• #1

Partner (33) benimmt sich wie ein Rentner

Hallo,

heute brauche ich bitte eure Hilfe. Ich habe gerade richtig Probleme mit meinem Partner und seinen Ansichten und Einstellungen.
Ich (31) und mein Freund (33) sind seit 5 Jahren glücklich. Während er noch vor 2 Jahren die Welt erkunden wollte und ein richtiger Freigeist war ist er jetzt das totale Gegenteil.
Unternehmungen gibt es nicht mehr. Ein strenger und geregelter Wochen/ Tagesplan muss her. Kurzfristige Termine oder Änderungen sind für ihn die totale Katastrophe. Er wird agrissiv und ist total überfordert.
Nach der Arbeit sieht er Tagesschau, dann Essen, dann noch 1 Stunden fernsehen, dann ins Bett. Am nächsten Tag das Gleiche.
Eingekaufen soll ich nur noch in dem Supermarkt, in dem wir schon immer einkaufen.
Körperhygiene vernachlässigt er. Das ist ein weiterer täglicher Streit
Er zieht sich an, dass unser alter Dorfpfarrer noch jung gegen ihn wirkt.
Er hat seine Arbeitsstelle gewechselt und einen Job angenommen, der wirklich weit unter seiner Schulbildung/ Studium liegt, nur weil er dort später, eine besondere betriebliche Altersversorgung bekommt.
Das Thema Rente ist unser Hauptthema - eigentlich interessiert es mich noch nicht wirklich. Ich habe meine privaten Zusatzversicherungen (er auch) und wenn es uns in 35 - 45 Jahren betrifft, dann ist sowie so vieles anders. Wir sind doch gerade Berufseinsteiger. Da brauch ich mich doch nicht täglich vor dem Fernseher darüber aufregen und reinsteigern.
Sein Anstand lässt plötzlich zu wünschen übrig. So stark, dass ich ihn zu wichtigen beruflichen Veranstaltungen gar nicht mehr mitnehmen kann. Er beschimpft die Leute, kommt mit Stammtischargumentationen daher und alle Anderen sind plötzlich dumm.
Wir müssen jetzt wie irre Wasser und Strom sparen, so wie seine Eltern.
Wenn ich zum kochen in der Küche abends auch das Licht unter den Hängeschränken anmache kommt gleich der Kommentar: "Muss das hier die Festtagsbeleuchtung sein?"

So blöd es klingt, mein Freund ist schlimmer als mein Opa. Genauso kommt er mir vor.
Die Zeit, die wir hätten, nutzen wir nicht, weil Tages- oder Sportschau läuft oder zu diesem Zeitpunkt eine andere Tätigkeit üblich ist.

Ich hoffe, dass das eine Phase ist, aber momentan kann ich echt nicht viel mit ihm anfangen.

Hat von euch jemand ähnliche Erfahrungen oder Tipps?

Dankschön!
 
  • #2
Liebe FS,
ich musste bei Deinem Eingangspost erst mal kräftig ablachen. So einen Mann hatte ich auch, der nicht öffentlichkeitstauglich war, mit dem ich mich wegen seiner peinlich-kleingeistigen Stammtischparolen nirgendwo sehen lassen konnte.
Es ging uns wirklich gut, aber er wollte immer nur bei Aldi einkaufen - allerdings nicht für die Zukunft sparen, sondern das Geld für sein Hobby und andere Frauen ausgeben. Seine Hauptthemen waren ab Mitte 30 auch nur, dass Sozialhilfeempfänger "seine Rente verspeisen" und er war unglaublich verbalaggressiv, wenn ich versuchte ihn zu beruhigen.

