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  • #1

Trauerbearbeitung und ab wann eine neue Beziehung anstreben

hallo , ich habe mich auf einen Neuanfang mit einem Witwer eingelassen. Wußte jedoch zu Anfang nicht dass die Verstorbene erst ein knappes halbes Jahr beerdigt ist. Wir haben es trotzdem gewagt, er war offen und zu neuen Sachen bereit, liebevoll , dennoch holt ihn die Erinnerung nach einigen Wochen, immer wieder ein und er fällt in ein Loch. Nach einigen hin und hers und viel Verständnis meinerseits, habe ich geraten, proffessionele Hilfe in Traueraufarbeitung zu holen. Er beendete mal wieder die Beziehung und geht keinesfall zum Psychologen. Was nun, ihn aufgeben und alleine in seiner Trauer und Verzweiflung zurücklassen ?
 
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  • #2
Gegen Dauertrauer (und ständiges Vergleichen) ist wohl auch kein Kraut eines Psychologen gewachsen. Bezüglich eines Traurzeit-Bedarfs gibt es keine festen zeitlichen Größenordnungen. Wenige Monate können reichen, mitunter dauert es Jahre oder ist überhaupt nicht absehbar, bis ein Hinterbliebener zu neuer Bindungsfähigkeit gefunden hat.
Erkennbarer ,,Nachholbedarf" plus Nichtannahme von Hile bedeuten für dich leider keine gute Prognose. Seine Trauer aushalten können ist schon schwer genug, dann selbst zum Objekt eines Hin und Her zu werden, kaum durchzuhalten.
 
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  • #3
Ich habe für die Dame volles Verständnis und viel Mitgefühl. Sie sieht es aus ihrer Warte, doch mir ist vor knapp vier Monaten auch mein Lebensgefährte gestorben - wir lebten 24 Jahre in wundervoller Harmonie. Wir waren "das Paar" - auch im Bekanntenkreis. Unsere Zuneigung zueinander war derart, dass einer den anderen auf Händen tragen wollte. Ich glaube, so etwas gibt es selten. Mir ist zurzeit danach zumute, als sei ich halbiert. Im großen Haus höre ich seine Schritte, noch heute tippe ich im Büro automatisch die private Telefonnummer ein, um meinem Mann etwas zu erzählen. Ich bin nicht wehleidig, aber er fehlt mir. Im Moment erzähle ich von ihm und wir lachen, und sofort breche ich in Tränen aus. Ich möchte auf dieser Plattform wieder einen liebevollen Partner finden - ich denke jedoch, dass es großer Geduld bedarf, mit Trauernden fertigzuwerden.
 
  • #4
@#2: Vielen Dank für diese einfühlsam geschilderten Momente Deines Lebens. Der Tod eines Partners muss schrecklich sein. Umso mehr glaube ich aber, dass man erst dann einen neuen Partner suchen sollte, wenn man über den Verlust soweit hinweg ist, dass man eben keine Tränen mehr bekommt, sondern über die Trauer, Verzweiflung, Sehnsucht hinweg ist und die schönen Momente und Erinnerungen im Vordergrund stehen. Es geht nicht darum, den Partner zu vergessen, sondern wirklich nur darum, die Trauer zu verarbeiten und das Vergangene als Vergangenes betrachten zu können.

Ich finde es für einen neuen Partner unzumutbar, wenn man noch nicht diesen Zustand der Aufarbeitung erreicht hat. Dein Herz ist sonst noch gar nicht erreichbar, der neue Partner hätte keine Chance auf eine vollwertige Partnerschaft.

Siehst Du das auch so?
 
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  • #5
Guten Tag,
ich bin neu hier. Ich habe meinen Mann im Februar verloren, nach fast 13 jähriger Beziehung. Ich bin mit zwei kleinen Kinder allein geblieben.
Gestern Abend ganz spontan habe ich mich hier angemeldet. Ich weiß nicht, ob ich genug Kraft habe, tatsächlich in einer neuen Beziehung einzugehen.Aber ich will komplett was Neues beginnen.
Ich mach Nägel mit Köpfe: habe mich an der Uni angemeldet, will Führerschein machen, übermorgen ziehen wir um.Mein Mann hat mich derart verwöhnt, ich mußte nicht erledigen. In der letzten Zeit habe ich mehr gemacht, als in den vorhergehenden Jahren.
Es macht mich stolz und zeigt, daß ich genügend Willenskraft habe für meine Kinder zu kämpfen.
Nur ,mit der neuen Liebe...Ich weiß nicht....
 
