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  • #1

Scheidung - das Kind mit dem Koffer

Im Nachbarthread gibt es einen Vater, der die Kinderbetreuung nach einer Scheidung so lösen möchte: 4 Tage (Mo-DO) bei der Exfrau und 3 Tage (Fr-So) bei ihm. Das ist sicher gut überlegt, gerecht und üblich.
Ich möchte aber wissen, ob sich jemals jemand darüber Gedanken gemacht hat, wie unangenehm es für Kinder sein muss, ständig mit der Reisetasche in der Hand zu leben. Wieso müssen viele seßhafte und weniger flexible Kinder dafür büßen, wenn die Eltern sich scheiden lassen und hinfort mit zwei Zuhause klarkommen?
Die Frage ist ernst gemeint. Gäbe es denn auch andere Lösungen?
 
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  • #2
Meine Feundin macht das seit vielen Jahren mit ihrem Ex-mann, der nicht weit wohnt.
Der Mann arbeitet freiberuflich und sie versucht die Arbeitszeiten ihrer 3/4 Stelle nach Absprache einzurichten.

Ich habe den Eindruck, dass der gemeinsame Sohn sich sehr wohl fühlt. Er ist inzwischen 12 Jahre. Dadurch hat er auch viel Kontakt zu seiner älteren Halbschwester.
 
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  • #3
Ich bin so groß geworden. Bin sogar noch zu einer dritten Patei (Großeltern) gependelt. Sprich ich bin ganz schön rumgekommen. Meine Kindheit war vielseitig, denn meine getrenneten Eltern hatten neue Partner die auch Kinder hatten. War immer recht viel los. Es ist ok für mich, auch im nachhinein. Als Kind hat es mich nicht interessiert, was die Anderen sagen und heute noch weniger.

Ich sehe auch einen großen Vorteil. Bin schon ziemlich früh selbständig gewesen und mich auch alleine bekocht. Früh ausgezogen. Wären meine Eltern meinetwegen zusammengeblieben, wäre es wohl anders gelaufen. So waren sie wieder in einer neuen glücklichen Beziehung. Es gab keine Streit oder Gewalt. Viele Geschenke ;-) Und Programm am Wochenende.

Habe keine Groll oder einen Psycho-Schaden bekommen. Muß nichts aufarbeiten.
Mich nerven Friede-Freude-Eierkuchen-Familien. Aber dass war es auch schon! w
 
  • #4
Ich fände es auch zu belastend für die Kinder, bei uns bewegen sich die Erwachsenen resp. machen Platz:
Modell: Die Kinder bleiben im Haus, der Vater besucht sie wann immer er arbeitsmäßig kann/möchte, hat dazu ein Gästezimmer, aber wie früher üblich auch Zutritt zu allem, und ich einen toleranten, spontanen neuen Partner, der, wenn er nicht wie letztes WE verplant ist, diese Zeit gern mit mir allein oder zu dritt mit seinem Sohn nutzt (außerhäusig). Das geht, wenn man keinen Rosenkrieg führte.
 
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  • #5
Wieso denn Reisetasche?
Zwei Kinderzimmern mit zwei Kleiderschränken. Und zwei Zahnbürsten. Das Lieblingsspielzeug kommt in den Rucksack. Wo ist das Problem?
 
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  • #6
Das Kind gewöhnt sich da schnell dran, weil es ja 2 Kinderzimmer hat. SO gesehen sind eben die einen SPielsachen bei Mama und die anderen bei Papa. Schlimmer ist es, wenn die Eltern nach der Trennung immer noch streiten oder dem anderen über das Kind eins reinwürgen wollen.
Ich kenne auch ein Mädchen (jetzt 7), was seit 2 Jahren schon 3 Tage Papa und 4 Tage Mama hat. Geht bestens, die wohnen auch nur 4 STraßen voneinander entfernt. Mal holt Papa das Kind ab, mal Mama. Das Kind wächst sehr behütet auf- zu Schulfesten o.ä. sind immer beide da.
Meine Kinder werden nur am WE vom Papa abgeholt. Aber auch die findens ok.
Immerhin beschäftigt sich immer jemand mit ihnen. Und das sogar recht intensiv, habe nicht das Gefühl, dass das einem Kind schaden könnte.

