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  • #1

"The Past is the Past" - spielt das Vorleben keine Rolle?

Hier - und nicht nur hier - kommt ja ziemlich regelmäßig die Frage nach dem Vorleben und dessen Bedeutung auf - und führt ebenso regelmäßig zu heftigen Diskussionen.

Ich selbst bin sehr dezidiert der Meinung, dass es so ziemlich das dümmste ist, das jemand machen kann: eine Beziehung eingehen, ohne die Vergangenheit des partners bzw. der Partnerin verstanden zu haben (womit es nicht um eine vordergründige Zahlendiskussion geht nach dem Prinzip, "what's your number of past sex partners?" - ohne dass die deshalb völlig irrelevant wäre).

Hier zur (hoffentlich ernsthaften) Diskussion eine neue Studie von Galena Rhoades und Scott Stanley an der Uiversität von Virginia: "Before “I Do” - What Do Premarital Experiences Have to Do with
Marital Quality Among Today’s Young Adults?" - Untertitel "What Happens in Vegas Doesn't Always Stay in Vegas"... Suchmaschinen helfen, sie zu finden; sie ist als pdf verfügbar.

Wesentliche Kernaussagen in Kürze:

Zufriedenheit in Ehen ist größer, wenn
- die Partner weniger Vorerfahrungen (und damit auch weniger Trennungsroutinen) haben;
- eher länger als kürzer mit Sex gewartet wurde;
- die Entscheidung zu Sex und Zusammenzuziehen nicht "einfach so passiert" ist, sondern bewusst getroffen wurde;
- eine "große Hochzeit" gefeiert wurde.

Das entspricht im Großen und Ganzen dem, was hier immer wieder vertreten - und von anderen vehement bestritten wird.

Ich folgere as alledem: ein weiterer Befund, der einmal mehr untermauert, dass das Vorleben eine große Rolle dafür spielt, wie hich das mit einer Bezihungsaufnahme verbundene Risiko ist.

Was meint das Forum?

M (50+)
 
  • #2
das mag für Amiland stimmen, wo ein Grossteil der Ehetrennungen davon abhängt was das Umfeld wohl sagen würde..
 
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  • #3
Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast.

Sofern diese Studie auf amerikanischen Paaren basiert, ist sie für Mitteleuropa nicht anwendbar. Die USA haben eine völlig andere Sex-/Dating-/Beziehungskultur. Das drückt sich in vielen Aspekten aus - zB dass voreheliche Enthaltsamkeit ein prominentes Thema ist, die jungen Menschen viel früher heiraten als hierzulande (Anfang zwanzig ist die Regel!), Oralsex einen völlig anderen "casual"-Stellenwert hat (wird unter Jugendlichen massiv praktiziert, da man dabei jungfräulich bleibt und nicht schwanger werden kann), die Religiosität eine viel größere Rolle spielt usw.

Meine Meinung: am Vorleben relevant sind die Ursprungsfamilie, die Gesundheit, insbesondere die psychische Gesundheit, die bisherige Lebensführung, das bislang geübte Konfliktverhalten.
 
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  • #4
Mentalität in Deutschland (nicht der Deutschen, die hier lebenden ausländischen Mitbürger haben sich das auch schon angeeignet)... Gegen alles und jedes versichern, bloß nichts falsch machen, Garantien haben wollen für jeden Schritt, den man macht. Furchtbar.

Im übrigen bin ich der Meinung, dass gerade die pompösesten Hochzeiten ein Zeichen dafür sind, dass etwas nach Außen transportiert werden soll, dass in der Beziehung gar nicht wirklich vorhanden ist. Show eben.

Wie wäre es, einfach mal mit jemanden zusammen zu sein, den man liebt? Jeder Mensch hat seine Vergangenheit und man macht auch Fehler... Wie war das nochmal mit dem "ersten Stein"....? ;-)

Mir wird schlecht wenn ich sehe, wie in der westlichen Welt Menschen regelrecht aussortiert werden nur weil sie entweder der eigenen Vorstellung nicht entsprechen oder man sich "schämt", die im Familien- und Freundeskreis vorzustellen weil sie nicht den Erwartungen entsprechen (keine Frau Dr. / Hr. Dr; kein fettes Konto; eventuell Makel weil Ausländer(in); kein "repräsentativer" Beruf; die Optik entspricht nicht den Anforderungen der Außenwelt, usw. Ganz ganz schlimm. In anderen Ländern, wo es den Menschen wesentlich schlechter geht, kämpfen die um ihr Glück, stellen sich vor die Panzer, entscheiden sich für ihren Partner und brechen dafür mit der Familie.... Hier geht es ganz Vielen nur darum, dass die Gesellschaft in irgendeiner Form den Partner akzeptiert und es ein "Boah" gibt, egal in welchem Bereich.

