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  • #1

Trennung wegen Depression - gibt es noch Hoffnung

Hallo miteinander,

mein Freund hat sich nach 6 wunderschönen Monaten von mir getrennt mit der Begründung, dass er seinen Weg alleine gehen müsse. Er beichtete mir, dass er eine andere Frau geküsst hätte, da er vermutlich eine Bestätigung gebraucht habe. Er wisse, dass er den größten Fehler seines Lebens gemacht hat, aber könne damit nicht leben und außerdem hat er schon wieder so irre Gedanken im Kopf. Es geht ihm nicht gut, er sitzt in einem Loch, er ist ein Versager, ein Verlierer, er hätte keinen Plan für sein Leben und befürchtet, dass er abstürzen würde. Er meinte, dass nichts in seinem Leben funktionieren würde, er sowieso immer die falschen Entscheidungen trifft und seine Gefühle ihm kalt/warm geben würden. An einem Tag weiß er, dass er mich über alles liebt, am nächsten Tag fühlt er gar nichts. Er hat auch immer wieder den Wunsch zu sterben, aber ich soll mir keine Sorgen machen, es ist nur Selbstmitleid - würde er nie tun.

Dann einige Tage kein Kontakt. Nach 3 Tagen ruft er an, da wir uns nochmals für ein Gespräch treffen wollten. Ab diesem Zeitpunkt täglich Nachrichten und Anrufe. 4 Tage später ein Treffen, es war sehr emotional, er sagte mir, dass wir uns immer noch lieben würden, er mich aber nicht um eine 2. Chance bitte möchte, da er derzeit nicht wisse, ob er ein "Versprechen" morgen noch halten könne. Er würde mich aber sehr vermissen. Wir küssten uns zärtlich, sein Herz schlug wild und laut, so dass ich es hören und spüren konnte. Er sagte mir, dass er noch nie eine so besondere Frau kennen gelernt hätte, das Gefühl hatte angekommen zu sein und jetzt gerade wieder das Gefühl hat, dass ich die einzige wäre, wo er hätte ankommen können. Er wisse, dass er irgendwann vor mir stehen wird, weil er zurück will, aber wahrscheinlich ist es dann zu spät - das ist immer so.
Die nächsten Tage Nachrichten und Anrufe - er würde sich selbst für sein krankes Hirn hassen!
Samstag dann unzählige Nachrichten, ich soll zu ihm kommen, er möchte mit mir einschlafen, mit mir kuscheln, ... ich lehnte ab! Sonntag noch 2 Anrufe und einige Nachrichten, seit gestern kein Lebenszeichen mehr. Was ist passiert? Er wollte sich ja MO wieder melden? Er ist jetzt scheinbar wieder besser drauf - zumindest ständig mit Freunden unterwegs und postet Bilder mit "das Leben genießen ..." usw.

Darf ich noch hoffen oder muss ich mich damit abfinden, dass wir getrennte Wege gehen? Keine Kontaktaufnahme mehr von seiner Seite? Irgendwie habe ich mir den Kontaktabbruch gewünscht, um loslassen zu können, aber jetzt ist es schon sehr schmerzhaft.
Bin so traurig!
 
