Auch wenn es jetzt keine Hilfe ist, komme ich doch nicht umhin, mich zu wundern, wie blauäugig man heiraten kann. Man interessiert sich doch für den Job des anderen, läßt sich alles erzählen, lernt vielleicht Kollegen kennen oder weiß vieles über die Projekte dort. Mir ist unverständlich, auch bei einer anfänglichen Fernbeziehung, wie man nicht erkennen kann, dass jemand arbeitslos ist.
Außerdem: Wenn man ohne Ehevertrag heiratet, ist es doch wohl selbstverständlich, sich vorher sämtliche Vermögensverhältnisse anzuschauen, denn vieles davon wird ja zum gemeinsamen Risiko oder eben auch zum gemeinsamen Wohlstand. Mir ist wirklich unverständlich, wie man heiraten kann, ohne alle diese Dinge detailliert zu besprechen. In einer Ehe haben beide das uneingeschränkte moralische Recht, über ALLE finanziellen Verhältnisse vollständig aufgeklärt zu sein.
Drittens: Schon beim Zusammenziehen (gemeinsames Wohnen wird ja ja wohl vor der Heirat eine gewisse Zeit erprobt?) müßte man doch merken, wie es um Möbel und Neuanschaffungen, um Mietzahlungen, Haushaltsarbeiten und Gartenpflege steht. Man heiratet doch nicht, bevor man all das ausprobiert und für gut befunden hat!
Nun zum Ratschlag:
Mit Euch haben sich wirklich zwei gefunden: Einer, der ausnutzt und vielleicht sogar betrügt, und eine, die sich ausnutzen und betrügen läßt. Du bist jetzt aufgewacht, das ist gut so! Wenn Du ihn liebst und die Beziehung fortsetzen willst, dann:
a) Du solltest jetzt dringend ein ernstes Gespräch mit ihm suchen und ihm sagen, dass es ohne auf keinen Fall weitergeht. Lass Dir alle Konten, Schulden, Kredite und Vermögensverhältnisse offenlegen. Prüfe die Steuerunterlagen, die Arbeitsamtsbriefe. Gewinne einen Überblick anhand der jährlichen BfA-Abrechnungen, an denen Du sehen kannst, wieviele Rentenbeiträge eingezahlt wurden (proportional zum Verdienst). Beantrage eine Selbstauskunft für ihn bei der Schufa. Regel mit ihm einen Dauerauftrag für die geteilten Wohnungskosten, und soweit liquide Mittel vorhanden sind, bestehe darauf, dass er rückwirkend nachzahlt für die gemeinsame Zeit. Nimm kein gemeinsames Konto, das ist in diesem Falle gefährdet. Lasse auf Dein Konto zahlen und von dort bezahlt Ihr alle Kosten, damit Du nicht auch noch Schufa-auffällig wirst. Wenn er Schulden bedienen muss, dann lasse Dir trotzdem die Wohnungs- und Lebenshaltungskosten erstatten. Im übrigen sei sicher, dass Du auf keinen Fall Bürgschaften für ihn übernimmst oder gar seine Schulden zahlst. Sichere Deine Konten und erlaube ihm keinen Zugriff. Sprich mit ihm ab, dass Du zukünftig seine Kontoauszüge und Gehaltseingänge kontrollieren darf. Er müßte froh sein, wenn endlich wieder Zug in die Sache kommt -- wenn ihm das nicht gefällt, ist eine Trennung der einzige Ausweg.
b) Lass Dir von jetzt an immer über seinen Job erzählen: Was er genau macht, welche Projekte er bearbeitet und so weiter. So kannst Du rechtzeitig wach werden, falls was nicht mehr stimmt. Ihr habt ein ernsthaftes Kommunikationsproblem, scheint mir. Löst es, indem ihr über wirklich alles viel sprecht und plaudert.
c) Legt gemeinsam fest, welche Arbeiten er im Haushalt und Garten übernimmt. Versucht anfangs, nicht streng aufzuteilen, sondern gemeinsam zu arbeiten. Dann kann er sich nicht drücken und Du kannst Dir sicher sein, dass die Arbeiten auch erledigt werden.
Wenn a) oder c) nicht fruchten, dann solltest Du ernsthaft darüber nachdenken, die Beziehung zu beenden. Deine Situation ist grausig. Hoffentlich nützen die Tipps noch was.