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  • #6
Ich hatte ein ähnlichen Fall...Vor allem der Satz: Er beendete mal wieder die Beziehung, ist ein Alarmsignal, die Abstände dazu werden kürzer, weil die "Schmerzgrenze" sinken wird.
Wenn du ihn liebst und dich erstmal aufopfern willst, ihm zuliebe viel zurückstecken willst, Verständnis haben mußt, für deine eigenen Probleme meist kein Ohr findest, weil er zu voll mit seinen eigenen ist..ihm unendlich viel von deiner Kraft geben kannst OHNE im Burnout Syndrom oder in der Selbstaufgabe zu landen...dann kannst du ihm beistehen.
Wenn du ihn ZU viel unterstützt kann es passieren, dass er sich in seiner Trauer manchmal sogar noch wohl fühlt.. und wenn du mal nicht so viel Kraft hast, auch noch als verständnislos abgestempelt wirst.
Der einzige Weg ihn wachzurütteln (zumal er sowieso öfters Schluß macht) ist, so hart es klingt Totale Funkstille von deiner Seite aus!! Sag ihm vorher genau was Sache ist und warum du mit dieser Situation nicht klar kommst. Dann lass ihn alleine!!
Er muß von SELBST merken, dass es auf dieser Basis nicht funktioniert, er sich nicht so gehen lassen kann und dass er psychologische Hilfe benötigt!! Ganz ehrlich, ich bin sicher, bei Euch hängt die Waage schief und du gehst für ihn weit mehr Kompromisse ein, als er für dich.
Vergiss nicht es ist SEIN Problem und nicht deins!!!!! ER muß beziehungsfähig werden nicht DU.
Es ist in meinen Augen viel zu früh für eine Beziehung...Ich würde erstmal alles auf Eis legen, ihm Zeit lassen...und eventuell später einen Neuanfang starten...wenn du dir das überhaupt noch antun willst!
(w47)
 
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  • #7
zu Frederika,
danke für Du Deine Zeilen. Der letzte Abschnitt trifft wohl voll zu !
Mir tut dieser Zustand sehr weh, mal angenommen werden, dann wieder fallengelassen .
So hatte ich mir eine neue liebevolle Beziehung nicht vorgestellt.

zum 5. Beitrag,
auch hier meinen Dank an Dich.
So dachte ich auch selber schon, jedoch war ich nicht sicher, ob es zu egoistisch sei.
Also lieben Dank

zum 4. Beitrag,
auch Dir lieben Dank und ich kann empfehlen, erstmal alles erdenkliche für Dein Wohlbefinden zu tun um wieder das sogenannte "Lebensgefühl" zu erhalten, dann ja, dann, nach einem neuen Partner mal zu schauen.
 
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  • #8
#6 von 5
egoistisch...ja, den Vorwurf machte ich mir auch. Aber wenn die Beziehung zu oft durch einseitige Kosten am Laufen gehalten wird, man vor lauter Frust des anderen nicht mehr wahr genommen wird...sterben irgendwann auch die Gefühle. Deshalb finde ich einen Cut für einige Zeit wichtig, in der es keine weiteren Verletzungen geben kann, um sich über die Beziehung klar zu werden. Vergiss dabei nicht, du stehst ja noch am Anfang, in der es Verliebtheit und Leichtigkeit geben sollte...
Letztlich ist immer nur eine Frage entscheidend, sich zu hinterfragen, was tut MIR in Zukunft besser?
In diesem Sinne alles Gute für dich
(w47)
 
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  • #9
Ich denke, bei Tod des Partners ist es anders als bei Scheidung, Trennung u. ä. Man hat das know how für eine glückliche Beziehung (man sehe mal von der einen ab, mit der ich mal zu tun hatte im Netz die sagte: "Es kam mir grad recht, daß er starb, ich wollte mich eh grad scheiden lassen").

Wenn man das know how hat, sollte das Ziel sein, dieses zu nutzen und den Partner auszutauschen. Der überlebende Partner hat seinem verstorbenem Partner noch so viel sagen wollen, konnte es aber nicht mehr. Deswegen höre einfach zu und wenn er Dir sagen kann, wie es ihm geht, lernt er über seine Gefühle zu reden.

Und letzteres - über Gefühle reden - sollte doch das wichtigste sein, denn wenn der Partner erst einmal getauscht ist ....
 
