Jaja, genau, jetzt mit Mitte 30 ist mir auch ein Licht aufgegangen, dass die so viel besungene Seelenverwandtschaft in Aufruhr geratene Synapsen sind, sobald nach langem Mangelzustand die Aussicht auf Oxytocinekstase greifbar nahe ist.
Wie viele magische Momente habe ich schon erlebt und wie viel Brüder im Geiste gab es nicht schon in meinem vergleichsweise jungen Leben...
Die äußeren Umstände entscheiden jeweils, ob man eben mal im Bett landet, es miteinander wenigstens versucht oder ob man den Gang vor den Traualtar wagen will.
Sagen wir, eine Person, die nicht diese Gefühlsstürme von ungefährer Seelenverwandtschaft in mir auslöst, wird gar nicht erst den Weg in mein Bett finden. Es ist nur die notwendige Bedingung. Ob er aber mein Partner werden kann, ist von einigen anderen Aspekten bestimmt.
Sich der gefühlten Seelenverwandtschaft hinzugeben, ihr Raum zu schenken, verleiht dem Leben Glanz und Süße. Daraus entsteht der Stoff für ganz große Romane und Filme.
Nicht alle sehen das in dieser durchaus positiven Dramatik. Sie bringen sich selbst um die schönsten, aufregendsten Momente ihres Lebens, weil sie sich in ein moralisch fragwürdiges Korsett pressen um dem schönen Schein einer braven Existenz genüge zu tun.
Ich jedenfalls lebe lieber wild, verrucht und aufregend indem ich all den Seelenverwandten eine besondere Rolle zuweise, um schließlich auf ein emotional reiches, ausgefülltes Leben zurückblicken zu können.