Ich glaube, für mich wäre das schon sehr nahe am Fremdgehen, er sucht sich die Befriedigung wo anders bzw. mit einer anderen - und zwar einer realen Frau, auch wenn er sie nicht sieht. Bei einem Porno handelt es sich ja im Prinzip um visuelle Stimulation, aber eben nicht um reale Personen, sondern um einen Film.
Hinzu kommt die finanzielle Seite. In einer partnerschaftlichen Beziehung spielt auch das eine Rolle, vor allem natürlich bei "gemeinsamer Kasse". Und selbst wenn das nicht der Fall ist, spricht man sich ja in der Regel über größere Ausgaben ab und hier handelt es sich um so etwas, auch wenn sich die Summe über einen längeren Zeitraum erst ergibt und so verschleiert wird. Aber bei der Summe wären doch ebenso gut gemeinsame Urlaube, Ausflüge oder auch eine Therapie drin gewesen
Ich vermute, dass er beim Telefonsex etwas gesucht hat, was ihm in eurer Beziehung gefehlt hat. Aber das ist eine "Lösung", die dir gegenüber in dreifacher Hinsicht unfair ist: 1. suchte er den sexuellen (Telefon-)Kontakt mit einer anderen Frau, 2. hat er dabei eine große Summe ausgegeben und 3. hat er dir ja dann gar keine Möglichkeit gegeben, über das, was ihm fehlt, zu sprechen, also an der Beziehung zu arbeiten. Und auch eine Beziehung ist ja etwas, das wächst, sich entwickelt - aber eben nicht immer so einfach von allein. Ich würde das schon als Betrug empfinden, würde mich hintergangen fühlen, zumindest wäre es ein unfaires Verhalten.
Ob dahinter ein Suchtverhalten steckt, weiß ich nicht. Das kann ich nicht beurteilen. Dazu müsste man wissen, ob hinter dem Verhalten ein Zwang steht, ein Nicht-anders-handeln-können - sicher nicht im Sinne einer körperlichen, sondern einer psychischen Abhängigkeit. Dann wäre seine Handlungs- und Entscheidungfreiheit eingeschränkt.
Allerdings wäre dann für mich die Frage, ob er das als problematisch beurteilt, ob er einen solchen Zwang nicht nur empfindet, sondern auch sich eingesteht und als Problem betrachtet, dass es zu lösen gilt, weil es sein Leben (resp. seine Beziehung) beeinträchtigt und schädigt. Dann läge ein Krankheitsbewusstsein vor, zu dem allerdings für mich auch die Therapiebereitschaft zwingend dazukommen müsste, um ein weiteres Zusammenleben, eine Fortdauer der Beziehung in Betracht zu ziehen. Sonst käme für mich nur die Trennung in Frage, einfach um mich selbst zu schützen.