Zu Beginn möchte ich den Begriff "Seelenpartner" (bzw. Seelenverwandter) in Frage stellen. Ich glaube nicht an schicksalshafte Fügungen. Der Glaube an die Seelenverwandschaft ist für meinen Geschmack zu esoterisch und vernebelt den realistischen Blick auf neue, wenn auch vielleicht andersartige oder gar bessere Chancen.
Trotzdem kann ich Dein Problem und diese Art von Zuneigung nachvollziehen.Vor mittlerweile zwei Jahren endete eine Beziehung, die meine Gefühlswelt sprengte, alles auf den Kopf stellte und umkrempelte. Es war ein "Kawoom"-Erlebnis, denn es entwicklete sich sozusagen vom ersten Tag an eine unerklärliche Sehnsucht und eine innige Liebe zwischen uns, wie ich sie vorher noch nie empfunden hatte. Wir konnten uns riechen, hatten einen sehr vertrauensvollen Umgang miteinander.
Es fühlte sich an, wie ein Liebes-ICE, der unglaublich schnell Fahrt aufgenommen hatte und am Ende ungebremmst in eine Mauer raste.
Um auf den Punkt zu kommen:
Nach 9 Monaten Beziehung habe ich noch weitere zwei Jahre einseitg und vergeblich um diese Liebe gekämpft. Es war eine einzige Mühsal, weil er sich überhaupt nicht mehr für unsere Beziehung stark machte. Am Ende wurde ich freundschaftlich ins Gästebett abgeschoben. Eine einzige Achterbahnfahrt, die für mich zum Horrortripp wurde. Ich kämpfte gegen Windmühlen, rannte gefühlte tausend mal gegen imaginäre Wände...
Diese Zeit hat mich wirklich zermürbt und gedemütigt. Ich habe viele graue Haare bekommen. Es war, als wäre ich mit einem Schlag alt geworden. Schlussendlich zerbrach ich daran - und bin jetzt dabei, mich selbst wieder zu sammeln und ins "Leben" zurückzukämpfen.
Ich merke jetzt noch, dass es nicht einfach ist, das Vergangene auszublenden. Ich habe meine Unbefangenheit und meine Lebensfreude verloren.
Aus meiner Sicht bedarf es Zeit und Zuversicht, um über das hinwegzukommen, was man gefühlsmäßig nicht fassen kann. Für mich ist es unglaublich schwer, zu kapieren, dass ich nicht mit diesem einen Menschen alt werden darf - obwohl dies mein innigster Wunsch ist.
Ich erwische mich immer noch dabei, wie sehr ich es als "Zumutung" empfinde, mit anderen Männern in Kontakt zu treten oder vielleicht sogar intim zu werden. Es fühlt sich an, als wäre ich in einem falschen Film.
Aber im Zweifelsfall gilt sinngemäß das, was ich eingangs geschrieben habe: Schließt sich eine Tür, öffnet sich eine andere. Lerne, Chancen zu erkennen und habe den Mut, Chancen zu geben. Schüttel das vermeintliche Idealbild ab - denn es kann nicht ideal sein, wenn man daran scheitert. Es ist unvernünftig etwas zu idealisieren, was eigentlich keinerlei Substanz (mehr) hat.
w, 35