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  • #2
Hallo liebe FS
Bist Du sicher das er eine Depression hat? Hört sich als erstes an wie eine schwere Bindungsstörung....(evtl. stammt die Depression daher).
Du hast mein volles Mitgefühl...es ist ein Achterbahnfahrt und unglaublich Schmerzhaft, gerade weil es aufhört, wenn es gut läuft...deshalb tippe ich auf Bindungsangst....
Ich spreche aus eigener Erfahrung....ich habe so was 2 Jahren mitgemacht..um festzustellen, dass ich nichts bewirken kann, obwohl es mich komplett zerissen hat. Nach 6 Monaten Beziehung, wo ich das Gefühl hatte, die Beziehung lief gut und wir uns über eine gemeinsame Zukunft gefreut haben, kam dann aus heiterem Himmel der erste heulende Anruf, dass er nicht mehr kann...
Es war einfach so, um so sicherer er wurde, und um so enger und besser unsere Beziehung wurde, um so erstickter und eigeschränkter fühlte er sich und musste ausbrechen (genauso wie dein Freund die andere Frau küssen musste)....obwohl er sich nach so eine Beziehung gesehnt hat...Am Anfang war er sogar unglaublich unsicher und Eifersüchtig auf männlichen Bekannten ..brauchte eine große Sicherheit, was ich ihm gegeben habe, was ihm dann Paradoxerweise das Gefühl des Erstickens ausgelöst hat.
Als ich zwecks "Selbstschütz" den Kontakt einstellte, bekam ich mysteriöser emails wo er mich nochmal über seine Problematiken aufklärte...über sein Leiden...dass er mich höllisch vermisste...dann die Kontaktwiederaufnahme und dann alles von vorne.
Es ist als liebende Partnerin oder Partner unglaublich schwierig von so jemanden los zu lassen. Gerade weil der Partner Dich in seiner Gefühlswelt so Anteil haben lässt, hat man einerseits das Gefühl, dass er nach einer gemeinsamen Lösung sucht. Anderseits ist es gerade das Ergebnis dieser Lösung wovor er Angst hat, deshalb will er auf keinen Fall dahin.
Das Auf und Ab, die Angst den anderen immer wieder zu verlieren, kann unglaubliche Leidenschaft entfachen....aber es ist langfristig Krankhaft. Alle Versuche mit meinem damaligen Partner gemeinsam zu einer Beratung zu gehen, scheiterten. Alle Versuche, dass er alleine hingeht ebenso...er hat sich nur über Therapie lustig gemacht. Am Ende habe ich mir selbst einfach eine Unterstützung geholt, um mich zu trennen. Hätte ich den endgültigen Kontaktabbruch nicht durchgehalten würde es heute wahrscheinlich noch weitergehen...
Jetzt ca. 10 Jahre später bin ich seit Jahren in einer stabilen, schönen(und leidenschaftlichen;)) Beziehung.
Fazit...Beschütze Dich, ermutige ihn zur Selbsthilfe und bring Dich in Sicherheit...alles hat sonst kein Zweck... und..wenn es wirklich Bindungsangst ist: Es hat mir Dir nichts zu tun. Also kannst Du ihm nicht helfen
Viel ERfolg und viel Kraft...
W 39
 
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  • #3
Liebe Fragestellerin - geh, geh weit weg von dem Mann. Was für eine Krankheit er hat können wir hier im Forum nicht per Ferndiagnose klären. Aber er hat mindestens einen happigen Schuldkomplex. Küsst eine Frau und geht zu Boden weil das Verrat an der Partnerschaft ist und dann klebt er an der Partnerin - das ist ein kleben, das fast schon Stalking-Qualitäten hat. Der Mann ist derzeit definitiv nicht fähig ein Partner zu sein, er kommt mit seinem Leben nicht klar. Du bist weder seine Psychiaterin noch seine Therapeutin noch eine Sozialarbeiterin der Gemeinde - geh zu deinem eigenen Schutz aus seinem Leben. Trennung mit Kontaktabbruch. Sonst schmierst du mit ab! W die beruflich mit solchen Menschen zu tun hat.
 
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  • #4
Hallo liebe "W" ... hier die FS
Vielen Dank für deine Antwort ... es klingt sehr einleuchtend, was du da geschrieben hast und kommt meiner Geschichte schon sehr nahe. Die Depressionen sind auf alle Fälle da ... davon hat er auch immer wieder gesprochen, auch von den verrückten Gedanken in seinem Gehirn! Kurz bevor er sich von mir trennte, sagte er, dass er Hilfe bräuchte, aber das ist jetzt scheinbar schon wieder nicht mehr so!?
Wir schmiedeten auch schon Zukunftspläne - er hat bereits davon gesprochen, dass er gerne zu mir ziehen möchte, da ihm unsere gemeinsame Zeit sehr wichtig ist und wir sowieso viel beschäftigt sind. Er scherzte über unsere Hochzeit, wir fuhren gemeinsam in Urlaub und er plante bereits den nächsten Sommerurlaub, ...

