Liebe FS,
viele Anregungen und Denkanstöße hast du ja schon bekommen.
Mich macht bei dir nachdenklich, dass du das Verhältnis zu deinem Mann als "eher freundschaftlich" beschreibst. Meine Ehe endete nach 18 Jahren- aber für meine Mutter wäre mein Vater nach fast 50jähriger Ehe sicher "unverzichtbar". Du bist dir sicher, dass dir die Beziehung zu deinem Mann noch wirklich wichtig für dich ist, du keine indirekte, vor dir selbst nicht eingestandene Flucht vor ihm planst?
Wenn du deine Ehe weiter stützen möchtest, würde ich dir folgenden pragmatischen Vorschlag unterbreiten wollen:
Sucht euch eine kleine Wohnung, eine, wie die sein sollte, die du auch allein für dich jetzt suchen wolltest, als gemeinsame Wochenendwohnung, und pendelt beide jedes zweite Wochenende hin. Dort könnt ihr auch eure Urlaube verbringen, zu zweit die Gegend erkunden, ihr spürt, was euch mit der Fahrerei blühen würde, du hast einen Fuß in der Heimat und behältst dein finanzielles Standbein dort, wo du es jetzt hast. Dann könntest du deine Wohnung, dein Häuschen in Bayern auch ausschließlich nach inneren Bedürfnissen aussuchen, nicht nach beruflichen Erfordernissen innerhalb Bayerns.
Wenn du nicht erkrankt wärst, würde ich dir auch eine Jobsuche in Bayern vorschlagen. Dazu kenne ich keine Einzelheiten, weiß nicht, wie schwerwiegend sie immer noch ist, vielleicht könntest du die Arbeitssuche aber auch so noch angehen.
Es würde mich sehr interessieren, ob deine alte Heimat nur dann der emotionale Hafen für dich ist, wenn du dort ohne deinen Mann sein kannst.
Ich bin 47, stamme ebenfalls aus Bayern, habe mit meinem Exmann auch 4 Kinder, hätte aber nicht mehr nach Bayern zurückkehren wollen und auch nicht innerlich unverändert zurückgehen können, nachdem ich Jahre im Ausland und in Thüringen verbracht hatte.
Ich werde heute noch nostalgisch, wenn ich in der alten Gegend bin, aber "Heimat" ist es nicht mehr für mich. Und ich gehöre auch nicht mehr dazu für diejenigen, die dort geblieben sind.
Nach meiner Ehe wäre ich auch beinahe zurückgezogen, hätte hier vor Ort alles liegen gelassen, oder wäre bereit gewesen, überall in Deutschland mit einem neuen geliebten Partner neu anzufangen. Ich habe dann vor Ort meinen jetzigen Partner gefunden, bin geblieben.
Diese Stadt und mein neuer Partner sind mir jetzt Heimat. Aber ich habe das Glück, dass es hier vor Ort überdurchschnittlich viele Zugezogene gibt, das schafft neue Gemeinsamkeit, und ich habe mir nach der Ehe ein berufliches Projekt gesucht, das mich fordert und glücklich macht.
Auch bei dir sehe ich mehr allgemeine Unzufriedenheit, eine unbestimmte Flucht vor der Endlichkeit des Lebens zurück zum Anfang.
Alles Gute dir!