@ # 30:
Woher weißt Du, daß das VORurteile sind und keine Urteile? Ich kenne nur einige wenige Beispiele für tatsächliche Integration. Beispiele für mißlungene - oder schlimmer noch - von ausländischer Sicht gar nicht erst angestrebter Integration kenne ich leider sehr viel mehr.
Ich kenne z.B. einige Ausländer, die hier geboren wurden und hier aufwuchsen und die man eigentlich als sehr gut integriert bezeichnet hätte. Geht es aber ans Heiraten, wird die intelligente und gebildete Türkin mit einem Analphabeten aus den hintersten Winkeln des Herkunftslandes verheiratet. Oder Männer, die man als voll integriert bezeichnet hätte, holen sich Frauen aus ihrem Herkunftsland mit der Begründung, daß diese besser gehorchen würden als deutsche Frauen! Und das sind ja keine Dinge, die sich in meiner Fantasie abspielen oder die ich aufgrund von Vorurteilen vermute. Die meisten Menschen werden ähnliche Beispiele kennen.
Vor einer Zeit sah ich einen Bericht im Fernsehen. Türkische Jugendliche wurden gefragt, wie ihre Familie reagieren würde, wenn ihre Schwester einen deutschen Freund hätte. JEDER hat gesagt, daß das "fett Ärger" geben und der Vater ausrasten würde. Einige kündigten auch an, daß sie dann ihre Schwestern zu beaufsichtigen und kontrollieren hätten. Nicht einer war dabei, der sagte, daß die Familie sich darüber freuen oder dieser Verbindung auch nur neutral gegenüberstehen würde. Warum ist dieser Gedanke eigentlich so abwegig? Wenn ich möchte, daß meine Kinder im Gastland integriert sind, dann wäre es ja eigentlich ein sehr guter Weg, wenn eines meiner Kinder einen Deutschen heiratet.
Ich fände es durchaus o.k. wenn jemand sagt, daß es eben einfacher ist, wenn man jemanden aus demselben Land oder wenigstens Kulturkreis heiratet und eine Partnerschaft von zwei Menschen mit verschiedenem kulturellen Hintergrund sehr viel mehr Schwierigkeiten mit sich bringt. Aber daß man es kategorisch ablehnt, daß die Kinder jemanden aus dem Gastland heiraten, das ist schon komisch.
Nochmal zum Ehrenmord. Wenn hier ein betrogener Mann ausrastet und seine Frau umbringt, dann erntet er dafür weder Zustimmung noch Verständnis. Und im Normalfall bereut der Täter seine Tat im Nachhinein aufrichtig. Er war aber zum Zeitpunkt der Tat oftmals nicht in der Lage, seine überbordenden Gefühle zu kontrollieren. Das ist schlimm aber menschlich dennoch nicht komplett unverständlich.
Bei den sog. Ehrenmorden handelt es sich aber eben nicht um eine Affekttat. Im Gegenteil, diese Morde werden oft von langer Hand und kaltblütig geplant. Teilweise wird ganz gezielt der jüngste, noch nicht strafmündige Sohn für die Tat "auserkoren". Im übrigen verweise ich auf # 31, die das schon sehr treffend beschrieben hat.
Es geht hier auch nicht darum, zu behaupten, in Deutschland wäre alles Gold, was glänzt. Aber keine deutsche Familie würde hier Zustimmung finden, wenn sie ihre eigene Tochter umbringt, weil diese einen türkischen Freund hat. Man muß sich solche Situationen einfach mal genau andersrum vorstellen, dann hat man die Antwort eigentlich schon.