@87: Nein, das siehst Du falsch, das ist kein Widerspruch. (Ich glaube allerdings, ehrlich gesagt, Du weisst eigentlich schon, wie ich es meine! ;-))
Also, ich versuch's an einem Beispiel: Wenn ich eine Frau kennenlernen würde, deren grösste Leidenschaft Motorcrossfahren ist, dann würde diese Frau mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu mir passen, weil mir dieser Sport überhaupt nicht zusagen würde und ich mir nicht vorstellen könnte, bei dem Sport zuzusehen, geschweige denn ihn selber auszuprobieren. Wenn ich aber eine Frau kennenlernen würde, deren grösste Leidenschaft Golfspielen ist, würde ich im ersten Moment vielleicht denken 'warum auch nicht?' oder 'das wäre doch auch mal was!' - ob mir der Sport dann wirklich gefallen würde, weiss ich natürlich nicht, aber ich weiss, dass er besser zu mir und meinem Naturell passen würde als eben z.B. Motorcross.
Dass ich mich dann jedoch nicht getrauen würde, mein Glück bei einer Frau zu versuchen, bei der ich mir keine Chancen ausrechne, hat damit doch nichts zu tun.
Dass ein Mensch einen anderen ausschliesslich um seiner selbst willen liebt und dass das Materielle überhaupt keine Rolle spielt, das wünschen wir uns insgeheim wohl alle, aber ich glaube, das ist einfach Wunschdenken und nicht Realität.
Zu Deinem anderen Punkt, ja ich glaube, Du siehst wirklich einfach grundsätzlich einige Dinge sehr anders als ich. Anders als bei der Mehrheit hier merke ich jedoch bei Dir, dass es Dir nicht primär darum geht, anderen Leuten 'mit dem Holzhammer' Oberflächlichkeit vorzuwerfen, was ich gut finde, weil es eine echte Diskussion ermöglicht und nicht einfach Schuldzuweisungen à la "die FS ist oberflächlich, weil sie von ihrem grossen Auto geschrieben hat".
Also ich hätte jetzt auch mal eine Frage an Dich: Ich bin (als Geisteswissenschafter) jemand, der viel und gerne liest, sich für Sprachen interessiert (s. auch #86), gerne z.B. ins Museum geht (wobei ich mir häufig auch Sachen, von denen ich kaum etwas verstehe, dann einfach nur oberflächlich 'ansehe'). Als Lehrer versuche ich, meinen Schülern wo immer möglich an den konkreten Unterrichtsgegenständen das Grundsätzliche, das Bleibende, das Allgemeinbildende, das 'unter der Oberfläche (!) Liegende' zu vermitteln. Also alles Dinge, würde ich mal sagen, die man wohl nicht als "oberflächlich" taxieren würde. Daneben bin ich aber auch jemand, der sich z.B. gerne schick kleidet, eine grosse Krawattensammlung besitzt, und der auf Äusserlichkeiten einen gewissen Wert legt, und ich gebe z.B. auch mal in einem 'In-Lokal' viel zu viel für ein paar Drinks aus, wobei ich genau weiss, dass es eigentlich überteuert ist, 'nur' weil ich mir das Lokal mal ansehen wollte - alles Dinge, die hier wohl als "oberflächlich" gebrandmarkt würden. --> Bin ich jetzt in der Summe für Dich "oberflächlich" oder "nicht oberflächlich", oder habe ich eine gespaltene Persönlichkeit? ;-) Oder könnte es nicht einfach auch sein, dass diese starren Taxonomien zu kurz greifen?