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  • #10
Hallo, ich bin auch Witwe und das seid 9 Jahren.
Ich vermisse und liebe meinen Mann immer noch und werde das auch den Rest meines Lebens tun.
Wenn man einen Menschen verliert, den man geliebt hat, stirbt die Liebe zu Ihm nicht.
Sich davon zu lösen ist für Paare, die sich "nur " scheiden lassen einfacher, die haben die Wut oder den Hass aufeinander, um sich zu lösen und wenn Du bedenkst wie viele geschiedene Paare immer noch nicht den " Ex" verdaut haben, lasse den Witwen/ern die Trauer.
Und was ist schlimm daran wenn man sich diese Liebe erhält? Sie gehört zu meinem Leben und nimmt dem neuen Partner nichts weg.
Man sollte nur aufpassen und den verstorbenen nicht "heilig" sprechen.
Niemand kann sagen wann der richtige Zeitpunkt ist, sich Hilfe zu holen, das zu verarbeiten. Oder, wann die Trauer gefälligst vorbei sein soll, damit ich wieder eine neue Beziehung eingehen kann/darf. Wer weiß genau, wann es UNZUMUTBAR ist wieder eine Partnerschaft einzugehen?
Wer entscheidet das? Wissen das geschiedene/getrennte auch immer so genau?

Ich kann verstehen das Du dem Mann helfen möchtest und fände es gut mit Ihm noch mal das Gepräch zu suchen.Versuche ICH - Botschaften zu senden, damit Er sich nicht unter Druck gesetzt fühlt. Es gibt auch die Möglichkeit das Du Dich mit jemanden in Verbindung setzt der Trauerarbeit leistet und Dir - wahrscheinlich - die besseren Ratschläge geben kann, wie irgend jemand hier. Adressen bekommst Du von Deinem Pfarrer in der Gemeinde.
Hilfe muss ER selber wollen !!!!

Ich habe direkt nach dem Tot meines Mannes eine Trauertherapie begonnen die überhaupt nichts gebracht hat. Mein Mann hatte einen Unfall, der Tot kam also plötzlich.
Jetzt mache ich wieder eine und jetzt - bin ich bereit dazu.
Allerdings hatte ich auch eine langjährige Bez. dazwischen, die ich beendet habe und suche wieder einen neuen festen Partner.
Wie gesagt: " wenn nur die einen Partner suchen/haben dürften die frei von Ihrer Vergangenheit sind - gäbe es nue EINE Singelbörse in ganz Deutschland."

Und an #4
finde ich toll, mache weiter so, auch ich habe danach viel gelernt,auch über mich selber, habe den Motorradführerschein gemacht und bin vieeel selbständiger als damals. Sein dankbar das Du die Zeit mit Deinem Mann hattest und freue Dich auf das was noch kommt. Und vor allem - habe kein schlechtes Gewissen, jemanden neuen in Dein Leben zu lassen.

l.g. Beatrix.
 
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  • #11
Hallo, Fragestellerin,
ich komme oder bin möglicherweise in eine ähnlichen Situatuin wie, ein Witwer hat mir eine Anfrage geschickt und ich habe positiv geantwortet. Aus seinen Mails spricht auch, dass er noch Trauerarbeit leistet aber auch nach vorn schauen will.
Ich versuche, ihm mit bestem Einfühlungsvermögen Mut dazu zu machen und habe heute vielleicht damit einen kleinen Erfolg erzielt. Er ist so nett, dass ich Geduld habe werde/muss und ihn noch nicht aufgeben will.
 
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  • #12
zum Beitrag 10,
hallo .......ich kann nur sagen, es ist ein langer Weg um einen Platz in das Herz eines Witwers zu gelangen. Wenn sein Kopf nicht frei ist, dann kommen unweigerlich viele Probleme auf Dich zu.
Dazu schicke ich Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen und Feingefühl.
Es wird evtl. nicht so einfach wie Du es Dir vorstellst.
Dennoch viel Glück und lasse es mich wissen, ob Du den Herzenseingang erfolgreich passieren durftest...
 
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  • #13
an 9
auch eine "nur scheidung" kann sehr schmerzhaft sein. nicht alle menschen trennen sich erst, wenn man sich hasst. die erkenntnis irgendwann das miteinander verloren zu haben, die wege nebeneinander zu gehen anstatt miteinander tut auch sehr weh. vor allem dann, wenn man erkennt, dass es an einem selber gelegen hat, dass man zu lange geschwiegen hat. der mensch ist einem noch immer wichtig, aber doch zu weit weg um mit ihm noch zusammen zu leben. glaub es mir, auch diese art von trauer braucht eine weile bis sie verschwindet. besonders dann, wenn die beziehung schon sehr lange bestanden hat.

ich finde es nicht richtig sich um eine neue partnerschaft zu bemühen, wenn man mit der alten noch nicht fertig ist. aus welchen gründen auch immer man single ist, es ist dem neuen partner gegenüber nicht fair. jeder mensch sollte mit ganzem herzen da sein. so eine beziehung ist, wenn der andere nicht wirklich ein mehr als genügsamer oder ein unsensibler mensch ist, zum scheitern verurteilt. ich würde keinen partner an meiner seite wollen, den ich mit der vergangenheit teilen muss.
 