Seit ich geschieden bin, weiß ich erstmal, was ich an seiner Seite alles verpasst habe. Ich habe ein gutes Gehalt, 2 betriebliche Altersversorgungen und ein gute gefülltes Wertpapierdepot (ich bin älter als ihr). Ich kaufe jetzt in Feinkostläden, auf dem Markt, bei Edeka ein, kaufe mir hochwertige Markenkleidung, leiste mir ein gutes Fitnessstudio - nie wieder Aldi oder Lidl.
Es brennt soviel Licht und wird so geheizt, wie ich es brauche, um mich wohlzufühlen. Trotzdem kann ich nebenbei noch etwas sparen, denn ich finanziere seine Weiber nicht mehr :)

Dein Partner ist frustriert, weil er beruflich unterfordert ist, aber er traut sich eben nicht, einen anderen Job zu übernehmen. Er ist ein depressiv-ängstlicher Mensch, der nicht im hier und jetzt leben und dieses aktiv gestalten kann. Er klammert sich an vermeintliche Sicherheiten, von denen niemand weiß, ob es sie in 30 Jahren noch gibt. Du machst das schon richtig, leben und ein paar Rücklagen bilden. Ihr entwickelt Euch in vollkommen unterschiedliche Richtungen. Ich würde ihm sagen, was Du siehst in Eurer Partnerschaft und was Du davon auf keinen Fall willst. Wenn er sich nicht ändert, verplemper Deine Lebenszeit nicht mit ihm. Ich weiß aus eigener erfahrung, wie Leid einem später jedes Jahr tut, dass man in einer Beziehung ohne Perspektive stagniert hat.
 
N

nachdenkliche

Gast
  • #3
Herrschaftszeiten, das klingt ja wie eine Gehirnwäsche! Jetzt im Ernst! Er macht ja eine richtige Wesensveränderung durch, was passiert da mit ihm? Hat er einen anderen Freundeskreis(wenn er ihn überhaupt hat im Augenblick).Ich würde ja in seiner Abwesenheit mal gaaanzt vorsichtig seine Sachen durchschauen.Ich weiß, sowas tut man nicht, das ist Verletzung der Privatspähre.Aber Sein Verhalten ist sehr gegensätzlich.Einerseits ist er sparsam bis zum Abwinken, dann dieser langweilige Abend zu Hause, auf der anderen Seite ist er ungepflegt und kann sich nicht mehr benehmen.Das würde mir Sorgen machen.Allerdings nicht in Hinblick einer anderen Frau ! Ich habe da eher den Eindruck, da liegt ein neurologisches Problem dahinter!
Hast Du ihn eigentlich mal darauf hin angesprochen? Darüber kann ich in Deinem Text nichts lesen...Wenn es wirklich genau so ist, wie Du beschreibst, musst Du Dir Hilfe professioneller Art suchen.Warten wir ab, was man Dir hier noch rät! alles Gute für Dich!
 
G

Gast

Gast
  • #4
Krass! Ich hab damit überhaupt keine Erfahrungen. ich denke, mit Lögik kannst du da überhaupt nicht an ihn ran, weil in seinem Kopf sieht das alles ganz logisch aus. Er ist von Ängsten getrieben, die ihn zum Sicherheitsfanatiker werden lassen. Kein Risiko eingehen...
Vielleicht auch eine Art Zwangsstörung laienhaft gesagt.
Das Einzige, was mir dazu spontan einfällt, das mag in deinen Ohren vielleicht völlig abgedreht klingen:
Wir müssen jetzt wie irre Wasser und Strom sparen, so wie seine Eltern.
So blöd es klingt, mein Freund ist schlimmer als mein Opa
Kennt du die Bücher im Stil von "Wir Kriegskinder"? darin wird beschrieben, wie unbewältigte Kriegstrauma, zB Hunger und dadurch ständig sparen müssen, Mangel und deshalb Vorsorge, Gefahren und deshalb Sicherheitssdenken... unbewusst auf die nachfolgenden Generationen übertragen werden, die sich dann mit den merkwürdigsten Ängsten rumschlagen müssen.
Sein Anstand lässt plötzlich zu wünschen übrig. So stark, dass ich ihn zu ichtigen beruflichen Veranstaltungen gar nicht mehr mitnehmen kann
Gerade dass es so plötzlich kommt, find ich merkwürdig. Als würde er das Leben eines anderen leben.
 
