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  • #1

Polyamorie als Ausrede für offenes Fremdgehen?

Ich habe vor kurzem in einem renommierten Magazin von diesem Thema gelesen http://www.zeit.de/lebensart/partnerschaft/2010-12/polyamorie und finde es ziemlich erschreckend, dass es wirklich Menschen gibt, die das Ihren Kindern antun. Werden diese Kinder nicht automatisch zu Außenseitern erzogen, weil diese ganz öffentlich Ihre Andersartigkeit ausleben? Was haltet Ihr von diesem Beziehungskonzept? Ich kann da wirklich nur staunen und frage mich ernsthaft, wie so etwas zustande kommt...
 
  • #2
Für mich wäre Polyamorie nichts, ich empfinde eine ausschließliche Zweierbeziehung einfach als "besonderer".
Um die Kinder würde ich mir aber weniger Sorgen machen. Sie werden geliebt, haben immer noch eine überschaubare Zahl fester Bezugsprsonen. Und sie müssen deswegen nicht zu Außenseitern werden. Im Kindergarten und in der Schule haben mich die Familienverhältnisse der anderen Kinder immer herzlich wenig interessiert, meine Freunde habe ich mir nach anderen Kriterien ausgesucht.
 
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  • #3
1) Polyamorie ist keine Ausrede für offenes Fremdgehen.
Fremdgehen impliziert schon im Begriff Untreue, in der beschriebenen Beziehung gibt es aber keine Untreue, weil die beteiligten Personen keine Pärchen-Exklusivität vereinbart haben.
Sie sind vielmehr zu dritt ein "Paar".

(Ich würde es allerdings als Untreue ansehen, wenn eine der beteiligten Personen ohne Asprache eine Affäre mit einer vierten Person hätte.)

2) Es gibt auch so in der Realität viele verschiedenartige Familienentwürfe, sei es aufgrund von Trennungen und neuen Partnern, Tod und Wiederverheiratung, gleichgeschlechtliche Paare, etc. Nicht umsonst wurde der Begriff der "Patchwork-Familie" erfunden.

Zum Außenseiter wird man gemacht, und zwar hauptsächlich von engstirnigen Mitgliedern der Elterngeneration und älter.
 
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  • #4
@2
Tolle Erklärung für die Tatsache nicht in einer Zweierbeziehung leben zu wollen - ob ohne Absprache (Fremdgehen) oder mit Absprache (sogenannte Polyamorie), man will eben seine Triebe ausleben. Ziemlich ähnlich also.

Kinder lernen durch Beobachtung und Vorbild, das ist eine Tatsache.

Fragesteller, Du möchtest wissen, wie so etwas zustande kommt .... man möchte seine Triebe ausleben, andersartig ist daran nur, dass die Menschen mit diesem Lebensentwurf sich, was das betrifft, nicht beschränken wollen, denn so eine 'Absprache' ist ja variierbar.
 
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  • #5
@3
es gibt viele Lebensentwuerfe auf dieser Welt und das eine mag fuer dich falsch sein, aber das ist nicht zwangslaeufig bei jedem so. Jedem das seine und wenn's keinen Beteiligten verletzt, ist es doch ok so.

Mag sein, dass den Kindern nicht die alte gute Zweierbeziehung vorgelebt wird aber immerhin lernen sie, ehrlich und tolerant zu sein. Auch die Triebe gehoeren zum Leben dazu und hier wird auf jeden Fall eine reifere Form des Auslebens praktiziert als einfach fremdzugehen. Was uebrigens viel schaedlicher fuer die Kinder ist.......
 
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  • #6
Ich stimme #2 zu.
Für mich kommt so ein Lebens- und Liebeskonzept nicht in Frage, ich lebe in einer glücklichen Zweierbeziehung und kann mir nichts anderes vorstellen und wünsche mir nichts anderes.

Aber es ist richtig: es gibt heutzutage in unserer Kultur viele verschiedene Lebensentwürfe. Wie bei vielen anderen Themen auch kommt es auf die Kompatibilität an. Wenn Menschen in polyamourösen Partnerschaften glücklich werden, wenn sie sich selbst und anderen nicht schaden - bitte sehr. Offenheit finde ich viel besser als heimliches Fremdgehen und den Partner betrügen.

Dass es den Kindern schadet, das glaube ich beim besten Willen nicht. Sie wissen doch, wer ihre Eltern sind. Sie werden geliebt. Sie kriegen auch im Detail wohl kaum mit, dass Papa und Mama noch andere sexuelle Beziehungen haben, und es interessiert sie auch herzlich wenig. Für sie sind die anderen Personen einfach Freunde und Freundinnen der Eltern, wie Onkel und Tanten. Damit meine ich nicht, dass man sie belügen soll, aber Kinder, kleine Kinder, interessieren sich normalerweise nicht für Sex und für das Sexualleben von Erwachsenen, auch und schon gar nicht für das ihrer Eltern.
 
