Erst mal vorweg: Ich war gerade dabei, eine Antwort zu schreiben, als ich mich verklickte und der Text auf einmal weg war. Ich glaube nicht, daß er schon abgeschickt wurde aber falls das so sein sollte, dann war das ein Versehen. Etwas ähnliches ist mir letztens schon mal passiert, da habe ich dann meine Antwort ein zweites Mal geschrieben, um nachher zu sehen, daß die erste Antwort doch abgeschickt war.
@#13:
Danke für das nette Kompliment. Auch ich lese Deine Beiträge immer gerne, weil sie stets sowohl inhaltlich wie auch sprachlich anspruchsvoll und sehr interessant sind. Wenn eine Frage von sehr vielen Mitgliedern beantwortet wurde, so lese ich oft nicht alle durch, Deine Antworten hingegen immer.
Zum Thema Fantasien à la Vergewaltigte, Prostituierte o.ä.: Das sehe ich so wie Du. Irgendwie sagt es natürlich schon etwas aus, wenn eine ansonsten emanzipierte, selbstbewußte Frau auf einmal solche Fantasien hat und diese umsetzen will. Als Mann täte ich mich da sehr schwer. Und wenn mein Partner solche Fantasien hätte und diese umsetzen will, würde ich ihn ab da wahrscheinlich schon mit anderen Augen sehen. Das würde mir schon zu denken geben. Es würde mir nicht gelingen, die sexuellen Fantasien nur als eine Spielwiese zu sehen, wo man Rollen auslebt, die man in der Realität entweder nicht ausleben kann oder gar nicht erst will. Ich könnte einen Mann z.B. nicht mehr wirklich ernstnehmen, der von mir im Bett geschlagen und erniedrigt werden wollen würde. Wenn er dann noch einen Beruf hat, in dem er besondere Autorität hat und Respekt entgegengebracht bekommt, so käme mir das irgendwie wie eine Farce vor. Meiner Meinung nach wird man nicht nur auch im Bett, sondern vielleicht sogar vor allem dort beobachtet, analysiert und beurteilt. Schließlich ist Sex ein wichtiger Bestandteil des Lebens und es sagt viel über einen Menschen aus, was er dort wie macht. Von daher sind wir wohl einer Meinung.
Das, was ich meinte, ging in eine andere Richtung aber da habe ich mich wohl auch mißverständlich ausgedrückt. Es ging mir eher um harmlosere Fantasien, die ohne Probleme ins Sexleben eingebaut werden könnten und einfach eine Bereicherung wären. Und da kann ich dann nicht verstehen, daß man so zurückhaltend ist. In Frauenzeitschriften liest man ja teilweise, daß Frauen total unzufrieden mit ihrem Sexleben sind, weil sie entweder zu schamhaft sind, dies ihrem Partner mitzuteilen oder weil sie Angst haben, er würde danach glauben, man würde ihn als schlechten Liebhaber betrachten. Manche Frauen haben sogar Schmerzen und machen nicht den Mund auf. Das verstehe ich alles nicht. Denn wenn ich genug Vertrauen habe, mich einem Mann nackt zu zeigen und das Intimste miteinander zu teilen, das es gibt, dann habe ich auch kein Problem damit, zu sagen, was mir gefällt und was nicht. Und da finde ich es sehr schade, wenn man so aneinander vorbeil lebt und liebt. Man verschenkt da auch viele Möglichkeiten, einander näher kennenzulernen und sich immer vertrauter zu werden.
Ansonsten denke ich, daß es ein Fehler der heutigen Zeit ist, zu glauben, Tabus seien nur noch dazu da, um überwunden zu werden. Viele Menschen sind in ähnlichen Bereichen zurückhaltender und schambehaftet, was darauf schließen läßt, daß es eigentlich einen guten Grund für diese jeweiligen Tabus geben müßte. Bei anderen Feldern ist jeder Mensch recht unterschiedlich.
Da das hier ein anonymes Forum ist, kann ich ja z.B. zugeben, daß es mir schwerfällt, laut zu stöhnen beim Sex. Ich gebe zwar auch Laute von mir aber eben eher leise und merke, daß ich mich unbewußt etwas bremse dabei. In einem anderen Thread war ja genau das Thema. Mir müßte man viel Geld dafür geben, damit ich so laut stöhne oder gar schreie, daß die Nachbarn alles mitbekommen.

Das überschreitet einfach meine Schamgrenze. Durch einige Gespräche mit Männern weiß ich allerdings auch, daß nicht jeder Mann eine sehr laut stöhnende oder gar schreiende Frau im Bett mag. Einigen ist das sehr unangenehm und peinlich. Ich denke manchmal auch, daß einige Frauen da extra nochmal ein paar Dezibel drauflegen, um dem Mann zu zeigen, wie toll er im Bett ist und wie offen sie sind und das insofern gar kein echter Ausdruck tief empfundener Lust ist und das finde ich irgendwie deplaziert und albern. Aber es scheint auch Frauen zu geben, die das wirklich nicht aus Show tun und da soll natürlich jeder machen, was und wie er meint.
Ich weiß bei mir z.B. einfach nicht, woher das kommt, daß es mir irgendwie peinlich ist, relativ laut vernehmbar zu stöhnen. Denn wenn mir danach ist, ist es ja eigentlich o.k. Und ein Mann findet normales Stöhnen ja in der Regel antörnden und kann so erkennen, daß und wieviel Spaß man. Er kann so auch besser erkennen, ob man in Orgasmus-Nähe ist oder nicht usw. Aber vielleicht ist ja auch dieses Tabu für irgendwas gut und ich sollte nur bedingt versuchen, dagegen anzugehen.
Die Frage ist halt, ob Tabus sozusagen eine Fehlleistung der menschlichen Psyche sind oder ob sie wirklich zu etwas nützen sollen.
Zu dem "mit zweierlei Maß messen". Nun, wir leben in einer aufgeklärten Welt und bemühen uns nach wie vor um Gleichstellung und -behandlung. Und da ist es dann eigentlich nicht richtig, daß ein Mann, der mit dutzenden Frauen im Bett war, anerkennend und bewundernd mit Etiketten wie: "Schürzenjäger", "Draufgänger", "Gigolo", "Casanova", "Womanizer" o.ä. belegt wird und Frauen als "Hure", "Schlampe", "Matratze", "Wanderpokal" o.ä. betitelt werden. Eigentlich finde ich schon, daß wir uns darum bemühen müßten, gleiches Verhalten auch gleich zu beurteilen. Andererseits findet man genau das wohl in sehr vielen Kulturen und zu fast allen Zeiten. Und so gibt es vielleicht einach doch Gründe dafür.
Evolutionsmäßig ist es nun mal so, daß Frauen in der Auswahl ihrer Sexualpartner nicht so wahllos sind wie die Männer, weil sie es eben sind, die schwanger werden und das Kind zur Welt bringen und in den meisten Zeiten auch weitestgehend für die Erziehung und "Aufzucht" zuständig waren. Demnach will eben gut überlegt sein, mit wem man ins Bett geht. Eine Frau, die sich gegen die evolutionsmäßigen Strömungen auflehnt, wird deshalb wohl intuitiv von den meisten irgendwie abgelehnt. Korrekt ist das nicht, evolutionär verständlich wohl schon.