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  • #14
#12 das meine ich ja, genau das ! Trauern tun wir alle - sollten wir auch.
- Aber - die meisten schleppen IHRE Vergangenheit mit sich.

Wer kann von sich behaupten das Er eine neue Partnerschaft begonnen hat, aber mit der alten schon total abgeschlossen??
Die wenigsten.
Oder, wer hier bei EP alles mit Seiner alten Beziehung "fertig " ist?

Das wäre vielleicht eine neue Frage : wann weiß ich das ich FREI bin für eine neue Bez.???

l.g. Beatrix
 
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  • #15
Es ist schwierig, mit einem Partner zusammen zu kommen, der mit seiner letzten Partnerschaft, zumal, wenn sie durch den Tod beendet wurde, noch nicht abgeschlossen hat. Ich kenne das Problem und ließ mich nur wenige Wochen nach dem Tod der Freundin auf einen Mann ein. Einige Wochen ging alles prima, er war genau das, was ich mir immer gewünscht hatte, aufmerksam, zärtlich, einfühlsam. Doch eines Tages hieß es, er hielte das, was wir hätten, für falsch. Einfach so, aus heiterem Himmel, ohne dass irgendwelche Anzeichen da gewesen wären. Sicher hatte er von seiner verstorbenen Freundin erzählt und ich habe ihm auch gesagt, ich bin für ihn da, wenn er darüber reden will, habe allerdings nicht selbst von dem Thema angefangen, weil ich dachte, das würde ihn nur noch mehr schmerzen. Nun ist er weg, lebt in seiner Trauer um seine verstorbene Freundin und ich weiß auch nicht, was ich tun soll. Ich glaube, ich habe wirklich tiefe Gefühle, von Liebe kann man sicher nach wenigen Wochen nicht reden, aber so ein Ansatz dahingehend ist schon vorhanden. Ob sich allerdings der Kampf gegen einen "Geist" lohnt und man diesen gewinnen kann, solange der andere noch nicht bereit ist, wage ich zu bezweifeln.

Allen hier, die ähnliches durchmachen, kann ich nur alles Gute wünschen und dass ihre Beziehungen besser ausgehen oder wirklich glücklich aufgebaut werden können.
 
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  • #16
Hallo Ihr Lieben,
es ist schön von euch zu lesen und zu merken, das ich nicht alleine bin. Ich bin 53 Jahre alt und habe vor 8 Monaten meinen Mann durch eine schwere Krankheit verloren. Er war erst 47 Jahre alt. Die Trauer verläuft in starken Wellen. Im Moment fällt mir der Abschied wieder einmal sehr schwer. Ich habe meinen Mann sehr geliebt.
Nun hat sich durch einen wahnsinnigen Zufall ergeben, das ich wieder mit meiner Jugendliebe zusammenkam und wir wohnen (zwangsläufig) seit einigen Monaten zusammen.
Ich habe manchmal das Gefühl, das ich ihn liebe und manchmal das Gefühl, das ich ihm nicht so nahe bin wie meinem verstorbenen Mann.
Mit ihm war ich verheiratet und wir führten eine 12 jährige Ehe.
Ich habe das Gefühl, ich tue meinem neuen Partner sehr weh, aber ich kann es nicht ändern. Oft verheimliche ich meine Trauer um ihn nicht zu verletzen, aber manchmal kommt mir doch das heulende Elend. mein neuer Partner hat Verständnis dafür, so sagt er, möchte nur nicht, das ich so leide. Aber ich muß das alles tief im Herzen mit mir selbst ausmachen.
Ich hatte anfangs eine Trauerbegleiterin, was mir sehr half, aber nun merke ich doch,das der unmögliche Abschied wahnsinnig schwer fällt. Ich kann es nicht wahrhaben. Wir hatten noch so viel vor und so vieles konnte sich mein Mann nicht erfüllen und nun liegt er einfach unter der Erde. Er war noch so jung.
Zu meiner neuen Beziehung möchte ich halten und ich möchte auch in die Zukunft sehen aber oft holt mich die Trauer wieder ein und ich stehe neben mir.
Ich habe Achtung und Respekt, wenn ein neuer Partner / Partnerin diese Stimmungschwankungen ertragen kann und möchte.

<MOD: Signaturen sind nicht gestattet.>
 
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