Ich hatte zugegebenermaßen bisher nur schlechten Sex (weil ich nicht verliebt war, auch keine echte sexuelle Anziehung empfand - ich wollte es mit Ü25 nur irgendwann hinter mich bringen, und zu manchen Sachen habe ich mich auch überreden lassen). Insgesamt waren es 5 Männer, mit denen ich z.T. ziemlich schräge Sachen ausprobiert habe. Das Einzige, was mir diese Erfahrungen gebracht haben: ich weiß, was ich NICHT mehr will. Und ich weiß, dass bestimmte Fantasien in der Realität nicht funktionieren.
Selbstverständlich will ich in diesem Leben auch mal richtig guten Sex haben. Wenn man danach geht, wie oft ich mich selbst verwöhne, hab ich auch eine ziemlich rege Libido. Aber! Wenn ich mal einen Mann finden sollte, mit dem ich den Sex wirklich genieße - warum sollte ich dann unbedingt noch einen anderen "ausprobieren" wollen?
Sollte die Anziehung irgendwann völlig erlahmen, was in längeren Beziehungen wohl leider häufig vorkommt, oder sollten sich die Bedürfnisse komplett auseinander entwickeln, würde ich durchaus eine Trennung in Betracht ziehen. Ich würde dann aber nicht sagen, der Trennungsgrund war, dass ich mich noch "ausprobieren" wollte, sondern dass es mit dem Ex sexuell nicht mehr gepasst hat und ich nicht für den Rest meines Lebens auf befriedigenden Sex verzichten wollte. Den Drang, trotz einer sexuell erfüllenden Beziehung noch mit Anderen zu schlafen, kann ich nicht nachvollziehen.
Eine Bekannte meinte mal, sie sei zwar sehr glücklich mit ihrem Freund, wüsste aber schon gern, wie andere Männer riechen, sich bewegen, sie anfassen usw. Ich verspüre irgendwie keinen Drang, da auf "Entdeckungsreise" zu gehen, weil mich sowieso nur extrem wenige Männer körperlich anziehen. Hinzu kommt noch, dass ich Neigungen habe, für die der Durchschnittsmann wohl eher nicht zu begeistern ist. Für mich wäre es ein Sechser im Lotto, überhaupt mal einen zu finden, wo sowohl Anziehung als auch Kompatibilität gegeben sind. Solange da der Ofen nicht völlig ausgeht, würde ich annehmen, dass es mit jedem Anderen nur schlechter werden kann.
Ich weiß nicht, was wäre, wenn ich mit einem Mann nur einen Aspekt meiner Sexualität leben könnte, den allerdings wunderbar. Vielleicht würde es mir fehlen, auch meinen spezielleren Neigungen nachzugehen. Evtl. könnte bei mir dann das Bedürfnis entstehen, mehr als einen Mann zu haben (nicht nacheinander, sondern gleichzeitig). Aber da ginge es eben auch nicht darum, mit so vielen Menschen wie möglich zu schlafen, sondern darum, unterschiedliche Facetten der eigenen Sexualität auszuleben.
Also, mein Fazit: Trennung, wenn es sexuell nicht passt - nachvollziehbar für mich. Der Wunsch nach mehreren Partnern, weil man nicht alles mit einem leben kann - ebenfalls nachvollziehbar (sollte aber nicht heimlich praktiziert werden). Der Wunsch, Ein- und Dasselbe mit so vielen Menschen wie möglich zu tun - für mich nicht nachvollziehbar. Wenn man schon jemanden hat, mit dem es gut funktioniert, verpasst man da m.E. wirklich nichts.