Obwohl der Vater unserer Tochter und ich es nicht geschafft haben, eine partnerschaftliche Beziehung zuwege zu bringen (wir trennten uns, als ich schwanger war. Er wollte kein Kind und ich entschied mich nach wochenlanger Bedenkzeit, nicht abzutreiben), überlegte ich kurz vor dem Geburtstermin, ihn zu fragen, ob er bei der Geburt des Kindes dabei sein wolle. Mein Gedanke dabei war, dass die Geburt eines Kindes für alle Beteiligten ein entscheidender Moment im Leben ist. Ich entschied, meinen Ex dazu einzuladen und es ihm selbst zu überlassen, ob er dabei sein möchte oder nicht.
Ich finde, das Kind hat im Moment seines Eintritts in dieses Leben ein Anrecht auf beide Eltern, gleichgültig, ob die zwei in einer Liebesbeziehung leben oder nicht.
Wie und ob der Vater dann dazu kommt, entscheídet er, nachdem die Mutter entschieden hat, ob sie ihn bei der Geburt dabei haben will/kann oder nicht.
Also ich bot es ihm an, dabei zu sein, sofern er das wolle und zu meinem größten Erstaunen sagte er, der doch kein Kind wollte, spontan zu. Damit er in der Nähe ist, wenn's los geht, zog er aus der entfernten Stadt, in der er lebte in die meine. Die geplante Hausgeburt zog sich und am Ende wurde ein Kaiserschnitt in der Uniklinik nötig. Auch dort war er - aus freien Stücken - mit im OP (ich hatte nicht darum gebeten, fand's aber o.k., als er mitkam).
Da wurde er zum Vater - auch emotional meine ich - und er war dabei.
Nach der Geburt blieb er noch für 6 Monate (ich fand ihn verliebt in seine süße Tochter. Die Angst vor der Verantwortung war letztlich aber doch größer). Dann ging er - für 15 Jahre - ohne je sich zu zeigen, bis die Tochter ihn nicht mehr "auskommen" ließ.
Die beiden haben jetzt (sie ist 21 Jahre alt) eine einigermaßen normale, d.h. relativ entspannte Beziehung innerhalb dieser Umstände. Ich glaube, dass er damals zu ihrer Geburt kam und mit dabei war, als sie zur Welt kam, ist mit ein Grund dafür.
Entscheiden muss das jede und danach jeder selbst.