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  • #1

Sinkt die Begeisterung für eine Beziehung mit den Erfahrungen?

Ich möchte eine Aussage von Frederika aufgreifen, die mich persönlich heute beschäftigt hat: Früher waren alle Beziehungen schön. Wenn ich darüber nachdenke, waren die ersten Beziehungen so unkompliziert, unbelastet und tatsächlich einfach nur schön. Heute erinnere ich mich auch an schlechte Erfahrungen mit Partnern, bin nicht mehr so schnell zu begeistern und schaue genauer hin. Vielleicht bin ich teilweise voreingenommen, auf jeden Fall aber zurückhaltender und vorsichtiger. Das wird sich in jedem Fall negativ auf das Kennenlernen auswirken, weil jede Begeisterung sofort in ihre Schranken gewiesen wird - man muss ja erst einmal abwarten. Kennt ihr das? Kann man sich jemals wieder so unbekümmert in eine Liebe hineinstürzen?
 
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  • #2
ja, das kenne ich gut, der Trick dabei ist: lange genug alleine bleiben, bis alles verarbeitet ist. Ich habe jetzt zwei Jahre gewartet und bin wieder so weit, UNBEKÜMMERT an alles ranzugehen. Die letzten Beziehungen habe ich dabei wieder und wieder nacherlebt im Geiste, so lange und so oft, bis ich alles verstanden habe. Das war sehr schwer und hat viele Tränen gekostet, aber nur, wenn man sich dem wirklich stellt, kann man durch. Es reicht nicht, die eigene Wohnung tipp topp zu halten, auch unser Bewusstsein bedarf der Hygiene.
 
  • #3
Vorab möchte ich erwähnen, dass meine Aussage war: "Anfangs war jede meiner Beziehungen wunderschön." -- das bezieht sich darauf, wie eine Beziehung beginnt und nicht auf "früher, als ich jung war".

Aber nun gut, zurück zum Thema, denn so ganz an der Wirklichkeit vorbei geht es ja auch nicht.

Meine ersten Partnerschaften waren völlig unbelastet von Fragen der Familienplanung, der Zukunftsfähigkeit oder Dauerhaftigkeit. Man verliebte sich und genoß die Beziehung und fertig. Man war bezüglich Hobbies und Interessen, Urlaubsgestaltung und beruflichen Anforderungen noch viel flexibler und anpassungsfähiger. Man hatte mehr Freizeit, der gemeinsame Wohnort war selbstverständlich und Karrieregedanken lagen auch fern.

Ich sage mir aber auch diesmal bei der Partnersuche: Man mus kompromissbereit sein, muss versuchen, gemeinsame sportliche Aktivitäten und Freizeitgestaltung zu erreichen. Es ist tödlich für eine sich anbahnende Beziehung, einfach stur und trotzig zu sagen: Ich verbiege mich nicht. Ich verändere mich nicht. Ich möchte alles bisherige erhalten. Was für ein Schwachsinn! Aber leider allzu oft der Fall!

Warum nicht eine neue Sportart ausprobieren? Warum nicht mit Absicht Interessen und Sportarten zusammen auswählen, die man auch gemeinsam ausüben kann? Früher war gemeinsame Freizeit reichlich, heutzutage muss man sie in der Partnerschaft gut nutzen, denn sie ist eher rar. Wer da nicht zu Kompromissen bereit ist, der wird scheitern oder aber eine distanzierte Beziehung führen.

Man kann nicht alles haben: Sich selbst, wie man als Single war -- und die Partnerschaft. Man muss sein Leben auch auf Gemeinsamkeiten, Genuß, Spaß, Freizeit einstellen wollen.
 
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  • #4
Ich finde auch, dass für viele ein großes Problem ist, immer mit den vorherigen Partnern verglichen zu werden, oder zumindest das Gefühl zu haben. Da hilft eigentlich nur ein gesundes Selbstkonzept mit viel positiver Attribuierung. Ich denke auch, dass frühere Beziehungen durch Wahrnehmungsfehler gepusht worden sind. Sprich: durch den ersten Eindruck (der vielen so wichtig ist), werden spätere Eindrücke unterdrückt. Das schöne Bild vom Anfang überstrahlt die Unannehmlichkeiten.
Mit zunehmender Erfahrung macht man diese Fehler seltener. Es wird mehr differenziert, Gedanken wie "Was bringt's mir eigentlich?" können dabei auftreten, und somit fällt es schwieriger, Mr/Mrs Right zu finden.
Man sollte doch wesentlich unbeschwerter an die Partnersuche herangehen. Ich glaube, dann kann man sich auch leichter wieder begeistern (lassen).
 
