Ich war mal ein Jahr mit einem professinellen Pokerspieler zusammen. Auch einer, der behauptet dadurch deutlich mehr zu verdienen, als im elterlichen Bau-/Immobiliengeschäft. Wer einen normalen Job hat, wird von ihm als "Bausparer" betitelt. Das sollte immer hervorheben, wie risikoreich, easy und aufregend er doch an Geld kommt.
Im Fussballverein oder im Biergarten hat er immer den großen Macker gegeben, doch irgendwann war mir aufgefallen, dass er nie die Rechnung übernahm. Jeder hat mal 'ne Runde übernommen; er nie. Wenn ich zu ihm kam, musste ich immer Lebensmittel mitbringen. Sein Kühlschrank war angeblich voller Delikatessen, doch meist waren das nur Oliven oder alt gewordene Wurst aus Spanien.
So ein Pokerspieler führt ein anderen Lebensrythmus. Die zocken Nachts im Online-Poker, spielen dort intensiv um möglich immer irgendeinen Neuling auszunehmen. Tagsüber wird geschlafen oder Freitzeitbeschäftigungen nachgegangen. Zusätzlich wird regelmäßig zu Turnieren nach Österreich, London oder Barcelona gereist. Und natürlich auch zur Weltmeisterschaft in Las Vegas. Ich wurde mehrfach gefragt, ob ich mich an seinem Startgeld beteiligen möchte; für 5000 Euro. Verschiedene Freunde hätten ihm das schon gezahlt und mit Gewinn zurück bekommen. Mir war es recht, wie er sein Geld verdient, wollte da aber nicht mitmachen. Ab und zu schien er ganz erfolgreich zu sein, jedoch war das immer nur von kurzer Dauer. Fotos von Turniergewinnen und Interneteinträge waren schon ein paar Jahre alt.
Bis heute weiss ich nicht, ob er wirklich Geld damit "verdient" hat, so dass was übrig bleibt, nachdem man auch in die Rentenversicherung eingezahlt hat.
Manchmal machte es den Einduck, dass das nicht der Fall ist. Seine Krankenversicherung zahlen die Eltern, sein Bruder versucht ihn im Familienbetrieb einzubinden, sein Auto ist in die Jahre gekommen, er zieht alle 2-3 Jahre um, hat Ärger mit jedem Vermieter, kürzt aus Fantasiegründen die Miete. Inzwischen glaube ich, sein Leben ist ein einziger Bluff.
w42