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  • #1

Singularisierung - Wie erlebt Ihr das?

Sicher: Die meisten hier werden, nüchtern betrachtet, voll der Hoffnung auf der Suche nach der x. Beziehung sein. Gleichzeitig erlebe ich in meinem Umfeld, dass die Umfelder eher kleiner werden. Singularisierung nennt das der Soziologe. = im Endeffekt: Großfamilie schon lange weg, Kleinfamilien auch zunehmend zerbröselt. - Was tendenziell - wie an den häufig zu lesenden Ansprüchen zu sehen - den Druck auf Partnerschaft (EIN Gegenüber soll quasi "alles" liefern") erhöht. (!) Wie erlebt Ihr das? Ich selbst habe nach langem Leiden an der beschriebenen Situation eine Art "Einzelkämpfertraining" gemacht und sehe in 95% der Kontakte eher zu meidenden Smalltalk.
 
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  • #2
Hm, recht abstrakt wirkende Frage. Ich genieße mein Leben und würde es gerne durch jemanden ergänzen, der nicht ständig da ist. ob Zusammenleben oder nicht, müsste das Miteinander erweisen, in beiden Fällen aber: immer mit gesundem Abstand. Wäre es mein Bildungsniveau und Interessensbild, wäre Fernfahrer gar nicht schlecht für mich. Oder Tourenmusiker. Also, 24 Stunden an 7 Tagen ist nichts für mich, dazu bin ich zu sehr auch mit mir selbst beschäftigt. "Großfamiliene" hat es historisch nur für die gegeben, die heiraten durften (bis Anfang Neuzeit), danach kam schon Verstädterung, ist also zwar ein reales, aber nur regional vertrautes Bild gewesen und hat sich dann in die Träume der Menschen eingepflanzt. Das mit dem "ein Mensch solle alles liefern" kenne ich aber auch. Tödlich, bin ich aber auch nicht frei von. Dass die Menschen zunehmend isolierter werden: ja, klar, stimmt. Scheint aber ebenfalls auch mit regional bedingt zu sein, allerdings kenne ich auch Nordländer, die von Freunden etc. umkreist sind. Im Gegensatz zu mir: Großstädterin, alleine (aber nicht immer einsam), keine Kinder. Dass 95% der meisten Kontakte überflüssige seien, ist mir etwas zu krass, aber im Kern ist das immer ein Zeugnis von: da ist jemand nicht in Kreisen, die seine/ihre Interessen teilen. Dann hat man ein soziales Problem, wie mal einer sagte. Mir ist das als eigenes Thema auch deutlich und ich versuche auf Sicht, das zu ändern. Also aus der Vereinzelung heraus zu kommen, indem ich Menschen finde, die meine Interessen teilen. Weil wie gesagt, ein Mensch nicht die Welt sein kann.

Frage an die Moderatoren: meldet ihr, wenn ihr Beiträge cancelt? Oder ist nachts ab bestimmter Uhrzeit keine Aktivität? Ich vermisse einen Beitrag von mir.
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1. Frage: Nein, 2. Frage: ja, wenn alle Moderatoren schlafen. - DER MOD
 
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  • #3
Ich erlebe die Singularisierung als sehr positiv.Ich kann mich auf die wichtigsten Dinge konzentrieren und meine Ziele verwirklichen.Von Vereinsamung habe ich bisher nichts bemerkt und ich pflege nur wirklich wertvolle Kontakte.
#1 kann ich nur zustimmen.Ein tägliches Zusammenleben würde nicht mehr in mein Konzept passen.Ein Partner, der auch keine Zeit hat wäre ideal und man könnte die wenige Freizeit sehr intensiv verbringen.Ich muss dazu sagen, dass ich beruflich sehr viele Kontakte im Tagesablauf habe und ich abends froh bin, wenn ich nicht mehr reden muss.Das ist der springende Punkt in unserem heutigen Leben. Der Beruf vereinnahmt uns so sehr und wir merken es oft gar nicht mehr, so dass private Aspekte sehr in den Hintergrund gelangt sind.
 