Mittlerweile ist seit 3 Tagen Funkstille. Er lenkt sich jetzt scheinbar ab, ist aber oft um 4 Uhr in der Früh kurz mal online, was dafür spricht, dass er wach im Bett liegt (das hatte er bereits, als wir noch Kontakt hatten, aber bereits getrennt waren).
Du hast dich zurückgezogen ... wie lange hat er deine "Kontaktsperre" ausgehalten bis er sich wieder gemeldet hat?
Ich verstehe das gut, denn wie gesagt, heute ist der 3. Tag an dem ich nichts von ihm höre, lese oder sonst was und ich habe das Gefühl, dass ich mich nicht mehr in diesem schrecklichen Ausnahmezustand befinde, wie es gestern oder vorgestern bzw. die Zeit davor war. Natürlich schmerzt es noch (wird wohl auch noch eine Zeit so bleiben), aber ich bekomme ab und an schon wieder ein bißchen Klarheit in meinen Kopf ...
Nochmals DANKE!!!
 
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  • #5
Liebe "w" #2 ... hier die FS
Danke für deine Antwort! Es stimmt wohl ... er kommt mit seinem Leben nicht klar, das hat er mir auch so gesagt! Er hat keinen Plan, keine genauen Vorstellungen wohin es gehen soll!
Wie schon erwähnt, hat er sich nun seit 3 Tagen nicht gemeldet und lässt den Anschein erwecken, dass alles super lustig ist in seinem Leben (wobei ich definitiv an seinen Fotos erkenne, dass sein Lachen gespielt ist).
Ich weiß, dass ich ihm nicht helfen kann, dennoch tut es immer noch weh. Ich fühle mich so hintergangen, so verletzt, so veräppelt, ... Wir haben über einige seiner Sorgen auch gesprochen und ich wollte ihn unterstützen, ihm möglicherweise das stabile Umfeld schaffen, damit er sich helfen lassen kann, aber ...
Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich jetzt ein "Trostpflaster" sucht, dass keine Fragen stellt ... zumindest für einige Zeit!
DANKE dir für deine ehrlichen Worte!!!
 
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  • #6
Liebe FS..hier noch mal die #1
ich habe anfänglich damals eine Kontaktsperre von 2 Wochen festgelegt, wo er sich klar werden wollte, was er überhaupt wollte. Er hielt es nicht aus, und rief mich einfach zu einer Zeit an, wo ich normalerweise bei der Arbeit wäre, um einfach meine Stimme auf dem AB zu hören. Ich war aber daheim, und bin ran gegangen. Das Krankhafte war, auch als er durch seinen Tat merkte, dass er mich unglaublich vermisste, er sich nicht verbindlich zu einer Beziehung äußern konnte (und auf eine Affäre war keine von uns aus).
So habe ich gesagt, dass ich es nicht mehr aushalte und habe den Kontakt abgebrochen. Er hat danach niemals die direkte Verantwortung übernommen um mit mir den Kontakt wieder aufzunehmen, sondern hat immer mal ab und zu mails geschickt..quasi unverbindliche "Rauchsignale" von sich gegeben, wo er sich über sein Seelisches Befinden beschwerte, dass er leidet, dass er sich hasst, dass er komplett verzweifelt war usw...aber hat niemals direkt um meine Hilfe gebeten (das wäre ja doch viel zu Verbindlich gewesen und hätte bedeutet, er übernimmt die Verantwortung um was zu machen, was ihn Angst bereitete) Ich war wie Du jetzt, - ich habe ihn geliebt, habe geglaubt, ich konnte ihm helfen, wenn ich ihm eine Stabilität anbiete und ihn unterstütze, eine Therapie aufzunehmen.... Fehlanzeige. Er hat immer eingestanden, dass er schwerwiegende Probleme hatte, aber hat immer dann Grunde gesucht, warum es bei ihm nichts bringen würde. Ich habe, wie gesagt, mit einigen Unterbrechungen es ca. 2 Jahre ausgehalten. Noch anzumerken ist, dass ich so weit gegangen bin weil ich einige seiner Ängste sehr gut nachvollziehen konnte. Wir sind ähnlich aufgewachsen, und ich hatte auch viele Ängste und Probleme, hatte einige glücklicherweise aber schon längst überwinden können... Also meine Geduld und mein Verständnis ihm gegenüber hatte indirekt auch sehr viel mit meinen eigenen Themen zu tun.
Ein gravierender Unterschied gab es allerdings. Seine Angst sich auf eine Partnerin einzulassen und die Ungewissheit auszuhalten, dass er möglicherweise die Partnerin durch Trennung oder Tod wieder verlieren konnte war für ihn viel schlimmer, als eine Trennung, mit sicherem Ende, durchzustehen... auch wenn er der verbindlicher SCHRITT in einer kompletter Trennung niemals selber machen konnte. Er wollte immer alle Optionen frei halten: Keine Verbindlichkeit zu Ja, und keine Verbindlichkeit zu nein.....
 