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  • #5
Ich stelle leider fest, dass es Männer gibt, die mich dazu verleiten zu taktieren, was ja eigentlich in einer Herzensbeziehung ganz schlecht ist.
Mein Vorsatz dabei ist - gleich ansprechen oder absagen, das ist ehrlicher und zeitsparend.

Ich denke, wenn man im zarten Alter von 40 Partner sucht, begegnet jeder einem Menschen mit Erfahrungen und wie der damit umgeht weiß ich nicht, ist er souverän? Ist er ignorant? Trägt er alles mit und sucht einen Menschen, der ihm alles abnimmt? Solche Gedanken stellen sich bei mir und bremsen mein Verhalten.
Irgendwie glaubt man, man hätte mehr zu verlieren, wenn ein neuer ins Leben reinkommt.
 
  • #6
@#2: Richtig, es ist wichtig, die Altlasten komplett aufgearbeitet zu haben. Anders hat es gar keinen Sinn und wäre auch dem zukünftigen Partner gegenüber unfair.

@#3: Richtig, das ist eine Komponente, die man kaum ausschalten kann. Je mehr Erfahrung man hat, je mehr schiefgegangen ist, desto eher wird man gegenüber bestimmten Punkten und Eigenheiten sensibel und überreagiert vielleicht. Ich denke schon, dass ich wählerischer geworden bin und auch, dass ich Personen mit bestimmten Eigenschaften kategorischer ablehne, als es vielleicht gerechtfertigt ist, nur weil ich mit den entsprechenden Eigenschaften bereits schlechte Erfahrungen gemacht habe. Je mehr man sich darüber im Klaren ist, desto besser kann man die richtige Balance aus "Erfahrungen nutzen und gewarnt sein" einerseits und "Chancen geben und sich drauf einlassen" andererseits erreichen. Es ist nicht einfach.
 
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Marianne

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  • #7
Die Frage allein ist schon ein sehr schöner Satz... die "Begeisterung" für eine Beziehung sinkt. Stimmt leider... :)
Es wird nicht einfacher... heul...
 
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  • #8
Verfasserin @Marianne

Kannst du dich an die erste Beziehung erinnern? Oder an die Zweite? An das Anbahnen? Wie "begeistert" du warst? Keine Hintergedanken, keine Vorsicht ... einfach hinein ins Glück und fühlen. Deine Zunge sprach das, was dein Herz denkt ... wie herrlich einfach. Und ... es hat funktioniert.

Nein, ich finde es gar nicht mehr einfach.
 
  • #9
ich sehe das an mir auch, mit jeder schlechten erfahrung werde ich vorsichtiger und halte mir so im prinzip immer mehr frauen vom leib, bei denen ich muster erkenne, die bei einer meiner ex vorkamen.
 
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  • #10
Ich würde es nicht als Schwachsinn bezeichnen, wenn ich das erhalten möchte, was ich mir aufgebaut habe.Aber, es ist richtig, dass die Unvoreingenommenheit der Jugend nicht mehr da ist. Dann hätte man ja auch nichts gelernt.Es kommt mit der Erfahrung auch eine Selektion und das geht gar nicht anders. Natürlich wird dann die Zielgruppe mit den Ansprüchen kleiner bis minimal, je nachdem, wie hoch die Ansprüche sind.
Die Begeisterung verhält sich auch kongruent zum bestehenden Hörmonspiegel.(2. Komponente).
Wie sehr ich interessiert bin, hängt auch von meiner Lebensqualität ab (3. Komponente).
Letztendlich läuft alles darauf hinaus, welche Rolle ein Partner in meinem Leben einnehmen soll.
Die schönste Rölle wäre frei von finanziellen oder anderen eigennützigen materiellen Interessen sondern nur die menschliche Komponente als oberstes Ziel.
 
