• #31
Liebe FS,
eigentlich äußere ich mich auf die Ferne nicht zu solchen Themen, aber was du hier zum Teil an Meinungen zu hören bekommmst, halte ich für fahrlässig bis hin zu gefährlich.
An persönlichen Erfahrungen anderer Menschen mit Depressionen solltest du dich tunlichst nicht orientieren. Das hat einen einfachen Grund: Depression ist nicht gleich Depression (so wie Krebs nicht gleich Krebs ist)... Depressive sind nicht automatisch eine Gefahr für sich und die Umwelt, schon gar nicht hegt jeder Depressive Suizidgedanken. Und darüber hinaus ist eine Depression mit Burnout völlig anders zu bewerten, als eine Depression, die schon im Kindes-/Jugendlichenalter entstand - der Oberbegriff Depression fasst einfach nur viele Facetten/Arten einer Krankheit zusammen (und ist in vielen Fällen heilbar). Ich habe Psychologie studiert, den Schwerpunkt auf klinische Psychologie gesetzt und statt Psychologischer Psychotherapie mich mit verschiedenen Körpertherapien weitergebildet. Ein stationärer Aufenthalt von 6 Monaten ist nicht so selten - entscheidend ist, wie gut er auf seine Medikamente eingestellt ist bzw. auf die RICHTIGEN Medikamente eingestellt wurde. Die Tatsache, dass das Begleitsymptom Aggressivität noch so stark auftritt, KÖNNTE dagegen sprechen. Aber es sollte dir in erster Linie um dich und dein Kind gehen. DIR psychotherapeutische Hilfe zu holen, halte ich für sinnvoll - vorausgesetzt du findest einen "guten" Therapeuten. Subjektiv gefühlt wird das immer schwieriger. Viel wichtiger ist es, dich an eine Beratungsstelle zu wenden - da sitzen (im Idealfall) geschulte Kollegen, die dir mit Blick auf euer gemeinsames Kind mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber ich würde bei der Wahl einer Beratungsstelle immer auf eine Uniklinik oder eine Klinik setzen, die Erfahrung mit psychischen Erkrankungen hat. Bei allen anderen Beratungsstellen läufst du einfach Gefahr, dass fehlendes Wissen über die Krankheit das Ganze erschwert. Genauso wie ich solch ein Forum für den falschen Platz halte, um sich diesbezügliche Tipps zu holen.
Alles Gute, viel Kraft und Kopf hoch
 
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  • #32

Wie weit oder ob der Ex der FS Depression hat oder nicht hat, kann man hier nicht beurteilen. Ich gebe Dir aber recht, das was die FS schreibt ist etwas verwirrend. Zum Teil will sie von dem Mann weg und dann doch wieder zu ihm. Mal nennt sie ihn ihren Partner und dann ist er der Ex. Mal hat der Mann zu ihr gesagt; sie ist nicht die Frau seines Lebens. Und sie bleibt trotzdem bei dem Mann. Dann löst ausgerechnet die Schwangerschaft die Symptome bei ihm aus. Am Ende sagt der Mann; sie sind für immer verbunden.

Ich glaube die FS braucht dringend Hilfe!

Auch wenn Tulaya in dem Bereich studiert hat! Nur ca. 1/3 von Depression werden soweit dauerhaft geheilt, dass der Mensch die selbe Lebensqualität hat wie vor der Krankheit oder zumindest zu ca. 90% der Lebensqualität wie vor der Krankheit. Also da würde ich nicht von vielen reden. Da vor allem auch die nicht zu 100% wiederhergestellt Menschen dazu gehören.

Die FS sollte sich selber dringend Hilfe holen und da gebe ich Tulaya 100% recht! Die FS sollte aufpassen, dass sie zu jemandem der vernünftig ist.
 