w,40
 
  • #7
Einen Fall kenne ich, in dem das mittlerweile 13jährige Kind im Wechsel eine Wochen bei Mama und eine Woche bei Papa lebt. In beiden Wohnungen hat er sein eigenes Zimmer, er kann normal zur Schule gehen (Eltern leben im gleichen Stadtteil) und er fühlt sich an beiden Orten richtig zu hause.
Beide Eltern leben Alltag mit ihm und nicht nur das Wochenende (Fr-So ist ja auch nichts anderes als Wochenende), keiner ist nur für die langweiligen Sachen bzw. nur für den Spaß zuständig.

Vor zwei Jahren ist dann die Mutter schwer erkrankt und gerade so dem Tod von der Schippe gesprungen. In der Situation war es sehr gut für das Kind, ohne große Umgewöhnung mal für längere Zeit beim Vater zu sein.
 
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  • #8
Ich habe meiner Exfrau ein ähnliches Modell - fünf Tage mein Sohn bei mir, beide Tage am Wochenende bei ihr - vorgeschlagen, weil mein Sohn bei mir leben wollte und ich ihm beide Elternteile nah erhalten wollte. Es hat nicht funktioniert. Das lag aber daran, dass meine Exfrau mit dem Kind überfordert war und er deshalb gern bis auf Besuche bei seiner Mutter fest in meinem Haushalt bleiben wollte. Ich finde das Modell nach wie vor optimal, wenn beide Eltern nahe zusammen wohnen, dann kann das Kind pendeln, hat in beiden Haushalten alles, was es braucht und keine Tasche in der Hand, sondern höchstens das Lieblingskuscheltier.
 
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  • #9
Ich habe keine Kinder, kann mich aber erinnern, dass ich derartige Herumreisereien immer gehasst habe (Urlaubsreisen ausgenommen). Auch als ich meinen Mann kennenlernte bin ich rasch zu ihm gezogen, da mir das pendeln von der elterlichen Wohnung zu ihm am Wochenende auf Dauer einfach lästig war.
 
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  • #10
Jedes Kind ist anders und ich bin der Überzeugung, dass man das individuell zu entscheiden hat und sich die Erwachsenen nach dem Kind zu richten haben. Ich war immer sehr ruhig und mir war Beständigkeit wichtig. Nach der Trennung der Eltern fand ich es soooo lästig zu meinem Vater zu gehen. Außerdem wusste er nicht viel anzufangen mit mir. Da ich noch ruhiger wurde, weil der Rosenkrieg wichtiger war, man mich ENDLICH fragte was ich wollte, rückte ich mit der Sprache raus und musste nicht mehr bei Vater übernachten, sondern ihn nur noch besuchen. Das tat ich aber gern und in den paar Stunden vielen uns dann auch Unternehmungen ein. Also: Fragt das Kind, ihr hattet euch entschieden eines zu bekommen, nehmt dieses nun ernst. w_35
 
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  • #11
Es ist normalerweise für ein Kind eine Katastrophe, wenn die Eltern sich nicht mehr verstehen, sich nicht mehr lieben.
Bei mir als Kind war es so, dass meine Eltern zusammen geblieben sind und es war schrecklich. Ich hatte nie einen liebevollen Umgang zwischen Mann und Frau in Echt erlebt, nie vorgelebt bekommen. Meine Eltern haben sich nie geküsst oder in den Arm genommen, mich auch nicht.

Meine eigene Ehe, aus der ein Kind hervorgegangen ist, war auch unglücklich, ich bin fast zugrunde gegangen, habe mich scheiden lassen und lege großen Wert darauf, dass das Kind nicht einen Koffer benötigt, weil eben alles bei mir in meiner Wohnung vorhanden ist.

Kenne aber auch die Koffer-Geschichte aus dem Bekanntenkreis.