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  • #7
#2 an #3:
Polyamorie ist mehr als nur seine Triebe ausleben wollen - letzteres wären offene Beziehungen, also Affären/ONS mit Absprache.
Polyamorie ist eine feste Liebesbeziehung zwischen mehr als zwei Personen.

Es ist auch nicht so, dass Personen in polyamoren Beziehungen sich nicht beschränken wollen. Sie beschränken sich durchaus, aber eben auf z.B. zwei Personen anstatt auf eine.

Aber in jeder Beziehung, ob poly oder klassisch monogam gibt es Absprachen. In klassischen monogamen Beziehungen ist den beteiligten vielleicht nicht so bewusst, weil sie einfach die klassischen "AGB" abnicken können, ohne groß darüber nachzudenken.

Aber wenn man Absprachen getroffen hat, kann man sie nicht einfach variieren. Man kann versuchen, sie neu zu verhandeln, oder, wenn man sich nicht einig wird, kann man sie kündigen - Trennung. Kommt regelmäßig auch in Zweierbeziehungen vor.
 
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  • #8
@#6

"Es ist auch nicht so, dass Personen in polyamoren Beziehungen sich nicht beschränken wollen. Sie beschränken sich durchaus, aber eben auf z.B. zwei Personen anstatt auf eine."

Dem muss ich leider widersprechen!
Ich hatte hier bei EP einen polyamoren Herrn kennengelernt. Der hatte eine feste 'Hauptfrau' und strebte weitere Beziehungen an. Geträumt hat er davon, sechs polyamore Beziehungen zu haben ... wenn man sich dann vorstellt, dass die Frauen auch noch weitere Beziehungen haben könnten - da ergibt sich u.U. ein weites Geflecht, das mit Überschaubarkeit nicht mehr viel zu tun haben muss.
 
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  • #9
Man kann nur sich selbst und seinen Gefühlen treu sein. Wenn da Liebe ist dann ist da Liebe. Es ist eine apsolute Qualität den eigenen Partner nicht als Besitz zu betrachten sondern als Vertrauten wo Liebe und Freiheit herrscht und nicht Eifersucht und Mißtrauen. Dieses Muster ist sicher auch für Kinder besser, wie die meist so öden Kleinstfamilie, wo keiner sich entfalten kann. Liebe ist grenzenlos....
 
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  • #10
#7 ... auch ich habe einen solchen Mann über eine Partnerbörse kennengelernt. Vielleicht war es sogar derselbe. Auch er hatte eine Hauptfrau, und er wollte daneben noch sechs weitere Frauen haben. Als ich ihm mitteilte, dass dies für mich nicht in Frage käme, reagierte er ziemlich ungehalten. Er meinte, ich sei ja in den pubertären Schuhen stecken geblieben und sei ein kleines Mädchen, das noch von der großen Liebe träumt.

Möglicherweise kann man wirklich mehrere Partner lieben, aber sicher nicht jeden in der gleichen Intensität. Manchmal wird von Freunden der Polyamorie argumentiert, dass man ja neben dem Partner auch seine Kinder liebt. Das stimmt wohl, aber sicher nicht in der selben Form.

w / 43
 
  • #11
Mir scheint, als würde der Herr eher eine offene Beziehung anstrebt... um für so viele Frauen da zu sein, müsste ich meinen Job kündigen und einen Rabattvertrag mit einem großen Pharmahersteller schließen. Ich selbst hatte nie eine polyamoröse Beziehung, stelle mir aber vor, dass alle Partner sehr selbstbewusst, mit beiden Beinen im Leben stehend sein müssen. Und dann ist noch die Frage, ob alle Partner gleichberechtigt sind, oder es Abstufungen gibt; ob mit allen Partnern eine langfristige Verbindung geplant ist, oder ein Partner nur eine Weile lang den Weg mitgeht und dann sich später wieder löst.

Ich glaube, dass es viel mehr abzuklären gibt als in einer monogamen Beziehung; für die Kinder ist es vielleicht sogar besser, da die Kindererziehung zeitlich wesentlich besser organisiert werden kann. Ich glaube, es ist auch komplizierter als eine offene Beziehung, bei der der sexuelle Kick im Vordergrund steht, würde aber wahrscheinlich wesentlich weniger Konfliktstoff bieten.
 
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  • #12
#7: wieviele "Partner" für den einzelnen möglich sind, variiert eben individuell. Ich könnte mir z.B. max. 3, vielleicht auch noch 4 vorstellen, wobei Nr. 3 und 4 dann am besten weiter weg wohnen sollten, sonst könnte ich das emotional nicht mehr schaffen.

Ich habe auch schon darüber nachgedacht, als ich einmal innerhalb weniger Monate 3 interessante Männer kennengelernt hatte. Mein Problem wäre hier, dass ich nicht fähig wäre, nach außen hin dazu zu stehen....hätte auch keine Lust, ständig Erklärungen dafür abgeben zu müssen.
Dass Kinder davon einen Schaden bekommen? Das glaube ich nicht, im Gegenteil. Da, wie bereits oben erwähnt, die Betreuung vermutlich besser zu organisieren ist.
w43
 
  • #13
@11
#7: wieviele "Partner" für den einzelnen möglich sind, variiert eben individuell. Ich könnte mir z.B. max. 3, vielleicht auch noch 4 vorstellen, wobei Nr. 3 und 4 dann am besten weiter weg wohnen sollten, sonst könnte ich das emotional nicht mehr schaffen

Ah, vielleicht sollten wir versuchen einen Rekord aufzustellen, wer kann mehr Emotional verkraften?