  • #33
Hallo Gast (Antwort 31),
zu deinem Kritikpunkt bezüglich der Heilungschancen möchte ich gerne noch etwas ergänzen. Ich bleibe bei der Aussage, dass eine Depression in vielen Fällen heilbar ist. Warum? Wir hätten viel mehr Menschen, die geheilt wären, wenn sie eine angemessene und auf sie zugeschnittene Behandlung bekommen würden! Und DAS ist der Knackpunkt - aus vielen Gründen ( die hier definitiv den Rahmen sprengen würden), erfolgt eben das nicht. Das beginnt mit der zum Teil sehr zeitintensiven und sorgfältigen Wahl des Medikaments, (häufig gepaart mit Vorbehalten gegen Psychopharmaka beim Patienten/bei den Angehörigen) dem Einstellen auf die Medikamente bis hin zu individuellen Therapieangeboten. Da steht und fällt alles mit der "richtigen" Kombi aus Ärzten bzw. Klinikangeboten, weiteren Therapeuten und nicht zuletzt mit dem Umgang der Angehörigen, des Arbeitgebers mit dem Patienten. Und der Patient muss auch noch wollen... Wir sind mit unseren Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland längst nicht so aufgestellt, wie wir sein müssten... Wenn man alleine einen Blick auf Wartelisten für Kliniken oder Psychater/Psychologen wirft - grausig. Allein schon der Zeitraum bis zum Diagnostizieren einer Depression dauert zu lange, Patienten begeben sich häufig erst in Behandlung, wenn die Depression fortgeschritten ist bzw. ein Zusammenbruch erfolgt (auch, weil diese Krankheit für viele schambesetzt ist). Traurig, aber wahr.
Ich habe übrigens selbst mal eine mittelschwere depressive Episode (mit Burnout) durchgemacht und war nach fünf Monaten "richtiger" Behandlung wieder völlig wiederhergestellt. Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung und vor allem aufmerksamer bzw. hilfreicher Kollegen war mir dies möglich, ohne das sich "Etwas" manifestiert. Mir ist bewusst, dass ich da großes Glück mit den passenden Menschen hatte - dass würde ich mir grundsätzlich für alle Betroffenen wünschen.
 
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  • #34
Tulaya, ich gebe Dir unter 32 Recht aber da wir uns nicht in dieser optimalen Lage befinden und sehr viele Menschen in Deutschland ihre Depressionen verschleppen - sicher ist das auch beim Ex der FS so - sollte gerade eine Fachkraft, keine falschen Hoffnung schüren.

Bei anderen Krankheiten, besonders bei Krebs, ist es das selbe Problem! Wenn die Diagnose rechtzeitig ist und die Behandlung optimal, dann sind die Heilung relativ hoch.

Es freut mich für Dich, wenn Du Deine Depression ohne Schäden überstanden hast. Bei mir ist es nicht der Fall. Ich bin stabil ohne 100% Heilung. Aber bei der Statistik gehören wir zu dem selben Drittel.
 
  • #35
Ich möchte damit keine falschen Hoffnungen schüren, sondern eher Mut machen. Wir befinden uns in Deutschland in keiner optimalen Lage, aber eine Depression ist kein auswegsloses Dilemma. Ich will Betroffenen Mut machen, "dran" zu bleiben und Angehörigen -wie der FS- nahelegen, sich selbst dringend Hilfe und Beistand zu holen. Und sich bei solch einem heiklen Thema noch viel dringender von solch einem Forum zu distanzieren - bei einigen Beiträgen wird mir aus menschlicher und professioneller Hinsicht richtig schlecht. Ich kann verstehen, warum sich viele Menschen scheuen, über ihre Krankheit zu sprechen oder sich lieber eine "echte" (anerkannte) körperliche Krankheit wünschen.
Statistiken sind übrigens immer so eine Sache... Ich weiß nicht, auf welche Untersuchung du dich berufst, aber ohne die Originalausführungen gelesen zu haben und ohne zu wissen, wie genau "Lebensqualität" im Forschungsdesign überhaupt operationalisiert wurde , ist es eher schwierig damit umzugehen.
Du bist stabil ohne 100ige Heilung - das ist viel wert!!!
Nur mal als Denkanstoss: ein nicht kleiner Teil der Betroffenen kehrt nie zu 100% zurück, weil sie vorher sozusagen auf 150% liefen, ohne es zu merken und sich mit "weniger" identifizieren können... falls du verstehst, was ich meine. Ich bin auch nicht mehr so leistungsfähig bzw. belastbar wie vorher - habe aber mein Leben "umorganisiert" und fühle mich subjektiv sehr gut und wiederhergestellt.
 
