Hallo,
vielen Dank für eure sehr interessanten Antworten. Teilweise habe ich mir die Dinge auch schon so gedacht, teilweise neue Erkennnisse hinzu gewonnnen.
Gestern hatte ich ein Gespräch mit ihm. Wir hatten uns ja zwei Wochen nicht gesprochen, da wir im Klinsch lagen.
Gestern konnte ich mich zum ersten Mal richtig aussprechen und ihm sagen, wie sehr mich diese Aussagen verletzt haben. Nach seinem letzten "Knaller" vor 2 Wochen hatte ich ihm ja auch einige "Gemeinheiten" an den Kopf geworfen, darauf war Funkstille. Ich dachte, es sei wegen meiner Angriffe.
Nun stellte sich allerdings heraus, dass es anders war.
Er hat wohl auf eine sehr unbeholfene Art (eben die Beleidigungen) mir nur sagen wollen, dass er wirklich Freundschaft empfindet und ich absolut keine Angst haben müßte jemals zu einem seiner Jagdobjekte zu werden. Das er Prinzipien hätte und ich mich bei ihm hunderprozentig sicher fühlen könnte. Evtl. wollte er wohl auch vorbeugen, dass ich mich verliebe. (das hat er nicht gesagt, das denke ich mir nur so) Es ist Freundschaft, keine Masche. Ich habe ihm das geglaubt. Ihm aber auch gesagt, dass es besser gewesen wäre, er hätte mich das gleich so gesagt, anstatt über die blöden Sprüche.
Er konnte/kann wohl nicht damit umgehen, dass ich häufig nicht sofort reagiere. Bei mir müßen einige Aussagen manchmal erst "sacken", und erst im Nachhinein merke ich dann, was da eigentlich passiert ist, was er gesagt hat und dann setze ich nach. Manchmal dann auch per mail. Damit kann er wohl schlecht umgehen. Er versteht nicht, warum ich nicht gleich "meckere", wenn mir was nicht paßt, sondern erst "sammele" um dann seiner Meinung nach "komisch" zu reagieren. Naja, seine männl. Kumpel reagieren sicher anders, seine Freundin schluckt vermutlich eh alles.
In der Vergangenheit war es oft so, dass er mich nicht ausreden lies und ein solches Gespräch daher scheiterte. Gestern klappte das zum ersten Mal und war für mich tatsächlich befreiend.
Er selbst sagte mir noch, er käme etwas schlecht damit klar, dass ich mit mir Probleme hätte. Er fühle sich dem nicht gewachsen. Ich fragte ihn, was er damit meinte und er sagte, ich würde häufig völlig anders reagieren, als andere Menschen und er fände das manchmal unnormal.
Er spielte auf eine Situation an, wo er sich von mir Geld leihen wollte (eigentlich kein Problem) ich ihm aber noch nicht richtig traute und mich erkundigt hatte, ob das was er mir erzählte, auch wirklich stimmte. Es stimmte, was mich beruhigt hatte und somit war das kein Problem.
Er fühlte sich aber "verraten", dass ich ihm nicht vertraut hätte. (Bei Geld vertraue ich aber generell nicht.)
Auf Grund seiner Lügereien bei den Frauengeschichten hatte ich dies Vertrauen aber erst recht nicht. Er aber meinte, das wären ja zwei verschiedene Dinge. Fremdgehen/Frauensachen- und Geld. Ich sehe es aber so, wer bei dem einen lügt, lügt evtl. auch bei dem anderen.
Wie auch immer, ich hatte ihn mit meinem Mißtrauen (einerseits ja Mißtrauen, dass er mich doch evtl. irgendwann nur flach legen will und andererseit was das Geld angeht), wohl sehr verletzt.Für mich nur insoweit verständlich, da er aus einer anderen Kultur kommt und "Stolz" dort ja noch eine andere Rolle spielt.
Ehrlich gesagt, hatte ich gestern das Gefühl, dass wir zum ersten Mal wirklich richtig offen waren. Keine komischen Verdrehungen, weder von ihm noch von mir. Aus der erst sehr angespannten Situation wurde dann noch ein sehr lockerer Abend, wir haben Spass gehabt und uns noch gut unterhalten.
Ich bin mit einem guten, normalen Gefühl nach Hause gefahren.
