Schon wieder das Thema "Karrierefrauen". Das hatten wir doch nun wirklich schon zur Genüge.
Zunächst müsste man mal definieren, was man unter einer Karrierefrau genau versteht. Ist jede Frau, die in einem akademischen Beruf arbeitet, eine Karrierefrau? Oder muss sie dafür zusätzlich in einer Führungsposition sein und/oder ein sechsstelliges Jahresgehalt haben und/oder den Beruf über ihr Privatleben stellen? Ist die Friseurin mit Meisterbrief, die ihren eigenen Salon und zehn Mitarbeiter führt, eine Karrierefrau? Oder eben nicht, weil sie ja keine Akademikerin ist? Ist die Unternehmensberaterin mit hohem Gehalt eine Karrierefrau? Oder nicht, weil sie keine Führungsposition hat?
Ich sehe die ganze Sache so: Heutzutage möchten die meisten akademisch gebildeten Frauen, die fest im Berufsleben stehen, einen Mann, mit dem sie eine ebenbürtige Partnerschaft führen können. Nicht mehr und nicht weniger. Das bedeutet im Einzelnen, dass die Frau erwartet, dass ihr Beruf als gleich wichtig gesehen wird wie seiner, dass es keine Diskussion gibt, wenn sie mehr verdient als er, dass sich beide den Haushalt teilen und auch die Hobbys von beiden gleich wichtig sind. Treue und Ehrlichkeit sollten ebenfalls selbstverständlich sein.
In der Realität sieht das aber anders aus (ich beziehe mich auf meine Erfahrungen in der Generation Ü40): Der akademisch gebildete Mann möchte gerne eine akademisch gebildete Frau. So weit so gut. Er redet von Gleichberechtigung, Augenhöhe und Ebenbürtigkeit. Er erwartet aber gleichzeitig, dass die Frau den kompletten Haushalt alleine schmeißt, kocht wie seine Mutter, seine Hobbys teilt und ihre hinten an stehen lässt und wehe sie verdient ein bisschen mehr als er oder erhält eine Weihnachtsgratifikation und er nicht, dann ist das Drama groß. Wenn dann noch dazu kommt (wie hier schon oft gelesen und auch selbst erlebt), dass der Mann noch die Ex als beste Freundin hat oder ähnlichen Blödsinn, dann hat man als Frau irgendwann genug und trennt sich. Und dann jammert der Mann über die Karrierefrauen...
Da frage ich mich allein Ernstes: Wo hat die Frau heutzutage überhöhte Ansprüche? Ist es nicht der Mann, der noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen ist, weil er sich immer noch ein Frauchen wünscht, das funktioniert, wie es in den 50er Jahren üblich war?
Zum Glück sind die Frauen heute finanziell unabhängig und haben es nicht mehr nötig, zu heiraten oder in einer Partnerschaft zu leben, nur um versorgt zu sein. Und dann bleibt man halt lieber alleine. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich einredet, man sei zu gut für eine Partnerschaft, nein, man hat es nicht nötig, eine Beziehung einzugehen, bei der man nur "draufzahlt".