aus dieser Situation raus kommst, kann ich Dir nicht sagen! Ich lernen nur für mich daraus: Ein zu großer Altersunterschied macht die Frau am Ende unglücklich.
 
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  • #19
Ja nu? Der Mann hat ja auch "kein Leben mehr". Jetzt liegt es an der Fs zu beweisen, ob mit "in guten wie in schlechten Zeiten" auch was dahintersteckt. Ist ja leicht daher gesagt!

Es nützt aber auch dem Mann nichts, wenn seine Frau zusammenklappt. Sie wird auch für ihn sorgen, aber sie muss sich nicht selbst aufgeben. Zumal die Ehe auch nicht mehr in Ordnung war. Kein Mann würde das für seine Frau machen, die er eigentlich nicht mehr liebt.
Ich glaube, du redest leicht daher und hast kein, wirklich keine Ahnung, was Pflege ist.
 
  • #20
Ach, die Frage stellt sich eigentlich nicht... in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet. Nicht noch mehr Öl ins Feuer der Heiratsverächter gießen.
 
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  • #21
Also dieses "in guten wie in schlechten Zeiten" ist für mich keine Einbahnstraße. Ich habe auch sehr mit mir gerungen, als meine ex-Frau schwer krank wurde und habe jahrelang auf vieles verzichtet, vor allem auf das Gefühl geliebt zu werden.
Ziemlich blöd fand ich, dass vom kranken Partner das Gepflegtwerden, das Versorgtwerden als selbstverständlich angenommen wurde, weil man ja krank ist. Und auch der Eindruck, dass der Kranke nicht mithilft und nicht kämpft sondern die Krankheit als gegeben hinnimmt und nicht ´mal ansatzweise sich in die Lage des anderen versetzt, sondern weiter Ansprüche stellt war für mich hart.

Die Grenze war für mich dann erreicht, als ich merkte, dass ich selbst abbaue und den "Zustand" nicht für weitere Jahre aushalte, ich selbst krank würde.

Wenn ein Ehepartner bspw. für Jahre im Koma liegt, wird niemand ernsthaft erwarten, dass der andere zu seinem "Versprechen" steht.

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  • #22
Tja wenn du jetzt schon so Zweifel hast, hast du die Entscheidung schon getroffen!
Es lief schon vorher nicht gut... ich bin nur mit ihm zusammen weil Kind....
Du hast dich gegen ihn entschieden auch wenn du das noch nicht realisierst.
Mich hat mein Freund auch sitzen lassen als ich krank geworden bin.
Als kranker Mensch kann man das kaum verarbeiten, man geht daran kaputt.
Man hat ja kein Ventil wie du es hast! Geh doch spazieren reg dich irgendwie ab, beschäftige dich du kannst das noch! Aber was ist mit ihm? Kann er noch was machen, spazieren sich irgendwie ein Ventil schaffen? Deine Situation ist schlimm, seine aber viel schlimmer!
Aber wenn du nur als Mitleid da bist geh lieber! Du bist egostisch, was dir zusteht aber wie gesagt dein kranker Mann ist viel schlimmer dran. Aber falsche Liebe braucht er auch nicht und auch kein falsches Mitleid!
Ich bin sicher dass sexuell bestimmt was machbar ist! Du bist nur nicht bereit die Situation zu akzeptieren und neue Wege zu suchen weil du ihn vll. nicht liebst und aufgegeben hast! Es gibt Menschen die sind komplett gelähmt, haben aber am Hals ein errogene Zonen oder Ohren etc.! Hast du jemals dich damit beschäftig? Jemals mit ihm geredet darüber vll. ist doch sexuelle Zärtlichkeit machbar aber eben auf ganz andere neue Art und Weise!
Lass dich doch darauf ein und akzeptiere seinen Zustand. Es bringt nichts zu träumen wie es wäre wennn.... Du musst dich auf jeden Fall für etwas entscheiden entweder du geht mit ihm den Weg und strukturierst euer Leben neu oder du beendest es.
 
