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  • #1

Pflegekind - wer hat Erfahrungen damit?

Hallo Forum!
Schön mein Anliegen hier vorbringen zu können.

Ich lebe seit 4 Jahren alleine, nach einer langjährigen Ehe (16 Jahre). Wir haben keine Kinder.
Leider klapp es auch mit der Partnersuche nicht, aber ich möchte auch nicht mehr länger alleine sein. Nun habe ich mir überlegt, ein Pflegekind aufzunehmen. Ich verfüge über Eigentum und hätte Platz ein Zimmer einzurichten. Ich habe mich auch schon locker informiert. Nun würde ich gerne wissen, wie es dann im RL ist. Hat hier jemand Erfahrungen mit Pflegekindern gemacht?

Über Antworten würde ich mich freuen!
W_42
 
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  • #2
Du willst ein Pflegekind aufnehmen, um deine Einsamkeit zu lindern?

Das ist unverantwortlich. Ein solches Kind braucht ein stabiles Zuhause bei gefestigten Eltern.
Verwandte von mir haben neben 2 leiblichen Kindern ein Pflegekind. Die Ehe der Pflegeeltern ist glücklich, die Familie in Ordnung.

Ein Pflegekind nimmt man nicht auf, weil man selber bedürftig ist. Einem Pflegekind muss man viel geben oder zumindest dazu bereit sein. Dazu muss man selbst ein zufriedenes, geordnetes Leben führen.
 
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  • #3
#1 - Willkommen in dieser Welt! Sehr viele Familien nehmen Pflegekinder auf, weil sie bedürftig sind - sie brauchen das Geld, dass sie damit verdienen.
Die Ehen der betreffenden sind bei weitem nicht immer glücklich, die räumlichen Voraussetzungen oft nicht annähernd so gut, wie bei der FS.
(Ich arbeite in einer Familienberatung und sehe einiges mehr als #1)

Eine Frau, die alleine lebt, viel Platz hat und den Willen, einem Kind auch Zeit zu schenken, ist bei weitem nicht die schlechteste Voraussetzung!

Liebe FS, lass Dich nicht entmutigen. Denke darüber nach, ein Kind welcher Altersgruppe für Dich in Frage kommt und mach Dich mit dem Gedanken vertraut, dass einem ein Pflegekind auch ans Herz wachsen kann und der Abschied mitunter schwer ist.
Dein Alltag kann gehörig durcheinander gewirbelt werden, wenn Du Dich auf die Belange eines Kindes einstellst - das ist Dir sicher klar?
 
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  • #4
Kann mich Gast 1 nur anschliessen!

Pflegekinder bringen immer Altlasten mit sich, was zum Teil viel Geduld und vor allem ganz viel Liebe von Seiten der Pflegefamilie bedingt. Sie haben ein Recht auf Ruhe und Stabilität. Meine Tante und mein Onkel haben zwei Pflegekinder und sind seit Jahren damit beschäftigt, ihnen ein möglichst normales Leben zu bieten. Ein Vollzeitjob (inklusive regelmässiger Therapiestunden beim Psychologen...)! Ich habe grossen Respekt vor ihnen.
Eine gute Alternative wäre ein (oder mehrere) Tier aus dem Tierheim. Da warten ganz viele auf ein schönes, liebevolles Daheim.
 