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Matthias

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  • #11
Das kann ich so nicht bestätigen.
Ich habe schon einige Beziehungen gehabt.
Manche waren länger(einige Jahre), manche kürzer(paar Wochen).
Manche waren gut und in manchen habe ich viele viele schlechte Erfahrungen gemacht.
Aber auch bzw VORALLEM durch diese schlechten erfarungen habe ich gelernt, worauf man achten muss. Was wichtig in einer Beziehung ist. Wie man eine Beziehung richtig führt und wie nicht.
Deswegen bin ich über jede Erfahrung, die ich machen durfte froh, weil diese dazu führen, das ich eine Beziehung erfolgreicher führen kann, als die davor.
Von daher kann ich nicht sagen, das mich die "schlechten" Erfahrungen bzw die vorangegangene Beziehungen jetzt Beziehungsunfähig gemacht hätten.
Allerdings kann ich hier auch nur für mich sprechen. ;)
 
  • #12
Nein, die Begeisterung sinkt nicht, man wird nur wählerischer und das ist auch gut so. Wieviele Menschen sind in einer Beziehung in der sie nicht vorkommen, respektiert werden oder sich bis zur unkenntlichkeit verbiegen?
Das muss ich einfach nicht mehr haben. Komme sehr gut als Single klar, wär natürlich schöner mit einem Partner (sonst wär ich ja auch nicht hier). KLar machts das schwieriger, ist dann umso schöner wenns funktioniert.
 
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Marianne

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  • #13
@8: Ich bin nach wie vor begeisterungsfähig. Daher verdaue ich schlechte Erfahrungen auch schneller. Ich habe ein perfektes Ablenkprogramm für mich gefunden. Aber sowas lernt man erst im Laufe der Jahre... :)

Doch man wird vorsichtiger, man wird anspruchsvoller, man weiß nun, es geht auch allein. Ob ich mich an meine erste Beziehung erinnere? Oh ja, sehr gern!
 
  • #14
@#12: Ich glaube auch, dass man mit der Zeit und mit den Erfahrungen eher beziehungsfähiger wird. Nur leider wird man wählerischer und vorsichtiger!

@7: Genau, Thomas, das geht mir auch so: Man erkennt Verhaltensmuster vom Ex wieder, die einen gestört haben, und ist bei Kandidaten mit ähnlichen Verhalten dann schon mal doppelt skeptisch -- ob zu recht oder zu unrecht sei dahingestellt.
 
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  • #15
Verfasserin @ Frederika

Ich sprach ja auch von Begeisterungsfähigkeit, nicht von Beziehungsfähigkeit. Genau die von dir und Thomas beschriebenen Wiedererkennungsmomente bremsen mich beim Kennenlernen heute in meiner Freude über die Schmetterlinge im Bauch. Die Skepsis ist manchmal angebracht, manchmal signalisiere ich aber auch aus der Vorsicht heraus Desinteresse oder Kälte ...

Ich empfinde eben dieses "Leider" aus #13.1
 
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  • #16
Kann die Frage ganz klar bejaen ,wer genügend schlechte oder gute Erfahrungen gemacht hat und dann weiß was er will ,berücksichtigt das irgendwo schon. Da spielt das Vorleben doch eine große Rolle , na klar . Wie Antwort 11 ,seh ich auch so .
 
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  • #17
ad Frederike

Warum belastet die Begeistungsfähigkeit plötzlich und bricht ab????

FRÜHER war man flexibler mit weniger Vorbehalten aus dem Kopf?
Das belastet wohl Frauen, die Pille nehmen vermehrt?
Das belastet Frauen mit den Wechseljahren mehr?
Das klingt je nach trockenen und unterdrückten Gefühlen?

Daher kommt es zu Desinteresse oder Kälte als Zweifel, weil man nicht mehr zulassen und entscheiden will? Weil man über sein Ego nicht klar reden und auf Reaktionen eingehen will?

Wurde das bereits in der Kindheit zwischendurch oder von anderen als Beziehungsfähigkeit unterdrückt oder zum Mehrverlangen ausgespielt ?

Schreibe Dir dazu auf, was Dir einfällt und hake das ab mindestens acht Mal mit neuen Gedanken eine Woche lang ab, die Dir als bessere Belohnung zu Schmetterlingsgefühlen einfallen. Statt Schokolade esse dazu etwas anderes als bisher (Ticker zur neuen Erinnerung). Danach denktst Du an den Ticker .... Evtl. hilft das.
 
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  • #18
Die Begeisterung wächst bei mir mit den Menschen die mir das Gefühl geben, wieder jung zu sein. Also, entweder versuche es mit jüngeren Menschen (nicht immer einfach) oder unternehme Dinge, die man gemacht hat, als man jung war. Begeisterungsfähig bin ich immer noch. Aber die Momente sind seltener, in denen die Begeisterung aufkommt, da wir mehr Zeit für einander nehmen müssen - und die fehlt uns.
 
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