Auch du wirst die Welt nicht zu einer besseren machen, wenn du dich immer nur betroffen fühlst. Auch wenn dein Mitgefühl und Mitleid echt empfunden sein sollten, dient es dir offenbar dazu, deine Position als eine Besondere herauszustellen. Das macht dich im Umgang schwierig, ohne dass ich eine böse Absicht deinerseits unterstellen möchte.
Aber um es klar zu sagen: ich halte wenig davon, wenn sich erwachsene Menschen hinstellen und behaupten, besonders sensibel und und empfindsam zu sein. Das mag zwar stimmen, aber dann haben sie bisher offenbar nicht vermocht, die eigenen Lebensumstände so einzurichten, dass sich das eigene Leben weitgehend angenehm anfühlt.
Wenn ich nicht in der Lage bin, eine bestimmte Anforderung zu bestehen, weil ich mich damit absolut unwohl fühle, dann muss ich mir einen anderen Anforderungsbereich suchen, mit dem ich besser klarkomme. Das gilt für alle Lebensbereiche. Und genau diese Entscheidungen zu treffen, gehört zum Erwachsensein dazu. Bitte nicht das Gerede, dass man als Kind schon immer Nachteile erleiden mußte - das zieht irgendwann nicht mehr, weil man als Erwachsener in einer Verantwortung sich selbst gegenüber steht.
Wenn deine Sensiblität weit überdurchschnittlich ist, lohnt es nicht auf hohen Niveau herumzujammern, sondern es müssen zielgerichtet Handlungen erfolgen. Da kann der Besuch eines Psychologen (und nicht nur eines Allgemeinmediziners) genauso hilfreich sein, wie eben auch das Prüfen der eigenen Lebenssituation.
Vielleicht wohnst du besser auf dem Lande als in einer Einflugschneise, vielleicht ist eine mittlere Jobposition für dich besser als eine gehobene, in der ein bestimmtes Maß an Durchsetzungsfähigkeit gefordert ist usw. ... alles Dinge, die du aktiv gestalten kannst, um eine auskömmliche Lebenssituation herzustellen.
Und ganz bestimmt ist es nicht so, dass Menschen grundsätzlich abgrundtief egoistisch sind, nur, auch im Privaten gilt es, sich mit Leuten zu umgeben, die einem vom Wesen näher sind als andere. Alles einfache Dinge, die man ohne mentales Handicap auch als empfindsamer Mensch leicht meistern kann.
So, wie du schreibst, klingt das viel zu resignativ und zeigt null Handlungsspielräume auf - dann ist die Suche nach professioneller Unterstützung möglicherweise der richtige Weg, bevor man nur noch schwarz sieht. Was noch auffällt, ist dieses extrem Ich-Betonte. Es läßt mich stark zweifeln, ob du zu echter Empathie fähig bist.