  • #5
Zieh deinem Rentner das bequeme Sofa unterm Hintern weg. Solange Du das alles, wenn auch zähneknirschend, akzeptierst, hat er keinen Grund was zu ändern. Wenn du wegen den paar Lampen angemault wirst, schalt ihm mit dem Argument: wir müssen doch Strom sparen, den Fernseher aus. Wenn du ihm jetzt nicht gehörig ein paar in den Hintern trittst, wird es immer schlimmer. Denn von alleine passiert bei ihm bestimmt nichts.
 
G

Gast

Gast
  • #6
Er ist depressiv geworden. Depressionen sind immer begleitet von Zukunftsängsten, Rückzug u.ä.
Die mangelnde Körperpflege paßt auch dazu.

Ob du dir das geben willst, weiß ich nicht, wenn du ihn liebst und die Beziehung fortführen willst, dann schicke ihn zu einem Psychiater und der soll ihm Glückspillen (Antidepressiva) verschreiben, die machen nicht abhängig. Eine Psychotherapie dauert viel zu lange, der Patient macht nur langsame Fortschritte und einen Platz zu bekommen, dauert oft Monate. Dein Freund ist schon ziemlich depressiv, das ist keine kleine Episode.
 
  • #7
Oh, das klingt ernst. Sein Wesen ist komplett anders, als noch vor 2 Jahren. Er hat Angst vor Verarmung, vernachlässigt seine Körperhygiene, hat offenbar an Unternehmungen, die er früher machte keinerlei Interesse und Freude mehr. Das klingt ganz nach einer Depression. Er sollte so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Sein Hausarzt kann ihn überweisen. Wenn ein junger Mann von 33 Jahren sich innerhalb von 2 Jahren so drastisch verändert, ist das keine Lappalie und muss untersucht und beobachtet werden. Ich nehme nicht an, dass Du derzeit mit ihm über diese Vermutung reden kannst. Versuche, mit seinen Eltern zu sprechen. Hole sie mit ins Boot oder Freunde, um ihn zu einem Arzt zu bekommen
 
G

Gast

Gast
  • #8
Tasächlich bin ich mittlerweile auch der Meinung, dass das eher ein Fall für den Psychiater/Neurologen ist. Da wird er aber wahrscheinlich aber nicht hinwollen, weil vermutlich aus seiner Sicht alles in Ordnung ist, Hauptsache, der Strom wird gespart. Diese plötzliche, krasse Wesensveränderung vom Freigeist zum Opa find ich äusserst merkwürdig. Bin auch nur Laie, aber nur nach einer Depression sieht es mir nicht aus...was auch immer. Vielleicht solltest du dich mal mit einem Arzt vom Fach unterhalten, wenn er nicht mit will.
Oder gab es irgendein Ereignis, bevor er sich so verändert hat, egal wie unbedeutend es dir erscheinen mag, was diese Zukunftsängste ausgelöst hat? Oder irgendein Todesfall in der Familie, ein Misserfolg in der Arbeit? -Rätselhaft. Ich glaub auch nicht, dass in dem Fall der Tritt in den Hintern was bewirkt...weil das Problem glaub ich tiefer liegt.
 
  • #9
@FS
Hast du denn mit deinem Freund schon über sein Verhalten geredet und versucht herauszufinden, warum er sich so verändert hat?
Kurzfristige Termine oder Änderungen sind für ihn die totale Katastrophe. Er wird agrissiv und ist total überfordert.
Da würde ich anfangen. Hat sich in seinem Leben etwas verändert? Ev. Probleme, mit dem Job oder etwas, was er dir nicht sagen möchte, weil er sich nicht traut oder schämt?

Wenn er sich nicht ändert, verplemper Deine Lebenszeit nicht mit ihm.
Super Tipp für einen ersten Beitrag!
Ich würde ja in seiner Abwesenheit mal gaaanzt vorsichtig seine Sachen durchschauen
Und der zweite gleich noch hinterher ...
Ihr lieben Damen, was wurde euch angetan, dass ihr anderen, von denen ihr außer ein paar Zeilen nichts wisst so schnell solche Aktionen vermittelt? Und hoffentlich habt ihr nicht irgendwann einen geliebten Menschen an der Seite, der vielleicht krank wird.
 