Wer die Zeit hat, sich um so etwas Gedanken zu machen, dem geht es echt gut, egal wie sehr die meisten herumjammern über den stressigen Job oder, oder... Anstatt zu leben beschäftigt man sich bis zum Exzess mit Theorien und was wäre wenn... Furchtbar.
 
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  • #5
Das mag sein - das mag nicht sein. Eine Beziehung ist eben mehr als nur ein "Befund" (obwohl bei dem Geschreibe hier manchmal der Eindruck aufkommen mag, man läge auf dem Seziertisch). Du kannst nur grob davon ausgehen, dass Menschen mit ähnlichen Ansichten und Vorlieben eher längerfristig zusammenbleiben als Menschen, bei denen man wenig Gemeinsamkeiten findet. Und selbst das muss sich nicht bewahrheiten.... manchmal suchen Menschen eben das, was sie selbst bei sich als "fehlend" empfinden. Und dann wieder ist Partnersuche eben nicht die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, vieles - auch scheinbar Unwichtiges - kommt hinzu. Ich denke, Herzensangelegenheiten völlig mit dem Verstand klären zu wollen, ist oftmals nicht hilfreich.
 
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  • #6
Hallo,

diese Kernaussagen kann ich so nicht untermauern, sagen sie doch nichts anderes als, dass bei eher konservativ eingestellte Paaren die Ehen länger halten. Ob diese Ehen dadurch glücklicher sind, wage ich zu bezweifeln. Eher finden sich die Ehepartner mit ihrer Situation ab und arrangieren sich damit.

Ich selbst lege bei der Partnersuche sehr viel Wert darauf das Vorleben eines potentiellen Partners zu kennen, genauso wie ich erwarte, dass er sich für mein Vorleben interessiert. Durch mein Vorleben bin ich zu dem Menschen geworden, der ich heute bin und ein manchen Stellen sehr verletzlich, was für Außenstehende, die dieses Vorleben nicht kennen befremdlich wirken mag. Nur wer sich die Geschichte meiner dunklen Zeiten angehört und verstanden hat, kann auch mich mit meinen Reaktionen verstehen.

Mit 50 Jahren sollte es Die klar sein, dass du in dieser Altersklasse keine Frau mehr ohne Vorleben finden wirst.

W 47
 
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  • #7
Da ich wenig Zeit habe deine Studien zu lesen, hier kurz meine Meinung zu den Stichpunkten.

Zufriedenheit in Ehen ist größer, wenn
- die Partner weniger Vorerfahrungen (und damit auch weniger Trennungsroutinen) haben

Könnte plausibel sein. Es werden wenige Ansprüche aufgemacht und kann schlecht verglichen werden. Allerdings möchte ich ausklammern von der Jungfrau in die Ehe, dass finde ich zu heftig. Auch finde ich ist es nicht zu dramatisch, wenn man als Frau auf einen Lügner mal hereingefallen ist. Zumindest ich habe gelernt meinen Partner in seinem Werten sehr zu schätzen und liebe ihn auch dafür.

- eher länger als kürzer mit Sex gewartet wurde
Sorry, ich bin wohl in einer anderen Generation aufgewachsen, wenn ich in jemanden verliebt bin und meinen Gegenüber vertraue dann kann ich schlecht warten. Allerdings habe ich auch die Erfahrung sammeln müssen das Männer sich dermaßen verstellen können, dass ich lieber einbisschen länger warte.

- die Entscheidung zu Sex und Zusammenzuziehen nicht "einfach so passiert" ist, sondern bewusst getroffen wurde
Hier finde ich eine Bauchentscheidung einfacher und schöner. Je länger man wartet desto mehr Zweifel.

- eine "große Hochzeit" gefeiert wurde.
Ich finde eine kleine Hochzeit viel vertraulicher, dass soll wohl eher die Wirtschaft ankurbeln.

