Liebe Fragestellerin, für Behinderungen, chronische Krankheiten und ähnliche Begleitumstände gelten aus meiner Sicht zunächst zwei ganz einfache und prägnante Ratschläge:
a) Erzähle bezüglich Zeitpunkt und Umfang genau das, was Du auch realen neuen Bekanntschaften wie Kollegen oder Vereinskameraden in ähnlicher Situation des allerersten Kennenlernens erzählen würdest.
b) Bleibe stets bei der Wahrheit und verheimliche nichts, für das sich zufällig die passende Gelegenheit ergibt, in der man es fairerweise erzählen müsste. Das kann sogar schon online sein (siehe unten).
Geht das jeden x-beliebigen Menschen etwas an? Auch erste Dates sind erst einmal nur fremde Menschen und ganz viele erste Date enden im Nichts, und zwar für alle Teilnehmer hier, ganz unabhängig von Behinderungen oder chronischen Krankheiten. Es gibt keinen Grund, einem fremden Menschen etwas Intimes, höchst Persönliches auf die Nase zu binden, der Dir ohnehin abgesagt hätte, weil er Dich nicht mag, oder gar umgekehrt, den Du selbst gar nicht wiederzusehen wünschst.
Was man erzählt, hängt stark davon ab, ob die Behinderung (allgemein gesprochen) sofort bemerkbar ist oder ob sie nicht wahrnehmbar ist. Bezüglich sofort wahrnehmbarer Behinderungen wie motorische Einschränkungen finde ich es fair, schon im Mail-Kontakt darauf hinzuweisen, denn hätte man sich real kennengelernt, hätte es das Gegenüber ja auch wahrgenommen und er wird es auch beim ersten Treffen sofort sehen -- da hat Geheimnistuerei absolut nichts verloren, denn das Wahrnehmen ist nicht intim, sondern offenkundig.
Chronische Krankheiten, die nach außen nicht erkennbar sind, würde man dagegen realen Bekanntschaften nicht sofort auf die Nase binden, da sie zur Intimssphäre gehören. Hier ist es wichtig, eine faire Balance zu halten. Wer flirtet, datet und sich annähert, sollte schon spätestens beim zweiten oder dritten Date erzählen, was Sache ist --früher wäre fairer, wenn klar ist, dass gegenseitiges Interesse besteht. Je eher man weiß, dass es mit Lebenszielen oder Interessen des Kandidaten kollidiert, desto eher sollte man die Einschränkungen offenlegen.
Ein unfruchtbarer Mann kann z.B. nicht eine Frau mit Kinderwunsch daten, ohne dies im vornherein zu sagen, denn genau dazu sind Angaben wie Kinderwunsch gedacht. Das wäre einfach nur unfair. Eine Krankheit wie MS sollte man aber beim zweiten oder allerspätestens dritten Date erwähnen, je stärker die Einschränkungen sind, desto eher.
Ich würde aber, ehrlich gesagt, das erste Treffen abwarten, denn ganz viele Absagen kommen so oder so und dann ist es besser zu wissen, dass es nicht an MS lag, sondern ohnehin nicht gepasst hätte. So überlegt wäre das zweite Treffen wohl optimal für die Offenbarung.