"Afrikaner" heißt soviel wie beispielsweise "Europäer", sagt also überhaupt nichts Differenziertes aus. Im Gegenteil, Afrika ist noch größer als Europa. Es gibt so viele Länder auf diesem riesigen Kontinent, so viele Kulturen, so viele Unterschiede zwischen Ost und West, Süd und Nord...
Wenn du ihn kennenlernen willst, lerne sein Land kennen. Zunächst vielleicht aus Büchern und Filmen, später ganz sicher notwendig im Land selbst. Sonst hast du keine Ahnung, woher er kommt, wie es dort ist, wie die Menschen seines Volkes leben usw.. Am Besten dann nicht nur drei lächerliche Urlaubswochen, womöglich im Hotel, sondern wirklich im Land und für einige Zeit, vielleicht ein paar Monate.
Als nächstes lerne seine "Denke" kennen, frage, lass dir erklären, lese Bücher über sein Land und dessen Kultur, über seine Religion (egal, ob er sie ausübt oder nicht), lass dir seine Stammesgeschichte erklären (auch wenn er seit langem hier lebt, sind das seine Wurzeln - egal, ob er das so sieht oder nicht), lass dir von seinem Leben dort berichten, seiner Erziehung, von seinem Stamm, seinen und seiner Landsleute Gewohnheiten, Sitten und Bräuche, von seinem Clan, seiner Sippe, den Festen und Feiern, deren Hintergrund....
Wenn du Glück hast, triffst du eine Landsfrau, womöglich noch vom gleichen Stamm, die nicht "europa-verdorben" ist ( = alles, was europäisch ist und von Europäern stammt, ist toll. Alles, was afrikansich ist, lege ich ab oder mache es zur Attraktion für die Weißen) UND die auch noch in ihrem Land groß geworden ist und dann auch noch so viel Vertrauen zu dir hat, dass sie dir viel erzählt, was nur Frauen wissen und wissen sollen. (Etliches ist für Männer tabu und umgekehrt).
Ich lebte in Ostafrika mit einem afrikanischen Mann und hatte eine schwarze Freundin, zwar nicht aus dem gleichen Land und Stamm, aber traditionell groß geworden und erst später berufsgebildet und mit Europäern in Kontakt. Sie war mir extrem hilfreich, weil sie mir erklären konnte, was geschehen ist, wenn ich seine Reaktionen so gar nicht einordnen konnte (er war promovierter Wissenschaftler, politisch aktiv und hatte lang bevor wir uns in Ostafrika kennen lernten, etliche Jahre in Kanada gelebt, war also ein durchaus sprachlich gewandter und kommunikativer Mann. Wir konnten gottseidank viiiiiel reden. Das ist ungeheuer wichtig. Es wird Vieles geben, das du nicht verstehst oder wo ihr in kompletten Missverständnissen steckt, bevor ihr das überhaupt gecheckt habt.)
Vielleicht lernst du etwas von seiner Sprache, seine Lieder, lässt dir kochen und dir die Mythen und Märchen seines Volkes erzählen.
Dann gehst du vielleicht mal mit ihm zu seinen Landsleuten, wenn er sie trifft. Es würde mich wundern, wenn er nicht regelmäßig seine "Brüder und Schwestern" besucht und umgekehrt, wenn er nicht regelmäßig Besuch bekommt von seinen Freunden. Dann bleib dabei auch wenn du ihre Sprache erst mal nicht verstehst und erlebe, wie sie miteinander umgehen, wie sie reden und handeln. Er wird anders sein, wenn er unter seinen Landleuten ist, als wie wenn ihr zwei alleine seid. In seinem Land wird er nochmal anders sein. Und mit seiner Familie noch einmal anders.
Viel Glück.
Marlene