Das entspricht im Großen und Ganzen dem, was hier immer wieder vertreten - und von anderen vehement bestritten wird.

Ich folgere as alledem: ein weiterer Befund, der einmal mehr untermauert, dass das Vorleben eine große Rolle dafür spielt, wie hich das mit einer Bezihungsaufnahme verbundene Risiko ist.

Jein, das Vorleben spielt eine Rolle! ABER man muss nicht immer alles gleich negativ bewerten. Es kommt immer an wie er mit seiner Vergangenheit (Mann oder Frau) umgeht. Auch aus negativen Erfahrungen kann man lernen und man sollte auch immer etwas selbstkritisch mit sich umgehen. Es sind nicht immer die Anderen schuld. Aus seinem persönlichen Vorleben kann man sich in das Positive aber auch in das Negative entwickeln. Als provokative Gegenfrage : Ist das nicht einwenig besser als ein farbloses nicht Vorleben?

W33 mit einer handvoll Erfahrung mit Männern
 
  • #8
Hallo FS,
bitte trennen zwischen (a) Vorerfahrungen und (b) Gestaltung der Beziehung vor der Heirat. 3 der von dir aufgeführten Faktoren für eine zufriedene und langfristige Ehe beziehen sich auf (b) und sind somit kein Befund, der in erster Linie untermauert, welche Bedeutung Vorerfahrungen haben.

Auftraggeber der Studie ist das "National Marriage Project" an der University of Virginia, angebunden an das "Institute for American Values". Ein sorgfältiger Blick auf Urheber von Studien erklärt manche Interpretation der erhobenen Daten.
Auf S. 14 der Studie wird darauf hingewiesen, dass es weiterer Studien bedarf - eines größeren Datenfundaments, um diese Aussage zu verifizieren.

Einige Einleitungssätze der Studie (Relevanz sexueller Erfahrungen vor der Ehe) sollte man sich ganz, ganz sorgfältig auf die im Subtext vermittelte politische Message hin anschauen. Schließlich will ja sicherlich kein vernünftig denkender Mensch die Argumentationslinien abnicken, die letzten Endes zu mädchenverachtenden Auswüchsen wie dem "purity movement" führen, right?

Deine Fragestellung ist unscharf, FS. Geht es dir nun um Risikofaktoren für eine gelungene Beziehung oder langfristige Ehen oder beides? Den die herangezogene Studie hat die Ehe im Blick - und nicht anderes.

ich selbst bin sehr dezidiert der Meinung, dass es so ziemlich das dümmste ist, das jemand machen kann: eine Beziehung eingehen, ohne die Vergangenheit des partners bzw. der Partnerin verstanden zu haben
Doch selbst jene Studie weist darauf hin (Schlussteil), dass Vorerfahrungen (Trennungen) durch Reflexion und eine intensiven Dialog der beiden Partner über maßgebliche Parameter ihrer Beziehung, einen (Studie stellt die These auf: negativen) Effekt der Vorerfahrungen aufheben oder ausgleichen können.
Es geht demnach verstärkt darum, den Reflexionsgrad des Partners über seine Vergangenheit zu kennen und nicht nur die Vergangenheit an sich.

Du bist über 50 Jahre alt, FS. Keine Beziehungen, keine Ehe? Wenn sich die Frau deines Interesses an die dünnen Ergebnisse der Studie halten würde, müsste sie für sich definieren wo ihre persönlichen Grenzwerte liegen: 3 Beziehungen - gerade noch ok, bei 4 Daumen nach unten, 1 Scheidung - oh oh, 2 Scheidungen - no-go, weil 95% Risiko?
Macht das wirklich Sinn? Ich weiß darauf keine abschließende Antwort.