Natürlich habe ich mich auch gefragt, warum ich mit ihm zusammen sein will/wollte. Trotz dieser komischen Art und auch meiner Überzeugung, dass ich nicht verliebt in ihn bin. (Kein Kribbeln, keine Eifersucht, gar nichts in der Art.)
Dazu muss ich sagen, dass mein Mann ja wirklich einfach abgehauen ist. Er war ein WE verschwunden, kam Montag wieder. Sagte, er hätte vor zwei Wochen eine Frau in einem Chat kennengelernt, diese am besagten WE das erste mal gesehen, festgestellt, dass ist jetzt seine neue Liebe (beim ersten Treffen!). Am Freitag kam er mit dem Möbelwagen und war weg. Und das nach fast zwanzig Jahren Ehe.
Meine "beste Freundin", war dann nach 2 Wochen der Meinung, ihr sei das mit mir zu anstrengend (obwohl sie nicht einmal bei mir war, wir nur ca. jeden zweiten Tag telefoniert hatten), ich sollte nicht mehr über meine Ehe und meinen Mann reden und überhaupt hätte sie genug eigene Probleme und da brach der Kontakt ebenfalls ab.
Und da stand ich dann ganz alleine. Aber ER war eben da. Ich kannte ihn zwar über den Sport (er ist mein Trainer) erst ca. 2 Monate, aber er hat mich immerhin abgelenkt, zeitweise auch aufgebaut. (sowohl beim Abnehmen, als auch, wie toll ich mich sportlich entwickelt hätte) und ich konnte der Einsamkeit Zuhause entfliegen. Kam einfach raus und mußte nicht mehr nachdenken.
Das hat mir schon sehr geholfen. Und selbst wenn ich mich über ihn geärgert habe, "sass" das nicht so tief, wie die Enttäuschung über meinen Mann und meine Freundin, weil er in meinem Herzen natürlich noch gar keinen so großen Platz hatte. Er rückt ja erst jetzt tiefer in mein Herz, daher treffen mich auch erst jetzt solche Sprüche mehr.
Vielleicht ist es auch so, dass er als "Mann" für mich eine "Übergangslösung" ist. Hört sich böse an und bewußt weiß ich das nicht, aber es könnte ja sein. Er gibt mir natürlich etwas anderes, als mir die Gespräche oder Unternehmungen mit Freundinnen geben. Die sind mir auch sehr wichtig. Aber er gibt mir trotz allem ein Stück weit Geborgenheit. Wenn ich alleine z.B. tanzen gehe, habe ich immer das Problem, dass ich blöd angemacht werde. Und ich will das nicht. Es ist unschön, vom Auto zum Lokal laufen zu müssen, an Typen vorbei und blöde Sprüche zu bekommen. Ist er dabei, passiert mir das nicht. Allein weil er neben mir geht. Ich habe keine Sorge, wo ich parke etc. Und bei diesen Dingen ist er auch immer hundertprozentig da. Mich hat einmal ein sehr betrunkener Mann sehr primitiv angemacht, sodass ich wirklich Angst bekam. Er war aber sofort da und ging dazwischen. Und das macht er immer. Und ich denke, er würde auch sein Leben in solchen Momenten für mich geben. Das ist dann wieder die positivere Seite seiner Kultur. Es ist selbstverständlich die Frau zu beschützen. Ob es eben die eigene Frau ist oder "nur" eine Freundin/Kumpelin.
Ich bin froh über das Gespräch gestern. Mir geht es besser und ich werde jetzt versuchen, das ganze sehr locker zu sehen und sollten wieder solche "Knaller" kommen, ihn auch sofort zu sagen, dass ich das nicht will.
Lernbeziehung? Ja, ein Stückweit bestimmt. Aber vielleicht hilft es mir ja auch.
Solange ich mich gut fühle, werde ich es laufen lassen. Sollte es wieder so werden, wie bis gestern, werde ich es abbrechen. Mal sehen, wie es weitergeht.
Es gibt ja auch schwierige Frauenfreundschaften. Nicht immer läuft dabei ja alles ohne Enttäuschungen ab, auch die können belastend sein. Nur habe ich damit sehr viel mehr Erfahrungen als mit platonischen Freundschaften zu Männern. Daher lernt sicher nicht nur er, sondern ich auch.
Vielen Dank für alle eure Meinungen. Hat mir sehr geholfen und ich werde weiter berichten, wie es weitergeht.