Als Expertin sehe ich mich nicht, tut mir leid, wenn das so rüberkam. Ich bin in vielen Punkten genauso verunsichert wie jeder andere auch.
In meinem Beitrag von ca. viertel vor zwölf schrieb ich , ja, dass es für mich ganz wichtig ist, mit der Vergangenheit abzuschließen, alleine für das eigene Seelenheil.
In der heutigen Zeit gibt es ja zum Glück viel mehr Menschen, die sich mit den Themen HB und HS auseinandersetzen.
Zum Thema Schule möchte ich noch einmal auf meinen Beitrag von ca. viertel vor zwölf verweisen.
Ich verstehe nach wie vor, welche Schmerzen so mancher Hochbegabte durchgemacht hat, und welche Wut einem innewohnen kann.
Denkst Du, mir ging es anders?
Aber ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es nichts bringt, die "Schuld" immer bei anderen zu suchen.
Nur, weil jemand "normalbegabt" ist, heißt es doch nicht, dass er vorsätzlich Hochbegabte unterdrückt?
In dem Dorfbeispiel zeigt sich ein Verhalten, das typisch menschlich, nicht jedoch typisch "durchschnittlich begabt" ist.
Ich finde, dass man als Hochbegabter auch nicht von oben herab auf andere hinabschauen sollte oder ihnen mit Vorurteilen begegnen, nur weil sie einen nicht immer verstehen bzw., weil sie in der Mehrheit sind.
Auch wenn andere es genau so mit einem tun, so finde ich es nicht gerechtfertigt, es ihnen mit "gleicher Münze" (also Wut, Vorurteilen, Abwertung) heimzuzahlen, zumal niemand bewusst einen Menschen gequält hat. Es bringt einfach niemanden weiter, finde ich.
Ich habe in der Schulzeit viel gelitten, aber irgendwann eine Strategie entwickelt, mich selbst zu kurieren.
Besonders geholfen hat mir, mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen, egal, wie hart handelnd ich es manchmal mir gegenüber erfahren habe.
Natürlich ist diese Methode kein Patentrezept, und so meinte ich es auch nicht.
Jeder Mensch ist da anders und geht anders mit ein und derselben Situation um.
Nur finde ich es unnötig, wenn man sich selbst durch eine Wut auf "die anderen" das Leben schwerer macht.
Wie gesagt, ich verstehe das absolut, mir ging es doch ähnlich.
Aber es ist nicht produktiv.
Übrigens finde ich auch, dass HB und HS keine "Ausreden" sein sollen, um sein eigenes Verhalten zu entschuldigen.
Gerade HBler und HSP's sind doch in der Lage, etwas zu ändern, und wenn sie sich dafür Hilfe suchen müssen.
Wir leben in dieser Gesellschaft, und man muss sich nicht zu 100% blind anpassen, das machen andere auch nicht.
Aber wir sind Teil der Gesellschaft.
Damit die Kinder heute nicht das durchmachen müssen, was wir erleben mussten, können wir uns viel mit anderen austauschen, deren Kinder aufgrund ihrer HB in der Schule leiden.
Auch können wir selbst unsere Kinder in ihrer Fähigkeit, divergent zu denken, unterstützen.
Genau das verlernen wir manchmal im zwischenmenschlichen Bereich und wir verbittern gegenüber anderen Menschen.
Wir beginnen, andere, nicht hochbegabte Menschen, unbewusst geringer einzustufen, weil wir selbst verzweifeln.
Das ist wirklich nicht fair und ich persönlich bin nicht der Meinung, dass es produktiv ist, im Nachhinein Menschen, von denen man sich ungerecht behandelt fühlte, mit Wut und Vorwürfen in seiner Erinnerung geradezu zu pflegen.
Irgendwann inneren Frieden zu finden, finde ich wichtiger, gerade damit man später seine Kinder, sollte es ihnen ähnlich gehen wie einem einst selbst, auf einen anderen Weg begleiten kann, damit sie nicht das gleiche erleiden müssen.
"Das Wasser, das von oben herabfließt mus klar sein." sagte meine Mutter immer. Sie ist Asiatin, die haben immer ganz gute und weise Sprüche auf Lager, finde ich.
Und außerdem kann man nie sich oder sein Kind vor schlechten Erfahrungen gänzlich schützen.
Aber man kann durchaus in den Bereichen helfen, wo man aus eigener Erfahrung gelernt hat.
Die Gespräche mit den Eltern meiner hochbegabten Schüler empfand ich bisher immer als sehr bereichernd und ich bin so froh, dass heutzutage diesen Kindern so geholfen werden kann.
Manchmal spürt man noch die Ängste und Verbitterung, die aus der eigenen Vergangenheit herrühren. Aber das ändert sich, und wenn die Eltern gelöster sind, sind es die Kinder auch.
Nochmal zu HSP und Partnerschaft:
Hm, bei mir war meine HS in einer Partnerschaft selbst leider auch bisher eher fluch als Segen. Das Danach hingegen ist immer ein Gewinn gewesen.
Freundschaft ist für mich zwar das höchste Gut und ich pflege meine Freundschaften sehr sorgsam. Aber irgendwie sehnt sich jeder Mensch auch mal nach einer gut gelingenden Partnerschaft.
Irgendwann möchte man ja auch mal den Segen in einer Partnerschaft, nicht immer nur im Nachhinein, erleben.
Ich finde mein Leben manchmal auch allgemein einfach nur anstrengend und würde oft gerne einen Knopf drücken, damit diese innere und äußere Reizüberflutung mal für einen Moment aufhört.
Hattet Ihr mal einen Partner, der selbst hs war? Wenn ja, wie habt Ihr dann diese Partnerschaft erlebt?