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  • #5
Unser erstes Pflegekind haben wur aufgenommen als ich 27 Jahre war. Heute bin ich 50 Jahre. Seit dem hatte ich einige Pflegekinder, teilweise zur Kurzzeitpflege, 3 in Dauerpflege.
Es war eine bereichernde Zeit, allerdings auch oft sehr stressig und intensiv, da die uns anvertrauten Kinder aus äußerst schwierigen Verhältnissen kamen, wo es um Missbrauch und Gewalt ging.
Sei dir bewußt, dass du hier ganz und gar gefordert sein wirst. Die beglückende Beziehung zwischen Eltern und Kind, Mutter und Kind gibt es hier selten bzw. muss hart erarbeitet werden. Was ich aus meiner Erfahrung sagen kann ist, dass Kinder, die nicht im Babyalter zu einem kommen (was in deinem Alter auch nicht der Fall sein wird) oftmals schwer beziehungs- und vertrauensgeschädigt sind. Sie kennen oftmals keine Grenzen, haben große Probleme sich an Regeln, die leider sein müssen, anzupassen. Ihre Suche nach Liebe ist oftmals grenzenlos und umso schwerer für sie zu ertragen wenn sie schlimmes erlebt haben. Oftmals ist die Nähe die es in einer Familie gibt für sie kaum aushaltbar.
Ob du als Single vom Jugendamt aus Pflegekinder erziehen kannst/darfst liegt oft am Jugendamt. Als ich mich von meinem Mann trennte, habe ich trotzdem Pflegekinder anvertraut bekommen, was wohl auch damit zusammen hing, dass ich beim Jugendamt bekannt war und es den Kindern bei mir immer gut ging.
Sei dir bewußt, dass du keinerlei Rechte hast! Ich habe selbst erlebt, dass das Gericht entschieden hat, dass meine 2. Pflegetochter wieder zur Mutter zurück durfte obwohl diese noch immer ein Alkoholproblem hatte. Es wird, in der Regel, darauf geachtet was gut für das Kind ist, die Gefühle der Pflegeeltern spielen hierbei für niemanden eine Rolle.
Bereut habe ich es nicht meine Kraft dafür eingesetzt zu haben. Zu 2 der drei Dauerpflegekinder habe ich noch heute Kontakt obwohl sie bereits verheiratet sind und selbst Kinder haben.
Wenn jemand Pflegemutter/Eltern sein möchte, dann muss er ein Kind lieben können so wie es ist und nicht wie er es sich wünscht. Ich war Mutter und auch nicht........

Denke ersthaft darüber nach. Ich wünsche dir eine kluge Entscheidung mit Blick auf das Kind

w50
 
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  • #6
Es stimmt schon, was #1 sagt, nämlich dass man kein Pflegekind aufnehmen sollte, wenn man selbst nicht stabil ist und nicht die Bereitschaft hat, in das Kind viel Zeit und manchmal auch Nerven zu investieren. Wenn Du aber innerlich stabil und zufrieden bist und verneinen kannst, dass Du das Kind nur als Mittel zur Befriedigung Deiner eigenen Bedürfnisse brauchst, dann kann es gutgehen. An sich wäre aber die klassische Familienkonstellation besser.
Wichtig ist, dass Du eine Ahnung hast, worauf Du Dich einlässt- Pflegekinder sind deshalb Pflegekinder, weil sie schon etwas in ihrem Leben mitgemacht haben. Selbst wenn die leiblichen Eltern die absoluten Kinderquäler waren, dann sind sie normalerweise dennoch nicht glücklich darüber, wenn man sie aus der Familie rausholt: Sie wollen sogar ihre Eltern noch in Schutz nehmen (z.B. bei Alkoholismus) und denken, dass sie ihre Eltern verraten, wenn sie nicht treu zu ihnen stehen. Sind die Kinder älter, d.h. schon jugendlich oder zumindest älter als zehn, dann gibt es auch manche, die von sich aus den Kontakt zu den Behörden gesucht haben, um aus ihrer Familie herauszukommen.
Jedenfalls hat jedes dieser Kinder ein schweres Päckchen zu tragen- deshalb solltest Du bereits Erfahrung mit schwierigen Kindern/ Jugendlichen haben. Vielleicht bist Du Lehrerin, Erzieherin oder Sozialpädagogin? Man braucht wirklich Erziehungserfahrung! Es ist nicht ratsam, wenn man noch keine entsprechende Erfahrung in diesem Bereich gesammelt hat, sich als "Erstlingswerk" an einem Pflegekind zu versuchen! Ich arbeite mit verhaltensauffällligen Kindern und Lernbehinderten an einer Beruflichen Schule und auch mit ganz normalen Gymnasiasten, ich weiß, wovon ich spreche.
In meinem Umfeld kenne ich drei Familien, die Pflegekinder aufgenommen haben: In Familie Nr. 1 und 2 sind jeweils beide Pflegeeltern Erziehungsprofis (Kombination Sonderpädagogin + Gymnasiallehrer, der sich in der psychologischen Beratung zusätzlich fortgebildet hat bzw. in der zweiten Familie sie Lehrerin mit zusätzlichem pädagogischen Lehrauftrag und er "normaler" Lehrer), in Familie Nr. 3 ist er Schreiner mit eigenem Betrieb, sie ehemals Krankenschwester. In den ersten beiden Familien ist es gelungen, beide Pflegekinder waren jahrelang in der Familie und haben inzwischen Abi gemacht. In Familie Nr. 3 geht es gerade den Bach runter. Ich vermute, sie haben das Pflegekind aufgenommen, weil sie Geld brauchten (der Betrieb steckte da gerade in der Insolvenz). Sie haben es völlig unterschätzt, wie verhaltensauffällig solch ein Kind sein kann: Der Junge ist Computerspiel-süchtig und ist äußerst aggressiv, wenn man ihn nicht spielen lässt. Deshalb ist es natürlich auch mit der Schule nicht leicht, vieles kann er vermutlich gar nicht mehr einholen. Außerdem hat ein Psychiater bei ihm ADHS diagnostiziert (es wäre ein weiterer Thread, was ADHS überhaupt ist, wissenschaftlich gesehen).
 