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  • #36
Du bist stabil ohne 100ige Heilung - das ist viel wert!!!
Nur mal als Denkanstoss: ein nicht kleiner Teil der Betroffenen kehrt nie zu 100% zurück, weil sie vorher sozusagen auf 150% liefen, ohne es zu merken und sich mit "weniger" identifizieren können... falls du verstehst, was ich meine. Ich bin auch nicht mehr so leistungsfähig bzw. belastbar wie vorher - habe aber mein Leben "umorganisiert" und fühle mich subjektiv sehr gut und wiederhergestellt.
Hier bitte, da ist die Zusammenfassung

Ich glaube, ich verstehe, was Du meinst. Unsere Gesellschaft hat gewisse Anforderungen und wenn man sie nicht erfüllen kann, dann steigt man schnell ab. Unsere Gesellschaft, so wie sie ist, förder Depression, nicht ohne Grund häufen sich in den letzten Jahren, Jahrzehnten psychische Erkrankungen.
 
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  • #37
#34 Und ist es dabei nicht in der Tat so, dass man eben nicht monatelang auf der Suche nach dem "für sich richtigen Therapeuten" den Rest der Freizeit hintenanstellt. Es gibt Umfeld, Lebenslagen, Pläne die sind wie Therapie. Verzweifelte Suche, und damit ist es nicht anders als der Partnersuche, frustriert nämlich nur noch mehr. :)
 
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  • #38
#34 Und ist es dabei nicht in der Tat so, dass man eben nicht monatelang auf der Suche nach dem "für sich richtigen Therapeuten" den Rest der Freizeit hintenanstellt. Es gibt Umfeld, Lebenslagen, Pläne die sind wie Therapie. Verzweifelte Suche, und damit ist es nicht anders als der Partnersuche, frustriert nämlich nur noch mehr. :)

Also der Vergleich ist etwas daneben.

Wenn man in Deutschland eine Termin bei einem Neurologen oder Physiater bekommen möchte, darf man 3 bis 6 Monate warten, weil sie so überlaufen sind und da weiß man noch gar nicht, ob der gut ist. Von groß selber rum doktern und auf Besserung hoffen, ist eigentlich abzuraten.

Betroffene brauchen in ihre Umgebung jemanden der davon Ahnung hat und sie bei den entsprechenden Symptomen an die richtigen Adressen leitet.

Mir ist heute was auf der Arbeit passiert. Eine Doktorandin hat mich umarmt und sich bedankt - ich war ca. 2 Wochen im Urlaub und davor war bei mir privat und beruflich auch einiges im Argen ABER sie drehte am Rad wegen ihrer Doktorarbeit... ich habe sie dann dementsprechend angeleitet, welche Schritte sie unternehmen muss, um aus diesem Teufelskreis rauszukommen. Ich habe ihr nicht wie ihr restliches Umfeld gesagt; oh es wird alles gut! Wir kennen uns auch schon ein paar Tage und sind befreundet. Sie ist jetzt auch beim Arzt und bekommt Medikament für den Akut -Fall. Sie hat sich bei mir bedankt und gesagt; wäre ich nicht gewesen, sie wäre abgedreht und das glaube ich sogar. Und damit meine sie nicht, dass ich ihr zugehört habe und das Köpfchen getätschelt habe. Weil das habe ich nicht gemacht, dafür hatte ich in meiner Situation nicht wirklich viele Nerven dafür (sonnst aber auch nicht^^). Ich habe ihr zugehört und gesagt, was sie machen kann und wo es Hilfe gibt - sie hat es dann gemacht.. gut mehr oder weniger, brauche auch zwei oder drei Anläufe.
 
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