Z

Zuckerpüppi

Gast
  • #10
Irgendwas muss passiert sein.
Du hast nichts bemerkt?
Warum fragst du im Forum und nicht ihn?
Stell ihn unter die Dusche, werf ihn in 'ne stylische Jeans, ab mit ihm in's Auto, und dann eine Fahrt raus in's Grüne. Zum Reden - eher ausk*****.
Dann überlegt gemeinsam wie es weiter gehen soll. Falls nicht möglich, entscheide du, ob es weiter gehen kann.
 
G

Gast

Gast
  • #11
Dann überlegt gemeinsam wie es weiter gehen soll. Falls nicht möglich, entscheide du, ob es weiter gehen kann.
Da würde ich mir erst mal umfassende Informationen von allen Seiten einholen. Arzt, seine Familie (denen muss es doch auch aufgefallen sein), seine Freunde. Ich find das ist krasser, als " er lässt sich gehen", weil das ist ja auch nicht in alle Richtungen. Auf der andere Seite wieder dieser Kontrollwahn, das alles gleich laufen muss. Sicher gibts dafür irgendeine Erklärung, oder das ist ein bestimmtes Störungsbild, aber da würd ich mich schon an einen Fachmann/-frau wenden. Vielleicht gibt es irgendeinen Auslöser...aber ich hab keine Ahnung was das sein könnte. Wenn wirklich eine Erkrankung vorliegt, kannst du immer noch entscheiden.
 
  • #12

und stark depressiv!

Zumindest das hast Du mitbekommen und wahrgenommen.

Er versucht mit seiner letzten Kraft sich alles vom Halse zu halten, Energie- und Kraftpuffer zu schaffen, sieht tatsächlich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr und trotzdem scheinen alle seine Bemühungen für ihn nicht zu reichen. Ohne professionelle Hilfe kommt er aus diesem Strudel höchstwahrscheinlich nicht mehr raus.

Das Ganze ist ein schleichender Prozeß und dafür braucht es, wenn überhaupt, nur minimale Auslöser, die aufeinander aufbauen. Die Ursache liegt meinst in ferner Vergangheit und ist oberflächlich als solche nicht mehr erkenntlich.

Du setzt mit Deiner Ahnungslosigkeit dem Ganzen noch die Krone auf, indem Du gerade die Dinge focierst und bagatellisierst, die ihm seinen Seelenfrieden rauben. Verstehen kannst Du das aus Deiner Perpektive nicht, aber Du bist mit Deiner Sicht- und Verhaltensweise ein Teil seines Problems.

Er muss raus aus dem ganzen, auch Eurem, System und braucht dringend eine professionell betreute Auszeit.
 
G

Gast

Gast
  • #13
N

nachdenkliche

Gast
  • #14
Aber Frederick Antwort 11, warum machst Du der FS hier gleich Vorwürfe? Sie wendet sich hier vertrauensvoll an dieses Forum und kann bestimmt genau das nicht gebrauchen. Sie macht sich doch auch Sorgen! Bist Du denn Psychiater? Ferndiagnosen können wir alle nicht erstellen.
 
  • #15
Diese Beziehung ist nach 5 Jahren völlig ausgeluscht, ich würde eine Solche sofort beenden, ohne wenn und aber, da ich weiß, dass es noch viel heftiger und schlimmer kommen wird, auf keinen Fall etwas besser wird. Wach auf, schmeiß die rosarote Brille weg und zieh die Reißleine, der beste Tipp, den es gibt! Alles andere sind unreife Absichten. (m)
 
G

Gast

Gast
  • #16
Aber Frederick Antwort 11, warum machst Du der FS hier gleich Vorwürfe? Sie wendet sich hier vertrauensvoll an dieses Forum und kann bestimmt genau das nicht gebrauchen. Sie macht sich doch auch Sorgen! Bist Du denn Psychiater? Ferndiagnosen können wir alle nicht erstellen.