Meine Meinung: Hauptsache, das Kind wird geliebt. Ob mit Koffer oder ohne.

m 41
 
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  • #12
Du verkennst die Lage und denkst "typisch erwachsen" (eben so wie du es als Mutter/Vater gut fändest, aber nicht, wie die Kinderseele sich dabei fühlt). Du findest fahren anstrengend und schlimm - ist logisch - weißt du aber, was das Kind am schlimmsten findet? - Wenn ein Elternteil von ihm weggerissen wird, denn darum geht es ja! Viele Kinder kommen mit langem Fahren sehr gut zurecht, wenn sie dafür Papa oder Mama sehen dürfen, und gewissermaßen einen normalen Alltag mit beiden leben dürfen. Das ist Luxus, den kaum ein Scheidungskind genießen darf!

Außerdem fördert alleiniges Reisen per Zug oder Flug auch gleich die Eigenständigkeit, die viele Kinder frühzeitig schon genießen, wenn sie es dürfen.

Kann es eher sein, dass du einfach nur ein alleinerziehnder Elternteil bist und jetzt bloß nicht dein Kind "hergeben" willst? So klingt es nämlich.

Ein Kind WILL Mutter und Vater gleichermaßen bei sich haben, möglichst zu 50/50. Ich sehe es eher als bedenklicher, wenn das Kind nur mit der Mutter aufwachsen muss, und der Vater gänzlich abgeschoben wird oder das Kind den Vater nur weniger sehen darf. Das sorgt für keine gesunde Entwicklung. Das Kind bekommt so oftmals noch nichtmal ein sinnvolles Argument von der Mutter, warum es den Vater gerade nicht sehen darf (oder auch andersrum).

Deswegen sollte man wirklich mal kindgerecht denken und kindgerecht denken unterscheidet sich grundlegend (auch in der Logik) vom Erwachsenendenken.

Das Kind muss nirgendwo hin, wo es nicht will!
Da hast du was falsch aufgeschnappt!

In der Regel wird das "Herumkoffern" so gelöst, weil das Kind beide Elternteile dringend braucht und sehen will (der Vater erlaubt dies und jenes, die Mutter erlaubt wiederum was anderes = beide wichtig) und einseitiges Beglucke von einem Elternteil auch nervig sein kann, in das ein alleinerziehender Part schnell fällt (Stichwort: Kind als Partnerersatz/nicht los lassen wollen). Den Kindern tut es dann gut, wenn sie zur Abwechslung auch mal weg können.
 
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  • #13
FS:
ich bin kinderlos. Mein Interesse gilt lediglich der Frage wie Eltern das sehen und sich überlegen, da ich im Freundeskreis Trennungen miterlebe und die Frage dann im Raum steht, Ebenso lese ich hier im Forum mit woher ja auch mein Beispiel stammt!
Dass Kinder am Liebsten eine intakte Familie um sich haben ist sonnenklar. Auch sind nach einer Trennung beide Elternteile in zumindest "greifbarer Nähe" wichtig. Das ist hier aber nicht meine Frage gewesen.

Ich habe oft den Eindruck, dass die Zeit und der Lebensraum der Kinder aufgeteilt wird, wie es nur für die Eltern günstig ist und nicht, wie es für das Kind am Besten wäre. Zwei Kinderzimmer zu besitzen und nur das Stofftier einzupacken mag zwar perfekt klingen, ist aber ab einem gewissen Alter so sicher nicht mehr machbar und kann zum Stress pur werden. Man denke an Freunde, Hobbies und Interessen und die dazugehörige Ausrüstung, Lernmaterialien etc. die man nicht so einfach immer mitschleppen kann und wo dann das herumgemotze beginnt. Zumindest darf ich das als Außenstehender so mitverfolgen.

Ich hörte von einem Modell, wo das Kind die fixe Wohnung hat und die Eltern jeweils für einige Tage mitwohnen. Wer jetzt laut aufschreit, dass dies ja nicht ginge, der kann sich vorstellen, wie mühsam das dann umgekehrt auch für die Kinder sein muss.

Danke jedenfalls für die Antworten! Ich finde das Thema interessant und es ist spannend eure Ansichten dazu zu lesen.
 
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