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  • #1

Meine Cousine trennt sich - freue mich unterbewusst - warum?

Was ist nur los mit mir?
Meine Cousine und ich pflegen neben unserer Verwandtschaft auch eine enge Freundschaft. Lange Zeit waren wir beide Single und haben viel gemeinsam unternommen. Wir tauschen uns über Gefühle und Erlebnisse aus wie Freundinnen. Ich würde uns auch als Freundinnen bezeichnen.
Nun bin ich schon seit längerem wieder in einer Beziehung. Ich habe unsere Freundschaft deshalb nie vernachlässigt. Sie hat sich auch aufrichtig für mich und mein Liebesglück gefreut.
Als sie aber einen neuen Partner hatte, habe ich ihr das aber irgendwie nicht gegönnt. Ich verstehe das überhaupt nicht! Oberflächlich habe ich natürlich meine Freunde für sie ausgedrückt aber tief im Inneren kann ich nicht verstehen, warum ich ihr dieses Glück nicht gönnen konnte. Als sie sich dann wieder trennten, das gleiche! Oberflächlich war ich sehr traurig, aber sobald ich in mich hinein hörte wusste ich, dass ich mich hämisch freue.
Auch in sonstigen Lebenbereichen war ich stets erfolgreicher. Ich liebe meinen Partner sehr und wir führen eine harmonische Beziehung, beruflich könnte es mir nicht besser gehen und auch gesundheitlich und im sozialen Umfeld ist alles so wie ich es mir wünsche.
Dass sie also etwas hätte was ich mir eigentlich für mich wünsche, ist nicht der Fall. Ich bin mir auch 100%ig sicher dass ich sie wirklich mag und lieb habe, abgesehen davon dass sie ein kleiner Pechvogel ist sind wir uns ebenbürtig und haben viele Gemeinsamkeiten.
Ich kann diesen Charakterzug an mir wirklich nicht leiden, kann ihn aber auch nicht abstellen, hilfe!

Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen in eurem Freundeskreis gemacht? Oder habt ihr einen Rat wo da der "Kniff" in meiner Psyche sitzt, dass ich so kontroverse Gefühle habe?
Ich freue mich auf eure Antworten!

w30
 
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  • #2
Vielleicht solltest Du beleuchtem, warum Du in einer Konkurrenz- Situation mit Deiner Cousine bist? Es fällt mir auf, daß Du viel vergleichst. Ich kann, sie kann...

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, warum Du Dich mit Deiner Cousine "messen" mußt. Schau mal auf Eure Kindheit zurück. Seid Ihr von Euren Eltern evtl. verglichen worden? Konnte Deine Cousine damals etwas besser, was Du ihr vielleicht nicht wirklich gegönnt hast? Bist Du vielleicht gerne mit ihr befreundet, gerade weil sie sonst ein kleiner Pechvogel ist? Denn das läßt Dich ja auch strahlender aussehen.

Ich finde es gut, daß Du Dir gegenüber schon einmal eingestehen kannst, daß Deine Gefühle da nicht unbedingt konkludent sind. Versuche doch, mit fachkundiger Hilfe herauszubekommen, warum Du so fühlst und denkst. Es ist bestimmt nicht so dramatisch;-)

Viel Glück!
 
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  • #3
Mach dir keinen Kopf, du willst ja nicht wirklich was Schlechte für sie. Ich habe mal gelesen, dass es so eine Art Sensationslust in uns gibt, das wird der Grund sein. Fühle dich nicht zu schlecht deswegen, ich würde der Sache auch nicht zu sehr nachgehen, sondern eher praktisch ihr unter die Arme greifen.
 
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  • #4
FS:
finde es echt bemerkenswert, dass Du Dir da solche Gedanken machst! Nicht ironisch gemeint!!!

Nun kannst Du ja den Versuch machen, dies (tiefenpsychologisch) zu ergründen.
Dann gib es 2 Möglichkeiten.
a) Du findest heraus, warum das so ist
b) Du findest es nicht heraus

falls a)
a1) Du kannst es ändern
a2) Du kannst es nicht ändern

All das wird relativ viel Zeit vermutlich beanspruchen, Erfolg fraglich. Auch wenn es nicht dramatisch ist.

Mein Ratschlag:

Nimm es, wie es ist, bist halt so. Punkt. Schadest doch niemandem, oder?
 