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  • #7
Fortsetzung von # 5:
Jedenfalls nimmt es ihm der Pflegevater persönlich, dass das Kind "nicht funktioniert" und ihn nicht freudestrahlend und vollumfänglich als neuen, tollen Papa akzeptiert- Einem Menschen, der sich professionell mit Erziehung befasst, würde dieser Kapitalfehler vermutlich nicht so leicht passieren. Man muss wissen, dass man sein Ego da mal hintenan stellen muss und man muss souverän agieren und arbeiten. Erziehung ist in diesem Fall wirklich Arbeit.
Für die Kinder ist es die Katastrophe, wenn man sie wieder abschiebt, weil sie nicht "funktioniert haben". Was da eher nicht "funktioniert" hat, sind die Pflegeeltern in ihrer Erziehungsarbeit. Man muss wissen, dass sich Verbesserungen nicht über Nacht einstellen und dass man erst einmal das Vertrauen des Kindes, des Jugendlichen gewinnen muss. Ein Jahr ist bei solch einer Aufgabe manchmal gar nichts.
Manche Kinder haben eine wahre Odyssee hinter sich: Herausnahme aus der Familie, Heim, Pflegeeltern 1, wieder Heim, Pflegeeltern 2, wieder Heim usw. Solche Kinder wollen manchmal erst einmal testen, ob man sie trotzdem liebt, auch wenn sie in einem fort "Scheiße bauen". Manche Provokation ist als Test gedacht, ob das Netz auch stabil ist oder ob man wieder nur weitergereicht wird. Pflegeeltern, die mit so etwas nicht umgehen können oder so etwas noch nie erlebt haben, kommen sehr schnell an ihre Grenzen, vor allem, wenn die Familie in sich schon nicht stabil ist.
Deshalb überlege sehr genau, ob Du das kannst und ob Du das willst. Ein Pflegekind gibt man nicht einfach wieder ab, wenn es anstrengend wird. Es ist eine jahrelange Aufgabe, die man nicht im Handumdrehen erledigt.
 
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  • #8
Fast alle Frauen haben keine Ahnung von Erziehung wenn ihr Kind geboren wird. Im Krankenhaus gibt es erste praktische Einweisungen. Meine Frau hat vorher Bücher gelesen, aber Ahnung von Kindern hatte sich nicht. Ein Kinder-Führerschein wäre gut. Denn so manche Mutter ist dürftig in ihrer Rolle, glaubt sich aber im Kreise der Wissenden. Liebe FS, ich als Mann gebe dir Hoffnung auf eine Partnerschaft zurück, ungesehen. Du möchtest Liebe geben. Gebe den Mann nicht auf.
M
 
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