@ Frederika # 16
Das, was # 15 schreibt, kann ich persönlich sehr gut nachvollziehen und finde es - genauso wie Volljurist in # 19 - auch nicht inkonsequent.
Eine Frau, die vergewaltigt wurde, hatte - wenn sie nicht z.b. durch Pille / Spirale o.ä. dauerhaft verhütet, keinerlei Einfluss darauf, ob es zu einer Schwangerschaft kommt oder nicht. Sie ist damit nicht nur sexuell vergewaltigt worden, sondern noch in weiteren Aspekten ihres Lebens und ihrer Zukunft. Demnach finde ich es auch vollkommen verständlich, diesen Fall als Ausnahme zu betrachten. Diese Frau zu zwingen, eine Schwangerschaft und eine Geburt über sich ergehen zu lassen, empfinde ich als absolut grausam. 9 Monate Schwangerschaft sind eine lange Zeit, in der der Körper und die Psyche der Frau auf vielfältigste und teils sehr tiefgreifende Art verändert und teils eben auch beeinträchtigt wird. Das alles nehmen Frauen bei einem Wunschkind gerne auf sich und genießen diese Zeit teils sogar sehr. Bei einer vergewaltigten Frau muss aber jede spürbare Bewegung des Kindes, jedes weitere Wachsen des Bauchs unweigerlich zur Erinnerung an die erfahrene Vergewaltigung führen. So etwas von jemandem zu verlangen, ist einfach zu krass und aus meiner Sicht auch nicht christlich.
Aber eine Frau, die einfach gar nicht oder nur sehr fahrlässig verhütet hat, befindet sich nicht in einer solchen Zwangslage. Ihr ist keine Gewalt angetan worden und sie hat es selbst in der Hand, ob sie schwanger wird oder nicht. Denn wer halbwegs intelligent und sorgfältig verhütet, ist im Normalfall äußerst gut geschützt. (Ausnahmen wie Rest- Risiken, die auch bei Pille / Spirale und Co. bleiben, klammere ich jetzt der Einfachheit halber mal aus.) Ich denke hier an Frauen, die einfach mit einem Mann ins Bett gehen und dabei überhaupt nicht verhüten oder sich lediglich z.B. auf ein Kondom verlassen und dieses auch noch fahrlässig aussuchen, benutzen, abziehen usw oder ein ähnliches Szenario. Ich finde es dann schon recht grotesk wenn solche Frauen eine Abtreibung sozusagen als "nachträgliche Verhütung" betrachten und einsetzen statt sich vorher wie ein verantwortungsvoller Mensch zu verhalten. Dass das Leben der Frau - wie Du schreibst - durch eine Schwangerschaft nicht so verläuft wie beabsichtigt, ist vollkommen klar. Meiner Meinung nach ist das aber im Gegensatz zu einer Schwangerschaft durch Vergewaltigung noch halbwegs hinnehmbar bzw. damit überhaupt nicht vergleichbar.
Ich persönlich würde auch bei schweren Behinderungen eine Abtreibung in Betracht ziehen - wobei die Abwägung, ab wann eine Behinderung schwerwiegend ist, mir wohl sehr schwerfallen würde. Allerdings erschreckt es mich immer etwas, wenn ich mir vorstelle, wie lange bei schweren Behinderungen eine Abtreibung zulässig ist. Meines Wissens ist in solchen Fällen eine Abtreibung bis zum 6., teils sogar bis zum 7. Monat zulässig. Ich selbst bin mit 6 Monaten geboren worden und war ohne Hilfe von Apparaten lebensfähig. Ich mußte allerdings volle 3 Monate im Brutkasten nachbrüten.

Zum damaligen Zeitpunkt lag die Chance, überhaupt zu überleben, bei gerade mal 5 %. Die Chance, dies unbehindert zu überleben, ging damals gegen 0. Demnach erfüllt es mich persönlich - wie leicht zu verstehen sein wird - mit sehr unguten Gefühlen wenn ich daran denke, dass bei einer Abtreibung in einer solch fortgeschrittenen Schwangerschaftsphase ein ggf. vollkommen lebensfähiger Mensch abgetrieben wird....
Knallharte Dogmatiker oder äußerst religiöse Menschen sind ja teils absolut gegen jede Art von Abtreibung. Das ist LOGISCH nachvollziehbar wenn man das ungeborene Leben über das Leben und die Selbstbestimmung der Frau stellt. Bei auch EMOTIONALER Betrachtung ist eine solche Betrachtungsweise jedoch nicht hinnehmbar.
Was die Ursprungsfrage angeht: Ich verstehe nicht, warum der Gesetzgeber einerseits bei einer normalen, natürlichen Schwangerschaft Pränataldiagnostik erlaubt und damit natürlich auch die steigende Zahl der Abtreibungen billigt, bei einer Befruchtung außerhalb des Körpers ein Problem darin sieht, dass eine Schwangerschaft von Anfang an verhindert wird. Wenn die Frau es will, kommt es so oder so nicht zur Geburt des Kindes. Dann läßt sie sich die befruchtete Eizellle eben einpflanzen und treibt dann ab. Das sind unnötige Kosten, ein unnötiger körperlicher Eingriff und in meinen Augen ziemlich unlogisch.