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  • #5
@3. manche Menschen gehen tatsächlich davon aus, dass sie durch Selbstreflektion wachsen.
Die FS bekommt ihre Gefühle nicht mit ihrem Wertesystem zusammen, insofern ist es sinnvoll, nicht nur für sie, sich selbst besser zu verstehen.
Aus dem Post von 3 würde ich nur mitnehmen, dass Du Dir gegenüber bei der Beantwortung dieser Frage auch etwas nachsichtig sein solltest. Das bewahrt Dir auch den Mut zur Ehrlichkeit.

Warum Du diese Freude empfindest, kann ich Dir allerdings auch nicht sagen. Menschen, die sehr auf ihre Territorialität ausgerichtet sind, wird nachgesagt, eifersüchtiger und neidischer zu sein, gleichzeitig aber besonders befähigt zu sein zu liebevollem Umgang miteinander. Beides bewirkt das Hormon Serotonin, das die Hirne von so gepolten Menschen dominiert. Immerhin belegt Deine Cousine ähnliches Territorium...
Eine psychologische Erklärung, warum Dir diese vergleichende Abwertung so gut tut, gibt es bestimmt auch, aber ich kann sie Dir nicht geben. Das wäre was für einen Fachmann.
 
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  • #6
"neben eurer Verwandschaft"

Müsst ihr eurer Verwandschaft vielleicht irgendwas beweisen?
Wurdet ihr als Kind oft miteinander verglichen?
Hat sie dir irgendwas in der Kindheit getan? Bist du vielleicht früher häufig benachteiligt gewesen oder gemobbt worden?

Ich hatte in meiner Jugend auch eine beste Freundin. Aber wenn sich jemand für sie mehr interessierte als für mich, dann war ich auch ziemlich gekränkt und beleidigt. Ich gönnte ihr auch wenig und freute mich, wenn ihr was misslang. Allerdings war meine Freundin oft sehr biestig und bestimmerisch. Auch mir gegenüber. Das habe ich irgendwo nie überwunden. Auch später.
 
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  • #7
Ich schlage auch vor: Das Gefühl erkennen und annehmen. Irgendwann wirst Du mal auf die Nase fallen, ein beruflicher Misserfolg, ein Fremdgehen Deines Mannes, eine unfaire Freundin etc. Dann wird es Dir leid tun, dass Du Dich über Nöte eines anderen Menschen "gefreut" hast und Du wirst es einordnen und abstellen können. Versuche dankbarer zu werden. w. 48
 
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  • #8
An FS:


Gut beschrieben, ich kenne das auch. Ein uraltes Gefühl, das sich ganz tief drinnen im Menschen befindet, und nur wenige Menschen wagen es zu benennen oder gar wie DU, offen darüber zu reden. Es nennt sich Eifersucht ihre Schwester, die gemeine Schadenfreude !

Oute mich hiermit auch: Freue mich teilweise über Scheidungen, oder wenn Paaren, die immer SOOO sehr betont haben, welche tolle Beziehung sie haben, banzbuff, runter von der Wolke 7, mit dem Arsch in den Hinterhof des Lebens knallen ! Dann sitzt ein kleines Teufelchen auf meiner Schulter und reibt sich ganz diebisch die schmierigen Hände.

Kann auch bei Kleinigkeiten sein.. noch jemanden in der S-Bahn den Sitzplatz vor der Nase weggeschnappt ? Sich drüber gefreut wenn der Skateboarder mit dem coolen Getue den Abgang macht ?

Lebe einfach damit, und gucke, dass dem Teufelchen auch immer ein Engelchen gegenübersitzt, sozusagen damit Gut und Böse in Dir ausgewogen sind, denn wir bestehen definitiv aus beiden, und zwar relativ hälftig.

w,40
 
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  • #9
Da gibt es ein wunderbares Zitat von Charles-Louis de Montesquieu, das ich dahingehend als sehr passend erachte:

„Man will nicht nur glücklich sein, sondern glücklicher als die anderen. Und das ist deshalb so schwer, weil wir die anderen für glücklicher halten, als sie sind.“

Da liegt der Knackpunkt. Wenn man erkennt, dass die Minderwertigkeitsgefühle sich selbst gegenüber nur hausgemacht ist, hört man auf so zu denken.
Ging mir auch lange so.. aber seitdem mir selbst klar ist dass jeder sein Päckchen zu tragen hat, gehe ich viel gelassener mit dem ganzen um.
Desweiteren: Karma arbeitet langsam aber gründlich. Das fängt schon in den Gedanken an.

Viel Glück!
 