Nö, ganz ehrlich wenn es EINE Frau nicht ausreicht mich emotional zu erfüllen lass ich es. Ich finde eine RICHTIGE ist viiiieeeel besser als 5x 20%tige.
 
  • #14
ich kenne genau eine einzige Beziehung die "Polyamurös" ist und die hält schon sehr lange weil die Frau in der Beziehung die heimliche Macht ist ..inkl. Kinder und Co. was mir aber aufgefallen ist, war das die jeweils andere Frau gewechselt hatte und die "Hauptfrau" blieb.. und es ging nicht immer reibungsfrei..

wobei Polyamorie nicht gleichbedeutend mit "wahlloser Sex" ist... er und sie liebten halt noch einen in der Beziehung.. einige scheinen das mit "swingern" zu verwechseln..
 
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  • #15
Die Polyamorie ist postfeministisch

Polyamorisches Verhalten meint nicht heimliches Fremdgehen, sondern ist gewissermaßen der m.E. vergebliche Versuch, Offenheit über Parallelbeziehungen herzustellen und alle zur Toleranz zu zwingen.
Für Leute, die in Sekten gemeinsam Sex hatten ist es leichter so zu leben. Für alle, die nur Erfahrung als serielle Monogamisten haben, ist es sehr theoretisch.

In Künstlerkolonien gab es immer schon durch das dichte Wohnen polyamorische Verhältnisse. Oft ist es aber eben nur von begrenzter Dauer und nur ohne die gemeinsame Verantwortung zur Kindererziehung wirklich praktikabel.

Angekündigtes Fremdgehen ist nicht polyamorisch, weil diese Lebensform eine gleichwertige parallele Liebesbeziehung zu zwei Menschen mit denselben Pflichten und Rechten meint.
Bisexuelle Dreiecksbeziehungen gehören genauso dazu wie das Aufsplitten in zwei Lebenspartner an verschiedenen Orten.
Der Witz ist, dass alle sich vertragen sollen, was eben meist eitle Hoffnung bleibt. Als Nebenfrau in so einen Verbund hinein zu kommen ist automatisch die schwächste Position die frau finden kann.
 
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  • #16
Liebe(r) FS

wir sitzen mit unseren Gefühlen zwischen immer mehr Stühlen. Ich denke nicht dass die ohnehin vorhandene Problematik zwischen den Geschlechtern reduziert wird indem man noch mehr Leute ins Boot holt oder Parallelbeziehungen nebenher laufen lässt.

Würde ich merken ich bin nur die Parallelbeziehung (sprich: die Geliebte, bloß mit "mehr Transparenz") würde ich die Sache unverzüglich beenden.
 
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  • #17
Ich hätte nicht einmal unbedingt ein Problem, mir einen Mann zu teilen. Es kommt eben darauf an, wer die andere Frau ist. Bei manchen Freundinnen weiß ich, dass sie mich wirklich mögen und nicht nur als Ersatz, wenn der Partner gerade nicht da ist. Da würde sogar in der Richtung eine Dreierbeziehung wunderbar funktionieren. Ein eifersüchtiges Hausmütterchen dagegen hätte ich nicht gerne als Zweitfrau. Aber es kann sogar sein, dass solche Beziehungen erfüllender sind: Die Frauen teilen sich einen tollen Mann (und müssen nicht die weniger tollen unter sich aufteilen), und ihre Redebedürfnisse können sie auch erfüllen, sich bei der Kinderversorgung unterstützen und so weiter...

Mehr als einen Mann zu haben - das umgekehrte Modell - ist auch nicht schlecht.

Die meisten können sich über das Gewohnte einfach nicht hinausdenken, deren Sache. Man sollte sich nur dessen bewusst sein, dass das, was man als normal empfindet, nicht über alle Zeiten und Kulturen hinweg als normal gilt. Da fehlt dann anscheinend jeder Blick über den eigenen Tellerrand und jede Phantasie.

Für Kinder muss das überhaupt keinen Schaden bedeuten. Weil sie zu Außenseitern würden, ist ohnehin eine tolle Begründung. Das bedeutet ja, dass die Intoleranz anderer Schuld wäre, wenn die Kinder Probleme bekämen. Mit solch intoleranten Personen wollen sich aber nicht alle Eltern abgeben, insofern müssen sie sich mit denen auch nicht auseinandersetzen.

Genauso wenig wie sich die typische Kleinfamilie mit anderen Modellen auseinandersetzen muss. Wenn sie doch so glücklich sind... warum fällt es ihnen dann so schwer, andere ihren eigenen Weg gehen zu lassen?
 
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