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  • #23
Tja wenn du jetzt schon so Zweifel hast, hast du die Entscheidung schon getroffen!
Es lief schon vorher nicht gut... ich bin nur mit ihm zusammen weil Kind....
Du hast dich gegen ihn entschieden auch wenn du das noch nicht realisierst.
Mich hat mein Freund auch sitzen lassen als ich krank geworden bin.
Als kranker Mensch kann man das kaum verarbeiten, man geht daran kaputt.
Man hat ja kein Ventil wie du es hast! Geh doch spazieren reg dich irgendwie ab, beschäftige dich du kannst das noch! Aber was ist mit ihm? Kann er noch was machen, spazieren sich irgendwie ein Ventil schaffen? Deine Situation ist schlimm, seine aber viel schlimmer!
Aber wenn du nur als Mitleid da bist geh lieber! Du bist egostisch, was dir zusteht aber wie gesagt dein kranker Mann ist viel schlimmer dran. Aber falsche Liebe braucht er auch nicht und auch kein falsches Mitleid!
Ich bin sicher dass sexuell bestimmt was machbar ist! Du bist nur nicht bereit die Situation zu akzeptieren und neue Wege zu suchen weil du ihn vll. nicht liebst und aufgegeben hast! Es gibt Menschen die sind komplett gelähmt, haben aber am Hals ein errogene Zonen oder Ohren etc.! Hast du jemals dich damit beschäftig? Jemals mit ihm geredet darüber vll. ist doch sexuelle Zärtlichkeit machbar aber eben auf ganz andere neue Art und Weise!
Lass dich doch darauf ein und akzeptiere seinen Zustand. Es bringt nichts zu träumen wie es wäre wennn.... Du musst dich auf jeden Fall für etwas entscheiden entweder du geht mit ihm den Weg und strukturierst euer Leben neu oder du beendest es.

Du tust dir auch leicht. Du weißt ja nicht, wie es ist, einen Menschen zu pflegen, du weißt nur, wie es ist krank zu sein.
Natürlich ist es für den Mann am schlimmsten. Aber nun ist er der Nehmende und seine Frau die Gebende. Da kommt nichts zurück. Ich habe eine Tante mit Schlaganfall, sie kann inzwischen wieder laufen aber nicht sprechen. Es ist schlimm für ihren Mann, denn eine Kommunikation ist fast unmöglich und sie wird immer wieder wütend, weil sie nichts mehr kann. Verständlich, aber es belastet die Beziehung, denn auch der Mann ist hilflos. Nun ist er schon in Rente, ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre, wenn jemand noch vollzeit arbeitet.
Mein Onkel liebt seine Frau und er sagt oft, dass er das alles ohne Liebe nicht könnte.
Die FS kümmert sich ja, sie pflegt ihn ja, aber sie möchte noch ein eigenes Leben. Was ist daran egoistisch? Sie verlässt ihn nicht, weil er krank ist sondern sie wollte ihn verlassen bevor er krank wurde.
Wenn sie sich nach Zärtlichkeit und Sex sehnt, dann schreibst du, was einem Behinderten gut tun kann. Aber wo bleibt Zärtlichkeit für die pflegende Person? Sie kann Sex empfinden aber darf nicht.
Wie kannst du dann etwas von erogenen Zonen bei Behinderten reden?
 
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  • #24
Ich habe kein wirkliches Leben mehr und mir kommen die Tränen, wenn ich mitbekomme, dass Freunde und Kollegen mit ihrem Partner Urlaub machen und Ausflüge und einfach das Leben genießen. Ich muss dazu auch sagen, dass die Ehe schon vor dem Schlaganfall nicht mehr gut lief und ich schon mehrmals über Trennung nachgedacht habe. ......
Jetzt habe ich das Gefühl, meinen Mann nicht mehr allein lassen zu können und ich zerbreche dabei.
Natürlich habe ich auch Bedürfnisse nach Zärtlichkeit und Sexualität.
Was kann ich tun, um mit der Situation besser umgehen zu können?

Liebe FS,
such' Dir als erstes therapeutische Unterstützung, um zu klären, was Du möchtest und wie Du das hinbekommst. Niemand muss an der Seite eines Partners bleiben, für den es keine Gefühle mehr gibt.

Anders als diverse Poster bin ich nicht der Ansicht, dass man aus reinem Pflichtbewusstsein eine Ehe, die vorher schon nicht mehr gut war, nun unbedingt aufrecht erhalten muss.

Gerade wenn es vorher nur noch eine Pflichtübung war, dann fehlt in dieser besonderen Situation schlicht und einfach die gemeinsme emotionale Basis, aufgrund derer man auf sein eigenes Leben verzichten kann, damit es dem anderen gut geht.