Über das von hier angeschnittene Thema habe ich jedenfalls länger nachgedacht, nachdem sich peu à peu bei meinem Datingpartner die Eigenschaften zeigten, die ich ihm aufgrund dieser Infos zugeschrieben hatte: 1. Ehe mit 25, Kind, Scheidung nach 2 Jahren, viele verschiedene Beziehungsvarianten, Ende 30 2. Heirat, 4 Jahre später Scheidung, gefolgt von high frequency dating. Auf Kandidaten mit dieser Vita lasse ich mich tatsächlich nicht mehr ein. Das Forum ist jedoch voll mit Geschichten von Menschen, die sich nach vielen Wirren und Ehen gefunden haben. Soll es auch geben.
w
 
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  • #9
Hallo M,

in Prinzip hast du Recht mit deinem Hinweis auf seriöse Herangehensweise an das Thema Liebe und Partnerwahl. Leider erlebe ich in meinem Umfeld das Gegenteil von bedachtsam wählen und bewusst zusammenziehen. Ich habe mal irgendwo gelesen Frauen und Männer hätten über 1000 Gründe für Sex. Nicht zwingend hat das mit partnerschaftlichen Interessen zu tun. Ich würde sogar behaupten es gibt Leute die verachten uns als Moralapostel oder prüde weil wir nicht die Geschlechtsteile daten sondern den ganzen Menschen mit seinem ganzen Umfeld und seinen hausgemachten Problemen in unser Leben einladen wollen. Und da ist genug Umsicht mit wem man sich einlässt und wem alles nicht eigentlich nicht schlecht. Nur steht man dann offenbar im Lager der christlichen Fundis im Bible Belt, und das ist natürlich ein komplettes Missverstehen. Auf dem Höhepunkt der AIDS-Epidemie bracht das "no sex before Mariage"-Syndrom aus. In den USA sind es auch viele schwangere Teenies ohne berufliche Ausbildung. Das Ganze hat also einen harten Kern weswegen Sex vor der Ehe nicht so erwünscht ist. Aber bei Elite-Partnern im Akademikerforum wirst du abweichende Meinungen erhalten.
 
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  • #10
Sicherlich spielt die Vergangenheit eines Menschen eine Rolle. Wenn ein Mensch früher schon durch alle Betten gehüpft ist, seine Partnerinnen betrogen hat oder schnell auf Sex drängt ergibt sich schon ein gewisses Bild was einen evtl. erwartet.

Hier hat doch mal ein Poster geschrieben:"Past Behavior is the Best Predictor of Future Behavior."
Das kann ich nur unterschreiben. Sicherlich gibt es auch Menschen die sich im Laufe ihres Lebens verändern.

Allerdings stellt sich schon die Frage wenn ein Mensch mit seinen vergangenen Verhaltensweisen gut gefahren ist warum sollte er dann seinen Kurs ändern! Wenn ich mich auf einen Menschen einlasse der immer fremdgegangen ist darf ich hinterher nicht jammern wenn er dieses Spielchen auch mit mir treibt. Drum prüfe wer sich ewig bindet bevor er in den Wald verschwindet.

w45
 
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  • #11
Wesentliche Kernaussagen in Kürze:

Zufriedenheit in Ehen ist größer, wenn
- die Partner weniger Vorerfahrungen (und damit auch weniger Trennungsroutinen) haben;
- eher länger als kürzer mit Sex gewartet wurde;
- die Entscheidung zu Sex und Zusammenzuziehen nicht "einfach so passiert" ist, sondern bewusst getroffen wurde;
- eine "große Hochzeit" gefeiert wurde.
M (50+)

Mein Vorleben gehört zu mir und spielt demnach eine große Rolle für mich, aber nicht für den anderen. Ich halte wenig davon, den anderen erstmal "auszuhorchen". Sicher wiederholen sich Verhaltensweisen, aber jeder Mensch ist anders, deshalb reagiert man auch auf jeden neuen Partner anders. Außnahmen wären für mich nur die unsteten Vielwechsler, nicht zu verwechseln mit denen, die einige Vorerfahrungen haben. Ob ich in meiner vorherigen Partnerschaft zufrieden war, ist nur für mich wichtig, soll der neue Partner jetzt Spekulationen beginnen, wie ich mich aufgrund meiner alten Partnerschaft bei ihm verhalten würde: das kann genauso schief gegen als wenn er nichts über meine "Vorerfahrungen "weiß". Ich finde es auch komisch, wenn Leute, die aus einer unglücklichen Beziehung kommen sich darüber monieren, dass der andere eine abgeschlossene, glückliche Beziehung hatte.
Zu der großen Hochzeit: das würde heißen, man ist seinem sozialen Umfeld mehr verpflichtet als sich selbst Vielleicht hält das manchen zum Durchhalten an, der zu schnell eine Partnerschaft aufgeben würde.
w
 
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