Na, ich persönlich habe etwas anderes gelesen, Frederick hat sehr feinfühlig , so gut es eben geht, versucht, hier ein Kernproblem zu beschreiben. Natürlich haben die beiden ihr eigenes System und die FS ist Teil des Systems. Ich denke, Frederick hat schon Recht und ich glaube nicht , dass er der FS irgendwelche Vorwürfe machen wollte sondern eher drauf hinweisen wollte, dass die FS in ihrer Ahnungslosigkeit (woher soll sie auch wissen, was da grad passiert) dazu beiträgt, dass es nicht besser wird.
Es ist natürlich nicht ihre Aufgabe, professionell mit ihrem Freund umzugehen, aber es macht Sinn, sich professionelle Hilfe zu suchen.
Auch ich denke, dass der Mann in einer Depression steckt.
W
 
  • #17
Liebe Leute!

Natürlich ist die FS Teil der Krankheit ihres Partners. Aber dafür kann sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Nichts!

Liebe FS, es ist sehr schwierig, einen so kranken Menschen zur Erkenntnis und zum Handeln zu bringen. Je tiefer er in seiner Krankheit steckt, desto vehementer wird er sie leugnen.

Gibt es jemanden, dem er vertraut und der Klartext reden könnte? Leider ist es oft notwendig, den Kranken völlig abrutschen zu lassen bis es wirklich völlig unübersehbar ist, dass Hilfe nötig ist.

Es kann sein, dass Du ihn sich alleine überlassen musst, so dass die Krisis kommt. Deutet sich Suizidalität an?

Bitte hol Dir Hilfe, damit bist Du alleine überfordert und das Forum ist viel zu weit weg. Ich wünsche Dir viel Kraft. Warte aber nicht zu lange, Du kannst auch co - erkranken.
 
E

EarlyWinter

Gast
  • #18
Ja, wenn ER das auch einsieht und auch selbst will. Und da fängt das Problem an. Mein Vater hat an paranoider Schizophrenie gelitten, diese wurde diagnostiziert, beim Arztgespräch ist er auf den Arzt losgegangen, er hat meine Mutter und mich brutal geschlagen und hat jegliche Behandlung in dieser Hinsicht abgelehnt, denn "er ist ja nicht verrückt" und "man wolle ihn mit Medikamenten nur von der Realität ablenken". Jeder hat eben ein anderes Krankheitsbild und bei meinem Vater war es so, dass alle Frauen Schlampen sind, meine Mutter ihn betrügt, die Russen bald die Weltherrschaft übernehmen und dass alle Menschen böse sind und ihm was wollen. Mich hat er noch geliebt als ich klein war, wirklich sehr, aber nach meinem 14 Lebensjahr war ich auch angeblich gegen ihn weil meine Großeltern und meine Mutter mich entsprechend geimpft hätten. Er konnte keinen Job halten denn er hat sich mit jedem Chef überworfen, er hat sich geprügelt und hat aber dann schlussendlich falschen Leuten vertraut. Er saß nur zu Hause und hat seine Scheinwelt gesponnen, in der er nur Gespenster gesehen hat. Jedes Wort, jeder Tonfall konnte die Wutausbrüche hervorrufen. Er hat meine Mutter und mich beschatten lassen. Er hätte aber niemals Medikamente genommen oder wäre gar in die Behandlung gegangen. Das hätte für ihn bedeutet, dass man versucht, ihn zu betäuben und ihn zu kontrollieren, damit er nicht mehr fähig ist, die Realität zu sehen.
Mir muss keiner erzählen, was es bedeutet, mit so jemandem zusammen zu leben und den schönen rosaroten Wolken einiger Poster hier in allen Ehren, man hat leicht reden wenn man nicht tagtäglich mit einem solchen Menschen leben muss, der sich nicht helfen lassen WILL. Natürlich soll man geliebten Menschen beistehen, aber da muss die Einsicht und die Bereitschaft desjenigen da sein, mitzukämpfen. Auch eben für seine Lieben. Denn schließlich sind die Angehörigen auch nur Menschen, die ebenfalls eine nur begrenzte Leidensfähigkeit haben, bevor sie selbst vor die Hunde gehen.
Das ist das Allerwichtigste, das geklärt werden muss liebe FS. Und ich drücke Dir die Daumen und wünsche mir sehr, dass er es schafft, weil für ihn ist dieser Zustand auch nicht gut aber Du musst ebenfalls auf Dich aufpassen, OK?
 