Kurz und gut: ich würde es nicht machen, nicht bei ihm bleiben, wenn mich die Gefühle und Bindung aus guten Zeiten nicht an ihn nicht halten. Ich habe mich in einer Situation, in der es ganz schlecht lief, aus der Ehe getrennt, war zu lange wegen finanzieller Probleme darin geblieben. Selbst wenn er krank gewesen wäre, ich war ihm innerlich so fern, dass ich nicht geblieben wäre.

So solltest Du für Dich schauen, was gibt es an Beziehungssubstanz? Wenn da nichts ist - Start ins neue Leben. Zu einer gelingenden Beziehung gehören 2 und er hatte in Deinem/seinem Alter genug Zeit, daran konstruktiv mitzuarbeiten. Hat er offensichtlich nicht getan, genauso wenig wie Du, also ist Trennung ok.
w, 55+
 
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  • #25
In guten wie in schlechten Zeiten: also ich möchte von meinem Partner und meiner Familie, dass es ihr gut geht. Mich würde es verrückt machen, dass ein von mir geliebter Mensch leidet und Schuldgefühle hat. Wenn er sein eigenes Leben leben würde und dafür aber die Liebe, die uns verbindet im Herzen behält, wäre es ein sehr schönes Gefühl, das mich tragen würde. Vielleicht wären da sogar liebevolle Besuche drin - aber bitte keine Aufopferungen.
Gut ich bin nicht in so einer Situation und habe mich nur schon gedanklich oft damit auseinandergesetzt und das so auch kommuniziert. Ich habe auch schon von Tatsachenberichten gehört, wo es so war. Oder wo der Mann wollte, dass sie ihr Leben liebt und sie aber bei ihm sein will und ihn pflegen will.
Was ich aber unbedingt auch aufgreifen würde, zu einer Therapie und/oder zu einer Selbsthilfegruppe (für pflegende Angehörige) zu gehen. Es ist nämlich so und so nicht leicht und Unterstützung sowie Gleichgesinnte können helfen.

Alles Gute!
 
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  • #26
In guten wie in schlechten Zeiten?

Und hier wird die FS schlecht gemacht, weil sie in einer sehr schwierigen Lage an sich denkt??
Wer fragt die Mütter, wenn Papi wieder mal zu anderen Frauen rennt? Keiner, denn die Mutter bleibt bei dem Mann um die Ehe zu retten und für die Kinder ein heiles Leben zu spielen. Da fragt auch keiner nach dem Satz: In guten wie in schlechten Zeiten!
Liebe FS, ich wünsche Dir viel Kraft! Man liest hier so viele Beiträge, wo die Männer noch nicht mal eine Beziehung anfangen, weil die Frau irgendeine Krankheit hat, oder etwas, was sie nur Ansatzweise stört.
Und die Frauen regen sich auf, weil sie sich fragen, wie man den Partner allein lassen kann.
Du wirst das Richtige tun und lasse Dich vor allem nicht durch einige Beiträge hier verunsichern.
Ales Gute!
 
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  • #27
Hat man nicht geschworen in guten wie in schlechten Tagen"? Jetzt sind die schlechten Tage und die gilt es halt gemeinsam durchzustehen. In den guten Tagen wurde doch auch zusammen gelacht. Jetzt sind die Tage wo zusammen geweint wird.

Ich kenne die Situation, auch von beiden Seiten. Ich war sehr lenge krank und pflegebedüftig. Mein Mann war immer an meiner Seite. Ich bin wieder fit und jetzt hat es meinen Mann "erwischt". Ich gebe ihm die Pflege, Geborgenheit.

Dafür haben wir obiges gegenseitig versprochen.


w
 
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  • #28
Wer fragt die Mütter, wenn Papi wieder mal zu anderen Frauen rennt?

Schon klar, weil es vereinzelt Männer gibt, die ihre Frauen betrügen, sind Frauen allgemein von der Pflicht entbunden, Männern gegenüber Treueschwüre einzuhalten. Wie wäre es, wenn wir das auch umgekehrt so halten? Und Männern, denen von irgend einer Frau die Treue gebrochen wurde, pauschal und gegenüber allen Frauen dieser Welt die Treuepflicht lebenslang erlassen?

Ich würde das alles etwas differenzierter sehen wollen, nämlich: hat der Mann, um den es hier geht, der Frau in gesunden Zeiten die Treue gebrochen, ist sein Anspruch auf die Erfüllung des Treueschwurs "in guten und in bösen Tagen" verwirkt, und die Frau darf gehen. War er ihr hingegen sein Leben lang treu, wie er es vor dem Altar versprochen hat, muß sich auch die Frau an das gegebene Wort halten - es sei denn, er entbindet sie ausdrücklich davon.
 