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  • #7
Liebe FS,

oh Gott, mir kommt die Geschichte so bekannt vor. Der Mann kommt nicht zufälliger Weise aus Oslo/Norwegen? Das gleiche Verhalten, habe viele Fotos von ihm bekommen, die gleichen Worte von ihm "krankes Hirn" (er kann ziemlich gut deutsch), wenn ich so lese, was er dir geschrieben und wie er sich verhalten, ich habe ähnliches erlebt. Bindungsangst, so massiv, dass er schon körperlich Probleme hatte.

Ich habe dann den Kontakt abgebrochen, er wollte sich psychologische Hilfe holen, er wäre aber soooo schwer krank, dass er fast nicht mehr arbeiten könne.

Eigentlich tut er mir a bissel leid, der wird von seiner schweren Bindungsangst (Einzelkind, Mamasöhnchen) schwer wegkommen.

w
 
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  • #8
Hallo und hier nochmal die #1
Das Buch "Nah und doch so fern: Beziehungsangst und ihre Folgen" kann ich sehr gut empfehlen...und es hat mir damals sehr geholfen stark zu bleiben und loszulassen, (ich es hätte sogar schreiben können..) Es war einfach gut, das wieder ganz klar zu lesen, was ich mit ihm immer besprochen habe...
Auch sollte das Buch "Jein" auch ganz gut sein.
Als Abschuss möchte ich einfach sagen, dass ich natürlich nicht weiß, ob dein Freund wirklich Bindungsangst hat, es ist nur eine reine ganz unklare Vermutung...aber einiges kam mir einfach bekannt vor...und wenn es das ist, jegliche Hilfe die Du leistest ist für die Katz. Warum soll man sich helfen lassen um das zu bekommen wofür man am meisten Angst hat, was einem Krank macht. ER muss erstmal ganz alleine Hilfe holen und seine Ängste aufbrechen. Du kannst da absolut nicht machen.
Vor ca. 4 Jahren bekam ich noch eine Mail von meinem ex Freund, wo er sich nochmal entschuldigte, und meinte, dass das gleiche ihm nochmals passiert wäre (also nun das 3. Mal) und er sich nun in eine Therapie begeben hätte. Diese Mail war aber genauso voller Selbstmitleid und Selbsthass wie in der Zeit wir zusammen waren, und ich merkte, er wollte, dass ich mich damit wieder auseinandersetzte. Fehlanzeige. Ich schätze ihn wirklich sehr wie zuvor, er war unglaublich wichtig für mich und er wird immer ein Platz in meinem Herzen haben, aber ich kann ihm nicht helfen...
Dir alles Gute! und bleib Stark!
 
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  • #9
Mir kommt das auch extrem bekannt vor, sogar auch die Wortwahl, allerdings ist mein Ex nicht aus Norwegen.
Meiner sagte damals sogar mal, er sei nicht beziehungsfähig. Und das stimmt auch. Er hat jahrelange Therapien gemacht mit dem einzigen Ergebnis, dass er immer mehr Bauchnabelschau betrieben hat und immer weniger beziehungsfähig war. Ich rate dir: Denk gar nicht mal mehr daran, mit dem eine Beziehung führen zu können. Schlag dir das radikal aus dem Kopf, das wird nie was.
 
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  • #10
Wenn du ihm helfen willst, dann lass ihn allein! Nach 6 Monaten schon die erste Trennung und Fremdküssen, das hat wohl sowieso rein gar nix mit Liebe zu tun.

Solche Ausreden (das er ein Verlierer ist) hat er nur vorgeschoben und wenn er wirklich in einem Loch steckt, braucht er keine Umtütelung von dir, sondern muss sich selbst da raus helfen. Oftmals geht das nur, wenn solche Menschen mal ernsthaft alleine auf sich gestellt sind und die Chance haben, mal ohne Hilfe ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. DU kannst NICHT helfen!
 
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Mooseba

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  • #11
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