  • #19
Natürlich ist er depri, neurotisch o.ä..
Ist aber eine Depression oder Verhaltensstörung nicht auch eine Krankheit?
Würde man nicht bei Krebs o.ä. auch moralisch hoffen, dass der Partner in diesen schlechten Zeiten zu einem steht?

Ich sehe, dass auch hier einige die guten Zeiten der Zweisamkeit anstreben, im Falle der schlechten Zeiten aber...
Wenn etwas kaputt geht, wird nicht versucht zu reparieren, der Austausch mit einem neuen Modell erscheint verlockender.
 
E

EarlyWinter

Gast
  • #20
Natürlich ist er depri, neurotisch o.ä..
Ist aber eine Depression oder Verhaltensstörung nicht auch eine Krankheit?
Würde man nicht bei Krebs o.ä. auch moralisch hoffen, dass der Partner in diesen schlechten Zeiten zu einem steht?

Ich sehe, dass auch hier einige die guten Zeiten der Zweisamkeit anstreben, im Falle der schlechten Zeiten aber...
Wenn etwas kaputt geht, wird nicht versucht zu reparieren, der Austausch mit einem neuen Modell erscheint verlockender.

Und ich sehe, dass Du null Ahnung hast, wovon Du sprichst. Ich bin echt sonst sehr versöhnlich gestimmt, aber man sollte lieber schweigen wenn man nichts außer unqualifiziertem Zeug von sich geben kann. Vielleicht liest Du mal in meinem vorangegangenen Beitrag, wie das Leben mit einem Menschen, der nicht mehr Herr seiner Sinne ist, Tag ein, Tag aus aussieht. Das ist nicht mal eben schlechte Laune, die auch wieder weggeht oder eine schlechte Phase, die wir alle haben, das ist eine Grunderkrankung, die, wenn es schlecht ausgeht, in übelsten Psychoterror oder gar physische Misshandlungen ausarten kann, die den Partner ebenfalls krank machen. Und ein Ende dessen ist übrigens nicht in Sicht, selbst wenn der Betroffene alles dafür tut, wieder gesund zu werden ist es schwierig, geschweige denn wenn derjenige kompletten Realitätsverlust erleidet, sich nicht helfen lassen WILL und den Partner, der bei ihm ist und ihm beisteht damit "belohnt", dass man ihn als eine der Ursachen für das eigene Leiden darstellt. Das mit Krebs zu vergleichen, ist an Dilettantismus nicht zu überbieten. Denn bei Krebs ist der kranke Partner nicht direkter Verursacher dafür, dass es einem selbst schlecht geht.
 
  • #21
Denn bei Krebs ist der kranke Partner nicht direkter Verursacher dafür, dass es einem selbst schlecht geht.

Ich habe wirklich großen Respekt vor Menschen, die jahrelang ihre psychisch kranken Angehörigen unterstützen und wirklich sehr vieles erleben müssen, wovon sich Laien (was ich nicht bin) kein Bild machen können. Da gebe ich Dir völlig Recht. Manch einer schafft das nicht oder will das nicht. Das soll niemand be- oder verurteilen. Da hast Du völlig Recht. Auch wenn ich mir natürlich gesellschaftspolitisch mehr Integration und mehr Anteilnahme für psychisch Erkrankte wünsche. Von einzelnen Individuen kann man es aber nicht einfordern. Vielleicht versöhnt das die Position von SB und von Dir?
Einzig Dein letzter Satz, den ich hier zitiere, irritiert. Der psychisch kranke Mensch verletzt Dich doch nicht mit Absicht. Er ist nicht der schuldhafte Verursacher. Genauso wenig wie der Krebs, der einem Ehepaar vielleicht alle Lebenspläne durchkreuzt! Es ist eben Ausdruck seiner Erkrankung, wenn ein Erkrankter Dich bspw. in sein Wahnsystem einbaut und dann schlägt. Für Außenstehende ist es mitunter viel schwerer einzuordnen und zu ertragen, weil sich die psychiatrische Erkrankung noch stärker mit den Eigenheiten des Individuums verschränkt (es haben ja nicht alle Patienten den gleichen Wahn, sondern dieser ist auch mitbestimmt durch die individuelle Lebensgeschichte, aber auch kulturelle Einflüsse- heute eher Ängste vor der NSA als vor dem KGB bspw.).
Deshalb fällt es ja im hier diskutierten Fall so schwer gut zu beraten. Wie sind die Veränderungen ihres Partners einzuordnen? Ist er einfach faul und phlegmatisch und das ist sein typischer Werdegang oder liegt eine Erkrankung vor? Da müssen die beiden behutsam ihren Weg finden. Angebote für den Erstkontakt gibt es einige.
 