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  • #4
Ich finde, der/die Fragesteller/in hat Recht. Klar ist der Anspruch an einen potentiellen Partner groß, aber etwas ältere Leut wie ich - w/47 haben auch schon die Erfahrung gemacht, dass das niemand allein erfüllen kann und wird zunehmend toleranter, wenn die wichtigsten Dinge in der Beziehung stimmen. Aber diese müssen schon stimmen. Aber wie soll man das anders herausfinden als durch sanften smalltalk? Ich hasse es, wenn mir hier jemand beim ersten Mail mit einer Frage wie - "wie stellst du dir eine Beziehung vor" - ins Gesicht fährt. Da kennt man sich noch überhaupt nicht und soll seine innerste Einstellung offenbaren - nur um dann gelöscht zu werden? Ich bin wirklich sehr für vorsichtige Annäherung und Diskussion aller möglichen interessanten Dinge, aber erst dann kommt die Beziehungsfrage ins Spiel. Wie siehst du das, Fragesteller/in?
 
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  • #5
Fragesteller an #3:

Na, ich muss dazu sagen, dass ich gar nicht mehr auf der Suche bin (ich halte Menschen mittlerweile AUF DAUER für wenig kompatibel, zu groß ist der artgebundene Egoismus . Online habe ich diesbezüglich vor Jahren übrigens sehr kopflastige Erfahrungen ("Rasterfahndung"...) gemacht.

Smalltalk finde ich absolut überflüssig.

Wie in einem anderen, gerade laufenden Thread sehr schön ausgeführt, halte ich das GEFÜHL = das Wohlfühlen bei/mit jemandem für ausschlaggebend => es folgt der Wunsch, Lebenszeit teilen zu wollen => Ggf. sind Details einer "Beziehung" verbal zu klären. Und gut.

Kopflastig und neoliberal angepasst, wie die meisten Zeitgenossen derzeit offensichtlich sind, kommt eben diese Emotionalität viel zu kurz. In Folge hocken viele Singles am PC und glauben, sich entsprechend ihren Anforderungen einen Partner zusammenstellen zu können. Leider sehr oft am Gefühl vorbei.

Wobei: Ja auch das letztlich wenig nützt, wenn der Egoismus (i.S. von das Gemeinsame kippende Vorteilsnahme) auf der einen oder anderen Seite dann doch Überhand gewinnt.

Offensichtlich ein Teufelskreis?
 
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  • #6
Also weißt, am Computer soll ich wissen, wie das mit den Gefühlen aussieht?
Ich stell mir hier im Kopf gar nix zusammen und falls mir jemand sympathisch ist, erkenne ich das auch schon aus seiner Schreibe. Hab das jetzt auch schon etwas länger getestet. Auch ein geschriebenes Wort wird gefühlt und ich finde nach wie vor einen persönlichen Smalltalk sehr nett - so lernt man jemanden ein bißl kennen. Sorry, ich weiß wirklich nicht, wie das im realen Leben anders laufen sollte? Gehst du auf jemanden zu und fängst ein tiefsinniges Gespräch an? Oder spielt dann doch alles andere eine größere Rolle? Wie lächeln, schauen, blödeln ect.? Genau das möchte ich auch schriftlich erleben, auch dadurch entsteht Gefühl wie beim Lesen eines Buches. Und Liebe - die folgt erst sehr viel später, nach vielen Worten, Gesten, Blicken und gemeinsamem Erleben. Dass jede/r dabei an sich denkt, ist doch klar. Dass Ablehnung stattfindet auch - leider, aber das ist im realen Leben auch nicht anders nur kommts nicht so häufig vor wie hier bei vielen Kontakten im Netz. Also ich bin für Smalltalk, und für den Kopf mit ordentlichen Gesprächen und dann wenns passt natürlich für das Herz, das nicht verletzt werden will durch Gefühle für den allerunpassendsten Menschen.
Wohlfühlen ohne seichte Gespräche - wie willst du das denn erreichen? Egoismus ist ein anderes Problem...
 
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  • #7
#1

"...da ist jemand nicht in Kreisen, die seine/ihre Interessen teilen."

Genau DAS ist der springende Punkt!

=> 1) "Genügt" es also, die Kreise zu wechseln? (= Singularisierung ist also allenfalls ein vorübergehendes Phänomen Einzelner, die sich "nur" eigenverantwortlich zu verändern brauchen?)

=> 2) Oder gibt es diese bzw. die gewünschten Kreise eben immer weniger (Singularisierung = Vereinzelung - und je mehr Vereinzelte es gibt, desto mehr "Kreise" müssen imho aufgelöst worden sein?)
 
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