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  • #10
Kleine Kinder sind Egoisten, Klar. Sie sehen nur ihre Bedürfnisse und heulen nachts, scheren sich nicht drum, dass ihre Eltern völlig übernächtigt sind.
Irgendwann lernen sie, sich sozialer zu verhalten, weil sie sonst in keiner Gesellschaft zurechtkommen.

Meine Oma ist schwer dement und entwickelt sich seit einigen Jahren rückwärts. Jetzt benimmt sie sich wieder wie ein Baby, mit allem, was dazu gehört. Eben auch diesem Egoismus.
Meine Mutter pflegt sie ( ich und mein Bruder helfen ein wenig ) und geht auf dem Zahnfleisch, was meiner Oma völlig wurscht ist.

Ich denke, wir sind alle immer noch diese Egoisten, kontrollieren es eben nur, damit wir nicht allein sind.

WIR sind der Nabel unserer jeweiligen Welt. WIR wollen vorn sein und dann meinetwegen kurz dahinter diejenigen, die wir sehr lieben, z.B. unser Kind. Dann lange niemand und dann diejenigen, die wir noch mögen, z.B. Cousinen.

Neid ist ein zutiefst menschliches Gefühl, wir wollen immer für uns das beste und gönnen es anderen nicht, nichtmal das zweitbeste, wenn wir das beste haben.

Du hast deswegen ein schlechtes Gewissen, weil das in unserer Gesellschaft absolut tabu ist.
So DARF man einfach nicht denken.
Leider tun wir es doch.
Man muß schon extrem souverän und in-sich-ruhend sein, wenn man keinen Neid empfindet.

Ich denke, es ist ok, dass du so empfindest und erst recht ok, dass du ein schlechtes Gewissen hast.
Erzähle ihr das nicht, das tut ihr weh.
Falls du darüber unbedingt reden mußt, erzähle es uns :)
 
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  • #11
Du bist vollkommen normal. Es ist - meiner Meinung nach - eine Verlustangst, die beste Freundin zu verlieren, sie hat ja dann schließlich nicht mehr so viel Zeit für Dich.
Das schlechte Gewissen bei diesen Gedanken verrät, dass Du KEIN schlechter Mensch bist.
Wenn man es gewohnt ist, viel miteinander zu teilen, will man so einen Menschen nicht verlieren. Dafür führen Frauen oftmals viel zu tiefgründige Freundschaften.
Ich verstehe Dich und danke für Deinen ehrlichen Beitrag.
w über 30
 
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  • #12
Habe das Gefühl dass du dich innerlich mit ihr misst, vergleichst ala "Bei wem läuft es besser?"

Du fühlst dich ihr evtl. überlegen, zieht sie jedoch gleich ist deine Überlegenheit nicht mehr gegeben. Deine innere Häme ist deine Freude über die Wiederherstellung deiner Überlegenheit.

Ist eine Vermutung - wie du das abstellst? Keine Ahnung, bin kein Psychologe.
 
  • #13
Hallo, es ist jetzt zwar schon 5 Jahre her, dass diese Frage gestellt wurde, aber ich will meinen Senf jetzt auch mal dazugeben.
Ich kann deine Situation sehr gut nachvollziehen und ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Neid ist ein völlig normales Gefühl und das ist oft in der Familie am Stärksten. Der Eine bekommt ein schönere Spielzeug als man selbst, der andere wird dafür von den Tanten und Onkels als "Paradebeispiel" hervorgehoben. Es ist verletzend, wenn so etwas passiert und niemand sollte so etwas durchmachen müssen, auch du nicht.
Bei mir in der Familie bin ich es, die immer bessere Noten als die Cousine hatte und meine Tante hat sie vor die Frage gestellt warum ich das Abi geschafft habe und nicht sie. Das hat zu einem solchen Neid geführt, dass mich meine Cousine irgendwann nicht mehr leiden konnte. Natürlich habe ich erst Jahre später davon erfahren und konnte dann auch nichts mehr dagegen machen. Auch Jahre später zermatere ich mir den Kopf, was ich hätte tun können, um sie, meine "Schwester" (bin Einzelkind und sah sie daher als eine Ersatzschwester o. Ä. an), vor diesem Groll gegen mich, für den ich nichtmal was kann, zu bewahren. Die Antwort ist natürlich: nichts. Genauso wenig, wie du etwas gegen deinen Neid tun kannst. Der einzige Weg ist also nur, damit zu leben und das Beste daraus zu machen. Zeig ihr, wie gern du sie hast und rette, was zu retten ist. Bei dir ist es hoffentlich noch nicht zu spät. Einsicht ist immerhin der erste Weg zur Besserung.

Grüße
 
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