  • #22
...Ihr lieben Damen, was wurde euch angetan, dass ihr anderen, von denen ihr außer ein paar Zeilen nichts wisst so schnell solche Aktionen vermittelt? Und hoffentlich habt ihr nicht irgendwann einen geliebten Menschen an der Seite, der vielleicht krank wird.

Ich war mit so einem Mann verheiratet, habe sehr viel für ihn getan, er aber nichts für mich, ausser mir zu schaden, mich psychisch zu verletzten, mich zu beleidigen, vor anderen zu demütigen, mich mit seinem unmoeglichen Verhalten in die soziale Isolation zu drängenund zu betrügen. Zuletzt war ich selber schwer depressiv und habe Jahre sowie einige Klinikaufenthalte gebraucht, um mich aus dem Tal wieder rauszuarbeiten.

Ich habe geschrieben, dass er ängstlich-depressiv ist. Das ist eine Form, die bei Männern oft in Verbindung mit Verbalaggression, unerträglicher Besserwisserei, Selbsterhoehung etc auftritt. Das können auch Vorboten einer beginnenden Psychose sein.
Solche Menschen sind sozial komplett inkompatibel und zerlegen Dir in kürzester Zeit Dein Lebensumfeld in Trümmer und machen Dich selber krank. Sie brauchen, um Krankheitseinsicht zu bekommen einen harten Einschnitt im Leben, z.B. eine Trennungsandrohung und auch die kurzfristige Umsetzung der Trennung.

Ihm geht es gut in seinen Hirngespinsten. Die FS leidet und sie kann ihn gegen seinen Willen nicht zum Psychiater schleppen. Dieser wird ihn auch nicht behandeln, wenn er nicht auf eigenen Wunsch behandelt werden möchte und keine akute Selbstgefaehrdung oder Gefährdung anderer vorliegt.

Insofern sollte die FS sich in erster Linie um sich selber kümmern. Von humoristischen Tipps, wie ihm den Fernseher auszuschalten, um Strom zu sparen habe ich aus Erfahrung abgeraten, weil ein Mensch in dieser Lage das garnicht reflektieren und richtig einordnen kann. Es kann hingegen die Situation komplett entgleisen lassen. Sowas würde ich unterlassen und nur mich selber vor ihm retten, um ein gutes Leben zu haben.

Während es mir durch das Leben mit meinem Exmann sehr schlecht ging, fuehlte er sich in seinem recht wohl - hate keinen Leidensdruck und was er zuvor mir bot, verlegte er in die Familien seiner Geschwister sowie in die Familie von Exfreunden. Alle haben sich von ihm zurückgezogen und den Kontakt auf das limitiert,was sie eben noch ertragen konnten.
 
  • #23
Es klingt schon wie eine Wesensänderung, wenn der Wechsel tatsächlich so abrupt und deutlich ist, insbes. auch das sich nicht Pflegen und die Schwierigkeiten mit anderen Menschen.
Ich denke erst mal Abklären wäre sinnvoll: Drogen?Alkohol? Zum Hausarzt zum Blutabnehmen " grosse Routine, inclus, Entzündungswerte u. Schilddrüse…zum Hausarzt ist er ja wahrscheinlich noch zu kriegen…und dann wäre eigentlich schon der Neurologe/Psychiater fällig.
Wenn da (was eher zu hoffen ist) nichts rauskommt, weiter überlegen.
Bin übrigens Nervenarzt.
Viel Glück
 
Top