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  • #29
Hat man nicht geschworen in guten wie in schlechten Tagen"? Jetzt sind die schlechten Tage und die gilt es halt gemeinsam durchzustehen. In den guten Tagen wurde doch auch zusammen gelacht. Jetzt sind die Tage wo zusammen geweint wird.

Ich kenne die Situation, auch von beiden Seiten. Ich war sehr lenge krank und pflegebedüftig. Mein Mann war immer an meiner Seite. Ich bin wieder fit und jetzt hat es meinen Mann "erwischt". Ich gebe ihm die Pflege, Geborgenheit.

Dafür haben wir obiges gegenseitig versprochen.


w

Schön für dich, dass du das aus Liebe machen kannst. Euch verbindet viel und das gibt Kraft.

Bei der FS ist das aber anders. Die Ehe war schon vor der Krankheit zu Ende.

Ich habe im Bekanntenkreis einen Fall einer sehr katholischen Ehe. Die Frau hat jahrelang gelitten, der Mann hatte immer wieder nebenbei Affairen, hat seine Frau beleidigt und schlecht behandelt.
Aus religiösen Gründen "in guten wie in schlechten Zeiten" ist sie bei ihm geblieben. Die Frau hat Brustkrebs bekommen, was lange krank. In der Zeit hatte der Mann eine Affaire mit einer Nachbarin fürs ganze Dorf sichtbar. Sie wurde wieder gesund. Dann wurde er krank und langsam dement. Da waren die Freundinnen dann weg, aber seine Frau hat ihn gepflegt. Sie hat ihn nicht ins Pflegeheim gegeben sondern hat ihn trotz ihrer eigenen schlechten Gesundheit zuhause gepflegt. Er war ein böser Patient und hat ihr das Leben zur Hölle gemacht.
Die Ärzte haben ihr immer wieder gesagt, sie müsse an sich denken und ihn in ein Heim geben aber sie war auch der Meinung, es wäre ihr Schiksal. Dann ist sie nach 4 Jahren gestorben, sie hat ihre eigene Gesundheit geopfert für einen Mann, der das nie getan hätte.
Und nun sag mir bitte, das das richtig war. Erkläre es mir, denn ICH verstehe es nicht.

Ich möchte nicht, dass sich mein Partner für mich aufopfert, gerade weil ich ihn liebe. Sollte ich ein Pflegefall werden, dann möchte ich, dass sich mein Partner alle Hilfe der Welt holt um selbst noch leben zu können. Und wenn ich nicht mehr in der Lage sein würde, ihm Liebe zu geben, dann möchte ich, dass er wieder eine andere Frau findet, die ihm Liebe und Kraft geben kann. Er muss mich ja nicht kalt abschieben, aber ich möchte, dass es ihm gut geht, denn auch ich habe ihm versprochen, dass ich mich für ihm sorge.
 
G

Gast

Gast
  • #30
Also dieses "in guten wie in schlechten Zeiten" ist für mich keine Einbahnstraße. Ich habe auch sehr mit mir gerungen, als meine ex-Frau schwer krank wurde und habe jahrelang auf vieles verzichtet, vor allem auf das Gefühl geliebt zu werden.
Ziemlich blöd fand ich, dass vom kranken Partner das Gepflegtwerden, das Versorgtwerden als selbstverständlich angenommen wurde, weil man ja krank ist. Und auch der Eindruck, dass der Kranke nicht mithilft und nicht kämpft sondern die Krankheit als gegeben hinnimmt und nicht ´mal ansatzweise sich in die Lage des anderen versetzt, sondern weiter Ansprüche stellt war für mich hart.

Gina das ist oft das Problem, selbst hier wird ja gesagt: Wenn es Dir schon so schlecht geht, wie schlimm muss es für den Kranken sein!

Kein Mensch kann aus seiner Haut oder seiner Krankheit, darum muss doch nicht seine ganze Umgebung daran zugrunde gehen.

Der gesündere Teil einer Partnerschaft, der hat auch Bedürfnisse und der kranke Partner sollte da auch Rücksicht nehmen können und müssen. Aber gerade viele Kranke sind sehr egoistisch und Ich bezogen.

Ein gegebenes Versprechen sollte man immer versuchen zu halten aber nicht um den Preis der Selbstaufgab.
 
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